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Der Dämon mit den blutigen Händen   (OT: Blood of the Vampire)
AKA: Le Sang du vampire, La sangre del vampiro, Il Sangue del Vampiro

GB, 1958, Farbe, 86 min

 
Regie: Henry Cass
Produzenten:  
Drehbuch: Jimmy Sangster
Musik: Stanley Black
Kamera: Monty Berman
 
Donald Wolfit Dr. Callistratus
Vincent Ball Dr. John Pierre
Barbara Shelley Madeleine
Victor Maddern Carl
William Devlin Kurt Urach
Andrew Faulds Wetzler
Bryan Coleman Auron

Im Jahr 1876 wird ein Arzt, der mit Blutübertragung experimentiert, zum Tode verurteilt. Es gelingt ihm noch ein Mittel zu entdecken, welche Tote ins Leben zurück holt. In der Nacht der Hinrichtung macht sich sein alter Diener Carl an das Werk der Wiedererweckung. Unter dem Namen Dr. Callistratus ist der von den Toten auferstandene Arzt vier Jahre später Direktor eines Gefängnisses für gemeingefährliche Irre, an denen er seine Forschungen fortführt.

Osteuropa 1874. Der junge Arzt Dr. John Pierre wird wegen medizinischer Fehler und fahrlässiger Tötung zu einer Haftstrafe verurteilt, ist aber unschuldig. Doch offfensichtlich wurden Beweise gefälscht, so wird Pierre in ein finsteres Gefängnis für kriminelle Geisteskranke gesperrt, das in den zerklüfteten Bergklippen der Karpaten liegt und von wilden Bluthunden bewacht wird. Leiter der Anstalt ist der schurkische Dr. Callistratus, der mit Hilfe seines buckligen Dieners Carl geheime medizinische Experimente an seinen Gefangenen durchführt. Er sucht nach dem Patentrezept für Bluttransfusionen. Da Dr. Pierre sich mit ganz ähnlichen Forschungen beschäftigt hatte, ernennt Callistratus den neuen Häftling zu seinem Assistenten. Pierre willigt zunächst ein, doch schon bald stößt er auf allerlei Merkwürdigkeiten, die ihn stutzig werden lassen. Hielt er Callistratus zunächst noch für einen seriösen Forscher, so kommen ihm langsam Zweifel an der noblen Fassade des Mediziners.

Dieweil haben Pierres Verlobte Madeleine und sein Mentor das Verfahren gegen ihn wieder aufgerollt und können seine Unschuld beweisen, das Urteil wird revidiert. Calistratus verschweigt dies allerdings Pierre gegenüber und schmiedet erneut finstere Ränke. Da Pierre sich der Hoffnungslosigkeit seiner Lage bewusst wird, beschließt er mit dem Mithäftling Kurt Urach, mit dem er Freundschaft geschlossen hat, aus der Anstalt zu fliehen. Urach und Pierre ahnen nicht, dass Calistratus ihren Fluchtversuch bereits reichlich manipulativ vorbereitet hat. Sie werden entdeckt, Urach stirbt, er wird von den Hunden zerfetzt. Callistratus verbreitet die Nachricht, sowohl Urach wie Pierre seien bei einem Fluchtversuch ums Leben gekommen. Nun scheint Pierre vollkommen der Willkür Callistratus ausgeliefert.

Madeleine indes glaubt nicht an John Pierres Tod und bewirbt sich als neue Haushälterin bei Callistratus, der sie auch prompt einstellt. Sie entdeckt Pierre, diesem gelingt es auf gefahrvollem Wege, mit ihr zu sprechen, nun weiß er, wie es um ihn steht.
Madeleine wird von dem korrupten Juristen Auron erkannt und an Calistratus verraten, dieser zerrt sie in sein Labor, es droht nun echtes Ungemach!
Da eilt Pierre zur Rettung herbei. Es stellt sich heraus, das Callistratus bereits einmal tot war, verurteilt zum Tode und mit einem Holzpflock durchbohrt, weil er in den Augen der abergläubischen Bevölkerung aufgrund seiner Blutforschungen für einen Vampir gehalten wurde. Carl, Callistratus Diener, stahl seinerzeit die Leiche vom Friedhof und mit Hilfe eines bestochenen Arztes konnte Callistratus Dank einer auf menschlichem Blut basierenden Tinktur reanimiert werden. Dummerweise benötigt er fortan regelmäßig frisches Blut, da sein eigenerer Saft sich permanent zersetzt - der Preis für sein unnatürlich verlängertes Leben - und nun begehrt er Madeleines Blut.

Als sich aber Callistratus erneut als Sieger wähnt, wendet sich plötzlich der buckelige Carl, inzwischen in Liebe zu Madeleine entflammt, gegen seinen Meister. Callistratus kann Carl zwar ausschalten, fällt aber letztlich seinen eigenen Bluthunden zum Opfer.
Pierre und Madeleine sind endlich frei, der Alptraum ist vorüber.

