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Blade Trinity

USA, 2004, Farbe, 114 min
 
Regie: David S. Goyer
Drehbuch: Marv Wolfman & Gene Colan
Produzent: New Line Cinema
Musik: Ramin Djawadi, RZA
Kamera: Gabriel Beristain
 
Wesley Snipes Blade
Kris Kristofferson Whistler
Jessica Biel Abigail Whistler
Ryan Reynolds Hannibal King
Dominic Purcell Dracula / Drake
Parker Posey Danica Talos
John Michael Higgins Dr. Vance

Blade, Stephen Norrington, 1998
Blade II, Guillermo del Toro, 2001


Wieder einmal dezimiert Blade die Reihen der Vampire, doch diesmal unterläuft ihm ein Fehler, denn eines seiner Opfer ist ein Mensch. In Diensten der Vampire zwar, doch auf dem Video, das dem FBI zugespielt wird, wirkt es so, als würde der "Daywalker" den Mann eiskalt eliminieren. Somit wird Blade bald zum irren Serienkiller erklärt, zum Staatsfeind Nummer 1. Natürlich ist dies nichts anderes als eine Falle der Blutsauger, denn wenn diese seinem Treiben nicht selber Einhalt gebieten können, dann schafft es hoffentlich der lange Arm des Gesetzes, welcher bereits ebenfalls von den Vampiren unterwandert worden ist. Die Exekutive stürmt Blades Hauptquartier, sein alter Kumpel Whistler kommt zu Tode, Blade selber gerät in Polizeigewahrsam.

Dort bleibt er aber nicht sehr lange, denn schon bald tauchen die "Nightstalkers" auf, eine Gruppe menschlicher Vampirjäger, die von dem großmäuligen Hannibal King und der schönen Abigail, die Whistler Tochter ist, angeführt wird. Von den "Nightstalkers" erfährt der Daywalker nun, dass die Vampire ihren Ahnherren aus seinem Jahrhunderte währenden Schlaf geholt haben, um die Menschheit endgültig zu versklaven: Dracula! Und da dieser ein besonders übler Knochen ist, beschließt Big B mit den "Nightstalkers" gemeinsame Sache zu machen, auch wenn er zunächst nicht allzu viel von den jungen Leuten hält.

Gemeinsam prügeln sie sich nun fast zwei quälend lange Stunden durch unzählige Kämpfe, Verfolgungsjagden und Explosionen dem unausweichlichen Finale entgegen, ohne das weitere nennenswerte Ereignisse so etwas wie eine Handlung ausmachen würden. Natürlich stehen sich am Ende Dracula und Blade Auge in Auge gegenüber: Es kann nur einen geben...


Blade 3, so weit musste es ja kommen. Seit den seligen "Star Wars" Tagen muss jeder halbwegs erfolgreiche Unfug zu einer Trilogie aufgeblasen werden, denn das klingt ungemein hochtrabend und lässt sich später prima als überteuerte Special Edition Box auf DVD verkaufen. Beispiele gibt es ja genug dafür, von Indiana Jones über Poltergeist bis hin zu Matrix und HDR, und nun also auch Blade. Doch, um es gleich vorweg zu nehmen (und ich denke es ließ sich bereits an der Zusammenfassung der... ääh, Story?, erkennen), "Blade: Trinity" ist einfach nur schlecht. Und ich glaube, es lässt sich auch auf einen recht einfachen Nenner bringen, warum das so ist: David S. Goyer nämlich!

Wieso das, fragt sich jetzt vielleicht der geneigte Fan der Serie, denn Goyer hat doch auch schon an den ersten beiden Teilen mitgewirkt, er verfasste nämlich die Drehbücher. Das ist richtig und auch schon des Pudels Kern, denn in den ersten beiden Filmen war stets die Story der jeweilig schwächste Punkt des gesamten Projektes gewesen. Doch während der erste Teil eigentlich nichts anderes war als ein durchschnittlicher Actionfilm, der sich ungefähr auf dem Niveau eines (besseren, zugegeben) van Damme Film bewegte, riss es in Teil 2 der begabte Mexikaner Guillermo del Toro (Cronos) mit seiner Regie raus und gestaltete den Film deutlich düsterer als seinen Vorgänger. Anno 2004 hatte sich aber del Torro in Richtung "Hellboy" verabschiedet (und tat gut daran), und so begab es sich, dass Goyer seinerseits sich von der Regie-Muse geküsst glaubte und am Set auf dem berühmten Klappstuhl Platz nahm. Doch noch selten wurde aus einem Drehbuchautoren von bescheidenem Talent über Nacht ein Regiegenie, außerdem standen mit den Herren Marv Wolfman und Gene Colan zwei noch minder begabtere Schreiberlinge in der Verantwortung für die Geschichte. Was also ist das Resultat? Viel Kawumm und Peng Peng, aber wenig Substanz.

