Eine
Jungfrau in den Krallen von Vampiren
(OT: La fille de Dracula)
AKA: Daughter of Dracula, A Filha de Dracula, La Hija de Drácula
Als
Louisa Karlstein zu ihrer todgeweihten Mutter eilt, ahnt sie nicht,
welches schreckliche Geheimnis diese ihr stets verschwiegen hat.
Louisa ist eine direkte Nachkommin des gefürchteten Grafen
Dracula. Tatsächlich muss sie kurz darauf eine grausame Entdeckung
machen. Bald versetzen mehrere Morde die ganze Gegend in Unruhe.
Während nicht nur der ermittelnde Komissar im Dunkeln tappt,
verliert Draculas Tochter Louisa sich immer mehr in einer Psycho-Sexuellen
Trance und beginnt eine Liebesbeziehung mit ihrer unschuldigen Kusine
Karine. Ist tatsächlich etwas dran an der Legende des Grafen
Dracula? Oder hat etwa der jetzige Graf Max Karlstein etwas mit
den Verbrechen zu tun?
Louisa
Karlstein (nein, welch originelle Namenschöpfung, wo man sich
hierfür wohl hat inspirieren lassen?) erfährt am Sterbebett
ihrer Mutter das finstere Familiengeheimnis: Ihr Urahn, der erste
Baron Karlstein, war ein echter Vampir, und sie, Louisa, stammt
in direkter Blutlinie von dem alten Nager ab. Sicher werden auch
bald bei Louisa die vampirischen Triebe zu sprießen beginnen.
So gibt die sterbenskranke alte Dame nicht nur den Löffel,
sondern zuvor auch noch einen Schlüssel an das Töchterlein
ab, um ihrer ungeheuren Behauptung Futter zu verleihen. Der Schlüssel
gehört zur Krypta der Kapelle auf dem Karlsteinschen Anwesen,
dort unten soll der Vampir in seinem Sarg schlummern. Natürlich
muss Louisa dort unten nachschauen und entdeckt schreckliches...oder
war es etwa nur ein Traum?
Sie beschließt,
zunächst auf dem Anwesen ihres Onkels, des aktuellen Barons,
zu verweilen, wo sie eine lesbische Beziehung mit ihrer Cousine
Karine beginnt und sich immer tiefer in wilden sexuellen Abgründen
verfängt, die sie nicht wirklich versteht.
Ungefähr
zur gleichen Zeit beginnt eine unheimliche Mordserie das Küstenstädtchen
zu erschüttern, die einen misstrauischen Polizeiinspektor und
einen cleveren Journalisten auf den Plan rufen. Eine hübsche
junge Dame wird in ihrer Wohnung von einem mysteriösen Eindringling
in schwarz getötet, eine Stripperin kommt ums Leben. Ist etwa
doch etwas an der alten Legende von den blutrünstigen Karlstein
Vampiren? Ist Baron Max von Karlstein der Mörder? Oder sein
finsterer zwielichtiger Sekretär?
Oder Ist am Ende Louisa Karlstein selbst bereits zu einem Vampir
mutiert?
Ganz
ehrlich, so wirklich beantworten lässt sich diese Frage wahrscheinlich
nur von Maestro Franco himself, schließlich hat er sich die
Geschichte ausgedacht. Leider gelang es ihm nicht, seine Ideen auch
dem Zuschauer in verständlicher Weise zu vermitteln, denn dafür
ist seine gesamte Inszenierung viel zu verworren geraten.
Wer sich mit
dem Werk des spanischen Viel- und Billig- und Viel-Billig-Filmers
Jess
Franco ein wenig auskennt, kann sich sicher leicht ausmalen,
mit was für einer Art Film wir es hier zu tun haben, nämlich
dem üblichen, gerade für die Phase der Frühsiebziger
typischen froncoesken Stilmix aus Horror- und Erotikelementen, wobei
letztere in diesem Falle eindeutig die Oberhand haben. Gern versuchte
Franco damals, seinen Filmen dieser Epoche einen verhuschten, künstlerischen
(und mitunter etwas esoterischen) Anstrich zu verpassen, doch leider
scheiterte dies meist am Budget und am relativen Unvermögen
(wir wollen jetzt mal nicht so hart mit Jess ins Gericht gehen und
von mangelndem Talent sprechen, denn dafür ist der alte Lustmolch
doch ein wenig zu kultig, irgendwie!) des Regisseurs. Allerdings,
dem französischen Kollegen Jean Rollin, der Franco zu der Zeit
scheinbar gern gewesen wäre, stand zumeist auch kaum mehr Geld
zur Verfügung. Aber wir wollen keine Haare spalten.
