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Schlechte Zeiten für Vampire   (OT: Tempi Duri per i Vampiri)
AKA: Agarrame ese vampiro, Hard Times for Vampires, Uncle Was a Vampire

I, 1959, Farbe, 95 min
 
Regie: Stefano (Steno) Vanzina
Produzenten: Mario Cecchi Gori.
Drehbuch Edoardo Anton, Dino Verde, Alessandro Continenza.
Musik:  
Kamera: Marco Scarpelli
 
Renato Rascel Osvaldo Lambertenghi
Sylva Koscina Carla
Christopher Lee Rodrigo
Lia Zoppelli Letizia
Kay Fisher  

Hammers Horror-Superstar Christopher Lee ist in diesem Klassiker des italienischen Horrorfilms auf dem Jahre 1959 zum zweiten Mal in seiner größten Rolle zu sehen: als Vampirgraf Dracula. Zwar hört er in diesem Film auf den Namen Baron Rodrigo, aber sein Kostüm und der eindeutige Titelsong ("Dracula, Dracula...") lassen keinen Zweifel aufkommen, mit wem wir es hier zu tun haben.

Diesmal treibt der Untote sein Unweesen nicht im fernen Transsylvanien oder in England, sondern im sonnigen Italien. Das Grauen nimmt seinen Lauf, als Rodrigos unnützer Neffe Osvaldo das ehemalige Schreckensschloss des Blutsaugers in ein Hotel umwandelt. Natürlich hat der echte Vampir für solch unwürdiges Treiben kein Verständnis. Und deshalb haben spitze Zähne und Knoblauch schon bald wieder Hochkonjunktur. Die weiblichen Gäste des Hotels haben von nun an keine ruhige Minute mehr. Kann die Vampir-Pest gestoppt werden?


Baron Osvaldo de Lambertenghi ist leider völlig pleite und muß das Schloss seiner Ahnen an einen Hotelier verkaufen. Fortan muß sich der Arme als Hoteldiener verdingen und Koffer schleppen. Hoffnung kommt auf, als er einen Brief von seinem ihm unbekannten Onkel Rodrigo erhält. Eigentlich war Osvaldo der Meinung, er sei nicht nur das schwarze Schaf der Familie sondern auch der letzte seines Geschlechts, doch unter diesen Umständen ist Hopfen und Malz vielleicht noch nicht verloren und seine prekäre finanzielle Situation lässt sich ja möglicherweise noch mit ein klein wenig Hilfe des Verwandten hinbiegen. Etwas abstauben oder erben, das wäre es.

Dumm ist dann nur, wenn der vermeintliche Erbonkel sich als "quicklebendiger" Untoter herausstellt, der eigentlich gar nicht sterben kann. Stattdessen geistert er nun durch die dunklen Gänge des Schlosshotels und lässt es sich mit dem Blut der überaus attraktiven weiblichen Gäste gut gehen. Wie es in Klamauk-Filmen dieser Art so üblich ist, kommt es zu allerlei "lustigen" Verwechslungen und den gewohnten Albernheiten, die die rund anderthalb Stunden, die der Film dauert, zu einer langen Zeit werden lassen.

Als Vampir Rodrigo sich schließlich an Osvaldos Herzensdame ranmachen will, wird es dem zu bunt. Gerade als der Buhmann die Zähne in den weißen Hals der Schönen schlagen will, lässt Osvaldo einen Hahn krähen. Schlafenszeit, denkt der Vampir und verschont sein Opfer um schnell in seiner Kiste zu verschwinden. Diese verschnürt und verpackt Osvaldo gut, möchte er des Vampirs Sarg doch zum Nordpol schicken, weit genug fort einerseits, zudem hat andererseits der liebe Onkel dort ein halbes Jahr Zeit auf Beutefang zu gehen, weil ja im fernen Norden im Winter ein halbes Jahr die Sonne nicht scheint. Osvaldo frohlockt. Doch wer steht da plötzlich am Bahnhof direkt neben ihm und befindet sich nicht in nämlichem wohlverpackten Paket? Na, wer wohl?


