Dracula
im Schloss des Schreckens (OT:
Nella Stretta Morsa Del Ragno)
AKA: In The Grip Of The Spider, Web Of The Spider, Edgar Poe Chez
Les Morts Vivants
E Venne L'Alba... Ma Tinto Di Rosse, Occhio Del Ragno, Les Fantomes
De Hurlevent, Les Griffes Rouges De Hurlevent,
And Comes The Dawn... But Colored Red, Dracula In The Castle Of
Blood
BRD, Italien, Frankreich, 1971, Farbe, 97 min |
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Regie:
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Anthony
Dawson (Antonio Margheriti) |
Produzenten:
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Drehbuch |
Giovanni
Adessi/Antonio Margheriti |
Musik: |
Riz
Ortolani |
Kamera: |
Silvano
Spagnoli |
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Anthony
Franciosa |
Alan
Forster |
Michèle
Mercier |
Elisabeth |
Karin
Field |
Julia |
Raf
Baldassarre |
Herbert |
Peter
Carsten |
Dr.
Carmus |
Klaus
Kinski |
Edgar
Alan Poe |
Der
amerikanische Journalist Forster trifft in einem englischen Inn
auf den bekannten Schauerautoren Edgar
Allan Poe und auf Lord Blackwood
und lässt sich aufgrund seiner skeptischen Einstellung dem
Abseitigen gegenüber auf eine makabre Wette ein: sollte er
es schaffen, eine Nacht in Blackwoods Schloss Providence zu verweilen
und diese zu überleben, so erhält er 10 Pfund Sterling.
Mit allerlei Warnungen wie einer Schusswaffe versehen, wird er von
den beiden vor besagtem Gemäuer abgesetzt. Gutgelaunt tritt
er ein, wobei er sich beinahe an den bös' spitzen Verzierungen
des Gartentores verletzt hätte, doch er wertet es als gutes
Omen, das dies nicht geschehen ist.
Im Inneren des
Schlosses angekommen fährt ihm so mancher Schreck in die Glieder,
doch schon bald stößt er auf eine junge schöne Frau,
Elisabeth, die Schwester Blackwoods, und sich im Streit mit dem
vermögenden Bruder befindend, wie sie anmerkt. Forster verliebt
sich in sie, doch nach einer wilden Liebesnacht erstürmt plötzlich
ein Unbekannter das Zimmer und erdolcht sie. Foster setzt ihm nach
und erschießt den fremden Mörder, doch sein Körper
ist - genau wie der Elisabeths - plötzlich nicht mehr auffindbar.
Als Foster erste Zweifel an seiner Hirnsubstanz kommen, offenbart
sich ihm ein Mann, der sich als Professor Carmus vorstellt, als
Forscher des Unerklärlichen. Er verwirrt den armen Foster vollends,
indem er ihm seine Thesen bezüglich des Todes im allgemeinen
und des gewaltsamen Todes im besonderen verrät und ihm mitteilt,
er habe lediglich Gespenster gesehen. Schlimmer noch für Foster,
auch der logische Professor Carmus erweist sich als Gespenst. Nun
geht der Geisterspuk erst richtig los, und all dies soll unter dem
bösen Einfluss des sinistren Grafen Darcula, dem Herren der
Finsternis, der allerdings nie in Erscheinung tritt, geschehen.
Der skeptische aufgeklärte Journalist kann Trug und Wahrheit
inzwischen nicht mehr unterscheiden, denkt er. Beinahe zu einem
sabbernden und kichernden Irren geworden gelingt ihm in den frühen
Morgenstunden, als der Tag graut, die Flucht ins Freie. Nun öffnet
er das Tor, doch hat sein angeschlagener Geist nicht was wichtiges
vergessen?
