Woodoo
- Orgie des Grauens (OT: Noche de
los brujos, la)
AKA's:
Woodoo - Inferno des Grauens, Night of the Sorcerers
Spanien,
1974 , Farbe, 94 min (USA 80 min) |
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Regie:
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Amando de Ossorio |
Drehbuch: |
Amando
de Ossorio |
Produzent |
Luis
Laso, Ricardo Muñoz Suay |
Musik: |
Fernando
García Morcillo |
Kamera: |
Francisco
Sánchez |
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María
Kosti |
Liz |
Simón
Andreu |
Rod
Carter |
Kali
Hansa |
Tunika |
Bárbara
Rey |
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Jack
Taylor |
Prof
Jonathan Grant |
Joseph
Thelman |
Tomunga
|
Loli
Tovar |
Carol |
Bestialische
Schreie im Urwald. Ein mordlüsterner Woodoo-Clan fesselt, peitscht
und vergewaltgigt eine weiße Frau. In einem teuflischen Ritual
wird sie anschließend geköpft. Plötzliches Gewehrfeuer
setzt dem Grauen ein Ende. Ist es wirlich zu Ende?
Tödliches
Entsetzen erlebt ein Forscherteam, das dieser Legende viele Jahre
später nachgeht. Der grausame Kampft ums Überleben beginnt
erneut. Der Urwald hallt wieder von grauenhaften Schreien. Wer kann
sich retten aus dem Inferno des Grauens?
Wir besuchen
den Dschungel von Bumbasa, Afrika (schaut gar nicht erst nach, wo
das liegt, ihr werdet es ganz gewiss nicht finden) so um das Jahr
1973. Eine Expedition rollt mit zwei Land Rover Geländewagen
ins Bild. Es wird beschlossen, erst mal ein Lager aufzuschlagen,
denn irgendwo muss man ja campen. Also gehen unsere Damen und Herren
Expedierenden souverän ans Werk und bauen die Zelte auf, wobei
sie staunend von den Einheimischen bei ihrem Tun bewundert werden.
Schon klasse, was so westliche Wissenschaftler alles können.
Der Chef der
illustren Schar ist Professor Jonathan Grant, ein offensichtlich
bemerkenswert kleingeistiger Vertreter seiner Zunft, doch lernen
wir erst mal den Rest des Rudels kennen, dann wird rasch klar, warum
bekanntlich im Königreich der Blinden der Einäugige der
König ist, wenn Ihr versteht. Jedenfalls möchte Grant
Fotos irgendwelcher Tierarten machen, die seiner Einschätzung
nach in wenigen Jahren ausgestorben sein werden, was grundsätzlich
ja ein hehrer Ansatz ist. Ihm zur Seite stehen der toughe Abenteurer
Rod Carter, die Fotografin Karen, eine junge Dame namens Tunika,
die zwar offenbar die eifersüchtige Freundin Carters ist, ansonsten
wird aber nicht allzu klar, warum sie dabei ist, außerdem
noch die zickige Liz, deren Vater, scheinbar ein reicher Gutmensch,
die Expedition finanziert hat.
Während
unsere Helden also noch an ihrem Lager werkeln, kommt ein junger
schwarzer Mann des Weges und stellt sich als Timunga vor, ein Pelzhändler,
dessen zwielichtigen Charakter wir schon sehr bald erkennen werden.
Aber jetzt noch nicht. Deshalb schlürft man zunächst mal
gemeinsam hochprozentiges (und das bei der Hitze in...Bumbasa) und
macht sich dann auf den Weg zu einem alten Opferplatz, denn der
gute Timunga erzählte zuvor noch eine lustige Geschichte von
Woodoo Ritualen bei Vollmond, Hexen und verhexten Todesleoparden,
und diese Räuberpistole wollte ihm unsere skeptische und wagemutige
Expedition gar nicht so recht abkaufen.
