Killer
Barbys vs. Dracula

Strange
things happen at an exotic amusement park on the Costa del Sol.
While the famous rock group Killer Barbies are getting ready for
a new tour, a mysterious hearse arrives on the scene. Irina, the
director of the Transylvanian tourism office, has brought her country's
most famous personality, Count Dracula, to the south of Spain to
present his corpse in an advertising campaign for Transylvania.
When Killer Barbies lead singer Silvia Superstar gets wind of the
fact that Dracula is in town, she tries to make contact with him.
After presenting her new song "Wake Up", the Count is
aroused by Silvia's voice and awakens from this centuries-long sleep.
Silvia's innocent flirt soon becomes a dangerous game of fear and
terror for everyone in her life. In despair, Irina asks the internationally
renowned vampire hunter Dr. Seward and his nervous assistant Albinus
for help in ending the Count's blood-thirsty adventures...

Wir
befinden uns in der Westernstadt eines spanischen Vergnügungsparks
(wo im folgenden etwa 99% der Handlung angesiedelt sein wird.) Aus
nicht genau nachvollziehbaren Gründen ist die Hauptattraktion
besagten Rummels die spanische Poppunkband (mit deutlicher Betonung
auf Pop) Killer Barbys, die, wie uns der Film weismachen möchte,
gerade (also zu jener Zeit, in der der Film spielt) der weltweit
heißeste Scheiß ist (fraglich zwar, weswegen eine international
total erfolgreiche Band ein solches Engagement annehmen sollte,
aber dies ist ja ein Jess
Franco Film, da geht stets so einiges.) Warum zur Hölle
die Musikanten ausgerechnet in der Westernstadt auftreten, obschon
sie mit Country und / oder Western in etwa so viel zu tun haben
wie Roberto Blanco mit Death Metal, bleibt im folgenden unbeantwortet,
genau wie der Umstand, dass andauernd ein meistens Bier trinkender
alter Mann im Dracula-Kostüm durch die Szenerie schleicht und
von sich behauptet, er sei der wahrhaft echte und einzige Dracula,
und nicht nur ein Darsteller, wie alle glauben würden, aber
eigentlich überhaupt nichts in der Kulisse verloren hat, weil,
eine Westernstadt mit Dracula? Dodge City mit Vampir? Billy
the Kid vs. Dracula, oder wie? Ein Spukschloss oder eine Geisterbahn
sucht man jedenfalls vergebens.....
Jener besagte
Mensch ist wohl auch der Grund, weshalb eines schönen Tages
die "Kulturministerin von Transsylvanien" im Park auftaucht
und behauptet, sie habe die Mumie des wahrhaftigen Dracula dabei,
also dem...na ja, Ihr wisst schon, und die ollen Gebeine vom Grafen
sollen dann jetzt entsprechend im Park ausgestellt werden, zu höheren
Ehren Transsylvaniens oder so (ja nee, ist klar!) Das wiederum finden
die Killer Barbys echt schick. Boah, Dracula? Wirklich? Mal schnell
ein Foto machen...
Als Sylvia Superstar
(so nennt sich halt die Vokalistin und Ober-Barby der Truppe) und
ihre Begleitmusiker dann anschließend wieder so richtig loslegen
(ich sag es Euch!...Ist schon klar, dass das jetzt Ironie war, oder?)
erwacht der Graf wieder zum Leben und zieht sich erst mal den nervenden
Holzpflock aus der Pumpe. Sogleich mischt er sich rockenderweise
unter das pogende Volk und fällt gar nicht weiter auf. Da rumhüpfen
aber hungrig bzw. durstig macht, macht sich unser Graf mal schnell
über eine Touristengruppe her, die gerade einem spanischen
Zupfklampfenhansel das Leben schwer machen. Nun kommt Drac richtig
in Fahrt und dezimiert Parkbetreiber wie -besucher gleichermaßen,
unter anderem fallen ihm auch die Ministerin und Trommel-Arzt Bela
B. Felsenheimer, welcher hier werbewirksam in Minirolle mit von
der Partie ist, zum Opfer.
Doch Hilfe naht
bereits in Persona Dr. Sewards, einem berühmten blinden Okkultisten,
der mit seinem Gehilfen Albinus anreist und allerlei widersprüchliches
vom Stapel lässt. Zum einen klugscheißt er, er glaube
nicht, es mit Vampirspuk zu tun zu haben, da der letzte verbriefte
Fall solcherlei auf das 19. Jahrhundert zurückginge, andererseits
behauptet er auf die Frage Bela B.s, ob er denn überhaupt schon
mal mit Blutsaugern zu tun gehabt hätte, das hätte er
sehr wohl, und zwar schon reichlich. Ja wie denn jetzt?
Jedenfalls schlägt
Dracula eindeutig über die Strenge, als er bei dem großen
Auftritt der Killer Barbys auf die Bühne stürmt und versucht,
an Sylvias Hals zu knabbern.
Schließlich kommt es zum Finale, zu dem Dracula auf dem nahegelgenen
Friedhof (liegen Vergnügungsparks sinnigerweise nicht eigentlich
immer direkt neben Friedhöfen? Und lebt eigentlich der alte
Holzmichel noch?) endlich gepfählt wird. Er zerfällt aber
nicht zu Staub oder so etwas, er verwandelt sich hernach in einen
süßen Plüschhasen und hoppelt davon.
Noch Fragen?

