Die
Stunde wenn Dracula kommt (OT:
La Maschera del demonio)
AKA: Black Sunday,
The Demon's Mask, The Hour When Dracula Comes, House of Fright,
The Mask of Satan, Mask of the Demon
Le Masque du Démon, Revenge of the Vampire
Italien,
1960, Schwarz-Weiss, 87 min |
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Regie:
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Mario
Bava |
Drehbuch:
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Mario
Bava, Ennio De Concini |
Literarische
Vorlage: |
"Der
Wij" von Nikolai Gogol |
Kamera:
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Mario
Bava |
Musik
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Roberto
Nicolosi (US-Version: Les Baxter) |
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Barbara
Steele |
Asa/Katja |
John Richardson |
Andrej
Gorobek |
Andrea Checchi |
Choma
Kruvajan |
Arturo
Dominici |
Javutic |
Ivo
Garrani |
Prinz
Vajda |
Enrico
Olivieri |
Konstantin |
Moldawien 1630, eine finstere Zeit, geprägt von Hexenwahn und
Vampirglauben. Mit jenen, die in den Verdacht geraten, mit Luzifer
im Bunde zu stehen, wird nicht lange gefackelt. So auch nicht mit
der Hexe Asa und ihrem Geliebten, dem Vampir Javutic, aus dem völlig
unnötigerweise in der deutschen Fassung der Graf Dracula gemacht
wurde, man versprach sich wohl einen höheren Reibach an den
Kinokassen mit diesem populären Namen.
Während
der Vampir bereits leblos auf dem Boden liegt, auf dem Kopf die
gefürchtete Teufelsmaske, ein Mordwerkzeug, das diesen Namen
wahrlich verdient hat, ist es doch von innen mit spitzen Metalldornen
gespickt und wird förmlich auf das Gesicht des Delinquenten
genagelt, sieht die Hexe der Prozedur mit angstvollen Augen entgegen.
Doch bevor der Henker sein Werk vollenden kann, belegt sie ihre
Mörder, die von ihrem eigenen Bruder angeführt werden,
mit einem schauerlichen Fluch und gelobt beim Herren der Hölle
wiederzukommen und furchtbare Rache an ihren Peinigern und deren
Nachkommen zu nehmen.
Just
in dem Moment als Asa stirbt, ergießt sich ein apokalyptischer
Wolkenbruch auf die Inquisitoren, mit dem eigentlich noch geplanten
"reinigenden Feuer" auf dem Scheiterhaufen wird es also
nichts. Asa wird unter allerlei Vorsichtsmaßnahmen in der
Familienkrypta beigesetzt, Javutic in ungeweihter Erde verscharrt.
200
Jahre später verschlägt ein gebrochenes Kutschrad zwei
Doktoren, den gelehrten Professor Kruvajan und seinen jungen Assistenten
Andrej, in die Gegend, über der noch immer ein verwunschener,
morbider Schleier hängt (was von Bava in beeindruckender meisterhafter
Bildsprache eingefangen wurde.) Sie beschließen, die alte
Krypta zu erkunden und entdecken das Grab Asas. Unvorsichtigerweise
entfernt der aufgeklärte Kruvajan, der nicht an Hexenspuk und
derlei Dinge glaubt, die Totenmaske vom Gesicht der Hexe (geniale
Szene!), verletzt sich dabei an der Hand, was zur Folge hat, das
einige Tropfen Blut in den Sarkophag geraten. Dem mißt er
aber keine größere Bedeutung zu und nimmt sogar, als
Souvenir sozusagen, eine alte Ikone aus dem Grab an sich.
Bevor
sich die beiden Mediziner an die Weiterfahrt machen, treffen sie
auf eine junge schöne Frau, die sich als Prinzessin Katja vorstellt
und in die sich Andrej auf der Stelle verliebt. Sie und ihre Familie,
ihr Vater Fürst Vajlda und ihr Bruder Konstantin leben hier
auf dem Schloß und sind die Nachfahren des alten Geschlechts,
der auch Asa und ihr Mörder angehören.
Während
Kruvajan und Andrej die Nacht im nahegelegenen Dorf verbringen,
erwacht die Hexe langsam dank des Blutes wieder zum Leben und nimmt
telepathischen Kontakt zu Javutic auf, den sie ebenfalls wieder
ins Leben zurückholt.
Der
alte Fürst Vajlda hat Visionen und Ahnungen von dem drohenden
Unheil und erleidet einen Herzanfall. Seine Kinder lassen sofort
nach Professor Kruvajan im Dorf schicken, doch Javutic ermordet
den Kutscher des Fürsten, nimmt dessen Rolle an und bringt
den Professor zur Hexe, die ihn in einer wirklich unheimlichen Szene
vampirisiert, er wiederum trinkt das Blut des Fürsten und macht
ihn zum Untoten.
Am
nächsten Morgen scheint der Professor vom Erdboden verschluckt
und Katja und Konstantin stehen fassungslos am Totenbett des Fürsten.
