Derzeit online

386
Filme
125
Bücher
34
Biographien
50
Hörspiele
Reviews in English

 

 

 

 

 

 

 

Blood of the Virgins       (OT: Sangre de Virgenes )

Argentinien 1967, Farbe, 75 Minuten

 
Regie: Emilio Vieyra
Drehbuch: Emilio Vieyra (unter dem Pseudonym Raul Zorilla)
Musik: Victor Buchino
Kamera: Anibal Gonzalez Paz
Produktion Orestes Trucco
 
Walter Kliche Gustavo
Rolo Ruente Raul
Gloria Prat Laura
Susana Beltran Ofelia
Tito Ledesma Ricardo
Oreste Trucco der Bärtige

They came seeking pleasure - they found death

A potent combination of hot latin spice, Hammer-Style Horror and topless go-go-dancing, this vampire movie from south of the border is a wild and untamed slice of raw cinema.

A bunch of young swingers are on holiday in the mountains. One night their van breaks down. They seek shelter in an old abandoned lodge. It's a night none of them will ever forget.

A raunchy and radical production - as you'd expect from a country that procuced both Evita and Che Guevara.

Argentinien irgendwann im 19. Jahrhundert. Die schöne junge Ofelia soll nach dem Willen ihrer Eltern mit dem reichen Eduardo verheiratet werden, was sie schwer betrübt, denn eigentlich liebt sie ja den geheimnisvollen Gustavo. Da dieser aber nicht bei ihren Eltern um sie werben will, willigt sie schließlich in die Vermählung mit dem Lieblingsschwiegersohn ein. Doch in ihrer Hochzeitsnacht erscheint der Verschmähte um sich furchtbar zu rächen. Grimmig treibt er seinem Konkurrenten ein Messer quer durch den Hals und vampirisiert Ofelia, auf das sie ewiglich seine Gefährtin bleibe.

Tusch, Zeitsprung, und schon befinden wir uns in der relativen Gegenwart, den Swinging Sixties, um der Genauigkeit genüge zu tun. Ein ausgelassene und extrem hedonistisch veranlagte Gruppe von Twentysomethings (drei junge Damen, drei junge Herren) vergnügt sich auf vielerlei Art (Yacht, Bar, Skipiste, immer wieder gern im Bett) die Zeit in einem Urlaub, den sie offenbar landauf und landab verbringen. Als ihnen in einer ziemlich einsamen Gegend der Treibstoff ihres Kleinbusses ausgeht (das ist ja mal eine originelle Variante...), sind sie gezwungen die Nacht in einem alten verrufenen Haus zu verbringen, in dem angeblich böse Geister ihr Unwesen treiben sollen. Aber wie junge Leute so sind, nichts kann sie abschrecken, zudem stellt sich das Interieur des alten Kastens als durchaus behaglich heraus. Ein wenig spukig wird es dann aber doch, als Raul, der so etwas wie die Rolle des Gruppensprechers übernommen hat, auf einen seltsamen Butler trifft, der den Gästen scheinbar in weiser Vorausahnung bereits ein gediegenes Mahl bereitet hat. Aber was soll's, die Stimmung ist gut, so wird erst mal zünftig getafelt und gepichelt. Später in der Nacht wird Raul plötzlich von seltsamen Geräuschen aus dem Schlaf gerissen und als er das Haus inspiziert, stößt er schließlich auf eine uns bekannte Gestalt - die schöne Ofelia, deren Anziehungskraft er nicht widerstehen kann und mit der er dann die Nacht verbringt (trotz Herzensdame Laura, die nur eine Tür weiter an der Matratze horcht!)

Als man am nächsten Morgen einigermaßen vergnügt erwacht und der (namenlose) bärtige Cliquentrottel bereits für den Benzinnachschub gesorgt hat, stellen dieser, Raul und der dritte junge Mann plötzlich fest, dass die Mädels verschwunden sind. Unsere Freunde sondieren das Gelände, wo sie einen Schuh finden, welcher Laure gehört, was dann doch Anlass zu größerer Sorge gibt.

