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Die Schlangengrube und das Pendel

 AKA: Castle of the Walking Dead, The Blood Demon, Pendulum, The Snake Pit and the Pendulum, The Snake Pit, The Torture Chamber of Dr. Sadism, The Torture Room, El tormento de las 13 doncellas, Le Vampire et le sang des vierges, La tredicesima vergine, El pendulo de la muerte

D 1967, Farbe, 80 min
 
Regie: Harald Reil
Drehbuch: Manfred R. Köhler
Literarische Vorlage: Edgar Allan Poe
Produzent: Erwin Gitt, Wolfgang Kühnlenz
Kamera Ernst W. Kalinke
Musik Peter Thomas
Roger von Marienberg Lex Barker
Baroness Lilian von Brabant Karin Dor
Graf Frederik Ragula Christopher Lee
Pater Fabian Vladimir Medar
Babette Christiane Rücker
der Kutscher Dieter Eppler

Nachdem im Jahre 1801 eine junge Adelige ihrem Peiniger, dem finsteren Grafen Regula, entkommen und ihn bei der Justiz anzeigen konnte, wurde diesem wegen der Morde an 12 liebreizenden Jungfrauen der Prozess gemacht und das Urteil - Vierteilung - vollstreckt, nicht jedoch bevor Regula noch allerlei finstere Flüche über seinen Richter von Marienburg aussprechen konnte. So gingen 40 Jahre über das Land und Regula wurde nicht vergessen, tingeln doch Moritatendichter mit seinen Untaten durch die Weltgeschichte.

1841 schließlich erhalten der Advokat Roger Montelise, der auf der Suche nach seiner Herkunft ist, und die Baronesse Lilian von Brabant eine rätselhafte Einladung in das verrufene Sandertal. Sie soll hier ein rätselhaftes Erbe antreten, ihm wurden wichtige Informationen offenbart. Auf der abenteuerlichen Kutschfahrt durch finsterste Landschaften schließt sich ihnen noch der reichlich unkonventionelle, aber patente Pater Fabian an. Die gespenstische Reise endet in einem verwunschenen Wald bei den Ruinen von Schloss Regula. Hier hat ein schurkischer Diener seinen Herrn mithilfe schwarzer Magie wieder ins verbrecherische Leben geholt, nun soll sich dessen Rache erfüllen, denn Montelise ist tatsächlich niemand anderer als ein Nachkomme des redlichen Richters, der Regula seinerzeit zum Tode verurteilt hatte. Der flotte Anwalt soll einen grausamen Tod unter einem Pendel mit messerscharfen Schwingen sterben, die ihn langsam entzwei schneiden sollen, schluck...

Mit Lilian hat Regula ebenfalls schlimmes vor, denn für seinen Pakt mit der Finsternis benötigt er das Blut von 13 Jungfrauen um Unsterblichkeit zu erlangen, doch wie wir eingangs erfahren haben, wurde er ja nur wegen 12 Mordfällen zur Rechenschaft gezogen, folglich steht noch ein Opfer aus, zudem Lilian die Tochter jener Adeligen ist, die ihn einst verriet...
Kann Montelise sich rechtzeitig befreien um die schöne Lilian zu retten und somit das Land vor der Terrorherrschaft des sinistren Regula bewahren oder nimmt die Geschichte ein schlimmes Ende?

       


Lex Barker, Peter Thomas, Harald Reinl - da fallen einem natürlich direkt allerlei legendäre Produktionen aus den ‚Swinging Sixties' ein, deren Vorlagen zumeist aus den Federn der Schriftsteller Karl May oder Edgar Wallace stammten und mit denen dann bekanntlich in den filmischen Adaption jeweils recht frei umgegangnen worden ist. Ganz ähnlich verhält es sich bei dem vorliegenden Film "Die Schlangengrube und das Pendel", der reichlich vage auf Edgar Allan Poes berühmter Geschichte "Grube und Pendel" basiert. Hierüber klärt uns auch sogleich der Vorspann auf, denn da ist zu lesen, der Film sei "nach Motiven" von Edgar Allan Poe entstanden, man gibt es also wenigstens zu, dass mehr als Ansätze nicht geliefert werden. Apropos Vorspann, während uns hier auf dem üblichen Wege per Schrifteinblendungen die üblichen Informationen, also wer mitspielt, etc., verabreicht werden, sehen wir im Hintergrund, wie zur loungigen Musik von Herrn Thomas (die wohl eher für einen "Komissar X" Film denn für einen "Gruselschocker" geeignet wäre) der arme Regula, dem man gerade ähnlich wie im großen Black Sunday eine Dämonenmaske mit langen metallischen Stacheln auf sein Gesicht "genagelt" hat, doch noch recht forschen Schrittes von Vollstrecker und Vollzugsbeamten durch endlose Gänge gescheucht wird, bis er endlich am Hinrichtungsplatz landet. Eigentlich müste er da schon lange tot sein, aber das Blut der 12 Jungfrauen scheint seine Wirkung nicht verfehlt zu haben.

