Vampyros
Lesbos (OT:
Las Vampiras)
AKA: Vampyros Lesbos - Die Erbin des Dracula, El Signo del Vampiro,
Lesbian Vampires, The Vampire Women,Sign of the Vampire,
The Heritage of Dracula, The Heiress of Dracula, Im Zeichen der
Vampire, Das Mal des Vampirs
BRD/SPANIEN 1970, Farbe, 89 min |
![](../../images/einzelnefilme/vampyroslesbos/cover.jpg) |
![](../../images/filmlit/credits.gif) |
|
Regie |
Jess
Franco |
Drehbuch |
Jess
Franco |
Musik |
Manfred
Hübler/Siegfried Schwab |
Kamera |
Manuel
Merino |
![](../../images/filmlit/cast.gif) |
|
Susan
Korda |
Gräfin
Nadine |
Ewa
Stroemberg |
Linda
Westinghouse |
Dennis
Price |
Dr,
Elton Seward |
Heidrun
Kussin |
|
Paul
Müller |
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![](../../images/filmlit/story.gif)
Linda
Westinghouse, Mitarbeiterin einer Istanbuler Anwaltskanzlei, wird
von seltsamen aber doch erregenden sexuellen Alpträumen geplagt,
in denen stets eine dunkelhaarige irgendwie bedrohlich wirkende
Schönhheit vorkommt. Als sie mit ihrem Freund Omar einen Stripladen
besucht, glaubt sie in einer Tänzerin, die eine bizzar lesbische
Nummer abzieht, die Frau ihrer Träume zu erkennen. Ihr Psychiater
beruhigt sie, das sei alles ganz normal, nur mal ordentlich...und
so, so sind sie halt die alten Freudianer!
Da
erhält Linda den Auftrag, sich auf die Insel der Gräfin
Nadine Carody zu begeben und mit ihr eine Nachlassangelegenheit
zu klären. Bereits auf dem Weg dorthin warnt sie Hotelfaktotum
Mehmet ( der gute alte Jesus Franco Manera himself mal wieder in
einer Bombenrolle) vor der Insel, ungute Dinge gingen dort vor sich,
kaum einer kommt zurück. Doch Linda lässt sich nicht aufhalten.
Schließlich
auf der Insel angekommen entpuppt sich die Gräfin als Lindas
Traumfrau bzw. die bereits erwähnte Stripperin und als offenbar
ziemlich selbstbewußte Lesbierin, die mit ihrem Diener Morpho
in einem reichlich abgefahren eingerichteten 70'er Jahre Bungalow
lebt. Nachdem sich die beiden Damen zunächst einmal beim Nacktbaden
vergnügen, erzählt Nadine Linda ihre Geschichte, wie sie
wurde, was sie nun ist und vom Grafen Dracula. Linda verfällt
der lasziven Frau zur Gänze und kann bald nicht mehr Traum
von Wirklichkeit unterscheiden. Ist Nadine tatsächlich ein
Vampir? Schließlich flieht Linda von der Insel und fällt
in eine tiefe Ohnmacht.
Als
sie wieder erwacht, befindet sie sich in einem ziemlich rätselhaften
Sanatorium und hat nicht die geringste Ahnung, wer sie ist noch
was ihr wiederfuhr, doch Klinikleiter Dr. Seward ( Kommentar kann
man sich glaube ich schenken) ist schnell klar, hier handelt es
sich um eine vampirische Angelegenheit. Einen ähnlich gearteten
Fall hat er bereits mit der irre vor sich hin brabbelnden Agra in
der Gummizelle. Sewards größter Wunsch ist es, hinter
das Geheimnis der Vampire zu kommen, doch alsbald wird er von Nadine
und Morpho gekillt.
Die
irre Agra schließlich erweist sich als ebenfalls verflossene
Gespielin Nadines und als die tot geglaubte Gattin des Hotelfaktotums
Mehmet, der nun deshalb einen gewaltigen Dachschaden hat und Frauen
im Weinkeller sadistisch niedermetzelt. Auch die wiedergenesene
Linda gerät in seine Fänge, kann sich aber dank der Versprechungen
ausgefuchster Sexualpraktiken befreien und Mehmet mit einer Säge
töten. Lindas Freund Omar weiß inzwischen ebenfalls um
die vampirischen Praktiken der Gräfin Nadine. Da er seine Linda
gern zurück hätte, hat er sich mit dem vampirkundigen
Dr. Steiner, einer Art modernen van Helsing, zusammengetan und will
die Gräfin vernichten. Inzwischen ist Linda zu Nadine zurückgekehrt,
doch diese ist mittlerweile reichlich geschwächt, denn sie
benötigt frisches Blut. Linda ist nun endlich klar, so möchte
sie nicht existieren. Sie tötet die Gräfin, da tauchen
auch Omar und Steiner auf, das Böse ist einmal mehr besiegt.
