Die
sieben goldenen Vampire (OT:
The Legend of the seven golden Vampires)
AKA: 7 Brothers versus Dracula, 7 Brothers and a sister meet Dracula,
7 Brothers of Dracula, 7 golden Vampires,
Dracula and the seven golden Vampires, The last Warning, Seven Brothers
meet Dracula, Seven golden Vampires: The last Warning
GB,
Hongkong, 1974, Farbe, 88 min |
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Regie:
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Roy
Ward Baker |
Drehbuch:
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Don
Houghton |
Produzent:
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Don
Houghton, Vee King Shaw |
Kamera |
John
Wilcox, Roy Ford |
Musik
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James
Bernard |
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Peter
Cushing |
Prof.
van Helsing |
David
Chiang |
Hsi
Ching |
Julie
Ege |
Vanessa
Buren |
Robin
Steward |
Leyland
van Helsing |
Shih
szu |
Mai
Kwei |
John
Forbes-Robinson |
Dracula |
Robert
Hanna |
Britischer
Konsul |
Transsylvanien
1804. Nach monatelanger Reise hat der Asiat Kah, der Hohepriester
des Kultes der 7 goldenen Vampire, sein Ziel völlig erschöpft
erreicht: das Mausoleum des Grafen Dracula, der dort, von der Menschheit
verbannt, seiner unwürdigen Existenz fristet.
Kah erweckt den Geist des Untoten und schlägt ihm einen finsteren
Pakt vor, doch Dracula verfolgt eigene Pläne. Angesichts der
neuen Chance, Rache am Geschlecht der Menschen zu nehmen, bemächtigt
er sich des Körpers Kahs und begibt sich nach China, um dort
mit Hilfe der 7 goldenen chinesischen Kollegen ein neues Schreckensregime
zu errichten. Dies gelingt ihm auch recht knorke, bis sich eines
Tages ein Bauer mit Namen Hsi, dessen Tochter von den Blutsaugern
geraubt wurde, erhebt und einen der Vampire tötet. Der tapfere
Mann kommt ebenfalls zu Tode, doch fortan wird sein Heimatdorf regelmäßig
von der Vampirpest heimgesucht.
Exakt 100 Jahre
später befindet sich der Okkultismusexperte Professor Abraham
van Helsing in Begleitung seines erwachsenen Sohnes Leyland (wo
kommt denn der plötzlich her?) auf Vorlesungsreise im fernen
Osten. An der angesehenen chinesischen Universität von Tschunking
(ich bin mir da nicht so ganz sicher, aber liegt das nicht eigentlich
in Nord-Vietnam und war Schauplatz einiger der berüchtigsten
Schlachten des Vietnamkrieges? Nur mal so am Rande angemerkt...)
referiert er über sein Lieblingsthema - den Vampirismus natürlich
- doch die Studenten fühlen sich verschaukelt. Nur ein junger
Mann namens Hsi Ching schenkt ihm Glauben, denn er ist der Urenkel
des besagten Hsi, der einst einen der 7 Blutsauger richtete. Ching
und seine sechs Brüder plus dem Nesthäkchen der Familie,
der hübschen kleinen Schwester, haben geschworen, den Terrorblutsaugern
den Garaus zu machen. Es gelingt ihm, van Helsing zu überreden,
sich mit ihm und seinen Geschwistern, allesamt Meister der Kampfkunst,
auf den beschwerlichen Weg in das verfluchte Dorf zu machen um dem
Vampirspuk für immer ein Ende zu setzen.
Von nun an reiht
sich eine Martial Arts Schlacht an die nächste, bis sich ganz
am Ende van Helsing und sein Erzfeind Dracula einmal mehr im fernen
China Auge in Auge gegenüber stehen...
:
An
diesem Film scheiden sich die Geister wie kaum an einem zweiten
im Hammer-Universum; während
die "Old School" Vampirfans entsetzt die Hände über
dem Kopf zusammenschlagen, schreien die Trashfans begeistert Hurra!
Beginnen wir
mit den Fakten:
1974, als dieser Film entstand, steckte Hammer knietief in der Krise.
Die Horrorfans waren längst in das Lager des amerikanischen
Gruselkinos a la "Exorzist" oder eben in die noch radikalere
Liga solcher Filme wie "Night of the living Dead", "Texas
Chainsaw Massacre" oder "Last House on the Left"
konvertiert. Klassischer Schauer britischer Prägung war einfach
nicht mehr up to Date, was durchaus auch an einer gewissen Übersättigung
gelegen haben mag. Immer wieder musste der arme Dracula aus seiner
Gruft hervor kriechen nur um einmal mehr noch fieser als zuvor vernichtet
in selbige zurückzukehren, wobei die Qualität der Drehbücher
zusehends verflachte. Das schafft natürlich nicht nur Frust
bei seiner Durchlaucht, der schließlich auch in Satanic
Rites of Dracula beschloss, die Menschheit endgültig mit
einem Pestbazillus zu vernichten, das amüsierte auch König
Kinogänger nicht mehr sonderlich.
Diesmal aber wollte Hammer alles anders machen. Anfang / Mitte der
siebziger Jahre eroberte ein neues Genre die Kinosäle im Sturm:
der Martial Arts Film. So verfielen die Herren aus Hammers Chefetage
auf die glorreiche Idee, ein Süppchen zu kreieren, welches
sich aus ihrer klassischen Gothic-Küche und den Stilmitteln
der jungen asiatischen Kochkunst zusammensetzen sollte. Gesagt getan.
Da aber in old Britannia niemand so recht was von den chinesischen
Knochenbrecher-Filmen verstand, holte man sich die Shawn Brothers,
die legendären Experten jener Epoche im Kung Fu Gewerbe aus
Hong Kong an Bord. Dies hatte den Vorteil, dass der Film gleichermaßen
kostengünstig wie hipp auch komplett dort realisiert werden
konnte.
