Die
Nacht der lebenden Loser
D, 2004, Farbe, 90 min |

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Regie |
Mathias
Dinter |
Produzenten |
Philip
Voges, Mischa Hofmann |
Kamera |
Stephan
Schuh |
Musik |
Andreas
Grimm |
Drehbuch |
Mathias
Dinter |
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Tino
Mewes |
Philip |
Manuel
Cortez |
Wurst |
Thomas
Schmieder |
Konrad |
Collien
Fernandes |
Rebecca |
Hendrik
Borgmann |
Wolf |
Nadine
Germann |
Uschi |
Simon
Gosejohann |
Cornelius |
Oliver
Grober |
Gunther |
Tom
Lass |
Frederik |

Das Leben ist nicht gerade eine Schüssel Kirschen für
den schüchternen Philip, den nerdigen Konrad und den Partyfanatiker
Wurst, denn sie sind die Oberloser des Nietzsche Gymnasiums und
führen eher ein Schattendasein unter all ihren reichen und
hippen Mitschülern. Da ist es auch nicht gerade hilfreich,
dass sich Philip ausgerechnet in die verwöhnte Zicke Uschi
verknallt, die ihn aber keines Blickes würdigt, schließlich
ist sie mit Wolf, dem Anführer der "coolen" Typen
der Schule verbandelt.
Damit es aber
doch noch was wird mit der Befreiung des Triebstaus, wendet sich
Philip an die patente (und sehr süße) Rebecca, die nicht
nur seine Nachbarin und Sandkastenfreundin ist, sondern auch noch
heimlich in ihn verliebt. Seit einiger Zeit ist Rebecca nun ein
Gothicmädel, und als solches kennt sie sich natürlich
bestens mit Beschwörungen, Ritualen und Liebeszaubern aus,
und genau um letzteres bittet Philip seine alte Freundin, die nur
widerwillig zustimmt. Doch zunächst beabsichtigen Rebecca und
ihre Freunde Kurt Cobain mittels eines Zombierituals auf dem mitternächtlichen
Friedhof wiedererzuerwecken, doch unsere Grufties sind rechte Stümper
und so geht natürlich allerhand schief, oder doch nicht?
Natürlich
schleicht nach getaner Arbeit kein zombiger Cobain über den
Friedhof, als aber unsere drei Loser auf der Heimfahrt relativ bekifft
einen folgenschweren Autounfall haben, nimmt das Schicksal seinen
Lauf. Sie erwachen in der örtlichen Leichenhalle mit Identifikationszetteln
an den Zehen und können sich keinen Reim auf ihre Situation
machen. Als aber der Hunger nach Fleisch und der Durst auf Blut
immer größer werden, sie übermenschliche Kräfte
entwickeln und Schmerzen keine Bedeutung mehr haben, müssen
sie erkennen: Sie sind tot, oder vielmehr... untot!! Hurrrrraaaaa!!!!
Mit den neuen
Kräften avancieren sie bald zu den neuen Stars der Schule,
denn sie können all die Superathleten im Sport schlagen, sie
können sich nun auch an ihren ehemaligen Peinigern zu rächen,
kurz: sie sind plötzlich cool. Selbst Oberzicke Uschi hegt
plötzlich Interesse an Philip, alles könnte so schön
sein, doch dann fangen dummerweise die Probleme an.
Da ist zum einen
stets wachsender Hunger und Durst, was zu absurden Situationen führt,
die zunächst darin gipfeln, dass Konrad den verhassten Sportlehrer
verspeist!!! Überhaupt Konrad, der einstmals vernünftige
Pol des Trios gerät immer stärker außer Kontrolle,
scheinbar mutiert er zum bösen Derwisch. Doch damit nicht genug,
denn allmählich beginnen auch ihre Körper zu zerfallen,
da ist es schon hilfreich, stets einen geladenen Tacker mit sich
zu führen, schließlich kann sich jederzeit ein Ohr oder
auch etwas anderes verabschieden (und das zumeist in der heikelsten
Situation.) Kurzum, so kann es nicht weitergehen!
Zum Glück
kennt die ins Vertrauen gezogene Rebecca ein Gegenmittel, welches
unsere "lebenden Loser" wieder in normale Menschen zu
verwandeln vermag, allerdings drängt die Zeit, denn für
die Rückverwandlungen bleiben nur noch wenige Stunden, und
es gilt allerlei heikle Zutaten zusammenzutragen, von denen Tollkirsche
und Spinnenbein noch die am simpelsten zu beschaffenden Ingredienzien
des Gebräus sind. Erschwerend kommt hinzu, das Konrad überhaupt
kein Interesse daran hat, wieder der Alte zu werden und ausbüchst,
doch erbarmungslos rücken die Zeiger der Uhr vor...