Also ich hätte da so mach eine...
Aber im Ernst,
bereits als ich mir das noch relativ neue Interview mit Jess
Franco im Bonusbereich der Jungfrau
in den Krallen von Vampiren DVD ansah, begann ich mir leichte
Sorgen um die Substanz des spanischen Billigheimers zu machen. Vorliegender
Film (wir wollen ihn mal ganz vorsichtig als Film bezeichnen) scheint
mir aber Beweis genug dafür zu sein, dass die Demenz früher
oder später nach einem jeden von uns schnappt. Das ist oder
wäre im Falle Franco zwar traurig, noch viel trauriger aber
wäre es, wenn der Mann diesen Sondermüll bar jedweder
Vernunft im Vollbesitz seiner geistigen Gesundheit gebastelt hätte,
denn man stelle sich vor, Jess
Franco ist seit über 40 Jahren als Filmschaffender unterwegs,
da sollte man doch meinen, allmählich müsste sich Erfahrung
angesammelt haben, Handwerk zu Perfektion gereift sein, und Talent
- sicherlich nicht ganz unmaßgeblich wenn man seine Brötchen
mit, ich sag mal im weitesten Sinne Kunst, verdienen möchte
- sollte zumindest latent erkennbar sein, doch "Killer Barbys
vs. Dracula" lässt nichts von alledem durchschimmern und
wirkt einfach nur so unglaublich... ja was soll ich sagen?, Scheiße,
dass es kracht!
Die Handlung,
so man sie so nennen kann, lässt nicht wirklich auf ein vorhandenes
Drehbuch schließen, die 15 Dialoge, die es vielleicht gibt,
wirken dermaßen improvisiert, wie man es seit den guten alten
Klaus Lembke Filmen aus den 70'ern nicht mehr gehört hat (da
war es aber wenigstens noch lustig), die Schauspieler, obschon zum
Großteil gestandene Trash-Film Recken wie Katja Bienert, Dan
van Husen oder Francos Gattin Lina Romay, weckten in mir nur das
Gefühl peinlich berührt zu sein ob so viel mimischen Unvermögens.
Dabei können sie es ja eigentlich (jedenfalls teilweise), wenn
man aber Aldo Sambrell, der mal ganz gut im Italo Western Geschäft
war, im Piratenkostüm vor dem vermutlich schlechtesten Hupfdohlenbalett
Spaniens herumhampeln sieht und ihn etwas wie "Ich bin Morgan
der Halunke" singen hört, noch dazu wo es überhaupt
nichts mit der laufenden Handlung zu tun hat, da fragt man sich
doch, wie weit mag manchen Leuten der Graben zwischen Berufsethos
und Schmerzgrenze sein? Mit "Ich bin schon alt und brauche
das Geld inzwischen wieder" wird man sich hier kaum rausreden
können, denn allzu viel davon kann nicht in die Produktion
geflossen sein.
Und dann die
Technik. Die Kamera, die Emilio Schargorodsky (wer?) bediente (und
ich bin mit sicher, dass es nicht mehr als eine einzige war), wurde
wahrscheinlich vom LKW runter hinter einem "Rudis Resterampe"
Markt gekauft (anders waren die ollen Video-Camcorder aus den frühen
90'ern halt nicht mehr zu veräußern), doch verleiht das
Ding dem Werk einen einzigartigen Look, der irgendwo zwischen der
"Lindenstraße" und Onkel Engelberts filmischen Mallorca
Impressionen vom letzten Kegelclubausflug liegt, nur in weniger
professionell. Lustig wird es immer dann, wenn Franco seine berühmten
Zooms fahren lässt, was natürlich mit so einem Wunderwerk
der Technik wie dem hier verwendeten Teil besonders gekonnt wirkt,
Kicher! Aber gänzlich verhuscht kommt es in der letzten Viertelstunde,
wenn Franco den Farbfilter aufschraubt, doch leider vergisst, ihn
irgendwann wieder runterzunehmen, oder bildete er sich ernsthaft
ein, es wäre niemandem aufgefallen, dass er den Killer Barbys
Auftritt, der offensichtlich am Tage auf der winzigen Westernstadt-Bühne
vor etwa 20 Figuren stattfindet, in eine geklaute Festivalszene
einmontiert und so tut, als spielten die Barbys dort? Psychedelia,
Mann....
Was für
ein Teufel mag Jess
Franco nur geritten haben, dieses ganz und gar miese und misslungene
Filmchen zu machen? Sicher, er hat ja schon öfter mal Filme
verbrochen, für die sich manch anderer Regisseur einen Alan
Smithee in die Credits hätte schreiben lassen, doch hier hat
er sich selbst um Meilen unterboten. Wer bislang immer dachte, Die
Nacht der offenen Särge sei Francos grottigstes Werk, wird
nun völlig umdenken müssen.
Und sich am
Ende auch noch rausreden wollen mit, "Wieso, ist doch nur eine
Komödie" gilt schon gar nicht!


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