Das
Bildnis der Doriana Gray (OT:
Marquise von Sade, Die)
AKA:
Doriana Grey, Marquise de Sade, Dirty Dracula,
Ejaculations

In
einem Schloß lebt die geheimnisvolle Doriana Gray.
In
einer Irrenanstalt ist eine Frau eingesperrt, die ihr bis aufs Haar
gleicht. Eine Reporterin versucht hinter das Geheimnis der Doriana
Gray zu kommen und muß am eigenen Leib spühren, dass
Doriana eine Art Vampir ist, die ihren Opfern beim Sex oral die
Lebenskraft entzieht.
Wer
ist Doriana Gray? Ist Sie ein nettes gutgebautes, natürlches
Mädchen oder ein männerfressender nymphomanischer Vampir,
der nachts in einer einsamen Prachtsvilla besessene Origen treibt?

Die
junge Doriana Gray scheint auf den ersten Blick alles zu haben,
was (Durchschnitts)Mensch sich so wünscht: sie ist schön,unermesslich
reich, lebt ihren süßen Müßiggang in einem
schlossähnlichen Anwesen auf einem (mutmaßlichen) spanischen
Eiland (La Gomera?) kräftig aus und scheint sich im Allgemeinen
selbst zu genügen. Dennoch plagt sie ein Ungemach. Zwar gibt
sie sich oft, gern und ausdauernd dem eigenen Geschlecht hin (aber
nicht zwingend ausschließlich), doch leider bleiben all die
horizontalen Bemühungen stets ohne krönenden Abschluss
für Doriana, denn den erlebt statt ihrer ihr ätherisches
Doppel, ihre Zwillingsschwester, mit der sie in sexueller Hinsicht
in telepathischem Kontakt zu stehen scheint. Doch Schwesterlein
lebt nicht etwa auch in dem feinen Haus und lässt es sich gut
gehen, sie ist Insassin im doch irgendwie merkwürdigen Sanatorium
des Dr. Orloff und verbringt ihre Tage vor Ort hauptsächlich
damit, vor Ihrer Lieblingskrankenschwester zu masturbieren (au weia!)
Alldieweil bekommt
Doriana Besuch von einer amerikanischen Reporterin, die einen Artikel
über die rätselhafte Frau schreiben möchte. Schon
bald lässt sich die Journalistin auf die flinke Zunge der Protagonistin
ein (und damit meine ich jetzt kein Interview) und muss am eigenen
Leibe erfahren, welcher Fluch tatsächlich auf Doriana lastet:
Sie ist eine Art Sex-Vampir, die ihren Partnern oral die Lebensenergie
"aussaugt". Keiner ihrer Partner überlebt den Akt.
Schade, eigentlich mochte sie doch die arme Reporterin ganz gern.
Doch mal muss
auch mit dem schönsten Fluch Schluss sein, also besucht Doriana
das Schwesterchen endlich in der Klappse und züngelt erneut,
was den körperlichen Tod einer der beiden zur Folge hat, aber
letztlich auch die seelische Verschmelzung zu einer nun vollständigen
Persönlichkeit. Endlich kann die Liebe richtig genossen werden,
oder?