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"Der Dämon mit den blutigen Händen" oder "Blood of the Vampire", so ja der Originaltitel, ist nicht nur einer der originellsten Hammer Horror Filme, er ist auch der überraschendsten und ungewöhnlichsten einer dieser legendären Epoche und beweist einmal mehr, das die frühen Werke der britischen Gruselschmiede eindeutig die besseren, kreativeren und atmosphärerischen waren, von einigen Ausnahmen der späteren Filme wie beispielsweise Gruft der Vampire, Nur Vampire küssen blutig oder Die 7 goldenen Vampire einmal abgesehen.Was aber macht den Film so gut?

Zum einen haben wir hier Jimmy Sangsters hervorragendes Skript. Sangster war einfach der Meisterautor Hammers und an fast allen herausragenden Filmen der Firma beteiligt. Er erfand hier eine Art medizinischen Vampir, der das Blut auf pathologische Art zum Überleben braucht, ein völlig neuer Typus seiner Spezies. Der sinistre Dr. Callistratus geht nicht mit spitzen Schneidezähnen zu Werke, um an die rote Grütze seiner Opfer zu kommen, sondern rein wissenschaftlich mit allerlei ärztlichen Gerätschaften wie Kanüle und Tropf. Somit wird der Film in die Nähe des Mad Scientist Movies gestellt, die ja theoretisch eigentlich dem Science Fiction Genre zuzuordnen wären. Man könnte jetzt sagen, gleiches träfe auf Frankenstein zu, auch hier versucht sich ein zusehends derangierter Forscher an der Schöpfung, was sicher richtig ist, aber das ist jetzt einfach mal nicht unsere Baustelle, will sagen, zu wenig Vampire in Frankenstein, ob nun klassischer Gothic Horror oder nicht, aber das greift abermals ein perfektes Stichwort auf: Gothic Horror.

Kein Film aus der Hammerküche war jemals so nah am amerikanischen Vorbild der klassischen düsteren Universalära der dreißiger und vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wie der vorliegende Titel. Oftmals wird der Film sogar für ein Universalwerk gehalten, was sicherlich nicht nur an der offensichtlichen Ähnlichkeit Donald Wolfits, der den Erzschurken Callistratus spielt, mit dem großen Bela Lugosi liegen wird, einer Rolle übrigens, die dem legendären Draculadarsteller sicher sehr gut zu Gesicht gestanden hätte. Zwar erkennen wir hier eine ganze Menge Ingredienzien aus dem typischen Hammersuppentopf, von der tollen viktorianischen Ausstattung des Films über die Eröffnungsszene, in der direkt ein (vermeintlicher?) Vampir gepfählt wird, bis hin zu den nahezu obligatorischen Gasthausszenen (die man schon als beinahe "klassisch" Jimmy Sangster bezeichnen könnte) und dem "gefährdeten Dekolleté Barbara Shelleys", wie David Pirie so schön in seinem Buch "Vampir Filmkult" schrieb, doch die Grundstimmung erinnert ganz klar an die prächtigen alten amerikanischen Filme. Da bei Universal ja auch stets eine gewisse expressionistische Ausrichtung nachvollziehbar war, die durch das Mitwirken von Leuten wie dem Regisseur und Kameramann Karl Freund begünstigt wurde, der ja bereits in der goldenen Ära des frühen deutschen Films aktiv war, kommt auch die bei Henry Cass Film nicht zu knapp.

Expressionismus verstand sich ja als Gegenbewegung zum Realismus, d. h. Kulissen wurden nicht wirklich als solche getarnt, Make-ups waren bewusst übertrieben dargestellt und die Schauspieler agierten oft sehr theatralisch, und genau diese Umstände kann man bei den "...blutigen Händen" sehr genau erkennen. Gewollt oder nicht, in meinen Augen verbeugte sich Regisseur Cass, ein Mann, über den wir ehrlich gesagt überhaupt nichts wissen und der auch nicht zu den Größen im festen Gefüge Hammers gehörte - eigentlich war ja Terence Fisher der Chefinszenierer jener Jahre - vor Filmen wie dem "Caligari" oder Murnaus Nosferatu, aber auch vor Tod Browning, James Whale und den Gothics a la "Die Mumie" oder Das Zeichen des Vampirs.

Das absolut einzige, das man jetzt noch kritisieren kann und das leichte Abzüge in der Gesamtwertung mit sich bringen muss, ist das die Inszenierung bei aller Sorgfalt etwas behäbig geriet, soll heißen, dem Film fehlt es mitunter einfach etwas an Rasanz - es thrillt halt nicht allzu oft! Das heißt nicht, das "Der Dämon..." unspannend wäre, denn gelegentlich rockt der Film sogar ungemein, speziell zum Schluss hin, trotzdem wirkt das alles manchmal etwas sehr altbacken. Ich weiß, ich weiß, wir weisen sehr häufig darauf hin, gerade diese Element ja eigentlich zu schätzen, aber da gibt es Unterschiede, hier möchte man manchmal das Wort "trutschig" verwenden.

Dies sollte dennoch niemanden davon abhalten, sich diese relativ unbekannte Hammerperle zu besorgen, denn es lohnt in jedem Fall.
"Der Dämon mit den blutigen Händen" ist ein (fast vergessener) Meilenstein der Ära Hammer, der Brücken schlägt zwischen der Vergangenheit des phantastischen Films und seiner Gegenwart, die auf die eine oder andere Weise je bereits auch wieder überholt zu sein scheint, doch ein klasse Film bleibt für immer ein klasse Film.

       


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