Nun trifft Andrej im Schloß ein, der auf der Suche nach seinem
Mentor Kruvajan ist. Nach und nach kommen Andrej, Konstantin, Katja
und der zauselige Dorfpfarrer, dessen Hilfe sie erbitten, hinter
die ganze Wahrheit: hier gehen Vampire um.
Zwar
werden die Reihen der Gegner um Kruvajans und Vajldas Wiedergänger
dezimiert, aber sie haben es immer noch mit Asa und Jatuvic zu tun.
Dieser entführt schließlich Katja und bringt sie zu Asa,
die Katjas Blut nehmen und somit ihre Rache an der Familie vollenden
will. Andrej kommt dazwischen, stößt Javutic in einen
Abgrund, doch es scheint für Katja bereits zu spät zu
sein. Da naht der Pfarrer mit den aufgebrachten Dorfbewohnern, die
Hexe wird verbrannt, Katja erwacht wieder als Asa mit haßverzerrtem
Gesicht stirbt und Andrej kann sie endlich in die Arme schließen.
Und
wir waren echt schwer überrascht und noch mehr angetan von
diesem Werk, das man als eigentliches Regiedebut des Kameramannes
Mario Bava
bezeichnen kann. Zwar inszenierte er in den Jahren 56 bis 60 drei
Spielfilme (Der Vampir von Notre Dame, Die Schlacht von Marathon
und Caltiki, the immortal Monster), sprang aber hier jeweils als
Regiesseur nur für den ausgeschiedenen Ricardo Freda bzw. den
zu der Zeit sehr populären Jaques Torneur ein, der sich damals
mit den Produzenten überwarf. Bava wurde in den Credits dieser
Produktionen aber nur als Kameramann geführt.
Aber
wir müssen zugeben, vorher nur seinen gänzlich mißlungenen
"Vampire gegen Herakles"
gesehen und ihm in unserer Einschätzung doch reichlich unrecht
getan zu haben. So mißlungen der gerade genannte ist, so wirklich
gelungen ist "La Maschera del Demonio". Ein echtes Horrormeisterwerk,
und das finden nicht nur wir.
Der Film war für die damalige Zeit wahnsinnig radikal und nahm
schon viel von dem vorweg, wovon das Genre heutzutage lebt.
Beispiel?
Die Szenen z.B., als Kruvajan der toten Asa mit einem schmatzenden
Geräusch die Teufelsmaske vom Gesicht zieht und aus den leeren
Augenhöhlen des wächsernen Totengesichts Skorpione krabbeln,
oder wie ihm dann später ein Nagel durch das Auge getrieben
wird, um ihn von seinem Vampirdasein zu erlösen. Eine Idee
übrigens, die recht originell war, denn das kannte man auch
noch aus keinem anderen Film zuvor. Allerdings stand wegen eben
dieser Szene, die natürlich mit der Radikalität heutiger
Splatterszenen kaum vergleichbar ist, für das Jahr 1960 aber
als äußerst effektiv angesehen werden darf, der Film
in einigen Ländern ein ganzes Weilchen auf dem Index.
Die Art, wie Bava das Filmset ausleuchtete, wie er seine unheimlichen
gotischen Kulissen mit der Kamera in bedrückenden Bildern einfing
und immer wieder in Großaufnahme das Gesicht seiner Hauptdarstellerin,
der legendären Horroraktrice Barbara
Steele (heute würde man sie wohl eine Screamqueen nennen)
zeigte, das hat was, erinnert mal an die Klassiker des deutschen
expressionistischen Films der frühen 20'er, zitiert die amerikanischen
Gothicfilme der 30'er, gemahnt manchmal gar die Bildsprache so großer
wie Ingmar Bergmann und Jean Cocteau, bleibt aber letztlich doch
Bavas persönlicher Stil. Gegen die bedrohliche unheilschwangere
Atmosphäre dieses Films wirken die meisten Produktionen jener
Zeit von der britischen Konkurrenzfirma Hammer wie Kasperltheater.
Klar,
die Story ist teilweise ganz schön flach, der Plot wirkt eilig
zusammengeschustert, hat reichlich Lücken und Ungereimtheiten
vorzuweisen und so manche Dialoge und Szenen zu bieten, die einfach
nur (unbeabsichtigt wohlgemerkt) zum Brüllen sind, dazu tragen
die Ohnmachtsanfälle der Prinzessin und der zauselige Priester
maßgeblich bei. Dennoch hat der Film Tempo und Spannung zu
bieten und überrascht auch immer wieder, ist also nicht unbedingt
vorhersehbar zu nennen. Hätten wir eine "Viereinhalb Fledermäuse"-Wertung,
würden wir die hier vergeben. Haben wir aber nicht!
Wegen
der Storydefizite (Gogols Novelle "Der Wij" als angebliche
literarische Vorlage des Films anzugeben, ist freilich nur schmückend'
Beiwerk, machte sich wohl gut in der Filmwerbung) gibt es also Abzüge
in der B-Note. Somit reicht es nur zu einem "Viererfilm",
aber was für einem, die beste Viererwertung aller Filme, die
wir im Angebot haben. Die Atmosphäre und die tollen Bilder
sind hier, was zählen.
Ein Klassiker, muß man gesehen haben, definitiv!!!
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