Junges
Blut für Dracula (OT:
Count Yorga, Vampire)
AKA: The Loves of Count Yorga, Vampire, Teufelsausrottung
Die
sieben Pranken des Satans, Bob Kelljan, 1971
Die
junge Donna versucht mittels einer spiritistischen Sitzung, die
ein mysteriöser Mann namens Graf Yorga leitet, Kontakt zu ihrer
verstorbenen Mutter aufzunehmen. Dies geht reichlich schief, denn
erstens ist Yorga kein Medium sondern ein blutgierger Vampir und
zweitens ist Donnas Mutter ebenfalls eine lustige Untote, die ihr
"Dahinscheiden" natürlich niemand anderem als jenem
rätselhaften bulgarischen Adeligen zu verdanken hat.
Donna
fällt auf besagter Seance in einen Schockzustand und wird von
Yorga hypnotisiert, anschließend scheint alles wieder normal
zu sein, niemand macht sich Sorgen. Donnas Freunde Paul und Erica
willigen ein, Yorga mit ihrem Van zu seinem Haus zu fahren. Auf
dem Rückweg aber bleibt das Fahrzeug im ungewöhnlich morastigen
Boden stecken. Das Paar beschließt die Nacht im kuscheligen
Van zu verbringen und am nächsten Morgen Hilfe zu holen, doch
des Nachts werden sie von einem unheimlichen Wesen angegriffen.
Zwar können sich beide am anderen Tag nicht mehr genau entsinnen,
was eigentlich passiert sein mag, doch die Sache wird zusehends
rätselhafter als Erica beginnt, einen Appetit auf lebendige
Katzen zu hegen. Der zu Rate gezogene Arzt Dr.Hayes hat auch bald
eine sehr "plausible" Erklärung für all die
merkwürdigen Vorkommnisse: da geht doch ein Vampir um!
Natürlich
glauben die jungen Leute dem Arzt kein Wort, doch einige Leichen
und einen Besuch bei Yorga später kann sich auch unser jugendlicher
Held Michael, Donnas Verlobter, der Meinung Dr. Hayes anschließen.
Als
Donna verschwindet, beschließen Hayes und Michael das Vampirnest
zu stürmen. Dummerweise tun sie dies aber nicht bei Tage, wo
jeder anständige Vampir in seinem Sarg liegt und von Aas und
Pest träumt, sondern in dunkelster Nacht. Zunachst bekommen
es die Vampirjäger nun mit Yorgas Bräuten zu tun, unter
anderem Erica und Donnas Mutter. Hayes unterliegt den Vampiren,
doch Michael gelingt es im letzten Moment Yorga, der in der deutschen
Synchronisationsfassung plötzlich zum Grafen Dracula wird,
mittels eines abgebrochenen Besenstiels (Nimbus 2000?) zu pfählen.
Puuh, Glück gehabt Michael, oder? Ha! Quatsch, das dicke Ende
kommt erst noch, aber wäre es möglich, das Drehbuchautor
Macready ein großer Freund von Roman
Polanskis meisterlichen Tanz der
Vampire ist oder wie kann man sich erklären, dass der Schlussgag
originellerweise eins zu eins kopiert wurde?
Und
dummerweise hat Macrerady damit sein Pulver auch schon beinahe verballert,
denn die öde Geschichte hat neben jeder Menge hahnebüchener
Dialoge eigentlich nur noch eine erwähnenswerte Szene zu bieten,
eben jene (durchaus schon legendär zu nennende), in der Erica
Darstellerin Judith Lang an der Katze knabbert. So was will ein
junges Publikum heutzutage sehen, haben sich da wohl einige Herren
Filmschaffende gedacht und hatten ja gar nicht mal so unrecht, denn
speziell in Amerika ist diese Szene fast so bekannt wie Linda Blairs
Erbsensuppen-Spuckereien im "Exorzisten".
