Cronos
AKA: Chronos, Invención de Cronos, La
Mexiko,1993, Farbe, 94 min |
|
|
|
Regie |
Guillermo
Del Toro |
Drehbuch |
Guillermo
Del Toro |
Musik |
Javier
Álvarez |
Kamera |
Guillermo
Navarro |
|
|
Federico
Luppi |
Jesús
Gris |
Ron
Perlman |
Angel
de la Guardia |
Claudio
Brook |
Dieter
de la Guardia |
Margarita
Isabel |
Mercedes
Gris |
Tamara
Shanath |
Aurora
Gris |
Dem
Antiquitätenhändler Jesus Gris fällt ein geheimnisvoller
Apparat aus dem 16. Jahrhundert in die Hände: die Cronos-Maschine,
die ewiges Leben verleiht. Ein schwerreicher aber sterbenskranker
Industrieller hat keine Skrupel, Gris zu ermorden, um in den Besitz
des Apparats zu gelangen. Aber die Toten kehren zurück...
Fantasy
-Horror mit Ron Perlman ("Der Name der Rose"). "Hervorragend
inszeniert" (Screen International)
Einem
Alchimisten, der mit allerlei okkultem rumexperimentiert, wird im
alten Europa allmählich der Boden zu heiß. So macht er
sich nach Mexico auf und entwickelt dort den Cronos, einen Apparat,
der seinem Besitzer ewiges Leben verleiht. Etwa vierhundert Jahre
später stürzt in Mexico City ein Haus ein. Unter den Toten
findet man im Kellergeschoss auch einen einer Mumie gleichenden
scheinbar uralten Mann, unseren Alchemisten. Der Cronos verschwindet
und bleibt viele Jahre verschollen.
In
der Gegenwart schließlich entdeckt der Antiquitätenhändler
Jesus Gris im hohlen Sockel einer Madonnenstatue einen etwa faustgroßen
metallenen Gegenstand in Form eines Scarabäuskäfers. Als
er einen bestimmten Mechanismus auslöst, fährt ihm ein
Stachel in die Hand und injiziert ihm ein seltsames Sekret - es
ist der Cronos. Zunächst ist Gris erschrocken, doch recht bald
beginnt sich der in die Jahre gekommene Mann jünger und vitaler
zu fühlen. So setzt er sich den Cronos immer häufiger
an, doch er beginnt auch Veränderungen an sich festzustellen,
der Appetit lässt nach, stattdessen entwickelt er einen seltsamen
Blutdurst.
Doch
auch der sterbenskranke Industrielle de la Guardia ist hinter dem
Cronos her um sein Leben unnatürlich zu verlängern. Als
Gris ihm den Apparat nicht freiwillig ausliefern will, beauftragt
de la Guardia seinen etwas unterbelichteten, aber skrupellosen Neffen
Angel (Ron Perlman einmal mehr in seiner Paraderolle als tumbes
Muskelpaket) mit der Beschaffung des Cronos. Dieser prügelt
Gris beinahe zu Tode, dennoch will ihm der alte Mann das obskure
Objekt nicht aushändigen. Angel lässt Gris in seinem Auto
die Klippen herunterstürzen, der Antiquitätenhändler
stirbt.
Kurz
vor seiner Einäscherung jedoch erwacht er wieder. Ihm ist klar,
dass er tot ist und hat keine Ahnung, warum er dennoch lebt. Ziellos
streift er durch die Stadt. Er fühlt sich elend und allein,
seine Haut löst sich ab, er beginnt zu zerfallen. So sucht
er den einzigen Mann auf, der ihm Antworten liefern kann, de la
Guardia. Der erklärt ihm, das Sekret des Cronos verleihe Unsterblichkeit,
dies fordere aber einen Tribut, denn die Unsterblichkeit muß
mit menschlichem Blut genährt werden. Es kommt zu einem Kampf,
in dessen Verlauf de la Guardia zu Boden stürzt. Als sein Neffe
Angel den Raum betritt, erkennt er seine Chance, endlich den todkranken
Onkel beerben zu können, kurzentschlossen bricht er ihm das
Genick. Nun muß er nur noch den Zeugen Gris, den er schon
einmal tötete, loswerden. Doch wie tötet man einen Unsterblichen?