Freilich hat Reinl in diesem Fall bei den seinerzeit enorm erfolgreichen amerikanischen Poe Verfilmungen von Roger Corman abgeschaut, kombiniert dies aber durchaus auch mit Ausstattung, Stimmung und Atmosphäre der barocken italienischen Gothicfilme von - natürlich - Mario Bava oder Antonio Margheriti, wobei er aber deren Klasse nicht ganz erreichen kann, denn leider wirkt der Film eben doch letztlich etwas zu deutsch, was eben einerseits an Peter Thomas Musik liegt, zum Anderen sehen manche Kulissen eben doch arg nach Sperrholz und Pappmaché aus. Dennoch ist er keinesfalls schlecht oder misslungen, der Film. Klar, gelegentlich fühlt man sich mal an die Abenteuerfilme Reinls a la "Die Pyramide des Sonnengottes" erinnert, manchmal auch an die typischen Action-Agentenfilme der 60'er, schon allein weil ein Großteil der üblichen Verdächtigen mit von der Partie ist. Zudem ist Reinl an sich ja ohnehin eher kein Fachmann für Horrorstoffe, sondern eher für Abenteuerschinken, dafür allerdings hat er seine Sache ganz gut gemacht.

Bestzt ist der Film natürlich top. Lex Barker stand auf dem Zenit seiner Karriere und war zu jener Zeit ein Riesenstar, der Dank seiner Darstellungen des Old Shatterhand und in jungen Jahren auch als Tarzan längst Filmgeschichte geschrieben hatte. Karin Dor, ebenfalls bekannt von Wallace und May, hatte gerade den Grundstein für eine Weltkarriere gelegt, wirkte sie doch zuvor im 007 Abenteuer "Man lebt nur zweimal" mit, und über Christopher Lee, der hier den Finsterling Regula gibt, noch viel zu erzählen, hieße wohl Eulen nach Athen zu tragen. Dennoch sollte erwähnt werden, dass er die Figur des Grafen Regula gänzlich anders angelegt hatte als "seinen" Dracula, eben seine (ungeliebte) Paraderolle. Schon allein optisch unterscheidet sich die Figur komplett vom Hammer Dracula. Lee trägt kein Cape und auch seine Frisur hat keinerlei Ähnlichkeit mit dem transsilvanischen Landedelmann, zudem wird mit keiner Silbe das Wort Vampirismus erwähnt. Dennoch ist ganz klar, wohin hier gezielt wird. Regula benötigt das Blut von 13 Jungfrauen um unsterblich zu werden, das klingt dann eben doch reichlich vampirisch, und wenn man dann noch einen Chris Lee für die Rolle besetzt, ist schon klar, dass man es hier mit Vampir Exploitation erster Kajüte zu tun hat. So hieß der Film weiland als Super 8 Release auch schon mal "Die Schlangengrube des Dr. Dracula", damit eben auch der letzte Depp merkt, was gemeint ist. Mr. Lee indes wird wenig amused gewesen sein hierüber.

Obschon es sich um einen bundesrepublikanischen Film handelt, war "Die Schlangengrube und das Pendel" bislang in Deutschland nur sehr schwer erhältlich. VPS brachte mal eine VHS Version des Films heraus (das liegt allerdings auch schon etliche Jahre zurück), ansonsten ist der Film meines Wissens nur ein paar mal im Pay TV gelaufen. Nun aber bringt e-m-s endlich eine DVD Fassung des Films mit zahlreichen Extras wie der kompletten Super 8 Fassung und etlichen Trailern auf den Markt, die Ende November, also rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft, erscheinen soll. Ausstattung und Cover wirken sehr verheißungsvoll, wer weiß, vielleicht entwickelt sich da sogar ein echter Geheimtipp. Wer ein Fan der alten Gothic Schule ist, sollte sich diese Obskurität jedenfalls nicht entgehen lassen.



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