Die
toten Augen des Dr. Dracula (OT:
Operazione Paura)
AKA: Curse of
the Dead, Curse of the Living Dead, Don't Walk in the Park, Kill,
Baby... Kill!, Operation Fear
Italien,
1966, Farbe, 83 min |
|
|
|
Regie:
|
Mario
Bava |
Drehbuch:
|
Romano
Migliorini, Roberto Natale, Mario Bava |
Kamera:
|
Antonio
Rinaldi |
Musik:
|
Carlo
Rustichelli |
|
|
Giacomo
Rossi Stuart |
Dr.
Paul Eswai |
Erika
Blanc |
Monica |
Fabienne
Dali |
Ruth |
Pierro
Lulli |
Inspektor
Kroger |
Giana
Vivaldi |
Baronessa
Graps |
Ein gehetzt wirkendes Mädchen rennt panisch durch ein altes
Gemäuer, schließlich landet es auf einem Balkon und sieht
keinen anderen Ausweg mehr als den Sprung in die Tiefe, pfeilspitze
Zaunpfähle spießen sie auf. Selbstmord? Unfall?
Der
Ermittler Inspektor Kroger wird in das Dorf geschickt um den Fall
aufzuklären und sieht sich sofort einer Mauer des Schweigens,
der Angst und des Aberglaubens gegenüber. Rasch entdeckt er,
dieses Opfer war bereits das 12. in einer Serie rätselhafter
Todesfälle in der Gegend. Zu seiner Unterstützung ruft
er den wackeren Amtsarzt Dr. Eswai herbei, der eine Autopsie an
der Toten durchführen soll. Allerdings braucht der hierzu einen
Zeugen, so sieht es das Gesetz vor. Die junge Monica, aufgewachsen
in dieser düsteren Gegend, doch seit Kindheitstagen erstmalig
wieder zurück, um das Grab ihrer Eltern zu besuchen, bietet
ihre Hilfe an. Als der Arzt im Herzen der Toten eine Münze
entdeckt, klärt Monica ihn auf, dies sei ein alter Aberglaube,
wer einen gewaltsamen Tod gefunden hat, könne nur so seinen
Frieden finden.
Als
sich der Arzt später aufmacht, Inspektor Kroger zu suchen,
wird er von aufgebrachten Dorfbewohnern, die ihm vorwerfen, er habe
den Leichnam entweiht, beinahe erdolcht. In letzter Sekunde kommt
ihm eine mysteriöse Frau zu Hilfe, die aber im Nebel verschwindet,
bevor Eswai sich bei ihr bedanken kann. Die Angelegenheit wird immer
rätselhafter. In seinem Gasthof erfährt er dann, Kroger
habe sich zum Schloß Graps begeben, wo er eine Spur entdeckt
hätte und Eswai solle ihm dorthin folgen. Doch dort angekommen
findet er nur eine alte verbitterte Frau vor, Baronessa Graps, die
vorgibt, niemanden gesehen oder gar empfangen zu haben und nur noch
ihre Ruhe wolle. Als der Doktor das Schloss wieder verlassen will,
begegnet ihm ein kleines Mädchen, das spurlos in den unheimlichen
Gängen des alten Kastens verschwindet.
Inzwischen
hat auch Monica Bekanntschaft mit dem geisterhaften kleinen Mädchen
gemacht. Voller Angst flieht sie und trifft Eswai. Dieser bringt
sie in seinem Gasthof unter, hier erfährt er auch schließlich,
was es mit der Erscheinung auf sich hat. Es ist der Geist der kleinen
Melissa Graps, die vor 20 Jahren brutal ums Leben kam und unter
dem Glockenturm verblutete, keiner der Dorfbewohner kam ihr zur
Hilfe. Wer nun Melissas Geist sieht, fällt ihrer Rache zum
Opfer und ist des Todes. Einzig das Medium Ruth, jene Frau, die
Eswai rettete, weiss wie man gegen das Böse vorgeht.
Schliesslich
findet Eswai auch noch Krogers Leiche. Nun machen sich der Doktor,
Monica und Ruth zum Schloss Graps auf um dem Spuk für immer
ein Ende zu bereiten. Ein tödlicher Alptraum erwartet sie...
Eines
gleich vorweg, es taucht kein einziger Vampir, geschweige denn der
Graf oder gar ein Dr. Dracula in dem Film auf. Der deutsche Titel
ist einmal mehr eine Erfindung des deutschen Kinoverleihs, vermutlich
erwartete man seinerzeit auf diesem Wege ein besseres Einspielergebnis.
In der deutschen Synchronisation brabbelt die irre Baronessa Graps
schließlich zum Ende, sie hätte all das böse unter
dem Einfluss des Grafen Dracula getan, aber wie gesagt, der Gute
ist auf weiter Flur nicht zu entdecken. Einen ähnlichen Umgang
pflegte man ja bereits mit Bavas 1960'er Meisterwerk " La Maschera
del Demonio" aka "Black Sunday", aus dem in Deutschland
flugs "Die Stunde,
wenn Dracula kommt" wurde.
Dennoch
ist "Operazione Paura" so der Originaltitel, international
bekannt als "Kill, Baby...Kill!", unbedingt sehens- und
empfehlenswert und nicht minder originell als "Black Sunday".
Mehr noch, Bava ist mit "...Paura" gar einer der ganz
großen wegweisenden Gothic Horrorfilme gelungen. Die Atmosphäre,
die Bava hier erschaffen hat, schwelgend zwischen traum- und alptraumhaft,
ist einzigartig. Farbenprächtige surreal wirkende Bilder gehen
über in unheilschwangere düstere Szenen. Beleuchtung,
Kamerafahrten, die herrlichen Studiokulissen, alles meisterhaft
und geprägt von der typischen Handschrift Bavas. Cocteau, Bergmann,
Murnau und die Gemälde Salvador Dalis standen Pate wie es scheint,
und genau dieser Stil machte ihn zu einem Poeten seines Fachs.
Bava
hat das Maximum aus der eigentlich recht simplen Gespenstergeschichte
rausgeholt und versteht es, uns wohlig das Gruseln zu lehren, uns
an manchen Stellen gar richtig heftig zu erschrecken. Viele bezeichneten
"...Paura" sogar als einen Film, den man niemals vergisst,
so unheimlich sei er.
Ganz leichte Abzüge geben wir ( wie bei "Black Sunday"
schon) für die etwas dröge Story und die mitunter doch
rech platten und zum Schluß etwas wirren Dialoge, die aber
wie bereits erwähnt wohl auf die Kappe der deutschen Synchro
gehen.
Wer
sich den Film nun ausleihen möchte oder ihn gar zu erwerben
gedenkt, dem sei die Neuauflage auf DVD und VHS von Anolis Entertainment
ans Herz gelegt, denn zum einen war der Film in der alten Videofassung
nur gekürzt erhältlich, zum anderen ging in der alten
Version viel von der Farbpracht des Films verloren. Anolis hat die
Farbgebung komplett überarbeitet und das Ergebnis ist wirklich
prächtig, so dass nun der Film endlich so zu sehen ist, wie
Bava ihn dereinst gedreht hat.
|