Streng
genommen handelt es sich bei vorliegendem Titel um ein Remake des
Margheriti Films "Castle of Blood" von 1963, in dem die
legendäre Barbara
Steele die Rolle der Elisabeth spielte. Antonio Margheriti,
der sich unter seinem Alter Ego Anthony M. Dawson selbst an eine
Neuverfilmung herantrauen musste, obschon er im Vorfeld den Geldgebern
erklärt hatte, wie sehr er seinen Originalfilm mochte und eher
so gar nicht an einer Neuverfilmung der Story um die makabre Wette,
die im übrigen eher auf Ambros Bierce Geschichte "Die
Totenwache" denn auf einer Erzählung Poes fußt,
interessiert sei. Dennoch ließ er sich von dem Produzenten
Giovanni Addessi überreden und war letztlich vom Endergebnis
selber wenig begeistert. Margheriti sagte einmal, es sei gerade
die seltsame, fast surreale Welt, die ein Schwarzweiß Film
vermitteln würde, die die wahre Faszination der Gothic Movies
ausmache. Das rote Blut in einem Farbfilm erwecke eher den Eindruck,
man befände sich in einem Meer von Tomatenketchup. Natürlich
ließ Addessi Margheriti in Farbe drehen, schwarzweiß
war schließlich im Jahre 1971 nicht mehr zeitgemäß.
Doch wahrscheinlich hätte auch eine Schwarzweißproduktion
nicht ausgereicht, "Dracula im Schloss des Schreckens"
an das Original heraneichen zu lassen, denn tatsächlich ist
"Castle of Blood" zweifelsohne einer der besten Horrorfilme,
die Margheriti je inszenierte.
Der arme Dracula
hat freilich mit dem hier vorliegenden Film (einmal mehr) nicht
all zu viel zu tun, dies kann man aber nicht Margheriti ankreiden,
sondern eher dem deutschen Verleiher, die übliche Praxis halt,
steht Dracula drauf, dann klingeln die Kinokassen. Dies hat mäßig
funktioniert, aber die paar Lira, die der Film seinerzeit gekostet
hat, hat er sicherlich wieder eingespielt.
Natürlich handelt es sich eher um einen konventionellen Spukfilm
als um einen Vampirschocker, denn außer der gelegentlichen
Erwähnung des Namens Dracula (und dies wohl wahrscheinlich
auch nur in der deutschen Fassung) ist hier nix mit Blutsaugern.
Dennoch ist der Film insgesamt nicht übel, eigentlich sogar
ganz unterhaltsam, manchmal mehr unfreiwillig komisch als irgendwie
unheimlich, in der Mitte hat der Film allerdings auch einige Längen,
speziell an den Stellen, wo dem Zuschauer in Rückblenden "logische"
Erklärungen für den Geisterspuk geliefert werden soll.
Offen bleibt am Ende, was nun wirklich passiert ist, hat sich Foster,
der zunehmend dem Wahnsinn verfällt, das alles nur eingeredet
oder spukt es tatsächlich auf Providence? Und wird Foster nun
zum Teil des immerwährenden Dramas? Wer weiß...
Was dem Film
aber tatsächlich etwas Klasse verleiht (und ihn in gewissen
Kreisen zu einem kleinen Kultfilm macht), ist das Mitwirken von
Oberweirdo Klaus
Kinski, der hier den Edgar
Allan Poe geben darf. Margheriti äußerte sich über
die Zusammenarbeit mit Kinski folgendermaßen: "Kinski
ist ein erstaunlicher Kerl und ein ebenso großartiger Schauspieler.
Natürlich hatten wir jeden Morgen am Drehort unseren obligatorischen
Begrüßungsstreit, wenn wir uns über den Weg liefen.
Er war wirklich etwas verrückt, aber auf eine sehr positive
Art und Weise. Als ich ihn 1984 bei den Dreharbeiten zu "Geheimcode
Wildgänse" wiedersah, war ich wirklich erstaunt, denn
er hatte sich überhaupt nicht verändert. Und natürlich
hatten wir wieder genau die selben Probleme, die wir bereits in
unseren ersten beiden gemeinsamen Filmen 15 Jahre zuvor hatten.
Es war wirklich zu komisch." Jaja, der Kinki Klaus! Man habe
ihn selig.
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