Doch Grant und
Co. wissen nicht, was wir, die Zuschauer, längst wissen, nämlich
das sich tatsächlich gar schröckliche Dinge rund um den
Opferaltar ereignen. Jungen Damen werden dort gekonnt die Leibchen
vom Leibe gepeitscht, bevor sie fachmännisch rituell mit einer
Machete enthauptet werden um dann als untotes Vampirwesen zurückzukehren.
Gruselig, was?
Da aber der
Mensch als solcher und die Frau im besonderen dazu neigen, neugierige
Wesen zu sein (Pfui! Sexist!! Aufhängen!!!), stiehlt sich die
Fotofachfrau in der folgenden Nacht, in der, wie es der Zufall so
will, ein herrlicher, großer, runder Vollmond strahlt über...Bumbasa,
aus dem Lager zu dem Opferplatz, auf dem gerade feinster ethnologischer
Volkstanz dargeboten wird. Dummerweise wird Karen aber entdeckt
und landet schließlich selber auf dem Hexenaltar. Somit wird
sie freilich am nächsten Morgen im Camp vermisst. Schnell wird
ein Suchkommando organisiert, dem sich auch der schon wieder bei
unseren Freunden herumhängende Timunga anschließt. Karen
jedoch wird nicht gefunden, lediglich ihre Kamera und eine frische
Blutspur auf der Schlachtbank. Was also tun?
Nun überschlagen
sich die Ereignisse: Professor Grant wird tot mit dem Gesicht in
Fotoentwicklerflüssigkeit aufgefunden, latscht allerdings schon
recht bald wieder zombig durch die Gegend und auch Karen kehrt als
Vampir zurück. Timunga versucht Liz zu vergewaltigen, entgeht
aber seiner filmgerechten Strafe ebenfalls nicht.
Als der Vollmond
wieder strahlt ist klar, das Heil kann nur in der Flucht gesucht
werden. Wird es irgendwer überleben, das Massaker von...Bumbasa?
Armando de Ossorio
stammt aus der Fußballhochburg La Coruna, was an und für
sich ja noch kein sonderlich bemerkenswerter Umstand ist. Wer sich
aber wahlweise im Fußball oder aber mit Geografie nur ein
klein wenig auskennt, der weiß, die Stadt liegt in Spanien,
und das wiederum führt zu einer Tatsache, die sehr wohl von
Belang ist für den geneigten Besucher unserer Seiten, denn
Senior de Ossorio ist neben dem Exil Argentinier Leon
Klimovsky und dem Eurotrash-Papst
Jess Franco das verbleibende Drittel des großen spanischen
Horror-Exploitation-Kleeblattes jener berüchtigten Epoche.
Und was für Klimovsky Nacht der
Vampire und für Franco Nachts,
wenn Dracula erwacht ist, ist für Armando ganz sicher "La
Noche del Terror Ciego", besser bekannt als "Tomb of the
blind Dead", oder auch "Die Nacht der reitenden Leichen",
nämlich so etwas wie das Opus Magnus, oder zumindest mal der
ganz große Durchbruch. Da uns die klapprigen untoten Tempelritter
aber doch zu wenig vampirisch erscheinen, hat Ossorio zumindest
in der Hinsicht reichlich Pech, denn seinen mit Sicherheit besten
Film werden wir leider auf unseren Seiten nicht featuren, zumindest
aber ausdrücklich empfehlen an dieser Stelle.
Jetzt weiß
aber der aufmerksame Leser bereits, dass der Film, um den es uns
hier eigentlich geht, nämlich "Woodoo - Orgie des Grauens",
schon mal nicht Ossorios filmische Großtat darstellt. Wer
also schon mit den "reitenden Leichen" nichts anfangen
konnte, der muss vermutlich gar nicht mehr weiterlesen. Obwohl,
wer es schon bis hierher geschafft hat...jetzt lest Ihr das gefälligst
auch schön zu ende, gell?