Welche Rolle übernimmt man, wenn man gerade einen überragenden Welterfolg mit dem Part des berühmtesten Untoten aller Zeiten feiern konnte, diesem gar einen ganz neuen Stempel aufzudrücken vermochte, doch sich ganz ambitionierter Schauspieler, der man ist, nur ungern wiederholen möchte? So oder ähnlich dachte Christopher Lee Ende der 50'er Jahre über den weiteren Verlauf seiner Karriere nach als ihm ein Angebot ins Haus flatterte, das dieses Problem elegant lösen sollte. Lee spielte einfach einen weiteren adeligen Blutfürsten, aber eben einen, der ganz anders angelegt ist als der düstere Graf Dracula aus Hammers sinistrer Filmschmiede.

Lee kam sehr entgegen, das "Tempi dur i Vampiri" ein heiterer Film ist, denn er wollte halt beweisen, das er auch so was zu spielen in der Lage ist und seiner Paraderolle neue Facetten abgewinnen kann. Und das tat er dann auch tatsächlich, ist Lee doch das einzig Bemerkenswerte an diesem kleinen, in Deutschland weitgehend unbekanntem Witzfilmchen. Eigentlich ist Stefano Vanzinas (besser bekannt unter seinem Pseudonym Steno) Film ja ohnehin auf Hauptdarsteller Renato Rascel, seinerzeit in Italien als singender Komödiant ungemein populär, zurechtgeschnitten, Lee bekleidet nur eine Nebenrolle. Ironie des Schicksals, das der Film überhaupt dank Lee nicht komplett in Vergessenheit geraten ist, Rascel kennt nämlich heute keiner mehr.

Rein filmisch betrachtet ist der Streifen ein absolutes Leichtgewicht. Es gibt haufenweise leichtbekleideter junger Damen zu bewundern (nicht zu viel erwarten, wir sprechen von einem italienischen Film aus dem Jahre 1959), fotografiert in prallen poppigen bunten Cinemascopebildern vom guten Kameramann Marco Scrapelli. Der erzkonservative 50'er Jahre Humor allerdings funktioniert heute gar nicht mehr und ist in etwa so spritzig und originell wie...na ja, stellt Euch halt einen Film mit Peter Alexander (fragt Eure Eltern, wenn ihr den nicht kennt) aus der Zeit vor, dann wisst Ihr was ich meine...

Lee aber kommt klasse rüber. Zwar gewohnt gut, klar, der Mann ist Vollblutmime, aber dennoch gänzlich anders als bei "seinem" Dracula. Er wirkt schon recht untot und hager, bedrohlich (sein Make up ist wirklich brillant), aber zugleich auch sportlicher moderner, halt anders. Lee ist tatsächlich der einzige Grund, sich den Film anzuschauen.
Noch ein Wort zu der DVD Version, die dieser Rezension zugrunde liegt und aus dem Hause DVD Dr. Dressler GesmbH (Seltsam? Aber so steht es geschrieben) stammt. Von einer aufwendig digital restaurierten Fassung ist hier die Rede, die Farben sollen frisch aufpoliert worden sein und der Film würde endlich wieder im Glanz seiner Uraufführung erstrahlen.
Ob das wohl so stimmt? Ich habe ehrlich gesagt selten eine DVD mit einem ähnlich schlechten Bild- wie Tonmaterial erlebt. Eigentlich sieht es sogar so aus, als habe man einfach eine nicht mal besonders gute Videokopie auf den digitalen Datenträger gezogen. Man mag die Farben etwas aufgebessert haben, die Qualität insgesamt ist aber mehr als bescheiden und liegt weit weit unter dem DVD Standard. Lasst Euch also nicht zu viel Geld für diesen "vermeintlichen Klassiker des europäischen Horrorkinos" abjagen, der, laut Dr. Dressler (nein, wir haben keine Ahnung, ob irgendein Scherzbold bei Firmengründung einen Lindenstraße-Tribut beabsichtigte), einen Platz neben den Werken Fredas, Bavas und Margheritis verdiene. Na ja...




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