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Die Vergewaltigung des Vampirs   (OT: Le Viol du Vampire)
AKA The Rape of the Vampire, Vampire Woman, La Reine des Vampires, Queen of the Vampires

F, 1967, s/w, 91 min
 
Regie: Jean Rollin
Produzenten: Sam Selsky
Drehbuch Jean Rollin
Musik: Yvon Gerault / Francois Tusques
Kamera: Guy Leblond / Antoine Harispe
 
Solange Pradel  
Bernard Letrou  
Catherine Deville  
Ursulle Pauly  
Nicole Romain  
Marquis Polho  

A grandiose pulp melodrama about an attempt to free two girls from a vampire curse- though in reality an excuse to show some remarkably audacious imagery. So audacious that Parisian audiences rioted! This is Rollin's first feature.

Schon mal einen Film von Jean Rollin gesehen? Dann versuchen Sie doch mal, in wenigen Sätzen die Handlung des betreffenden Streifens wiederzugeben. Sehen Sie? Gar nicht mal so leicht, das! Wenn es sich allerdings dabei um The Living Dead Girl handelt, zählt das nicht, denn das ist eine Rollin-untypische Ausnahme und in diesem Fall wäre das eine recht einfache Aufgabe.
Das genaue Gegenteil einer Ausnahme aber ist Rollins Erstling aus dem Jahre 1966 bzw. 1967, denn er besteht auch noch aus zwei Teilen, die scheinbar nur wenig miteinander zu tun haben, oder etwa doch?

Im ersten Teil begegnen wir vier jungen Mädchen, vier Schwestern, von denen eines aufgrund eines traumatischen Erlebnisses Jahre zuvor, einer brutalen Vergewaltigung nämlich, blind ist. Die jungen Damen, die in einem Schloß unweit des Meeres leben, sollen Vampire sein, sind sie es aber wirklich? Das erfahren wir nicht.

Es tauchen jedenfalls einige Fremde auf, die den Mädchen helfen und sie von ihrem "vampirischen Fluch" zu heilen beabsichtigen. Doch die misstrauischen Dorfbewohner töten nach und nach nahezu alle der Schloßbewohner, bis es zu einem Finale am Strand kommt, welches Meister Rollin gute 35 Jahre später in seinem bislang letzten Film Draculas Braut recycelte...

Zack, da beginnt Teil 2, Auftritt Vampirkönigin. Zunächst einmal herrscht große Konfusion. Ist das überhaupt noch der gleiche Film respektive die gleiche Handlung? Eigentlich nicht, aber irgendwann scheinen die Handlungstränge doch wieder zusammen zu laufen und Menschen (Vampire?), welche man eigentlich für lange tot hielt, tauchen plötzlich wieder auf und tanzen munter durch die Szenerie, nur um recht bald wieder den Löffel zu reichen. Ich glaube, es geht aber auch noch darum, das diverse junge Damen aus dem Zirkel um die böse Königin befreit werden sollen.

Nachdem man dann irgendwann gänzlich den Faden verloren hat, kommt es zu einem erneuten Gemetzel bei einem finalen "Tanz der Vampire", welches aber nun wirklich niemand zu überleben scheint. Oder doch?


Okay, das Stilmittel der abschließenden Frage betreffs des Ausgangs einer Geschichte wird hier in der Vampireworld in den jeweiligen Zusammenfassungen der Ereignisse tatsächlich häufiger mal bemüht. Zumeist soll auf diesem Wege verschwiegen werden, wie ein Film ausgeht, denn es gibt ja durchaus immer wieder Leute, die des an dieser Stelle besprochenen Werkes noch nicht ansichtig geworden sind und sich einfach nicht die Vorfreude auf einen vielleicht doch noch ganz ordentlichen Schlussgag oder eine überraschende Wendung verderben lassen möchten. In diesem Falle aber, und das gibt der Rezensent gern zu, kann er es selber nicht genau nachvollziehen.

Das mag zum einen daran liegen, dass meine Wenigkeit den Film nicht gerade erst gestern, sondern bereits vor ein paar Wochen gesehen hat. Zwar erinnere ich mich eigentlich noch ganz gut an den Film, besonders aber an das Gefühl der Ratlosigkeit, welches ich beim Ansehen empfand. Zum anderen hat es wohl in der Hauptsache mit genau jener zuvor beschriebenen Empfindung zu tun.

