Derzeit online

386
Filme
125
Bücher
34
Biographien
50
Hörspiele
Reviews in English

 

 

 

 

 

 

 

Cronos
AKA: Chronos, Invención de Cronos, La

Mexiko,1993, Farbe, 94 min
 
Regie Guillermo Del Toro
Drehbuch Guillermo Del Toro
Musik Javier Álvarez
Kamera Guillermo Navarro
 
Federico Luppi Jesús Gris
Ron Perlman Angel de la Guardia
Claudio Brook Dieter de la Guardia
Margarita Isabel Mercedes Gris
Tamara Shanath Aurora Gris

Dem Antiquitätenhändler Jesus Gris fällt ein geheimnisvoller Apparat aus dem 16. Jahrhundert in die Hände: die Cronos-Maschine, die ewiges Leben verleiht. Ein schwerreicher aber sterbenskranker Industrieller hat keine Skrupel, Gris zu ermorden, um in den Besitz des Apparats zu gelangen. Aber die Toten kehren zurück...

Fantasy -Horror mit Ron Perlman ("Der Name der Rose"). "Hervorragend inszeniert" (Screen International)

Einem Alchimisten, der mit allerlei okkultem rumexperimentiert, wird im alten Europa allmählich der Boden zu heiß. So macht er sich nach Mexico auf und entwickelt dort den Cronos, einen Apparat, der seinem Besitzer ewiges Leben verleiht. Etwa vierhundert Jahre später stürzt in Mexico City ein Haus ein. Unter den Toten findet man im Kellergeschoss auch einen einer Mumie gleichenden scheinbar uralten Mann, unseren Alchemisten. Der Cronos verschwindet und bleibt viele Jahre verschollen.

In der Gegenwart schließlich entdeckt der Antiquitätenhändler Jesus Gris im hohlen Sockel einer Madonnenstatue einen etwa faustgroßen metallenen Gegenstand in Form eines Scarabäuskäfers. Als er einen bestimmten Mechanismus auslöst, fährt ihm ein Stachel in die Hand und injiziert ihm ein seltsames Sekret - es ist der Cronos. Zunächst ist Gris erschrocken, doch recht bald beginnt sich der in die Jahre gekommene Mann jünger und vitaler zu fühlen. So setzt er sich den Cronos immer häufiger an, doch er beginnt auch Veränderungen an sich festzustellen, der Appetit lässt nach, stattdessen entwickelt er einen seltsamen Blutdurst.

Doch auch der sterbenskranke Industrielle de la Guardia ist hinter dem Cronos her um sein Leben unnatürlich zu verlängern. Als Gris ihm den Apparat nicht freiwillig ausliefern will, beauftragt de la Guardia seinen etwas unterbelichteten, aber skrupellosen Neffen Angel (Ron Perlman einmal mehr in seiner Paraderolle als tumbes Muskelpaket) mit der Beschaffung des Cronos. Dieser prügelt Gris beinahe zu Tode, dennoch will ihm der alte Mann das obskure Objekt nicht aushändigen. Angel lässt Gris in seinem Auto die Klippen herunterstürzen, der Antiquitätenhändler stirbt.

Kurz vor seiner Einäscherung jedoch erwacht er wieder. Ihm ist klar, dass er tot ist und hat keine Ahnung, warum er dennoch lebt. Ziellos streift er durch die Stadt. Er fühlt sich elend und allein, seine Haut löst sich ab, er beginnt zu zerfallen. So sucht er den einzigen Mann auf, der ihm Antworten liefern kann, de la Guardia. Der erklärt ihm, das Sekret des Cronos verleihe Unsterblichkeit, dies fordere aber einen Tribut, denn die Unsterblichkeit muß mit menschlichem Blut genährt werden. Es kommt zu einem Kampf, in dessen Verlauf de la Guardia zu Boden stürzt. Als sein Neffe Angel den Raum betritt, erkennt er seine Chance, endlich den todkranken Onkel beerben zu können, kurzentschlossen bricht er ihm das Genick. Nun muß er nur noch den Zeugen Gris, den er schon einmal tötete, loswerden. Doch wie tötet man einen Unsterblichen?
Im Verlauf ihres Zweikampfes stürzen Gris und Angel vom Dach des de la Guardia Gebäudes, Angel stirbt.

