Derzeit online

386
Filme
125
Bücher
34
Biographien
50
Hörspiele
Reviews in English

 

 

 

 

 

 

 

Das Bildnis der Doriana Gray   (OT: Marquise von Sade, Die)
AKA:    Doriana Grey, Marquise de Sade, Dirty Dracula, Ejaculations

Schweiz, 1976, Farbe, 69 min

 
Regie: Jess Franco
Produzenten: Erwin C. Dietrich
Drehbuch Jess Franco
Musik: Walter Baumgartner
Kamera: Peter Baumgartner, Jess Franco
Lina Romay Doriana Gray
Monica Swinn Die Journalistin
Raymond Hardy Ziros
Stewart Black
Peggy Markoff
Olivier Mathot
Renato Romano
Pamela Stanford

In einem Schloß lebt die geheimnisvolle Doriana Gray.

In einer Irrenanstalt ist eine Frau eingesperrt, die ihr bis aufs Haar gleicht. Eine Reporterin versucht hinter das Geheimnis der Doriana Gray zu kommen und muß am eigenen Leib spühren, dass Doriana eine Art Vampir ist, die ihren Opfern beim Sex oral die Lebenskraft entzieht.

Wer ist Doriana Gray? Ist Sie ein nettes gutgebautes, natürlches Mädchen oder ein männerfressender nymphomanischer Vampir, der nachts in einer einsamen Prachtsvilla besessene Origen treibt?

Die junge Doriana Gray scheint auf den ersten Blick alles zu haben, was (Durchschnitts)Mensch sich so wünscht: sie ist schön,unermesslich reich, lebt ihren süßen Müßiggang in einem schlossähnlichen Anwesen auf einem (mutmaßlichen) spanischen Eiland (La Gomera?) kräftig aus und scheint sich im Allgemeinen selbst zu genügen. Dennoch plagt sie ein Ungemach. Zwar gibt sie sich oft, gern und ausdauernd dem eigenen Geschlecht hin (aber nicht zwingend ausschließlich), doch leider bleiben all die horizontalen Bemühungen stets ohne krönenden Abschluss für Doriana, denn den erlebt statt ihrer ihr ätherisches Doppel, ihre Zwillingsschwester, mit der sie in sexueller Hinsicht in telepathischem Kontakt zu stehen scheint. Doch Schwesterlein lebt nicht etwa auch in dem feinen Haus und lässt es sich gut gehen, sie ist Insassin im doch irgendwie merkwürdigen Sanatorium des Dr. Orloff und verbringt ihre Tage vor Ort hauptsächlich damit, vor Ihrer Lieblingskrankenschwester zu masturbieren (au weia!)

Alldieweil bekommt Doriana Besuch von einer amerikanischen Reporterin, die einen Artikel über die rätselhafte Frau schreiben möchte. Schon bald lässt sich die Journalistin auf die flinke Zunge der Protagonistin ein (und damit meine ich jetzt kein Interview) und muss am eigenen Leibe erfahren, welcher Fluch tatsächlich auf Doriana lastet: Sie ist eine Art Sex-Vampir, die ihren Partnern oral die Lebensenergie "aussaugt". Keiner ihrer Partner überlebt den Akt. Schade, eigentlich mochte sie doch die arme Reporterin ganz gern.

Doch mal muss auch mit dem schönsten Fluch Schluss sein, also besucht Doriana das Schwesterchen endlich in der Klappse und züngelt erneut, was den körperlichen Tod einer der beiden zur Folge hat, aber letztlich auch die seelische Verschmelzung zu einer nun vollständigen Persönlichkeit. Endlich kann die Liebe richtig genossen werden, oder?


Wir alle wissen, der Spanier Jesus Franco Manera - die meisten von uns nennen ihn nur ehrfürchtig (?) Jess Franco - hat mächtig, und ich meine wirklich mächtig viele Filme gedreht. So richtig viele! Oft gleich mehrere gleichzeitig, denn wenn man schon mal so einen Drehort klargemacht hat, und die ganze Infrastruktur war nun also dort, und mit dem einen Dreh war man wider Erwarten schon nach drei Tagen fertig (und nicht wie geplant erst nach fünf), warum sollte dann nicht noch die Gunst der Stunde genutzt werden? Klar, dann muss es auch mal schnell gehen, aber Herr Franco wäre ja nicht er selber, wenn er dieser Situation nicht gewachsen wäre. Handlung? Drehbuch? Ach, da ergibt sich schon was, fangen wir erst mal an. Also, Lina, ziehst Du Dich schon mal aus? Du legst Dich jetzt erst mal auf das Bett hier und beginnst an Dir rumzufummeln, Du weißt schon wie, schließlich bezahlt der Erwin (C. Dietrich) ja dafür….