Kann
aber ein Film, dessen Höhepunkte das Verspeisen einer Katze
und ein geklauter Schlussgag sind, ein guter sein? Mitnichten!
So berühmt und erfolgreich der Film ist, er bleibt Mumpitz.
Abgesehen davon, das wie bereits erwähnt das Drehbuch äußerst
schawch ist, wirkt der gesamte Film sonderbar defizitiös. Alles
wirkt irgendwie lieblos und halbgar, es macht beinahe den Eindruck,
als habe es Regiesseur Kelljan nicht sonderlich daran gelegen, eine
Geschichte zu erzählen, sondern er scheint bereits beim Drehen
in Gedanken das Geld gezählt zu haben, das er mit dem Film
verdienen würde, und seine Rechnung ging ja auch auf, denn
bereits ein Jahr später war er mit der Fortsetzung The Return
of Count Yorga (trägt in Deutschland den völlig sinnentleerten
Titel Die sieben Pranken
des Satans) am Start.
Anfang
der Siebziger war der große zweite Frühling des amerikanischen
Vampirfilms, neben Yorga trieben auch Gestalten wie Blacula
und der Schrecken und feuchte Traum zugleich aller amerikanischen
Hausfrauen, Barnabas Collins aus Dan Curtis Vampirsoap Schloss
der Vampire ihr Unwesen, doch im Gegensatz zu den legendären
atmosphärisch dichten und großen Gothgruselern aus den
Dreissiger und Vierziger Jahren blieb ein Großteil der "neuen"
Filme ziemlich blutleer. Überzeugt davon, mal sowieso wieder
alles besser zu können, blickten die Amis nach England und
dachten sich, wer sind schon Hammer?
Wir geben unserem Publikum amerikanischen Grusel, amerikanische
Monster, die in amerikanischen Städten umgehen und Amerikaner
in der amerikanischen Gegenwart metzeln ( amerikanische Katzen nicht
zu vergessen), und nicht so olle muffige europäische Gemäuer
in viktorianischen Zeiten, das will der amerikanische Konsument
nicht sehen, Hallelujah!
Leider
liegt aber auch genau da der Haken, denn kaum einer der "neuen"
amerikanischen Vampirstreifen bietet so was wie Atmosphäre,
Grusel, Schauer, unheimliche Stimmung. Wo bei Terence Fisher oder
Mario Bava
aristokratische 19. Jahrhundert Gestalten einsam und unheimlich
durch finstere alte Häuser schreiten nehmen amrikanische Instant
Vampire ihr Fast Food vom Pappteller, wenn Ihr versteht was ich
meine. Das kann auch mitunter recht unterhaltsam sein und einigermaßen
rocken (man siehe das Beispiel Blacula),
doch es gruselt nicht, und darauf kommt es ja eigentlich an bei
einem, sagen wir mal Horrorfilm. Wo in den Dreissigern große
Könner und Stars wie Lugosi
und Karloff,
Freund und Whale, Lorre und Chaney
das Genre prägten, herrschte in den Siebzigern leider nur noch
Austauschbarkeit und Belanglosigkeit. Schade eigentlich.
Dennoch
muß man auch loben, nämlich Robert Quarry, aus dem man
zu der Zeit wohl eine Art amerikanisches Pendant zu Christopher
Lee machen wollte, aber da kann Herr Quarry ja nichts dazu,
und obwohl er den Film, wie er später einmal sagte, reichlich
doof fand (stimmt ja eigentlich auch), spielt er seine Rolle doch
ziemlich gut und verleiht dem Film somit wenigstens noch ein bisschen
Würde. Übrigens kann er es eigentlich so schlimm auch
nicht gefunden haben, denn warum hat er denn noch eine Fortsetzung
gedreht und warum spricht er auf der amerikanischen DVD den Audiokommentar?
Sollte da etwa der schnöde Mammon eine Rolle gespielt haben?
Aber, liebe Freunde, wir sprechen doch von Kunst, oder?
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