Recht bald stellt sich heraus, dass der finstere Gustavo im Hintergrund die Fäden zieht, der ein Auge auf die schöne Laura geworfen hat. Offenbar langweilt er sich inzwischen ein wenig mit Ofelia, was diese allerdings nicht gerade erfreut zur Kenntnis nimmt. Doch auch sie ist überdrüssig, und zwar ihres vampirischen Daseins. Wird sie unseren Freunden im Kampf gegen den Obersauger zur Seite stehen?


Einmal mehr können wir der Liste der für Genrebeiträge unseres Interesses zuständigen eher exotischen Länder ein neues hinzufügen, das Peron Land Argentinien nämlich, in dem "Blood of the Virgins" unter dem Originaltitel "Sangre de Virgenes" 1967 entstand. Tatsächlich handelte es sich hierbei um den aller ersten Vampirfilm, der jemals in Argentinien gedreht worden ist und dort auch sehr erfolgreich lief. Allerdings nicht sehr lange, denn den damaligen Militär Machthabern passte der Film nicht so recht ins politische Konzept, so wurde er in irgendeine Giftküche verbannt und konnte erst 1973, nachdem die Situation allmählich entspannter wurde, wieder in den Kinos gezeigt werden. Den Regisseur Emilio Vieyra, ein Theaterschauspieler, der erst im Alter von über 40 Jahren in das Filmregiefach einstieg und der in diesem Film in einem Auftritt als Polizei Comissario Martinez zu sehen ist, hielt dies aber nicht davon ab, auch weiterhin trashige Filme mit einer gewissen politischen Brisanz (gemessen an seinen Erfahrungen mit dem vorliegenden Film) zu drehen. Dabei hatte sich Vieyra zunächst gar nicht für Horrorfilme interessiert. Seine ersten Regie-Arbeiten waren Krimis, die stark vom amerikanischen Film Noir der 1940'er und frühen 50'er Jahre beeinflusst waren und ihm einige große Erfolge in Argentinien eingebracht hatten. Als er das Angebot bekam, einige billige Horrorfilme für den Exportmarkt zu drehen, lehnte er zunächst ab, konnte aber schließlich dennoch überredet werden und inszenierte dann in nur 10 Drehtagen für ein Budget von knapp 16.000 $ den Schwarzweiß-Heuler "Feast of Flesh", ein Exploitationfilm aller erster Kajüte, der aber zum Überraschungserfolg geriet. So folgten "The naked Beast", sein Kultstreifen "The curious Dr. Humpp" und letztlich "Blood of the Virgins", der dann aber sein letzter Horrorfilm bleiben sollte.

Ganz sicher wird nun niemand unter den gegebenen Umständen ein furioses Meisterwerk erwarten, und von einem eben solchen kann auch hier kaum die Rede sein, denn tatsächlich hat der geneigte Fan alles, was in "Blood of the Virgins" zu sehen ist, garantiert schon mannigfach an anderer Stelle gesehen, und gewiss auch nicht immer schlechter. Die Story ist zweifelsfrei reichlich abgenudelt und war es auch weiland 1967 bereits, die Darsteller agieren durch die Bank nicht gerade überzeugend (und unter Garantie ist der weibliche Teil des Casts eher aufgrund anderer Qualitäten zur Mitwirkung hinzugezogen worden), handwerklich sind etliche Patzer auszumachen und inhaltlich kommt es trotz relativ kurzer Laufzeit von nur rund 75 Minuten immer wieder zu Längen, die zumindest bei mir zu einem wesentlich höheren Empfinden der Spielzeit führten.