Dennoch kann
man vermutlich leicht erraten, wie es ausgehen wird... genau!
Aber man darf Unglaublicherweise trotzdem ausreichend staunen und
überrascht sein von dieser Nacht der lebenden Loser, denn hier
treffen gleich einige, ja ich möchte beinahe meinen, ein Vielzahl
von staunenswerten Umständen aufeinander, die man so sicherlich
nicht erwartet hatte.
Ich fasse mal
kurz zusammen: die Rede ist von einer Teenie-Horrorkomödie
aus deutschen Landen, die gern das Zombie-Subgenre, immerhin ein
Genre, das im deutschen Film bislang kaum eine Bedeutung hatte,
parodieren möchte (allerdings haben unsere lebenden Loser weitaus
mehr vampirische Attribute als zombieeske, doch hierzu später
mehr) und dazu noch von einem Regisseur stammt, dessen Zweitwerk
als solches vorliegender Titel ist und dessen Debüt auf den
nicht gerade verheißenden Titel "Feuer, Eis und Dosenbier"
hörte. Erwartung? Im Prinzip gleich Null.
Nun begab es
sich aber, dass man zufällig einen Trailer in der Glotze sah,
der einem immerhin ein Grinsen abzuringen wusste, ein Kinoabend
geplant war, der eigentlich ganz anders hätte verlaufen sollen,
denn eigentlich war abgemacht, einem Preview des hoffnungsvollen
und hochgelobten britischen Zombieulks "Shaun of the Dead"
beizuwohnen (welcher meines Wissens endlich im Dezember regulär
in unsere Kinos finden wird), sich dabei aber um genau einen Tag
vertan hatte. Es war der 30. Oktober, der anvisierte Film lief aber
am 31., also zu Halloween, und für das Datum gab es bereits
andere Pläne. Doch an der Kinokasse entdeckte man dann, dass
ja auch noch die deutsche Variante zur Verfügung stand, und
spontan sagte man Ja dazu! Und tatsächlich, es dauerte nicht
lange, und man musste tatsächlich... lachen? Ja, lachen!
Und überraschenderweise
ging es so weiter mit gleich mehrfachem teilweise lauten Lachen,
der Streifen erwies sich tatsächlich als lustig. Nicht immer
und nicht nur, ein Großteil der Gags zünden wahrscheinlich
nicht mehr so recht, wenn man älter als sagen wir mal 14 ist,
doch ich würde meinen, da bliebe dennoch genug übrig,
über das man sich auch als "betagterer Mensch" noch
locker amüsieren kann. Mir hat gefallen, das der Humor teilweise
wirklich ein sehr kranker ist, so wird der fiese Sportlehrer tatsächlich
verspeist und es ist nicht nur so eine doofe Verwechslung, wie man
es vielleicht erwarten würde. Also darf man da gewisse Parallelen
zu Filmen wie "Bad Taste" oder "Braindead" ziehen,
Sie wissen schon, das Frühwerk dieses etwas pummeligen Neuseeländers,
der ja in jüngster Vergangenheit etliche Fantasyfans in Verzückung
geraten ließ.
Natürlich
haben wir es hier keinesfalls mit einem Splatterfeuerwerk wie beim
noch jungen Peter Jackson zu tun, schließlich wollte die Firma
"Constantin", die ja in letzter Zeit einen richtigen Lauf
durch so unterschiedliche Werke wie "Der Untergang" oder
auch den deutschen Harry Potter Rip off "Bibi Blocksberg"
hatte, auch noch massenkompatibel Geld abschöpfen, außerdem
wird hier in alter Tradition des deutschen Teeniefilmes auch wirklich
jedes noch so doofe Klischee bedient - die zauberkundige Gothic,
der schwule S/M Nazi Sportlehrer, der intrigante Neureiche, die
notgeile Dutt und Brille tragende Lehrerin, die Zicke, und so weiter
- das gehört wohl irgendwie dazu, aber ehrlich gesagt, in diesem
Film stört das gar nicht so sehr! Stattdessen hat man von der
ersten Minute an das Gefühl, dass hier jedermann gut gelaunt
zu Werke ging und das Ensemble letztlich vor Spielfreude sprüht,
auch wenn die Leistungen der jungen Hauptdarsteller jetzt nicht
so doll sind.
Immerhin, Tino
Mewes als Philip und "Rebecca" Collien Fernandes machen
ihre Sache ganz ordentlich!! Auch hat man den Eindruck, das Regisseur
/ Autor Matthias Dinter ein "Überzeugungstäter"
ist, vielleicht wollte er schon immer einen Untotenfilm drehen,
was ihm wohl nun gelungen ist.
So, zum guten
Schluss noch was zum Vampirfaktor, denn einmal mehr haben wir es
hier ja strenggenommen mit einem "Zombiefilm" zu tun,
doch die vermeintlichen Zombies verhalten sich ja reichlich vampirisch,
trinken Blut (köstliche Szene, als Konrad einem verzückten
Weinkenner gleich, der einen prächtigen Keller betritt, die
Blutbank des Krankenhauses entert) , haben "vampirische Kräfte"
und verwandeln Menschen mittels Bissen zu ihresgleichen. Zwar macht
ihnen Sonnenlicht nichts aus, doch das ist ja in manch einem "regulären"
Vampirfilm nicht anders. Außerdem sind unsere drei "lebenden
Loser" - über die Gelungenheit des parodistischen Bezugs
auf Romeros Nacht der lebenden
Toten kann man geteilter Meinung sein, ich für meinen Teil
finde es lustig - sind auch keine hirnlosen, allenfalls auf den
Fresstrieb beschränkten Ghoulwesen, sondern kommen tatsächlich
eher wie "klassische" Vampire daher.
Matthias Dinter
hat mit seinem Beitrag zum "Zombierevival" einen überdrehten,
unterhaltsamen und nicht unwitzigen Streifen abgeliefert, den man
beinahe als Überraschungscoup der diesjährigen "Untoten"
Kinosaison bezeichnen kann, schließlich enttäuschten
ja nicht gerade wenige Großproduktionen dieses Jahres vollends
(Underworld, Van
Helsing, Octane, alles mehr oder weniger
für'n Popo!), Dinters Film hingegen eignet sich auf jeden Fall
für einen vergnüglichen Kino- oder Videoabend, zu dem
man sich auch prima mal ein gerstenhaltiges Getränk gönnen
darf.



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