So oder ähnlich dürfte es wohl vermutlich am Set zugegangen sein, denn dem geneigten Franco-Kenner sollte kaum entgangen sein, dass wir dieser Handlung so oder ähnlich schon mehrfach im Oeuvre des Meisters ansichtig geworden sind, nicht wahr? Klar, die Idee Oscar Wildes berühmten Gesellschaftsroman "Das Bildnis des Dorian Gray" für den Titel zu beleihen, gibt dem Lesben-Porno, und nichts anderes ist der Film im Grunde, einen anspruchsvollen Anstrich (wobei der Streifen auch unter dem Titel "Die Marquise de Sadé" bekannt ist, was ja auch noch ansatzweise etwas mit Literatur zu tun hätte, aber bestimmt nicht aus diesem Grund ausgewählt wurde), doch vordergründig geht es einzig darum, Francos Muse und spätere Ehefrau Lina Romay in ihrer Doppelrolle als Doriana und deren gestörte Schwester permanent textilfrei und ganz doll explizit zur Schau zu stellen, und die agiert wirklich mit vollem Körpereinsatz!

Dennoch ist aber auch klar, dass Manera schon ein wenig anders an ein solches Projekt heran geht, als das seine Kollegen von der Hardcore Gemeinde gemein hin machen. Lasziv lustwandelt La Romay in transparenten Roben über den Strand oder durch die endlosen Gänge ihres Palazzos, wobei die Kamera sich immer wieder auch in der Schönheit der Landschaft verliert und pralle Bilder davon liefert - leider, wie nicht selten bei Franco, zumeist mit dilettantischen Zooms, aber darüber kann man fast hinweg sehen, das ist ja heute sogar oftmals ein gern gewolltes Stilmittel (schon mal "Post Mortem" auf RTL gesehen? Entsetzlich nervige Kameraführung, für mich deswegen "unguckbar"), dazu schwurbelt esoterisch nervige Sitarmusik im Hintergrund, wo bei anderen, ähnlich gelagerten Filmemachern, zumeist typische Bumsmusik (Sorry, mir fällt gerade kein andere Ausdruck ein) aus den Lautsprechern kommt - zugegeben, ein wenig davon haben wir allerdings auch hier.

Trotzdem hat ein Jess Franco Porno noch immer seine eigene Atmosphäre. Ist man jetzt vordergründig ein Freund filmischer sexueller Akrobatik in möglichst ausdrücklicher Darstellung, so hat man hier wohl eher nur bedingt seinen Spaß. Doch die treuen Anhänger des schrägen Spaniers, der in jenen Jahren, der Zeit seiner Kollaboration mit C. Dietrich eben, ziemlich viele solch merkwürdiger Diapositive fabriziert hat, dürften wohl, und der Rezensent muss dies klarstellen, aus ihm nicht nachvollziehbaren Gründen jubilieren! Warum? Keine Ahnung! Erotisch geht für mich anders. Im Prinzip kann ich den gesamten Film auf ein einziges Adjektiv reduzieren - nämlich auf langweilig!

Müßig die Fragen, ob nun nachträglich in Dietrichs Auftrag noch Hardcoreszenen in den eigentlichen Film eingefügt worden sind oder nicht, ob Jess Fanco ein Großer ist im Kosmos der Vampirfilme, ob ein solcher Streifen überhaupt noch dem Genre zuzordnen ist oder nicht, entscheidend ist nur der Ansatz, haben wir es hier denn eigentlich überhaupt mit einem Vampirfilm von Relevanz zu tun?
Wohl eher nicht.

Ist "Doriana Gray" wenigstens ein Film, den man gesehen haben muss, wenn einem vielleicht andere Franco-Filme gefallen haben? Das kommt sicher darauf an, welche das wohl gewesen sein werden. Als Einstieg in das duchgeknallte Franco Universum ist der Film sicher nicht zu empfehlen, und gewiss gehört er sogar zu den schlechtesten seiner Massenerzeugnisse. Gut "Doriana" ist vielleicht nicht gerade so schlecht wie der unsägliche Vampire Blues oder Killer Barbys vs. Dracula, aber eben doch auch für Maneras Verhältnisse noch richtig schlecht, und das ist jetzt auch nicht im Sinne von Edeltrash a la "so schlecht, dass es schon wieder gut ist" zu sehen, sondern eben unangenehm schlecht und, ich sagte es ja schon, laaaaangweilig!

Kann es dafür eine Fledermaus geben?

Nein, Nein, und noch mal Nein! Und sogar noch mal Nein!

       


2001 - 2009 by  webmaster@vampire-world.com       Stand: 07.04.2007 Seitenanfang nächste Seite