Dennoch, der Film hat was!
Zunächst einmal sticht die comicmäßige, aber sehr künstlerisch und finster geratene Vorspannsequenz in die Augen, ein Aspekt, der schon mal so gar nicht nach B-Film aussieht. Der plötzliche Schwenk zum fröhlichen Treiben der jungen Typen (oben ohne Tanzen zu sleaziger Barjazzmusik, etc.) mag sich zwar so recht nicht anreihen, was die Atmosphäre wieder merklich schmälert, dafür aber lässt sich schon nach kurzer Zeit erkennen, dass der Film wirklich gut aussieht. Die grandiose Landschaft Südargentiniens (sieht verblüffend nach Skandinavien aus!) bietet eine hervorragende Kulisse, die Darstellerinnen - Susana Beltran als Ofelia und Gloria Prat in der Rolle der Laura allen voran - können zwar nicht spielen, sind aber überaus attraktiv und für ihren Mut zu loben, denn Vieyra hat sich mit seiner Mixtur aus Gothic Horror nach Hammer Vorbild und expliziter Erotik (hierfür der Lob ob des Mutes der Damen) recht weit aus dem Fenster gelehnt, schließlich war dies anno 1967 noch nicht unbedingt Usus, in einem eher diktatorischen Staat wie Argentinien schon gar nicht. Der Vampirdarsteller Walter Kliche (hat scheinbar deutsche Vorfahren) erinnert übrigens optisch ziemlich an "uns" Udo Kier mit schlechterer Frisur, besitzt allerdings dessen Leinwandpräsenz nicht.

Lobenswert ist auch das ungewöhnliche Ende des Films, über das wie fast immer aus Gründen der Diskretion der Mantel des Schweigens gehüllt wird, das aber (wie so manch anderes Element des Films) ein wenig an die surrealistischen schwermütigen Filme eines Jean Rollin gemahnt, allerdings vermute ich bei Vieyra kein ähnliches künstlerisches Anliegen wie bei seinem französischen Kollegen (der im übrigen 1967 selber erst in den Startlöchern seiner Karriere stand). Auch (vermeintliche?) Anleihen des Jess Franco'schen Regiestils sind einstweilen auszumachen, zum Beispiel wenn Vieyra die bedrohliche Aura des Vampirismus visuell darzustellen versucht und hierzu Fledermäuse in einem rot farbverfremdeten Himmel zeigt... Moment mal, Fledermäuse? Schaut man genauer hin, sind die Viecher, die hier zu sehen sind, eindeutig Möwen, was nun wieder für so wohl nicht gedachte Heiterkeit sorgte. Hatte das einen tieferen Sinn oder standen Vieyra nur einfach keine Aufnahmen von Fledermäusen zur Verfügung und er handelte nach dem berühmten Ed Wood Zitat: "Darauf achtet das Publikum doch gar nicht!"? Tja, wer weiß...

Wer nun gedenkt, sich diesen an und für sich gelungenen und sicher mit einigem Kultpotenzial behafteten Film zuzulegen, der greife bitte auf die wirklich gute DVD Version des amerikanischen Mondo Macabro Labels (im NTSC Format) zurück, die die zusätzlichen Importkosten unbedingt wert ist. Die Farbgebung auf der DVD ist für so eine olle und billige "Kammelle" überaus gelungen, auch der Ton geht ok, wenn er auch nicht überragend ist. An Zusatzmaterial wurde ebenfalls nicht gespart, es gibt etliche Trailer zu sehen und zudem eine fast halbstündige und recht informative Dokumentation über den argentinischen Exploitation Film. Nur eine englische Tonspur liegt leider nicht vor, lediglich englische Untertitel sind verfügbar. Eine deutsche Version des Films aber gibt es gar nicht.

Insgesamt gibt es hier einen Film zu entdecken, der weitgehend unbekannt ist (zumindest außerhalb Südamerikas), aber nicht ununterhaltsam, ein Stilmix aus Gothic, Erotik und teilweise unfreiwilliger Komik im immercoolen Sixties-Dekor, der trotz erheblicher Schwächen sehenswert ist.



2001 - 2009 by  webmaster@vampire-world.com       Stand: 27.01.2006 Seitenanfang nächste Seite