Goyers Regiestil kriegt das maue Geschichtchen zu keinem Zeitpunkt in den Griff. Dem Zuschauer soll ob all der Action, der vermeintlichen Rasanz, schlicht der Atem stocken, stattdessen langweilt der Umstand, dass es im gesamten Film kaum Sequenzen gibt, die länger als zwei Minuten andauern ohne in irgendeine Actionorgie auszuufern, schon recht früh. Und Goyer hat nicht mal ein besonders gutes Gespür für Action, denn andernfalls wäre der Film ja irgendwie aufregend und mitreißend geworden, was bestimmt nicht zutrifft. Del Torro ließ sich seinerzeit die Martial Arts Szenen, die stets das Highlight der Filme waren, vom asiatischen Kampfkunst-Spezialisten Donnie Yen choreographieren, Goyer genügte sich auch hier selbst und erhöhte einfach die Schnittfrequenz bei den Kampfszenen. Das handhaben zumeist B-Filmregisseure aus Gründen der Kostenersparnis so, Goyer jedoch konnte sich an die nicht gerade geringe Summe von 65 Millionen Dollar anlehnen. Wo zur Hölle hat er all die Kohle nur gelassen? Nur mal so zur Erinnerung: als George A. Romero 1978 Dawn of the Dead drehte, stand ihm nicht mal eine Million Dollar zur Verfügung...

Herr Goyer ist auch nicht in der Lage, seinem Ensemble ein entsprechender Spielleiter zu sein, was an den schauspielerischen Leistungen nahezu aller Beteiligten leicht auszumachen ist. Wesley Snipes spielte in den ersten beiden Teilen den Blade kraftvoll, dynamisch und hatte offensichtlichen Spaß an der Figur. Hier wirkt er müde und missmutig. Man will ihm den großen Helden gar nicht mehr abnehmen. Scheinbar war Snipes, der ja durchaus ein brauchbarer Schauspieler sein kann, bereits nach dem Studium des Drehbuches klar, dass sich Figur und Konzept endgültig verschlissen hatten. Er tat ja bereits vor Drehbeginn kund, ein viertes mal wolle er den Daywalker auf keinen Fall spielen, und gegen wen solle er denn auch überhaupt noch antreten nach seinem Fight mit dem großen Dracula? Er kann glaube ich ganz beruhigt sein, denn dem Vernehmen nach blieb der Film in kommerzieller Hinsicht in den Staaten weit hinter den Erwartungen zurück, so das die Diskussion um einen weiteren Teil damit wohl vom Tisch wäre. Zwar gibt es Stimmen, die von einer etwaigen Fernsehserie wissen wollen, aber nichts genaues weiß man nicht und wenn doch, wird Snipes für das Projekt wohl auch eher nicht zur Disposition stehen, weil ohnehin viel zu teuer.

Die anderen Darsteller müssen nicht wirklich weiter erwähnt werden. Kris Kristoffersons Auftritt als Whistler ist dieses mal ohnehin winzig, Jessica Biel und Ryan Reynolds sind sowieso nur schmückend Beiwerk und Dominic Purcell als Dracula ist schlicht ein Witz, denn er bemüht sich zwar redlich, stets böse aus der Wäsche zu schauen, doch er mutet dabei eher an wie ein Hinterhofschuldeneintreiber der kroatischen Wettmafia als der mächtigste aller Vampire. Purcell hat leider keinerlei Ausstrahlung und ist die große Fehlbesetzung des Films. Einzig Parker Posey, die die fiese Vampirbraut Danica gibt, kann den einen oder anderen Akzent setzen und wirkt manchmal recht überzeugend, wobei sie ihre Rolle irgendwo zwischen tougher Business Lady und dem Gehabe einer kinky Pornoschlampe anlegt.

Ansonsten ärgert teilweise der völlig zynische, ja nihilistische Ansatz, der immer wieder aufblitzt. Blade tötet jeden, der sich ihm in den Weg stellt, ohne mit der Wimper zu zucken, menschliche Polizisten, die im Prinzip nur ihren Job machen, genau wie die Blutsauger. In einer Szene sagt Blade zu einem menschlichen Gehilfen der Vampire, er solle verschwinden, er würde bis 20 zählen, das wäre es dann mit seinem Vorsprung. Der Mann läuft los, Blade murmelt "20" und schießt ihm in den Rücken. Schlimm, schlimm...

Mit David Goyers "Blade: Trinity" setzt sich der Abwärtstrend des vergangenen Jahres in Sachen vampirischer Filmflop (ich denke da etwa an Underworld und erst Recht an Van Helsing) auch 2005 fort, zudem sorgt er für den lahmen, misslungenen Abschluss einer ohnehin eher schwachen Filmtrilogie, die sich gemessen an den wahren, großen Klassikern des Genres verhält wie eine Amöbe zu einem Walfisch.

       



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