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Die Zärtlichkeit der Wölfe
AKA: The
Tenderness of the Wolves

BRD, 1973, 95 Min.
 
Regie Ulli Lommel
Drehbuch Kurt Raab
Kamera Jürgen Jürges
Musik Peer Raben
 
Kurt Raab Fritz Haarmann
Jeff Roden Ganz
Margit Carstensen Frau Lindner
Hannelore Tiefenbrunner Frau Bucher

Deutschland in den mageren Jahren nach dem großen Krieg, überall herrscht Not und Armut. Der homosexuelle Kleingauner Fritz Haarmann wird von der Polizei zu Spitzeldiensten erpresst. Er versteht es, sich in bestimmten Kreisen als Kriminalbeamter auszugeben um junge Männer, hauptsächlich jugendliche Ausreisser, in seine Wohnung zu locken. Selten verlassen sie diese wieder, denn die meisten ereilt ein grausiges Schicksal: sie enden als Wurstwaren, mit denen Haarmann schwunghaften Handel betreibt. Zuvor tötet er sie, indem er ihnen wie weiland Graf Dracula die Kehle durchbeißt und ihr Blut trinkt. Als man Haarmann, der in seinem Freundeskreis als sanft und sensibel gilt und gern den Wohltäter gibt auf die mörderische Schliche kommt, hat er fast 40 junge Männer getötet....

Natürlich ist Uli Lommels "Die Zärtlichkeit der Wölfe" genau so wenig ein Vampirfilm wie Romuald Kamarkars "Der Totmacher", beide basieren aber auf der Geschichte des Massenmörders Fritz Haarmann, der als "Vampir von Hannover" in die Analen der Kriminalgeschichte einging. Nachgewiesen wurden ihm seinerzeit 24 Morde, 1924 starb er durch das Fallbeil.

Während Kamarkar sich auf die verbürgten Verhörprotokolle des Falles und somit auf Fakten stützt, erzählen Lommel und sein Hauptdarsteller Kurt Raab, der auch für das Dehbuch verantwortlich war, eine fiktive Geschichte, in der nur einige wenige Fakten berücksichtigt wurden. Dennoch ist den beiden ein eindrucksvoller und sehenswerter Film gelungen.

Raabs Interpretation des Haarmann ist sehr intensiv und beeindruckend, ein sanfter intelligenter Mann, einer, dem man es nie zugetraut hätte, der aber dennoch grausame Blutorgien anrichtet. Wohnt nicht gleich nebenan auch so ein netter alleinstehender Mann? Und hat nicht ein anderer Raab, nämlich Raabs Stefan auch mal Metzger gelernt?...aaarrghh!!!

Scherz beiseite. Lommels Film bezieht seinen Gänsehautfaktor aus genau diesen Aspekten. Manchnal fühlt man sich an Fritz Langs "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" erinnert, oftmals allerdings noch viel mehr an den Erzählstil Fassbinders, und das kommt nicht von ungefähr, schließlich wirkt der große Meister selbst als Nebendarsteller genau so mit wie ein Großteil der Fassbinderschen Clique (Rosel Zech, Tana Schanzara, Irm Hermann, El Hedi Ben Salem um nur einige Namen zu nennen.)

Zum Schluß sollte nicht unerwähnt bleiben, das der Film in Schwulenkreisen einen wesentlich höheren Ruf genießt als unter Freunden des Phantastischen Films, um noch mal diese leidige Schublade zu bemühen, die es irgendwie dennoch besser trifft als sagen wir mal der Begriff Horrorfilm, unter dessen Deckmantel ja oftmals Grottigkeiten geführt werden, deren Namen ich mich hier zu veröffentlichen weigere.

Es mag aber jeder selber entscheiden, was er sich anschauen möchte oder nicht.

"Die Zärtlichkeit der Wölfe" hat zweifellos Längen, hat man sich aber erst einmal auf den Film, der sicher seinerzeit auch ordentlich provozieren und Tabus brechen sollte, eingelassen, bekommt man einen guten, teilweise intensiven und fesselnden Vertreter des so genannten "neuen deutschen Kinos" geboten.



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