![](../../images/filmlit/kommentar.gif)
Krude
Schnitte, jede Menge Blut und noch mehr gut gebaute junge Nackedeien:
Wo Jess
Franco draufsteht, ist auch Jess
Franco drin. Das Oeuvre des Spaniers ist ja bekanntlich nicht
nur recht umfangreich ( um die 180 Filme sollen auf sein Konto gehen,
kann da wer mithalten?), sondern fürwahr auch von reichlich
unterschiedlicher Qualität, wobei Qualität hier größtenteils
auf Qual bezogen werden darf.
Vielfach
ist bei "Vampyros Lesbos" von Francos Meisterwerk die
Rede, nun ja, lassen wir das mal dahingestellt, wir reden schließlich
immer noch von einem Franco Film, und das heißt in aller Regel
nichts gutes.
Doch
fangen wir erst mal mit den erfreulichen Dingen an.
Zunächst sollte man den zwischen extrem schwurbelig und cool
psychedellisch hin und herschwankenden Soundtrack des Duos Schwab
und Hübler loben. Mitte / Ende der 90'er durfte die CD auf
keiner sogenannten Easy Listening Party fehlen und erlangte Kultstatus,
was freilich auf den Film, der außer bei Franco Die Hard Fans
lange in Vergessenheit geraten war, neuen Glanz abwarf.
Desweiteren
ist natürlich die leider viel zu früh verstorbene und
ebenfalls kultisch verehrte Soledad Miranda eine wahre Augenweide,
für Fans deshalb sowieso Grund genug, sich den Film anzutun.
Drittens muß man die für einen Billigfilmer wie Franco
prächtige Ausstattung loben, die ganz hervorragend den Zeitgeist
seiner Ära repräsentiert und deshalb auch wieder auf eine
ganze Reihe junger Menschen große Faszination ausübt.
Derlei Ambiente ist heuer wieder hip wie selten zuvor, man schaue
sich beispielsweise mal einen aktuellen Ikea Katalog an.
Leider
ist es nun auch schon wieder genug des Lobes und wir müssen
zurück auf den Boden der Tatsachen.
Franco
habe versucht einen Bilderrausch psychedellischer Prägung zu
inszenieren, so liest man, und dies ist ihm leider nur zu einem
nicht all zu großen Teil gelungen. Wo die Bilder wie ein Drogennebel
wirken sollen, fragt man sich teilweise, sind sie vielleicht eher
in einem solchen entstanden? Immer wieder zeigt uns Franco ganz
toll intelektuell Bilder von fliegenden Drachen im Wind oder Skorpionen,
dabei sind die Schnitte meist so dilettantisch, das einem die "Gelbe
Seiten" Werbung in den Sinn kommt (Vielleicht hätte er
jemanden fragen sollen, der sich damit auskennt!)
Vielfach
wird die Handlung nur angedeutet, so kann man natürlich das
Vorhandensein eines völlig unlogischen Drehbuches auch noch
als Stilmittel tarnen. Speziell im letzten Drittel fällt der
Film ins Uferlose ab. Zudem ist die Story natürlich ebenfalls
reichlich unoriginell, man nehme zwei Drittel aus Bram Stokers wohlbekanntem
Roman, gebe eine gute Prise aus Sheridan LeFanus Carmilla hinzu,
stelle das alles anschaulich dar und schon hat man relativ schnell
und einfach einen Film, mit dem man zumindest im Bahnhofskinomillieu
auf seine Kosten kommt. Denn letztlich kommt der Film leider nie
über das Niveau hinaus, auch wenn man Herrn Franco gern andere
Absichten unterstellen möchte.
Ach,
man würde ja gern dem Soundtrack, Frau Miranda und dem coolen
Ambiente des Films eine höhere Wertung geben, doch dem Film
in aller Gesamtheit kann man leider nicht mehr als eine einzige
Fledermaus verpassen. Letztlich bleibts einmal mehr ein deppertes
Jess
Franco Machwerk, und "so schlecht, dass es schon wieder
gut ist" kann ja auch nicht immer für jedes runtergekurbelte
C-Filmchen gelten.
Sorry,
liebe Freunde dieses Films, wir wissen, Ihr seid sogar recht zahlreich,
doch dies ist nunmahl unsere Meinung. Kann man über Geschmack
streiten?
![](../../images/filmlit/beurteilung.gif)
![](../../images/filmlit/beurteilung/beur1.gif)
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