Im Verlauf ihres Zweikampfes stürzen Gris und Angel vom Dach
des de la Guardia Gebäudes, Angel stirbt.
Jesus
Gris möchte seine untote und nach Blut lechzende Existenz nicht
weiterführen, er zertrümmert den Cronos. Da ihm das lebensspendene
Sekret nun nicht mehr zur Verfügung steht, stirbt auch er.
:
Was
ist das denn? Ein Vampirfilm aus Mexiko, einem der Mutterländer
billigster Exploitation- und Metzelfilmchen, der nicht nur verblüffend
gut und atmosphärisch ausgefallen ist, sondern auch noch erstaunlich
originell und eigenständig daherkommt?
"Cronos",
das Regiedebut des damals nicht einmal dreissigjährigen Guillermo
del Toro, der auch für das Drehbuch verantwortlich war, der
breiten Öffentlichkeit wohl aber erst durch seine Regiearbeit
zu "Blade 2" bekannt wurde, ist
eine echte Überraschung. Es ist nicht nur die wirklich kluge
und außergewöhnliche Story, die diesen Film so besonders
macht, hier stimmt einfach alles. Del Toro kreierte eine Atmosphäre,
die für einen, nun ja, Horrofilm?, ich bevorzuge auch hier
wieder den Terminus "phantastischer Film", ihresgleichen
sucht. Eine schwere Melancholie liegt über dem gesamten Film,
der wohldosierte Einsatz trauriger Bandoneonmusik tut ein übriges.
Manchmal gleitet die Stimmung fast ab ins Morbide, Endzeitliche.
Mexico City bildet mit seinem irgendwie leicht schmuddeligen Charme
eine hervorragende Kulisse hierfür. Nicht selten musste ich
an den Regiestil eines Alan Parker oder auch an Terry Giliams "Brazil"
oder an "12 Monkeys" denken, ohne jetzt del Toro Plagiatismus
vorwerfen zu wollen, denn dafür ist er zu gut! Ich weiß
auch nicht, ob er sich überhaupt von den genannten Herren beeinflußt
sah / sieht, ich meinte es nur als Kompliment.
Der
Zuschauer leidet mit dem traurigen Jesus Gris, der eine Art "faustischen
Pakt" mit dem Cronos eingeht, sich aber schließlich der
Tragweite, der Tragik seines Tuns bewusst wird. Er streift nicht
als mächtiger aristokratischer Vampir auf der Suche nach Opfern
durch die Nacht, er ist eine verzweifelte Seele, der sich dem Leben
entrissen seiner untoten Existenz bewusst ist und sich allem entfremdet
fühlt. Das ist großes Kino, wie man so schön sagt.
Wer
jetzt aber denkt, es handele sich bei "Cronos" um sperriges
kopflastiges "Kunstkintopp", hat sich verpeilt, del Toro
scheint nur dem europäischen Film näher zu stehen als
Hollywood ( auch wenn er jetzt dort hauptsächlich tätig
ist).
Außerdem
hat "Cronos" bei aller Poesie duchaus noch genügend
blutige, schräge und auch schwarzhumorige Szenen zu bieten,
um dennoch ganz gut zu "rocken", will sagen, Bladefans
beispielsweise dürften ebenfalls gut unterhalten werden und
müssen nicht befürchten, von einem Film a la Visconti
genervt zu werden, Freunde anspruchsvollerer Kost dürfen aber
auch gern zuschauen.
Ist
"Cronos" also ein Konsensfilm? Wohl kaum, denn dafür
ist er wieder viel zu düster. Guillermo del Toro ist ein echtes
Talent, man vergleiche nur den ersten "Blade"
von Stephen Norinngton mit seinem zweiten Teil, der zwar auch letztlich
ein Actionfilm bleibt, aber einfach mehr Atmosphäre vorweisen
kann.
Und
davon abgesehen, das Mitwirken Ron Perlmans (auch "Blade
2") ist in aller Regel ein Gütesiegel für einen
Film. Auch wenn er aufgrund seines etwas groben Aussehens meist
knalltütige Kraftmeier spielt, er ist ein sehr guter Schauspieler
und ich habe noch nie einen Film mit Perlman gesehen, den ich völlig
doof oder enttäuschend fand. "Cronos" ist es schon
gar nicht. Im Gegenteil. Weitersagen!!!
|