Derzeit online

386
Filme
125
Bücher
34
Biographien
50
Hörspiele
Reviews in English

 

 

 

 

 

 

 

Woodoo - Orgie des Grauens   (OT: Noche de los brujos, la)
AKA's: Woodoo - Inferno des Grauens, Night of the Sorcerers

Spanien, 1974 , Farbe, 94 min (USA 80 min)
Regie: Amando de Ossorio
Drehbuch: Amando de Ossorio
Produzent Luis Laso, Ricardo Muñoz Suay
Musik: Fernando García Morcillo
Kamera: Francisco Sánchez
María Kosti Liz
Simón Andreu Rod Carter
Kali Hansa Tunika
Bárbara Rey
Jack Taylor Prof Jonathan Grant
Joseph Thelman Tomunga
Loli Tovar Carol

Bestialische Schreie im Urwald. Ein mordlüsterner Woodoo-Clan fesselt, peitscht und vergewaltgigt eine weiße Frau. In einem teuflischen Ritual wird sie anschließend geköpft. Plötzliches Gewehrfeuer setzt dem Grauen ein Ende. Ist es wirlich zu Ende?

Tödliches Entsetzen erlebt ein Forscherteam, das dieser Legende viele Jahre später nachgeht. Der grausame Kampft ums Überleben beginnt erneut. Der Urwald hallt wieder von grauenhaften Schreien. Wer kann sich retten aus dem Inferno des Grauens?

Wir besuchen den Dschungel von Bumbasa, Afrika (schaut gar nicht erst nach, wo das liegt, ihr werdet es ganz gewiss nicht finden) so um das Jahr 1973. Eine Expedition rollt mit zwei Land Rover Geländewagen ins Bild. Es wird beschlossen, erst mal ein Lager aufzuschlagen, denn irgendwo muss man ja campen. Also gehen unsere Damen und Herren Expedierenden souverän ans Werk und bauen die Zelte auf, wobei sie staunend von den Einheimischen bei ihrem Tun bewundert werden. Schon klasse, was so westliche Wissenschaftler alles können.

Der Chef der illustren Schar ist Professor Jonathan Grant, ein offensichtlich bemerkenswert kleingeistiger Vertreter seiner Zunft, doch lernen wir erst mal den Rest des Rudels kennen, dann wird rasch klar, warum bekanntlich im Königreich der Blinden der Einäugige der König ist, wenn Ihr versteht. Jedenfalls möchte Grant Fotos irgendwelcher Tierarten machen, die seiner Einschätzung nach in wenigen Jahren ausgestorben sein werden, was grundsätzlich ja ein hehrer Ansatz ist. Ihm zur Seite stehen der toughe Abenteurer Rod Carter, die Fotografin Karen, eine junge Dame namens Tunika, die zwar offenbar die eifersüchtige Freundin Carters ist, ansonsten wird aber nicht allzu klar, warum sie dabei ist, außerdem noch die zickige Liz, deren Vater, scheinbar ein reicher Gutmensch, die Expedition finanziert hat.

Während unsere Helden also noch an ihrem Lager werkeln, kommt ein junger schwarzer Mann des Weges und stellt sich als Timunga vor, ein Pelzhändler, dessen zwielichtigen Charakter wir schon sehr bald erkennen werden. Aber jetzt noch nicht. Deshalb schlürft man zunächst mal gemeinsam hochprozentiges (und das bei der Hitze in...Bumbasa) und macht sich dann auf den Weg zu einem alten Opferplatz, denn der gute Timunga erzählte zuvor noch eine lustige Geschichte von Woodoo Ritualen bei Vollmond, Hexen und verhexten Todesleoparden, und diese Räuberpistole wollte ihm unsere skeptische und wagemutige Expedition gar nicht so recht abkaufen.

Doch Grant und Co. wissen nicht, was wir, die Zuschauer, längst wissen, nämlich das sich tatsächlich gar schröckliche Dinge rund um den Opferaltar ereignen. Jungen Damen werden dort gekonnt die Leibchen vom Leibe gepeitscht, bevor sie fachmännisch rituell mit einer Machete enthauptet werden um dann als untotes Vampirwesen zurückzukehren. Gruselig, was?

Da aber der Mensch als solcher und die Frau im besonderen dazu neigen, neugierige Wesen zu sein (Pfui! Sexist!! Aufhängen!!!), stiehlt sich die Fotofachfrau in der folgenden Nacht, in der, wie es der Zufall so will, ein herrlicher, großer, runder Vollmond strahlt über...Bumbasa, aus dem Lager zu dem Opferplatz, auf dem gerade feinster ethnologischer Volkstanz dargeboten wird. Dummerweise wird Karen aber entdeckt und landet schließlich selber auf dem Hexenaltar. Somit wird sie freilich am nächsten Morgen im Camp vermisst. Schnell wird ein Suchkommando organisiert, dem sich auch der schon wieder bei unseren Freunden herumhängende Timunga anschließt. Karen jedoch wird nicht gefunden, lediglich ihre Kamera und eine frische Blutspur auf der Schlachtbank. Was also tun?

Nun überschlagen sich die Ereignisse: Professor Grant wird tot mit dem Gesicht in Fotoentwicklerflüssigkeit aufgefunden, latscht allerdings schon recht bald wieder zombig durch die Gegend und auch Karen kehrt als Vampir zurück. Timunga versucht Liz zu vergewaltigen, entgeht aber seiner filmgerechten Strafe ebenfalls nicht.

Als der Vollmond wieder strahlt ist klar, das Heil kann nur in der Flucht gesucht werden. Wird es irgendwer überleben, das Massaker von...Bumbasa?