Dem Vernehmen nach gab es zunächst tatsächlich nur den etwa 30 Minuten langen ersten Teil um die vier Vampirschwestern, der ursprünglich mal den Titel "La Reine des Vampires", also "Die Königin der Vampire" trug, was sehr interessant ist, denn im ersten Teil taucht besagte Königin ja noch gar nicht auf. Der Legende nach soll Rollins Produzent (in Persona Sam Selsky, legendäre Gestalt seines Faches) den damals noch jungen Nachwuchsregisseur dahingehend gedrängt haben, er möge doch die Story auf normale Kinolänge bringen und noch etwas "aufpeppen". So drehte Rollin quasi einen komplett anderen Film, den er nicht als "Füllmaterial" (Sättigungsbeilage?) in die bereits vorhandene Story einfügte, sondern einfach als zweiten Akt hinter den ersten Teil montierte. Hier erst begegnen wir ja dann der Königin der Vampire und allerlei anderer merkwürdig schräger Gestalten, wie zum Beispiel diesem bärtigen Typen, der irgendwie doch sehr an den jungen Fritz Teufel erinnert (die Jüngeren unter Euch werden ihn sicher nicht mehr kennen, schlagt mal unter APO und 1968 nach!) Der reißerische Titel "Le Viol du Vampire" wurde schließlich erst später erfunden. Man fand wohl, er wirkte passend und verkaufsfördernd, schließlich hatte Rollin ja noch, ganz in Selskys Sinne, jede Menge Fetisch-Erotik eingebaut.

Das Ergebnis war ein zwar in fast jeder Hinsicht schon recht typischer Rollin Film - hip verstört und "arty", erotisch, blutig, und was mit Vampiren - unterscheidet sich aber dennoch in vielerlei Hinsicht von seinen späteren Arbeiten, und je später, desto mehr. So richtig wurde der Mann ja hierzulande einer etwas breiteren Öffentlichkeit (sag ich jetzt mal so) teilweise erst in den letzten Jahren bekannt, was zum Teil auch damit zu tun hat, das ein Großteil seines Werkes eher unlängst auf DVD rereleast wurde. Viele seiner Filme waren ja auf VHS seit Jahren nicht mehr verlegt worden und entsprechend schwer erhältlich, so manch eines seiner Werke gar nie in Deutschland erschienen, wie auch der hier besprochene Film, dessen Review die englische VHS Version des verdienten "Redemption" Labels zugrunde liegt.

Aber ich bin nun ein wenig abgeschweift, worauf ich eigentlich hinaus wollte war folgendes: Wer nicht eigentlich ein großer Freund des Rollin'schen Werkes ist, wird sich gerade mit diesem doch etwas wirren und zum Teil anstrengenden Film nicht unbedingt anfreunden können. Wem Draculas Braut oder Jean Rollins Vampire zu merkwürdig oder schräg oder vielleicht auch langweilig (das soll's geben!) war, der sollte lieber unbedingt die Finger von diesem Film lassen. Wer aber dem Franzosen, der seinen spanischen Kollegen Jess Franco zumindest in Sachen künstlerisch erotischen Vampirfilm stets eine Nasenlänge hinter sich ließ (siehe als Beispiel hierfür Francos Eine Jungfrau in den Krallen von Vampiren oder Erotikill), geneigt ist, für den wird "Le Viol..." eine schöne Ergänzung in der Sammlung sein, zumal der Film ja inzwischen auch auf DVD vorliegt (halt nur eben nicht auf deutsch.)

Ich muss irgendwie zugeben, keine wirkliche Meinung zu diesem Film zu haben. Wenn doch, tendiert diese eher dahin, dass ich keine allzu große Lust hatte, mir den Film wegen diesem Review erneut anzuschauen. Somit werde ich kaum begeistert gewesen sein (aber das klang ja wohl bereits an, denke ich), fühlte mich auch nicht unbedingt unterhalten von dem Film und empfand auch nicht unbedingt so etwas wie Spannung, dennoch kann man dem Film einige interessante Bilder und eine gewisse Atmosphäre nicht absprechen, wozu auch die gepflegte Schwarzweißfärbung des Filmes beitrug.

Bestimmt ist der Streifen "wichtig" und "wegweisend", innovativ auf seine Art ist er auf jeden Fall, doch ich muss mich immer wieder dabei ertappen, einfach nicht der große Rollin Fan zu sein. Vielen Kollegen der schreibenden Zunft ist der Franzose noch immer der wichtigsten europäischen Genre-Regisseure einer, wobei Genre jetzt mal das große Feld des Bereiches abdecken soll, der heutzutage Horror genannt wird. Die beiden anderen, die immer wieder gelistet werden, sind Mario Bava (der in meinem Empfinden weit über Rollin steht / stand) und Dario Argento. Heutztage ist das alles ja nicht mehr so leicht einzugrenzen, denn kaum ein Regisseur legt sich noch fest. Ist Danny Boyle ein Horror Regisseur, weil er den famosen 28 Days later drehte? Und was ist mit Jörg Buttegreit? Ist Polanski ein Genre Regisseur? Er ist immerhin für einige der wahrlich gruseligsten Streifen der letzten 40 Jahre verantwortlich ("Rosemarie's Baby", Tanz der Vampire, "Ekel", "Der Mieter"), aber auch für einige ganz schreckliche Filme, aber ich schweife erneut ab...

Zumindest ist Rollin ganz bestimmt der bedeutendste französische Vertreter des Vampirfilms und wird dies vermutlich auch noch für ein ganzes Weilchen bleiben.

Dennoch, so bald werde ich mir "The Rape of the Vampire" gewiß nicht noch einmal zu Gemüte führen.

       


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