Ganz sicher
ist "Woodoo" kein klassischer Vampirfilm, ich bin mir
nicht mal sicher, ob die gezeigten und durch Opferrituale verwandelten
Damen tatsächlich Vampire sind oder sein sollen, die Rede ist
ja häufiger auch von Hexen, sie haben aber klassische Reißzähne,
trinken Blut und benehmen sich auch ansonsten reichlich vampirisch.
Grund genug, diesen Film hier aufzunehmen. Und auch wenn "Woodoo"
atmosphärisch nicht an den "Reitenden Leichen" kratzen
kann, haben wir es mit einem fast schon klassischen Gothic Streifen
zu tun, der eher in der Tradition der alten amerikanischen Voodoo-
/ Zombiefilme a la Halberins "The White Zombie" oder Tourneurs
"I walked with a Zombie" steht als mit den üblen
italienischen Kannibalen Streifen verglichen werden sollte, auch
wenn der Film manches mal so beworben wurde. Freilich muss man dies
immer im Zusammenhang mit seiner Entstehungszeit, dem Können
des Regisseurs, seinem Werk insgesamt und dem aus der Summe der
einzelnen Teile resultierenden anvisierten Zielpublikum betrachten.
Klar, man könnte aus heutiger Sicht ordentlich die Nase rümpfen,
dem Regisseur mindestens latent vorhandenen Sexismus wie Rassismus
vorwerfen und den Film als stumpfen Schrott abtun, und für
sämtliche Vorwürfe gäbe es nicht mal eine Entschuldigung.
Generell will ich eine solche auch gar nicht vorschieben, dennoch
denke ich, dass hier vieles einfach der Naivität wie der bei
solchen Produktionen grundsätzlich vorhandenen Absenz von Gründlichkeit
geschuldet ist. Was allerdings die eindeutig sado-erotischen Szenen
betrifft, die sind ganz gewiss so gewollt.
Wer also ein Fan ist jener speziellen Spielart des Eurohorrors der
frühen 70'er Jahre, und ich gebe hier den Spaniern gegenüber
den Italienern klar den Vorzug (schließlich drehte der große
Poet des italienischen Horrorfilms, Mario Bava, seine besten Streifen
deutlich zehn Jahre früher, was ja schon beinahe wieder eine
Generation eher ist), der wird sicher ein relativ hohes Unterhaltungspotenzial
in diesem Film ausmachen können.
Schließlich
haben wir zum Beispiel genreerprobte Darsteller mit ganz eigenen
Qualitäten, und ich spreche hier nicht (nur) von den durchaus
ansehnlichen Aktricen Loretta Tovar, Kali Hansa oder Maria Kosti,
auch die Herren, allen voran Simon Andreu als Rod Carter, liefern
recht unterhaltsame weil ihren Charakter extrem tumb angelegte Performances
ab, auch so ein Zeichen damaliger Zeiten, in denen niemand mehr
Bock auf sanfte Hippies hatte und Kerle wieder ein glänzendes
Fell Dank Meister Proper, oder so ähnlich. Ansonsten ist im
Grunde alles vorhanden, was man als Fan solcher Filme braucht, auch
wenn sich der Gorefaktor einigermaßen in Grenzen hält.
Der größte
Unterhaltungswert der gesamten Produktion ergibt sich ohnehin einmal
mehr aus dem relativen Unvermögen seiner Macher und dem typischen
70'er Flair, auch wenn man dem Film damit ein wenig Unrecht tut,
denn er hat durchaus seine Momente.
Für einen vergnüglichen Abend reicht's allemal, würde
ich meinen, und nachdem der (spanische) Urwald von...Bumbasa (wer
sich das wohl ausgedacht hat?) ordentlich gewackelt hat, könnte
man ja auch einfach noch mal der "Reitenden Leichen" ansichtig
werden.
Und jetzt bitte
nicht allzu sehr stutzen wegen der Punktewertung, aus rein filmischer
Sicht war einfach nicht mehr drin. Was hier zählt, ist einmal
mehr der reine Unterhaltungswert. So ist das!
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