H.G. Francis
Wer hat
sich als Kind nicht gern die Bettdecke über den Kopf
gezogen und sich gegruselt zu den schaurigen Abenteuern der
"Sensationsreporter" Tom Fawley (genial selbstironisch
intoniert vom leider bereits verstorbenen Horst Frank) und
Eireen Carter, die bei den berühmten Hörspielen
der Europa "Gruselserie" auf Vampire, Werwölfe,
Seeungeheuer und künstliche Menschen aus Dr. Frankensteins
Hexenküche trafen, oder wenn von Dracula,
dem König der Vampire (dem meist der große
Charles Regnier, der leider auch nicht mehr unter uns weilt,
die markante Stimme lieh) oder Monsterratten und Riesenspinnen
die Rede war? Damals hatte man ja noch 12" Langspielplatten
(sollten die Jüngeren unter den Lesern wahrscheinlich
gar nicht mehr kennen, so was) oder Cassetten, und die alten
Kinderrekorder von anno dunnemals hatten ja auch alle noch
kein Autoreverse, was bedeutete, man musste aus dem Bett raus,
durchs dunkle Zimmer und den Tonträger umdrehen, brrr
.
Dann starten einem die Fratzen von den grellen giftgrünen
oder knallpinken Covern entgegen, die irgendwie in der Finsternis
zu leuchten schienen
so war das damals, als ich vielleicht
neun oder zehn Jahre alt war.
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Oft hat man
sich ja dann später, als man schon älter war, die Frage
gestellt, gibt es diesen H.G Francis wirklich, oder ist das nur
so ein Pseudonym, unter dem alle möglichen Autoren die Stücke
für die Serie verfassten? Nein, es gibt ihn wirklich, und die
"Gruselserie" war tatsächlich sein Baby. Und er hat
noch so viel mehr gemacht, wobei er stets unter allen möglichen
Künstlernamen aktiv war. Jetzt und hier, so schallt die dunkle
Stimme aus dem kleinen Lautsprecher des alten Radiorecorders, während
im Hintergrund bedrohlich der Donner rollt und der Himmel Sturzbäche
auf das Land niederprasseln lässt (ja nun, das muss man sich
jetzt halt vorstellen!), erfahrt ihr die Geschichte über diesen
Mann, die ganze Wahrheit, wenn ihr sie denn ertragen könnt
Donner
mehr
Regen
ein ferner Schrei
Glockengeläut
H.G. Francis
erblickte völlig unspektakulär am 14. Januar 1936 im Schleswig-
Holsteinischen Itzehoe das Dunkel der Welt und sollte fortan auf
den Namen Hans Gerhard Franciskowsky hören - womit ja auch
schon geklärt sein dürfte, wie er sich zu seinem berühmtesten
Pseudonym inspirieren ließ. Bereits in frühester Jugend
interessierte sich H.G. für Literatur und verschlang Bücher,
besonders die Science Fiction hatte es ihm angetan. Doch war der
Junge kein bleicher Bücherwurm, sondern auch eine Sportskanone,
die es sogar bis zum Jugendmeister im Schwimmen des Landes Schleswig-Holstein
brachte. Nach seinem Abitur studierte Franciskowsky in Hamburg Sozial-
und Wirtschaftswissenschaften und betätigte sich bereits in
jenen Jahren als Hobbyautor. Obschon er zunächst einen "anständigen"
Job in der Pharmabranche annahm, blieb sein Herz bei der Literatur.
1962 veröffentlichte er seinen ersten Roman "Die fünf
Oligos", für den er sich unter anderem bei den Werken
des berühmten Isaac Asimov Anregungen holte. Bald darauf stieg
er als Autor bei der Romanserie "Mark Powers" ein, verfasste
dessen Abenteuer allerdings unter dem Verlagspseudonym Ted Scott.
1966 startete er seine erste eigene Serie für den Bastei Verlag:
"Marc Corda", die jedoch nicht ganz den erhofften Durchbruch
brachte und dann 1967 wieder eingestellt wurde. Davon ließ
sich Franciskowsky aber nicht beirren und schrieb fleißig
weiter, um dann 1970 seinen vielleicht größten Coup zu
landen, nämlich sich den Autoren des "Perry Rhodan"
Universums anzuschließen, was ihm eine riesige Fanbase einbrachte.
