Derzeit online

386
Filme
125
Bücher
34
Biographien
50
Hörspiele
Reviews in English

 

 

 

 

 

 

 

Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens                                                             
AKA: Nosferatu the Vampire, Nosferatu, a Symphony of Horror, Nosferatu, a Symphony of Terror
Nosferatu: The First Vampire, Terror of Dracula

Deutschland 1922 SW, 64 min                

 

 
Regie Friedrich Wilhelm Murnau
Drehbuch Henrik Galeen
Vorlage Bram Stoker
Kamera Fritz Arno Wagner/Günther Kramp
Musik Hans Erdmann
 
Max Schreck Orlok/Nosfertatu
Gustav von Wangenheim Thomas Hutter
Greta Schröder Ellen, seine Frau
Alexander Granach Knock, Häusermakler
Georg Heinrich Schnell Harding, Werftbesitzer
Ruth Landshoff Annie, seine Frau
John Gottowt Prof. Bulwer
Gustav Botz Prof. Sievers
Max Nemetz Kapitän der Demeter

     Read this review in English

Nosferatu - Phantom der Nacht
Shadow of the Vampire

1838: Thomas und Ellen Hutter leben glücklich und zufrieden in Bremen. Eines Tages wird Thomas Hutter von seinem Arbeitgeber, dem Häusermakler Knock, nach Transsylvanien geschickt um mit dem Grafen Orlok einen Kaufvertrag über ein Haus in Bremen abzuschließen. Noch ahnt Hutter nichts von der Gefahr, in die er sich begeben wird.

Über die Warnungen der Menschen in Transsylvanien macht er sich nur lustig. Je näher er jedoch seinem Ziel kommt, desto unwohler wird ihm.
Nach rasender Kutschfahrt über steile Bergpässe erreicht er das Schloß des Grafen Orlock. Dieser entpuppt sich schon bald als wahrhaft furchteinflößende Gestalt. Dennoch lässt Hutter sich vom Grafen bewirten. Als er sich beim Essen in den Finger schneidet saugt der Nosferatu ihm die Wunde aus.

Der Kaufvertrag kommt zu Hutters großer Erleichterung recht schnell zustande nachdem Orlok das Bild von Ellen in Hutters Medaillon erblickt hat und erfährt, die besagte Immobilie läge direkt gegenüber dem Hause der Hutters. Am nächsten Tag entdeckt Hutter zwei kleine rote Wundmale an seinem Hals, zudem stellt er fest, er ist gefangen im Schloss des Grafen, dessen düsteres Geheimnis er jetzt kennt.

In der nächsten Nacht tritt Orlok die Reise nach Bremen an. Auch Hutter gelingt die Flucht. Auf dem Segelschiff Demeter, beladen mit dem Sarg des Grafen sterben sämtliche Besatzungsmitglieder eines grausamen und rätselhaften Todes. Der Vampir treibt sein Unwesen. Als er Bremen erreicht bricht dort die Pest aus. Auch Hutter ist inzwischen zurück. Ellen findet im Reisegepäck ihres Mannes ein Buch über Vampirismus und erkennt die Zusammenhänge. Es gelingt ihr, den Vampir die ganze Nacht bei sich zu halten, so zerfällt er mit den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages zu Staub. Doch Ellen hat ein großes Opfer auf sich genommen und stirbt.
Pest und Vampir sind besiegt, die Stadt ist gerettet.



Dieser Film ist eine Legende, ein Mythos schon beinahe, handelt es sich hierbei nämlich zwar durchaus um die erste Verfilmung des guten alten Stoker Stoffes, allerdings nicht um eine autorisierte Fassung des Originalromans. Dies wusste Florence, die Witwe Abraham Stokers und ganz geschäftstüchtige Britin, die sie war, geschickt zu verhindern, denn Murnau wollte für die Filmrechte nicht die von ihr geforderte Summe zahlen. Um den Film aber dennoch drehen zu können modifizierte er frech den "Dracula". Die Rahmenhandlung wurde keck von London nach Bremen verlegt, Dracula heißt hier Graf Orlok, Harker heißt Hutter, etc.
Ganz ähnlich verfuhr er bereits zwei Jahre zuvor in seinem Film "Der Januskopf", der eine Adaption von Stevensons "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" war, seinerzeit ging das gut!