Wir alle wissen,
der Spanier Jesus Franco Manera - die meisten von uns nennen ihn
nur ehrfürchtig (?) Jess Franco - hat mächtig, und ich
meine wirklich mächtig viele Filme gedreht. So richtig viele!
Oft gleich mehrere gleichzeitig, denn wenn man schon mal so einen
Drehort klargemacht hat, und die ganze Infrastruktur war nun also
dort, und mit dem einen Dreh war man wider Erwarten schon nach drei
Tagen fertig (und nicht wie geplant erst nach fünf), warum
sollte dann nicht noch die Gunst der Stunde genutzt werden? Klar,
dann muss es auch mal schnell gehen, aber Herr Franco wäre
ja nicht er selber, wenn er dieser Situation nicht gewachsen wäre.
Handlung? Drehbuch? Ach, da ergibt sich schon was, fangen wir erst
mal an. Also, Lina, ziehst Du Dich schon mal aus? Du legst Dich
jetzt erst mal auf das Bett hier und beginnst an Dir rumzufummeln,
Du weißt schon wie, schließlich bezahlt der Erwin (C.
Dietrich) ja dafür
.
So oder ähnlich
dürfte es wohl vermutlich am Set zugegangen sein, denn dem
geneigten Franco-Kenner sollte kaum entgangen sein, dass wir dieser
Handlung so oder ähnlich schon mehrfach im Oeuvre des Meisters
ansichtig geworden sind, nicht wahr? Klar, die Idee Oscar Wildes
berühmten Gesellschaftsroman "Das Bildnis des Dorian Gray"
für den Titel zu beleihen, gibt dem Lesben-Porno, und nichts
anderes ist der Film im Grunde, einen anspruchsvollen Anstrich (wobei
der Streifen auch unter dem Titel "Die Marquise de Sadé"
bekannt ist, was ja auch noch ansatzweise etwas mit Literatur zu
tun hätte, aber bestimmt nicht aus diesem Grund ausgewählt
wurde), doch vordergründig geht es einzig darum, Francos Muse
und spätere Ehefrau Lina Romay in ihrer Doppelrolle als Doriana
und deren gestörte Schwester permanent textilfrei und ganz
doll explizit zur Schau zu stellen, und die agiert wirklich mit
vollem Körpereinsatz!
Dennoch ist
aber auch klar, dass Manera schon ein wenig anders an ein solches
Projekt heran geht, als das seine Kollegen von der Hardcore Gemeinde
gemein hin machen. Lasziv lustwandelt La Romay in transparenten
Roben über den Strand oder durch die endlosen Gänge ihres
Palazzos, wobei die Kamera sich immer wieder auch in der Schönheit
der Landschaft verliert und pralle Bilder davon liefert - leider,
wie nicht selten bei Franco, zumeist mit dilettantischen Zooms,
aber darüber kann man fast hinweg sehen, das ist ja heute sogar
oftmals ein gern gewolltes Stilmittel (schon mal "Post Mortem"
auf RTL gesehen? Entsetzlich nervige Kameraführung, für
mich deswegen "unguckbar"), dazu schwurbelt esoterisch
nervige Sitarmusik im Hintergrund, wo bei anderen, ähnlich
gelagerten Filmemachern, zumeist typische Bumsmusik (Sorry, mir
fällt gerade kein andere Ausdruck ein) aus den Lautsprechern
kommt - zugegeben, ein wenig davon haben wir allerdings auch hier.
Trotzdem hat
ein Jess Franco Porno noch immer seine eigene Atmosphäre. Ist
man jetzt vordergründig ein Freund filmischer sexueller Akrobatik
in möglichst ausdrücklicher Darstellung, so hat man hier
wohl eher nur bedingt seinen Spaß. Doch die treuen Anhänger
des schrägen Spaniers, der in jenen Jahren, der Zeit seiner
Kollaboration mit C. Dietrich eben, ziemlich viele solch merkwürdiger
Diapositive fabriziert hat, dürften wohl, und der Rezensent
muss dies klarstellen, aus ihm nicht nachvollziehbaren Gründen
jubilieren! Warum? Keine Ahnung! Erotisch geht für mich anders.
Im Prinzip kann ich den gesamten Film auf ein einziges Adjektiv
reduzieren - nämlich auf langweilig!
Müßig
die Fragen, ob nun nachträglich in Dietrichs Auftrag noch Hardcoreszenen
in den eigentlichen Film eingefügt worden sind oder nicht,
ob Jess Fanco ein Großer ist im Kosmos der Vampirfilme, ob
ein solcher Streifen überhaupt noch dem Genre zuzordnen ist
oder nicht, entscheidend ist nur der Ansatz, haben wir es hier denn
eigentlich überhaupt mit einem Vampirfilm von Relevanz zu tun?
Wohl eher nicht.
Ist "Doriana
Gray" wenigstens ein Film, den man gesehen haben muss, wenn
einem vielleicht andere Franco-Filme gefallen haben? Das kommt sicher
darauf an, welche das wohl gewesen sein werden. Als Einstieg in
das duchgeknallte Franco Universum ist der Film sicher nicht zu
empfehlen, und gewiss gehört er sogar zu den schlechtesten
seiner Massenerzeugnisse. Gut "Doriana" ist vielleicht
nicht gerade so schlecht wie der unsägliche Vampire
Blues oder Killer Barbys vs. Dracula,
aber eben doch auch für Maneras Verhältnisse noch richtig
schlecht, und das ist jetzt auch nicht im Sinne von Edeltrash a
la "so schlecht, dass es schon wieder gut ist" zu sehen,
sondern eben unangenehm schlecht und, ich sagte es ja schon, laaaaangweilig!
Kann es dafür
eine Fledermaus geben?
Nein, Nein,
und noch mal Nein! Und sogar noch mal Nein!


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