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Gallerie des Grauens      (OT: Dr. Terrors Gallery of Terror)

AKA: Alien Massacre, Gallery of Horror, Gallery of Horrors, The Blood Suckers, The Witch's Clock

USA 1966, 79 Minuten, Farbe
Regie: David L. Hewwitt
Drehbuch: David L. Hewwitt (als David Prentiss) und Gary R. Heacock
Kamera: Austin McKinney
Musik Jay Hathaway
Produzent: Ray Dorn, David L. Hewitt
Lon Chaney jr Dr. Mendell
John Carradine Conferencier / Tristram Halbin
Roger Gentry Bob Farrell / "Mob Leader" / Dr. Sevard / Harker
Karen Joy Julie Farrell / Vampir Medina
Mitch Evans Graf Dracula aka Alucard
Ron Doyle Dr. Spalding / Dr. Cushing / Brenner
Rochelle Hudson Helen Spalding

Einmal mehr haben wir es hier mit einem der wenig geliebten Episodenfilme zu tun (Ausnahmen bestätigen die Regel, doch dazu später mehr), weshalb wir die Inhalte der insgesamt fünf Geschichten, von denen zwei mit Vampiren zu tun haben, kurz anreißen.
Zwischen den einzelnen Episoden erscheint Ex-Dracula John Carradine als eine Art Conferencier, ähnlich wie Boris Karloff in Mario Bavas großem Die drei Gesichter der Furcht, und moderiert die Episoden mit allerlei Geschwafel über Hexen und Untote, die es immer schon gegeben hat und Rhabarber Rhabarber an. Und dies sind die fünf Geschichtchen aus der Gruft:

1. The Witches Clock
Junges Ehepaar kauft altes Schloss und findet im Keller eine antike Standuhr, die sie wieder zum Laufen bringen. Dummerweise liegt auf Großvaters Chronograph ein alter Fluch, der besagt, dass die Toten aus ihren Gräbern zurückkehren wenn das Zeiteisen jemals wieder schlägt. Und genau das passiert auch...

2. King Vampire
Geheimnisvoller Mörder treibt im Londoner East End sein schändliches Treiben. Weil die Toten jeweils blutleer aufgefunden werden, tauft ihn die Bevölkerung "King Vampire". Ein junger engagierter Detektiv will dem Spuk ein Ende setzen und wissenschaftlich an die Sache gehen...

3. Monster Raid
Frankensteinesker Mad Scientist erfindet ein Serum, das Tote zurück ins Leben bringt. Als ihn sein Partner hintergeht, mit seiner Frau betrügt und ihn schließlich umbringt, kehrt dieser von den Toten wieder um sich schrecklich zu rächen...

4. Spark of Life
Der nächste verrückte Wissenschaftler bastelt an Leichen und versucht den Tod zu überwinden, diesmal allerdings mit der Kraft der Elektrizität. Dummerweise ist der Tote, den er ins Leben zurückholt, ein hingerichteter Mörder, der nur sehr ungern in seinem neuen Leben auf alte Gewohnheiten verzichten möchte und flugs wieder zu meucheln beginnt...

5. Count Dracula
Wie sich unschwer erraten lässt, geht es um den guten alten Grafen, der hier aber mal wieder das unglaublich raffinierte Anagramm Alucard als Decknamen verwendet. Die ersten fünf Minuten dieser Episode sind extrem dreist bei Tod Brownings Dracula Version geklaut, dann wird es arg mummpitzig. Am Ende entpuppt sich Harker gar als Werwolf (oder ähnliches Vieh), der in Drac einen Konkurrenten sieht und ihm die Rübe abzureißen gedenkt...

Dann brabbelt Carradine noch einmal etwas furchtbar sinniges und schon ist er vorbei, der Spuk...

Kicher, und wir haben uns 79 Minuten lang irritiert amüsiert, obschon ich kaum glaube, das Regisseur David L. Hewitt, ein Billigheimer vom Format eines Ed Wood oder Al Adamson (ohne es allerdings jemals zu deren Kultstatus gebracht zu haben), dies so geplant hatte. Aber leider ist dieses kleine No-Budget Filmchen so unterirdisch und grottig geworden, dass man gar nicht anders kann. An den Spezialeffekten (sofern man sie so nennen kann), der Bildmontage und der Schnitttechnik mag man seine (Schaden)Freude haben, auch die selbstbemalten und -gebastelten Styroporkulissen, die vermutlich einer Grundschultheatergruppe abgeschwatzt worden sind, haben ihren trashigen Charme, allerdings macht man sich doch immer ein wenig Sorgen um die Darsteller, wenn diese durch holprigste Konstruktionen wackeliger Pappkartons stolpern. Die Geschichten selber sind aber einfach nur dummdreist und schlecht.