Anno 1972 beschloss
er dann, seinen Job zu kündigen und sich fortan als freier
Autor ganz dem Schreiben zu widmen, was er schließlich auch
in Hülle und Fülle tun sollte. Neben seiner Arbeit für
"Perry Rhodan" verfasste er hunderte von Hörspielen,
teils für eigene Serien wie unter anderem die "Masters
of the Universe", "Commander Perkins" oder eben auch
die famose "Gruselserie", teils aber auch für andere
Reihen wie "TKKG", "Die Drei ???" oder "Fünf
Freunde". Weil das aber noch lange nicht genug ist, verfasste
er quasi nebenher auch noch eigene Romane wie z. B. den hoch gelobten
"Die vom fünften Hundert", der eine ziemlich düstere
Zukunftsvision entwirft. Einige seiner Werke zeichneten sich aber
auch durchaus durch ihren knuddeligen Trashfaktor aus, was gerade
ihren besonderen Reiz ausmacht. Für das Hörspiel "Krieg
im All" beispielsweise hat er ziemlich dreist und schmerzfrei
die Handlung von "Star Wars" übernommen, ähnlich
verfuhr er 1983 mit "Das Weltraummonster", für das
er sich großzügig bei der Vorlage "Alien" bediente.
Dennoch darf
man Francis keinesfalls darauf reduzieren, ein inflationärer
Verfasser unfreiwillig komischer Schriften zu sein, denn ein Großteil
seines Werkes zeichnet sich durchaus durch Ernsthaftigkeit aus,
der Mann selber durch seine enorme Vielseitigkeit. So führte
er auch bei einer großen Zahl seiner Hörspiele selber
die Regie, war in den verschiedensten Genres unterwegs - Sci Fi,
Horror, Jugendliteratur, Krimis, sogar Fernsehdrehbücher verfasste
er, und schließlich gingen auch noch einige Sachbücher
auf sein Konto. Ein besonderes Anliegen ist dem Autoren, der unlängst
seinen 70. Geburtstag feierte, der Tier- und Umweltschutz, auf den
er auch des Öfteren in seinen Arbeiten Bezug nimmt und für
den er auch immer wieder vor Ort in den entlegensten Winkeln des
Erdenrunds recherchiert.
Im Jahre des
Herrn 2004 nahm Francis Abschied von seinem Spezi "Perry Rhodan"
und stieg aus der Serie aus, für die er 34 Jahre lang aktiv
war. Doch dies bedeutet keinesfalls, dass der Mann nun seinen Ruhestand
genießt und auf der faulen Haut liegt, denn dies würde
ja auch so gar nicht zu Franciskowsky passen. Einige Fakten zu seiner
Produktivität gefällig? Nun, dann lies und staune:
Francis verfasste
208 Romane für die "Perry Rhodan" Serie, 95 für
die Ablegerserie "Atlan" und 21 für die "Perry
Rhodan Planetenromane", insgesamt war er als Autor für
rund 600 Hörspiele tätig, davon unter anderem 18 mal für
die "Europa Gruselserie", 12 "Perry Rhodan"
Hörspiele und 37 für die "Masters of the Universe"
Reihe liegen in seiner Verantwortung. Insgesamt hatten seine Hörspiele
bis jetzt eine Gesamtauflage von rund 120.000.000 (!!!) Exemplaren,
was bedeutet, da ist auf jeden Fall der eine oder andere Gold- und
Platintonträger dabei. Seine Arbeiten verfasste er neben seinem
eigenen Namen unter insgesamt (wenn ich richtig gezählt habe)
9 Pseudonymen, unter anderem eben H.G. Francis, Hans G. Francis,
Gunther Frank und Frank Sky. Reichlich Superlative sind das, die
H.G. Francis somit zu einem der fleißigsten und natürlich
auch erfolgreichsten lebenden Autoren aus deutschen Landen machen.
Und das ist schön!
So, und wer
sich jetzt doch ein wenig gefürchtet hat, der kann nun unter
der Decke hervorkommen und das Licht nun wieder anmachen. War doch
gar nicht so schlimm, oder?

(2) Dracula
und Frankenstein, die Blutfürsten
(3) Dracula,
König der Vampire
(6) Das
Duell mit dem Vampir
(8) Gräfin
Dracula, Tochter des Bösen
(10) Draculas
Insel, Kerker des Grauens
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