Hammer
Films
Die Hammer-Geschichte
beginnt bereits Jahrzehnte vor der legendären Dracula
Verfilmung von 1958, im Jahre 1913 nämlich, als ein junger
Mann namens Enrique Carreras, der ein großer Bewunderer des
noch jungen Mediums Film ist, seinen ersten Kinematoghraphen im
Londoner Stadtteil Hammersmith eröffnet. Rasch gelingt es ihm,
sein Unternehmen zu einer Kinokette auszubauen, die über ganz
London verteilt ist, bis er 1934 beschließt, selber in der
Filmindustrie Fuß zu fassen. Hierfür tut er sich mit
dem Juwelier William Hinds zusammen, der unter dem Künstlernamen
Will Hammer auch in Amateur Variete Shows auftritt und stets davon
träumte, eine große Nummer im Showgeschäft zu werden.
Zusammen gründeten sie den Filmvertrieb Exclusive Films Ltd,
aus der schließlich ein Jahr später die Produktionsfirma
Hammer Films Ltd hervorgeht, der sich auch Carreras Sohn James und
Hinds Sohn Anthony anschließen. Im gleichen Jahr entsteht
unter der Regie von Denison Clift der erste abendfüllende Hammer
Film: "The Mystery of the Marie Celeste" aka "The
Phantom Ship", der auf den wahren Fall des vermeintlichen Geisterschiffes
Mary Celeste zurückgeht, welches man im Jahre1882 zwischen
Portugal und den Azoren treibend ohne Besetzung auffand und dessen
wahres Schicksal bis heute ungeklärt blieb. Zwar konnte für
den Film der große Bela
Lugosi gewonnen werden, dennoch fiel er bei der Kritik gnadenlos
durch. 1936 entsteht der Film "The Song of Freedom", 1937
dann "Sporting Love", bis der zweite Weltkrieg 1939 über
Groß Britannien hereinbricht und den filmischen Aktivitäten
der Carreras und Hinds vorläufig einen Riegel vorschiebt.
Als nach dem
Ende des Krieges die Nachfrage nach britischen Filmproduktionen
wieder steigt, wird das Unternehmen Ende 1947 reanimiert und endgültig
im Februar 1949 unter dem neuen Namen "Hammer Film Productions
Ltd." ins Handelsregister eingetragen. Die Direktoren sind
zu jenem Zeitpunkt (wie schon vor dem Krieg) die Herren Enrique
Carreras und Will "Hammer" Hinds wie deren Söhne
James und Anthony. Kurze Zeit später steigt auch Enriques Enkel
(und James Sohn) Michael Carreras in die Firma ein und bringt eine
ganze Reihe guter neuer Ideen in Sachen Vermarktung mit. Erste erfolgreiche
Filmproduktionen der Phase 2 sind "River Patrol" und "Dick
Barton, Special Agent", aus dessen Abenteuern im Handumdrehen
eine ganze Serie gemacht wird.
Anfang der 50'er
Jahre kommt ein Joint Venture zwischen Hammer und dem amerikanischen
Filmproduzenten Robert Lippert zustande, welches einerseits den
US Markt für Hammer öffnet und andererseits künftig
Hollywoodstars in die Produktionen einbinden soll. Es geht gewaltig
aufwärts. 1955 erwirbt die 20'th Century Fox Lipperts US-Rechte
an den Hammer Filmen, die gerade mit dem Science Fiction Film "The
Quartermass Experiment", der in den USA unter dem Titel "The
Creeping Unknown" in leicht umgeschnittener Fassung ordentlich
Reibach einfährt, enorm erfolgreich sind. Science Fiction ist
ohnehin gerade groß, doch Michael Carrera entdeckt einen neuen
Trend in Amerika, der speziell beim zahlungskräftigen jungen
Publikum gefragt ist: Horror kommt zurück!
Und genau das
ist die eigentliche Geburtsstunde des Hammer Horror. 1957 bzw. 1958
reanimiert Hammer die Charaktere Frankenstein und Dracula, die das
Publikum noch aus den alten Universalfilmen aus den 30'er und 40'er
Jahren kennt, diesmal werden sie dem Publikum allerdings in Eastmancolor,
dem Vorgängerverfahren von Technicolor - also mit anderen Worten:
in Farbe - präsentiert. "Der Fluch von Frankenstein"
und (The Horror
of) Dracula werden zu fulminanten Erfolgsfilmen und zementieren
das Fundament für das, was in den kommenden rund 20 Jahren
Filmgeschichte schreiben soll. Nebenher katapultieren sie das Tandem
Christopher
Lee und
Peter Cushing zu den größten Stars des phantastischen
Films seit Bela
Lugosi und Boris Karlof, der Routinier Terence Fisher steigt
zum Haus-und Hofregisseur auf. Es folgen "Ich bin Frankenstein",
"The Man who could cheat Death", "Der Hund von Baskerville",
"Die Rache des Pharaonen" und "Der Fluch von Siniestro",
alle mit Lee und / oder Cushing.
Die 60'er Jahre werden bei Hammer mit einer Fortsetzung des ersten
Dracula-Filmes eingeläutet: Dracula
und seine Bräute, der allerdings auf Christopher Lee in
seiner Paraderolle verzichtet, nicht aber auf Cushing, der hier
die grandioseste "van Helsing" Performance seiner Karriere
gibt.
Angelockt vom
weltweiten Erfolg der Hammerfilme stehen inzwischen auch die großen
US Studios Schlange um mit den Briten zu arbeiten. Es werden Deals
mit "Universal Pictures" und deren ewigem Konkurrenten
"Columbia" gemacht, das Geld fließt in Strömen.