Die Regieverantwortlichkeit lag bei Roy Ward Baker, dem Haus- und
Hofinszenierer der späten Hammerjahre, doch dieser war klug
genug, sich der Mithilfe solch integerer Martial Arts Routiniers
wie Chang Cheh und Godfrey Ho zu bedienen, was sich als zweifelsfrei
richtig erwies.
Das Resultat
dieses frühen East meets West Genremix Experiments geriet dann
überraschend unterhaltsam und ist beinahe ein kleines Trashmeisterwerk
geworden, auch wenn es so wahrscheinlich gar nicht gedacht war.
Baker, auf dessen Konto sehr gute (Gruft
der Vampire) wie sehr schlechte Filme (Monster
Club) gehen, inszenierte offenbar fröhlich und unbekümmert
drauf los. Was soll es, wird er sich gedacht haben, dann machen
wir halt einen Kung Fu Horrorfilm in Hong Kong, kann ja auch ein
großer Spaß werden - und genau das ist es geworden.
Man stelle sich vor, Peter
Cushing / Professor van Helsing unter schwertschwingenden und
kickboxenden Asia Vampiren, die über ihren vermoderten Gesichtern
(ganz im Gegensatz zu unserem westlichen Vampirbild) goldene Masken
tragen. Dazu erheben sich Legionen von Zombies aus ihren Gräbern,
um die letzte Schlacht zwischen Gut und Böse in offensichtlichen
Styropor- und Pappmachéhöhlen und Verliesen auszutragen,
wobei die Szenerie stimmungsvoll knallebunt wie weiland bei Onkel
Bava ausgeleuchtet ist. Apropos Bava, an dessen Stil fühlte
man sich hier ohnehin des öfteren gemahnt, siehe z. B. besagte
Szene, in der die Zombies (in diesem Fall die Sklaven der Vampire,
bedauernswerte Kreaturen, die von den Blutsaugern zwar gebissen
wurden, jedoch im Gegensatz zu Hammers üblichen Handlungsabläufen
nicht selber zu Vampiren mutieren, sondern zu deren willenlosen
Geschöpfen) auferstehen - eine 1a Kopie der entsprechenden
Szene aus Bavas (insgesamt etwas verunglücktem) Vampire
gegen Herakles von 1960. Das macht schon eine Menge Laune.
Doch bei all
dem munteren Treiben darf man nicht über einige gewaltige Schlaglöcher
in der Story hinweg sehen.
Zum einen, wo kommt van Helsings Sohn her und warum sind die van
Helsings plötzlich Briten? Eigentlich stammt van Helsing ja
aus Amsterdam, oder nicht?
Wie ist es möglich, das Dracula bereits 1804 in einem Mausoleum
gefangen ist, wo die eigentliche Geschichte Draculas, also auch
sein Zusammentreffen mit van Helsing erst 1897 stattfindet? Gut,
theoretisch könnte man ja über diesen Punkt noch hinweg
sehen, aber van Helsing ist hier 1904 unterwegs und berichtet von
seinen Abenteuern mit dem Grafen in Transsylvanien, dieser aber
hat sich ja bereits 100 Jahre zuvor in Kahs Gestalt nach China verkrümelt
und dort folglich das 19. Jahrhundert verbracht. Somit müsste
also van Helsing weit über 100 Jahre alt sein, wofür er
eigentlich noch einen ganz agilen Eindruck macht. Und überhaupt
van Helsing, wozu brauchen ihn Hsi Ching und seine Geschwister eigentlich
so dringend? Offenbar kommen die Karateklopper ja auch ganz gut
allein mit den Vampiren zu Wege, zumal, van Helsings Zutun beschränkt
sich ja meist darauf, in der Gegend rumzustehen und kluge Sachen
zu sagen wie: "Stoßt ihnen die Pfähle ins Herz!"
Gut, er darf am Ende einmal mehr den Grafen pfählen, der in
diesem Fall nicht mehr von Christopher
Lee sondern von einem reichlich tuntig geschminkten John Forbes-Robinson
verkörpert wird, doch sicher wäre dies auch einem der
Hsi Brothers gelungen. Und wieso verwandeln sich die anderen Vampiropfer
alle in die Zombietypen, nur die schöne Schwedin Miss Buren
wird unmittelbar nach dem Biss selber zur Vampirin?
Wer weiß...
Aber abgesehen
davon ist " 7 goldene Vampire" ein echt durchgeknalltes
B-Movie Kleinod, das alle Ingredienzien - Vampire, Kung Fu, Zombies,
Action, reichlich Blut, nackte Tatsachen, Humor, mal beabsichtigt,
mal unfreiwillig, Fantasyelemente, Geisterbahnflair, was will man
mehr? - für einen vergnüglichen Videoabend mitbringt.
Ach, Sie sind eher ein Freund gediegenerer Filmkunst? Nun, dann
ist das hier eher kein Streifen für Sie. Es müssen aber
wohl seinerzeit noch mehr Leute so empfunden haben, denn leider
geriet der Film zum finanziellen Flop und besiegelte somit den Untergang
des Hauses Hammer.
Wer aber ganz gut mit Popcornkino der abgedrehteren Sorte leben
kann, dem seien "Die 7 goldenen Vampire" aufrichtig ans
Herz gelegt.
Gern hätten
wir dem Film eine höhere Wertung gegeben, aber fair muss bleiben,
deshalb ziehen wir eine Fledermaus für die holprige und unlogische
Story ab, doch es bleibt unter dem Strich eine richtig gute und
verdiente 3 für dieses farbenprächtige naive und irgendwie
saugute Spektakel.
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