Beispiele gefällig?
Gut. Nehmen wir Episode 3, Monster Raid. Das treudoofe Faktotum Desmond holt seinen Herren, den zum Zombie mutierten Wissenschaftler Dr. Spalding, aus einer grau angemalten Holzschachtel, die den Eindruck eines Steinsarkophages erwecken soll. Dann sehen wir mehrere Minuten aus allen nur erdenklichen Einstellungen eine Kutsche (übrigens die selbe, die wir noch in anderen Episoden des Film sehen werden) eine Küstenstraße (übrigens die selbe, die...aber das hatten wir ja schon) in Richtung einer ziemlich schlecht ins Bild montierten gotischen Burg fahren (muss ich noch erwähnen, dass es die selbe ist, die...? ...na ja, ihr wisst schon!) und hören aus dem Off eine sinistre Stimme brabbeln: "Sie haben mich hintergangen, aber meine Rache wird furchtbar sein... jede Kurve dieses Weges kenne ich, jeder Stein ist mir vertraut... so oft bin ich diesen Weg gefahren..." In mehreren kurzen Rückblenden sehen wir dann, wie der irre Arzt in seinem Labor diverse Blubberlimonaden von einem Reagenzglas ins nächste kippt und dabei ständig Sachen wie "Das ist es..." faselt. Als der Untote dann endlich abrechnen will, torkelt er dermaßen hilflos durch die Gegend, dass man eher erwarten würde, seine verschwörerischen Mörder hätten Mitleid mit ihm und würden ihm vielleicht über die Straße helfen, als das sie sich vor ihm fürchteten (und by the way, sein Make up sieht eigentlich auch eher erheiternd denn schrecklich aus), tun sie aber dennoch und er macht sie platt. Für die obligatorische Feuersbrunst, die natürlich anschließend Haus und Hof verschlingt, hat man vermutlich das weihnachtliche Kaminfeuer abgefilmt und diese Aufnahmen schlicht über die der putzig gemalten Burgbilder montiert. Sensationeller Effekt, das!

Noch dreister ging man in der "Dracula" Geschichte zuwege. Dieselbe Kutschfahrt, dieselbe Burg (man fragt sich, wieso zur Hölle steht eigentlich an einem scheinbar pazifischen Strand mit Palmen und allem was dazugehört, so ein finsterer gregorianischer alter Kasten?) Der Kutscher will Harker nicht auf das Schloss bringen, denn da hausen die Untoten, schließlich erreicht unser Held das Gemäuer per pedes. Auftritt Graf Alucard alias Dracula (das Pseudonym wurde übrigens bei Robert Siodmarks "Son of Dracula" von 1943 entwendet, bei dem Lon Chaney jr. ja auch mit von der Partie war), der mit einer Kerze in der Hand die Treppe herunterschreitet (ein Schelm, wer dabei an Tod Brownings Dracula denkt... oder auch nicht), dann allerdings rein optisch eher an Brachialkomiker Ingo Appelt erinnert als an Bela Lugosi. Recht bald aber weicht dann die Geschichte doch von der Bram Stokers ab und es erscheint der Bürgermeister, ein Männchen mit buschigem (schlecht angeklebtem) Schnauzbart und, wie sich für den OB eines Küstenortes geziemt, in bester Tiroler Seppeltracht (bzw. der amerikanischen Vorstellung dessen) um mitzuteilen, es habe mehrere Tote im Ort gegeben, da geht ein Vampir um. Nachdem der eine oder andere Blutsauger schließlich gepfählt wird, entlarvt Harker Alucard als Dracula, den Obervampir (war ja nicht so schwer, oder?) und entpuppt sich selber, völlig gelungener Schlussgag (geht so...) als Werwolf oder Affenmensch oder weiß der Geier was... Super!

Der Löwenanteil des Budgets dürfte auf die Bankkonten der Herren John Carradine, der neben der Moderation auch eine Nebenrolle in der Episode "The Witches Clock" übernahm, und Lon Chaney jr. gegangen sein, obschon die beiden anno 1966 bereits recht abgewrackt daherkamen, speziell Chaney ging es wohl nicht so gut, wies er hier doch eine beträchtliche Ähnlichkeit mit dem früheren Obersowjet Breshnew auf, allerdings dergestalt, als hätte dieser pro Tag einen halben Eimer Wodka zu sich genommen (was ich hiermit nicht unterstellt haben möchte, weil ich es schlicht nicht weiß!), jedenfalls sind Carradines Szenen definitiv bei Bavas I tre Volti de la Paura geklaut, den Originaltitel "Dr. Terror's Gallery of Horror" hat Hewitt bei Freddie Francis gutem Dr. Terrors House of Horror aka Die Todeskarten des Dr. Schreck abgeschrieben, wohl in der Hoffnung, dass ein wenig des damaligen Glanzes der Firma Amicus, der britischen Hammerkonkurrenz und Fachfirma für Episodenhorror, die mit dem lieben Titelschurken zwei Jahre zuvor einen schönen Reibach erzielen konnten, auf dieses Projekt fallen sollte. Das klappte natürlich nicht.

So verschwand der Film letztlich in der Versenkung und fiel zumindest in Europa der Vergessenheit anheim. In Amerika ist der Film mehrfach im TV gelaufen, bei uns nur im Pay TV, letztmalig 2003. Ansonsten ist der Film irgendwann mal bei VMP auf VHS erschienen, dürfte allerdings inzwischen nur noch sehr schwer erhältlich sein.

Übrigens, den einen Punkt gibt es für die unfreiwillige Komik und den doch so wohl nicht beabsichtigten Unterhaltungswert dieses Kleinods der Trivialästhetik, hahahahaaaahaa......


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