Armando de Ossorio stammt aus der Fußballhochburg La Coruna, was an und für sich ja noch kein sonderlich bemerkenswerter Umstand ist. Wer sich aber wahlweise im Fußball oder aber mit Geografie nur ein klein wenig auskennt, der weiß, die Stadt liegt in Spanien, und das wiederum führt zu einer Tatsache, die sehr wohl von Belang ist für den geneigten Besucher unserer Seiten, denn Senior de Ossorio ist neben dem Exil Argentinier Leon Klimovsky und dem Eurotrash-Papst Jess Franco das verbleibende Drittel des großen spanischen Horror-Exploitation-Kleeblattes jener berüchtigten Epoche. Und was für Klimovsky Nacht der Vampire und für Franco Nachts, wenn Dracula erwacht ist, ist für Armando ganz sicher "La Noche del Terror Ciego", besser bekannt als "Tomb of the blind Dead", oder auch "Die Nacht der reitenden Leichen", nämlich so etwas wie das Opus Magnus, oder zumindest mal der ganz große Durchbruch. Da uns die klapprigen untoten Tempelritter aber doch zu wenig vampirisch erscheinen, hat Ossorio zumindest in der Hinsicht reichlich Pech, denn seinen mit Sicherheit besten Film werden wir leider auf unseren Seiten nicht featuren, zumindest aber ausdrücklich empfehlen an dieser Stelle.

Jetzt weiß aber der aufmerksame Leser bereits, dass der Film, um den es uns hier eigentlich geht, nämlich "Woodoo - Orgie des Grauens", schon mal nicht Ossorios filmische Großtat darstellt. Wer also schon mit den "reitenden Leichen" nichts anfangen konnte, der muss vermutlich gar nicht mehr weiterlesen. Obwohl, wer es schon bis hierher geschafft hat...jetzt lest Ihr das gefälligst auch schön zu ende, gell?

Ganz sicher ist "Woodoo" kein klassischer Vampirfilm, ich bin mir nicht mal sicher, ob die gezeigten und durch Opferrituale verwandelten Damen tatsächlich Vampire sind oder sein sollen, die Rede ist ja häufiger auch von Hexen, sie haben aber klassische Reißzähne, trinken Blut und benehmen sich auch ansonsten reichlich vampirisch. Grund genug, diesen Film hier aufzunehmen. Und auch wenn "Woodoo" atmosphärisch nicht an den "Reitenden Leichen" kratzen kann, haben wir es mit einem fast schon klassischen Gothic Streifen zu tun, der eher in der Tradition der alten amerikanischen Voodoo- / Zombiefilme a la Halberins "The White Zombie" oder Tourneurs "I walked with a Zombie" steht als mit den üblen italienischen Kannibalen Streifen verglichen werden sollte, auch wenn der Film manches mal so beworben wurde. Freilich muss man dies immer im Zusammenhang mit seiner Entstehungszeit, dem Können des Regisseurs, seinem Werk insgesamt und dem aus der Summe der einzelnen Teile resultierenden anvisierten Zielpublikum betrachten. Klar, man könnte aus heutiger Sicht ordentlich die Nase rümpfen, dem Regisseur mindestens latent vorhandenen Sexismus wie Rassismus vorwerfen und den Film als stumpfen Schrott abtun, und für sämtliche Vorwürfe gäbe es nicht mal eine Entschuldigung. Generell will ich eine solche auch gar nicht vorschieben, dennoch denke ich, dass hier vieles einfach der Naivität wie der bei solchen Produktionen grundsätzlich vorhandenen Absenz von Gründlichkeit geschuldet ist. Was allerdings die eindeutig sado-erotischen Szenen betrifft, die sind ganz gewiss so gewollt.
Wer also ein Fan ist jener speziellen Spielart des Eurohorrors der frühen 70'er Jahre, und ich gebe hier den Spaniern gegenüber den Italienern klar den Vorzug (schließlich drehte der große Poet des italienischen Horrorfilms, Mario Bava, seine besten Streifen deutlich zehn Jahre früher, was ja schon beinahe wieder eine Generation eher ist), der wird sicher ein relativ hohes Unterhaltungspotenzial in diesem Film ausmachen können.

Schließlich haben wir zum Beispiel genreerprobte Darsteller mit ganz eigenen Qualitäten, und ich spreche hier nicht (nur) von den durchaus ansehnlichen Aktricen Loretta Tovar, Kali Hansa oder Maria Kosti, auch die Herren, allen voran Simon Andreu als Rod Carter, liefern recht unterhaltsame weil ihren Charakter extrem tumb angelegte Performances ab, auch so ein Zeichen damaliger Zeiten, in denen niemand mehr Bock auf sanfte Hippies hatte und Kerle wieder ein glänzendes Fell Dank Meister Proper, oder so ähnlich. Ansonsten ist im Grunde alles vorhanden, was man als Fan solcher Filme braucht, auch wenn sich der Gorefaktor einigermaßen in Grenzen hält.

Der größte Unterhaltungswert der gesamten Produktion ergibt sich ohnehin einmal mehr aus dem relativen Unvermögen seiner Macher und dem typischen 70'er Flair, auch wenn man dem Film damit ein wenig Unrecht tut, denn er hat durchaus seine Momente.
Für einen vergnüglichen Abend reicht's allemal, würde ich meinen, und nachdem der (spanische) Urwald von...Bumbasa (wer sich das wohl ausgedacht hat?) ordentlich gewackelt hat, könnte man ja auch einfach noch mal der "Reitenden Leichen" ansichtig werden.

Und jetzt bitte nicht allzu sehr stutzen wegen der Punktewertung, aus rein filmischer Sicht war einfach nicht mehr drin. Was hier zählt, ist einmal mehr der reine Unterhaltungswert. So ist das!



2001 - 2009 by  webmaster@vampire-world.com       Stand: 04.07.2005 Seitenanfang nächste Seite