Bei Stokers Vermächtnis indes kam es, wie es kommen mußte und Florence klagte wegen Verletzung des Urheberrechts, sie bekam schließlich 1925 in allen Instanzen Recht. Das Gericht sah vor, dass sämtliche Kopien des Films vernichtet und er somit aus dem Verkehr gezogen werden sollte. So wäre beinahe der Welt eines der ganz großen Meisterwerke früher Filmkunst abhanden gekommen, doch glücklicherweise waren bereits einige Kopien ins Ausland verkauft worden, später tauchte sogar der Originalnegativstreifen (der Legende nach wohl in Dänemark, dafür möchten wir uns aber nicht verbürgen) wieder auf, und wurde verschiedentlich bearbeitet.

Dies, wie die Tatsache, dass 1930 in Deutschland eine verfälschte und nachsynchronisierte Fassung des "Nosferatu" unter dem Titel "Die zwölfte Stunde" herausgegeben wurde, mit der allerdings Friedrich Murnau nun gar nichts zu tun hatte, trugen maßgeblich dazu bei, dass das Original lange Zeit weitgehend unbekannt blieb und beinahe inVergessenheit geriet.
Erno Palatas, Leiter des Münchener Filmmuseums, gelang schließlich 1987 eine Rekonstruktion die dem Murnauschen Original sehr nahe kam und heute die wohl bekannteste und verbreitetste Fassung des Klassikers sein dürfte.

"Nosferatu" darf mit Fug und Recht als ein Meilenstein der Filmgeschichte angesehen werden, ist er doch neben Rudolf Wienes "Das Cabinet des Dr. Caligari, der zwei Jahre zuvor entstand, wohl das bedeutendste Beispiel des deutschen Vorkriegsfilms.
Zwar legte Murnau seinen Film fast schon realistisch an gemessen am "Caligari", so drehte er z. B. seine Außenaufnahmen tatsächlich an Originalschauplätzen und baute die Sets nicht, wie (nicht nur damals) üblich im Studio nach, dennoch muß man das Meisterwerk klar als expressionistisch gestaltet ansehen.
Außerdem nahm Murnau zudem bereits wesentliche Elemente des Gothic Horror des 30er und 40er Jahre Hollywood - Grusels vorweg, was allzu deutlich wird in den Filmen von Freund, Browning, van Lee, sie alle ließen sich sehr geschickt und gekonnt von Murnau inspirieren (natürlich waren besagte Herren ohne Frage dennoch Meister ihres Faches und keine Kopisten.)
Wahnsinn, Todesahnungen, Geisterspuk, all das serviert uns Herr Plumpe, so Murnaus bürgerlicher Name, schauerlich in düsteren Berglandschaften oder auf stürmischer See.

Und der Hauptdarsteller, der ja schon beinahe durch seinen Namen Max Schreck als Buhmann prädestiniert ist - er hieß übrigens wirklich so, es handelte sich nicht um ein Pseudonym - tut ein Übriges hinzu. Selten sah ein Vampir auf der Leinwand so furchteinflößend aus wie Schreck. Im Laufe des Films wurde Schrecks Maske noch variiert, kaum merklich zwar, dennoch verlieh man ihm stetig immer mehr das Aussehen eines lebenden Toten, eines Nosferatu!
Zwar ist bekannt, das Schreck zuvor und hernach noch Dutzende andere Rollen gespielt hat, so drehte er zum Beispiel mit Karl Vallentin und arbeitete mit Bertold Brecht, doch der "Nosferatu" blieb Schrecks einzige Hauptrolle, die aber dann doch so überzeugend geriet, dass ihm Anno 2000 ein filmisches Denkmal mit Shadow of the Vampire gesetzt wurde.

       


2001 - 2009 by  webmaster@vampire-world.com       Stand: 15.07.2001 Seitenanfang nächste Seite