"La Fille
de Dracula" ist ganz gewiss nicht der schlechteste Franco-Film
(diese zweifelhafte Ehre gebührt unbedingt dem höllengrotten-unterirdischen
Schwachsinn Vampir Kill
- Die Nacht der offenen Särge, zumindest was die dem Rezensenten
bekannten Filme anbelangt, aber sicher gibt es noch viele Tausende
und Abertausende Filme dieses umtriebigen Kerlchens, die ihm noch
gar nicht bekannt sind), zudem hat der Film eine ziemlich eigene
Atmosphäre, die irgendwo zwischen psychedelischen 70'er Flair,
Billigporno, Gothicgrusel und Dilletantismus schwankt. Auch wenn
ziemlich wenig Gewichtung auf eine stringente Handlung gelegt wurde
(oder hat sich das nur so ergeben und es ist Franco und den Seinen
auch erst aufgefallen, als der Film schon fertig war und keine Zeit
[geschweige denn Geld] zum Umschneiden und Nachdrehen mehr blieb?),
gehört der Film zu den unterhaltsameren und gelungeneren Werken
des Spaniers, denn, seien wir ehrlich, der Großteil seines
Karriereweges ist von ganz schönen Gurken gepflastert (obwohl
auch das Geschmacksache sein dürfte, wie immer kann hier nur
das subjektive Empfinden wiedergegeben werden.)
Allerdings ist
der Film tatsächlich mal wieder dann am besten, wenn er unfreiwillig
komisch geriet. Zum Beispiel wenn der Kameramann mal wieder seinen
Lieblingstrick vorführt, einen plötzlichen Zoom auf das
Gesicht eines der HauptdarstellerInnen, welche(r) sich gerade redlich
bemüht, mit einem vielsagenden oder rätselhaften Gesichtsausdruck
zu beeindrucken, auf einen Gegenstand, auf üppige Brüste
oder eine Vagina. Man hat zum Schluss des Films beinahe den Eindruck,
allmählich könne er das mit dem Zoomen, doch dafür
hat er lang und oft beim Dreh üben müssen (dummerweise
hat Franco nur vergessen, diese Versuche herauszuschneiden, hihi),
oder wenn Baron Karlstein am Flügel sitzt und traurige Weisen
klimpert während der Beleuchter die Szenerie so fuchsig ausleuchtet,
das man gleich mehrfach den Schatten des Kameramannes sieht. Doch
wie weiland Ed
Wood stören derlei Kleinigkeiten Jess
Franco nicht.
Der Firma X
Rated Films ist es zu verdanken, dass dieser bessere Film des Hombres,
den sie Franco nennen (und der sich übrigens hier mal wieder
selbst eine besondere Rolle auf den Leib geschrieben hat, nämlich
die des seltsamen Sekretären des Barons, der stets nur finsteres,
kryptisches Zeug brabbelt, auch sehr lustig!), nicht der Vergessenheit
zum Opfer fiel, denn es handelt sich ja hierbei um eine eher unbekannte
Produktion. In schönem Hardcover im Rahmen der "Jess
Franco Collection 2004" veröffentlicht, verwundert
es allerdings ein wenig, das der Film zwar einen deutschen Titel
verpasst bekam (und jener interessanterweise ja wohl dem 1971'er
Erfolg "Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies" entliehen
wurde, der Verdacht, man hätte somit den Fans eine Fortsetzung
vorgaukeln wollen drängt sich leider ein wenig unangenehm auf),
nicht aber eine deutsche Synchronisation! Leider liegt nur eine
spanische und eine französische Tonspur vor, es werden lediglich
deutsche Untertitel geboten (allerdings die kleinsten, die ich je
in einem Film sah), doch so schlimm ist das auch wieder nicht, denn
es wird - eine weitere Gemeinsamkeit mit den Streifen von Jean Rollin
- ohnehin nicht allzu viel gesprochen in dem Film.
Interessant
ist auf besagter DVD im Bonusteil noch ein relativ neues Interview
mit Jess
Franco (Februar 2004), welches den guten alten Jess inzwischen
wirklich reichlich gealtert zeigt. Mitunter versteht er gar nicht
mehr, was der Interviewer von ihm will...auch ein "Schundfilmer"
wird irgendwann ein wenig senil.
Hardcorefans
brauchen die DVD nun sowieso, Leute die den Spanier noch nicht so
für sich entdeckt haben, sollten zunächst vielleicht lieber
über den Erwerb von Nachts, wenn Dracula
kommt und Vampyros Lesbos nachdenken
bevor sie zum vorliegenden Titel greifen, denn Franco für Anfänger
ist dies hier nicht.
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