Nachts
wenn Dracula erwacht (OT:
ElConde Dracula)
AKA:
Bram Stoker's Count Dracula, Conte Dracula, Il, Count Dracula, Demone
nero, Il, Dracula 71, The Nights of Dracula
BRD,
Spanien, Italien, GB, 1969, Farbe, 93 min |
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|
Regie:
|
Jess
Franco |
Drehbuch:
|
Erich
Kröhnke, Jess
Franco, Augusto Finocchi |
Literarische
Vorlage: |
Bram
Stoker |
Kamera |
Manuel
Merino |
Musik
|
Bruno
Nikolai |
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|
Christopher
Lee |
Graf
Dracula |
Herbert
Lom |
Van
Helsing |
Klaus
Kinsky |
Renfield |
Fred
Williams |
Jonathan
Harker |
Soledad
Miranda |
Lucy
Westenra |
Maria
Rohm |
Mina Harker |
Jack
Taylor |
Dr.
Seward |
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Diesen Streifen umweht die Legende, er solle angeblich derjenige
sein, der sich am engsten an Meister Stokers literarische Vorlage
halten würde. Alles Quatsch! In groben Zügen folgt der
Film, mal mehr, mal weniger, der reichlich bekannten Story des Romans.
Einige Charaktere wurden vertauscht, so ist hier zum Beispiel Quincy
Morris der Verlobte Lucy Westenras, van Helsing ist der Leiter der
Nervenheilanstalt, in der Renfield einsitzt und in die man Jonathan
Harker nach seiner Flucht von Schloss Dracula bringt und am Schluß
all dessen wird der Graf verbrannt und nicht wie im Buch erdolcht.
Auch nicht dichter dran als die meisten seiner Vorgänger (respektive
Nachfolger), die sich aufmachten, den Klassiker auf Zelluloid zu
bannen.
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Dafür
vermutlich wesentlich preiswerter (oder verwenden wir doch lieber
das Wort billiger?) als andere Produktionen gleichen Motivs, ist
doch der Regisseur dieses Werkes Jess
Franco, bekannt als Macher billigster Sex- und Metzelfilmchen.
Nun gut, in diese Kaste muß man "El Conde Dracula"
gottlob nicht einordnen, hier hat sich der spanische Dutzendfilmer
schon etwas mehr Mühe gegeben. Aber was nützt das alles,
wenn der eigene Anspruch zwar hoch ist, das Talent hingegen leider
nur sehr gering, das Drehbuch (an dem Franco übrigens selber
mitgewerkelt hat) mau ist und die auf Sparsamkeit bedachten Produzenten
ständig zur Eile drängen, schließlich hatte man
mit Christopher
Lee und Klaus Kinski zwei bekannte Stars an Bord und deren Gagen
dürften bereits das Gros des Produktionsbudgets überschritten
haben. Da macht es auch nichts, wenn es schon mal mit der Logik
an einigen Stellen arg hapert, man mehrfach immer wieder die gleichen
Einstellungen sieht, viele der Kulissen arg nach Pappe aussehen
und die Spezialeffekte immer wieder zu unbeabsichtigten Heiterkeitsausbrüchen
beim Publikum führen, hierbei seien speziell die Gummifledermaus,
bei der man gleich mehrfach den Faden sehen kann, an dem sie hängt,
und die grottige Verbrennungsszene Draculas erwähnt.
Dennoch,
an manchen Stellen hat der Film was. Christopher Lee gibt seinen
Grafen, wie immer, brillant, liegt in diesem Film gar in seiner
Darstellung möglicherweise am nächsten beim literarischen
Original, auch und gerade was die optische Erscheinung betrifft,
da kann man nicht meckern. Nur hat er, und da hat Franco sich dann
leider wirklich an den Roman gehalten, mit zunehmender Länge
immer weniger Szenen, was dazu führt, das der Film leider gleichermaßen
immer weiter abflaut. Klaus Kinskis Auftritte als irrer Renfield
sind leider auch eher limitiert. Wozu verpflichtet man eigentlich
solche Mimen, wenn man sie kaum zum Zuge kommen läßt?
Das wußten wohl seinerzeit nur die Produzenten und Jess
Franco.
Dem
jedenfalls ist mit "El Conde Dracula" zwar die schlechteste
Adaption des Originalromans, die ich kenne, gelungen, aber wir wollen
doch auch wohlwollend sein und erwähnen, dass es sich hierbei
dennoch um den mit Abstand besten Film handelt, den Franco jemals
gemacht hat. Und schlechtere Filme, die den Namen Dracula im Titel
führten, gab und gibt es mit Sicherheit auch.
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