Michael Carrera ist inzwischen ausgestiegen um seine eigene Firma
Capricorn Films zu gründen, doch auch er muss erkennen, so
richtig Geld lässt sich damit nicht verdienen, so produziert
er weiter in loser Folge für Hammer.
Neben den Gothic
Filmen dreht Hammer in den 60'ern auch jede Menge Abenteuer Streifen
wie "She - Herrscherin der Wüste", "Bestien
lauern vor Carracas" oder "Eine Million Jahre vor unserer
Zeit". Auch das lukrative Fernsehfeld wird erstmals beackert,
in Kooperation mit 20th Century Fox und ABC Television entsteht
die Serie "A Journey into the Unknown", die erstmals im
September 1968 ausgestrahlt wird. Ebenfalls 1968 erhält Hammer
quasi den Ritterschlag: sie werden mit dem "Queens Award for
Industry", der höchsten Ehre für ein britisches Unternehmen
ausgezeichnet. Hierzu schaut die Königin persönlich vorbei.
Man wähnt sich am Zenit, aber schon stehen die 70'er ins Haus
und erste dunkle Wolken ziehen bedrohlich über dem Hammer House
of Horror auf.
Plötzlich
beginnen die Filme zu floppen. Die Welt hat sich satt gesehen an
Hammers altmodischen Gothic Filmen, man gruselt sich inzwischen
lieber zu Stoffen wie Friedkins "Der Exorzist", Romeros
Nacht
der lebenden Toten, Hoopers "Texas Chainsaw Massacre"
oder Cravens "Last House on the Left". Die Idee, die Filme
mit Softsex Einlagen aufzupeppen kommt ebenfalls nicht besonders
gut an, so geht Hammers Niedergang recht rapide voran. Daran kann
auch der alte Hase Micheal Carreras nichts ändern, der 1971
wieder ganz zu Hammer zurückkehrt. Der letzte Hammer Horrorfilm
"To the Devil...a Daughter" entsteht 1976 und ist mit
Christopher Lee, Richard Widmark und Nastassja Kinski auch recht
prominent besetzt, doch es hiflt nichts, auch dieser Film floppt.
Inzwischen hat
man sich größtenteils auf den Fernsehmarkt verlegt und
produziert allerhand britische Sitcoms. 1980 kommt Hammer noch einmal
mit der legendären Fernsehserie "Hammer House of Horror"
zurück, drei Jahre später mit dem Nachfolgeprojekt "The
Hammer House of Mystrey and Supense" welches mit US amerikanischen
Geldern entsteht und hauptsächlich für den amerikanischen
Markt gemacht ist, aber nicht an die Erfolge der "Horror"
Serie anknüpfen kann.
Weil Geldgeber
fehlen passiert im folgenden nicht mehr allzu viel. Als 1990 ein
Deal mit Warner für eine weitere Fernsehserie scheitert, scheint
Hammer endgültig am Ende, doch, Überraschung, Überraschung
im Jahre 2001 kündigt Terry Ilott, der neue Mann in der Chefetage,
vollmundig ein großes Hammer Revival für das 21 Jahrhundert
an. Hammer sei wieder da, man habe einen großen Deal mit Firstsight
Films über 6 Horrorfilme abgeschlossen. Ich zitiere hier mal
Herrn Ilott direkt von der Hammer Website, welche allerdings im
Jahre 2002 letztmalig aktualisiert wurde:
"To all
true Hammer fans, I have this message: Hammer really is coming back.
We won't get it right first time. We might not get it right the
second time. But we will get it right eventually. So, as well as
being excited, be patient."
Was allerdings
von dieser Aussage zu halten ist, lässt sich nicht mit Bestimmtheit
sagen, denn bis dato ist aus unserer Sicht nicht allzu viel passiert,
so das die Vermutung nahe liegt, man habe sich wieder aus dem Projekt
zurückgezogen. Schade!
Hier noch ein
Auszug aus der Filmliste, die natürlich in keinster Weise vollständig
ist, denn das würde jeden Rahmen sprengen:
Vampirfilme:
1958
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1960
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1963
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1965
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Horror
of Dracula aka Dracula
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Dracula
und seine Bräute
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Kuss
des Vampirs
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Blut
für Dracula
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1968
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1970
|
1970
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1970
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Draculas
Rückkehr
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(Wie
schmeckt) das Blut von Dracula?
|
Gruft
der Vampire
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Dracula-Nächte
des Entsetzens
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1971
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1971
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1972
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Draculas
Hexenjagd
|
Nur
Vampire Küssen Blutig
|
Dracula
jagt Mini-Mädchen
|
Comtesse
des Grauens
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1972
|
1973
|
1973
|
1974
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Circus
der Vampire
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Captain
Kronos: Vampirjäger
|
Dracula
braucht frisches Blut
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Die
sieben goldenen Vampire
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Sonstige
Filme:
1935: "The
Mystery of the Marie Celeste" aka "The Phantom Ship"
1936:"The Song of Freedom"
1937:"Sporting Love"
1947: "River Patrol", "Dick Barton, Special Agent"
1949. "Celia", "Doctor Morelle"
1950: "The Man in Black"
1951: "The Dark Light"
1952: "The Stolen Face", "Wings of Danger"
1953: "Spaceways"
1957: "Frankensteins Fluch", "Yeti - Der Schneemensch"
1959: "Der Hund von Baskerville", "Die Rache der
Pharaonen", "Der Fluch von Siniestro"
1960: "Ein Toter spielt Klavier",
1963: "Frankensteins Ungeheuer"
1964: "Die Brennenden Augen von Schloss Bartimore"
1965:
"She - Herrscherin der Wüste"
1976:
"To the Devil
a Daughter - Die Braut des Satans"
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