Mario
Bava
Denkt
man an Horror made in Italy, fallen einem spontan Namen ein
wie Dario Argento, Lucio Fulci, Antonio Margheriti, vor allem
aber Mario Bava! Bava war das Universalgenie des Genres, Meister
genialer Bildkompositionen, Innovator cineastischer Ausleuchtungstechnik,
kreatives Mastermind in nahezu allen Bereichen des Filmschaffens,
und nebenher auch noch Erfinder des Giallo-Thrillers, jener
speziellen italienischen Gattung des Suspense Films, doch
davon später mehr - kurz, er ist der Titan des europäischen
B-Movies. Er hatte die Gabe, aus Minibudgets Riesenfilme zu
machen, auf Kompromisse ließ er sich nicht ein, weswegen
er stets den kostengünstigen Produktionen treu blieb,
die großen Studios wollen einem ja doch ständig
nur in die Arbeit reinreden, meinte er einmal. Noch heute
zählen viele namhafte Regisseure wie Tim Burton (man
sehe sich "Sleepy Hollow" an), Ridley Scott (zitierte
für seinen legendären "Alien" gleich mehrfach
Bavas Planet
der Vampire), Quentin Tarantino oder Martin Scorsese (eher
von Bavas Thrillern beeinflusst als von seinen Gothic-Streifen)
wie George A. Romero und Dario Argento, der ja noch mit dem
Meister zusammenarbeiten konnte, zu seinen Bewunderern.
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Mario Bava erblickt
am 31.Juli 1914 im italienischen San Remo das Licht der Welt. Seine
Vorliebe für Kunst und Kino wird ihm quasi in die Wiege gelegt,
denn sein Vater Eugenio arbeitete zunächst als Maler und Bildhauer,
etabliert sich dann aber als Kameramann und Effektspezialist in
den italienischen Filmstudios der frühen Jahre. Schon als Kind
schaute Mario dem Papa oft bei der Arbeit über die Schulter,
doch zu einem jungen Manne herangereift fasst er zunächst den
Entschluss, ein Kunststudium zu absolvieren und sich der Malerei
zu widmen. Da Mario aber ideologische Probleme mit den Lehrinhalten
der faschistischen Universitäten hat (es waren die Dreißiger
Jahre und Mussolini war an der Macht) und an chronischer Geldknappheit
leidet, beginnt er, seinem Vater bei dessen Arbeiten zu assistieren,
von ihm lernt Mario das gesamte Handwerk. Schon bald hat er sich
selber einen hervorragenden Namen als Kameramann erworben. Sein
künstlerischer Blickwinkel, seine innovativen Ausleuchtungstechniken
und seine äußerst effiziente Arbeitsweise bringen ihn
in den folgenden Jahren mit so berühmten Regisseuren wie Roberto
Rosselini oder Georg Wilhelm Pabst zusammen.
Unverhofft findet
sich Bava 1956 plötzlich erstmals selber auf dem Regiestuhl
wieder, als sich Ricardo Freda während der Dreharbeiten zu
"Der Vampir von Notre Dame" mit den Produzenten überwirft
und auf Nimmerwiedersehen vom Set verschwindet. Kurz entschlossen
übernimmt Bava die Regie und vollendet die Dreharbeiten binnen
zwei Tagen! 1960 arbeitet er erneut mit Freda zusammen, diesmal
für den Sci-Fi Horrorstreifen "Caltiki - Rätsel des
Grauens". Wieder verschwindet dieser vom Set, wieder springt
Bava für ihn in die Bresche. Als er im gleichen Jahr auch noch
die Dreharbeiten für Jaques Tourneurs Historienschinken "Die
Schlacht von Marathon" vollendet, bekommt er schließlich
sein eigenes Regieprojekt: den famosen Die
Stunde wenn Dracula kommt. Der Film gerät zum Meilenstein
des Gothic Horror und zur Initialzündung für das italienische
Horrorkino überhaupt.
Von nun an dreht
Bava Film um Film, darunter auch solche der unterschiedlichsten
Genres: Historienfilme, Thriller, sogar einige Western und eine
Erotikkomödie sind darunter, doch dem Horrorfilm bleibt er
stets mit besonderer Vorliebe verbunden.
Einige seiner herausragendsten Arbeiten, die kompatibel zu diesen
unseren Seiten im www. sind, sind u.a. Planet
der Vampire, Die
toten Augen des Dr. Dracula und Die
drei Gesichter der Furcht. Da Bavas Filme trotz großer
Optik alle dennoch recht kostengünstig entstanden sind, wird
mit seinen Werken ordentlich Geld gemacht. Dennoch kündigt
die Firma AIP, die zuvor Bavas Filme in den USA und den anderen
englischsprachigen Ländern vermarktet hatten, 1966 den Vertrag
und zieht sich von den Verpflichtungen zurück. Die zusehends
härteren Filme, die Bava ab etwa mitte der Sechziger dreht,
in denen immer häufiger sexuelle Obsessionen oder Drogensucht
thematisiert werden und die von der Grundaussage immer pessimistischer
werden (häufig stirbt am Ende sogar der Held), wollen nicht
so recht ins familienfreundliche Konzept AIPs passen.
Bava, der mit
seinem 1962'er Thriller "La Ragazza Che Sapeva Troppo",
den Prototypen aller Giallos fabrizierte(dem sollten noch einige
solche in Bavas Karriere folgen), wird zusehends desillusionierter
vom Filmgeschäft und beginnt sich nach und nach zurückzuziehen,
wobei er den Stab allmählich weiter an seinen Sohn Lamberto
reicht. Dieser setzt zwar die Familientradition fort und hat auch
den berühmten Namen des genialen Herrn Papa geerbt, nicht aber
sein Talent Siehe Dinner
with the Vampire)
Erstmals arbeitet Mario Bava 1977 für den Okkult-Thriller "Schock"
mit seinem Sohn zusammen, tritt aber bei den Dreharbeiten selber
kaum noch in Erscheinung. Seine letzte Regiearbeit leistet er ein
Jahr später, als er für das italienische Fernsehen den
Film "La Venere d'Ille" - natürlich eine Horrorproduktion
- inszeniert.
Mario Bava stirbt
am 25. April 1980 65jährig an einer Herzattacke. Kurz zuvor
hat er noch an einigen Szenen für Dario Argentos "Inferno"
mitgearbeitet.
Auch wenn der
kompromisslose Recke des Kinos der anderen Art wahrscheinlich einem
breiteren (Mainstream) Publikum weitgehend unbekannt sein und bleiben
wird, so ist sein Einfluss auf das moderne Kino unbestritten und
ihm ein ewiger Platz im (B-)Film-Olymp sicher. Vergesst seine doofen
Western und einige seiner Thriller, doch seine finsteren farbenprächtigen
harten bildgewaltigen poetischen billigen und doch grandiosen Horrorfilme
(nein, das sind keine Widersprüche, schaut sie Euch an) machen
ihn zu einer unsterblichen Legende seines Fachs.
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