Jesus Gris möchte seine untote und nach Blut lechzende Existenz nicht weiterführen, er zertrümmert den Cronos. Da ihm das lebensspendene Sekret nun nicht mehr zur Verfügung steht, stirbt auch er.

:

Was ist das denn? Ein Vampirfilm aus Mexiko, einem der Mutterländer billigster Exploitation- und Metzelfilmchen, der nicht nur verblüffend gut und atmosphärisch ausgefallen ist, sondern auch noch erstaunlich originell und eigenständig daherkommt?

"Cronos", das Regiedebut des damals nicht einmal dreissigjährigen Guillermo del Toro, der auch für das Drehbuch verantwortlich war, der breiten Öffentlichkeit wohl aber erst durch seine Regiearbeit zu "Blade 2" bekannt wurde, ist eine echte Überraschung. Es ist nicht nur die wirklich kluge und außergewöhnliche Story, die diesen Film so besonders macht, hier stimmt einfach alles. Del Toro kreierte eine Atmosphäre, die für einen, nun ja, Horrofilm?, ich bevorzuge auch hier wieder den Terminus "phantastischer Film", ihresgleichen sucht. Eine schwere Melancholie liegt über dem gesamten Film, der wohldosierte Einsatz trauriger Bandoneonmusik tut ein übriges. Manchmal gleitet die Stimmung fast ab ins Morbide, Endzeitliche. Mexico City bildet mit seinem irgendwie leicht schmuddeligen Charme eine hervorragende Kulisse hierfür. Nicht selten musste ich an den Regiestil eines Alan Parker oder auch an Terry Giliams "Brazil" oder an "12 Monkeys" denken, ohne jetzt del Toro Plagiatismus vorwerfen zu wollen, denn dafür ist er zu gut! Ich weiß auch nicht, ob er sich überhaupt von den genannten Herren beeinflußt sah / sieht, ich meinte es nur als Kompliment.

Der Zuschauer leidet mit dem traurigen Jesus Gris, der eine Art "faustischen Pakt" mit dem Cronos eingeht, sich aber schließlich der Tragweite, der Tragik seines Tuns bewusst wird. Er streift nicht als mächtiger aristokratischer Vampir auf der Suche nach Opfern durch die Nacht, er ist eine verzweifelte Seele, der sich dem Leben entrissen seiner untoten Existenz bewusst ist und sich allem entfremdet fühlt. Das ist großes Kino, wie man so schön sagt.

Wer jetzt aber denkt, es handele sich bei "Cronos" um sperriges kopflastiges "Kunstkintopp", hat sich verpeilt, del Toro scheint nur dem europäischen Film näher zu stehen als Hollywood ( auch wenn er jetzt dort hauptsächlich tätig ist).

Außerdem hat "Cronos" bei aller Poesie duchaus noch genügend blutige, schräge und auch schwarzhumorige Szenen zu bieten, um dennoch ganz gut zu "rocken", will sagen, Bladefans beispielsweise dürften ebenfalls gut unterhalten werden und müssen nicht befürchten, von einem Film a la Visconti genervt zu werden, Freunde anspruchsvollerer Kost dürfen aber auch gern zuschauen.

Ist "Cronos" also ein Konsensfilm? Wohl kaum, denn dafür ist er wieder viel zu düster. Guillermo del Toro ist ein echtes Talent, man vergleiche nur den ersten "Blade" von Stephen Norinngton mit seinem zweiten Teil, der zwar auch letztlich ein Actionfilm bleibt, aber einfach mehr Atmosphäre vorweisen kann.

Und davon abgesehen, das Mitwirken Ron Perlmans (auch "Blade 2") ist in aller Regel ein Gütesiegel für einen Film. Auch wenn er aufgrund seines etwas groben Aussehens meist knalltütige Kraftmeier spielt, er ist ein sehr guter Schauspieler und ich habe noch nie einen Film mit Perlman gesehen, den ich völlig doof oder enttäuschend fand. "Cronos" ist es schon gar nicht. Im Gegenteil. Weitersagen!!!

       



2001 - 2009 by  webmaster@vampire-world.com       Stand: 12.03.2003 Seitenanfang nächste Seite