Der
Totmacher
AKA: Deathmaker
Allzuviel
passiert in diesem Kammerspiel von Romuald Karmakar eigentlich nicht,
dennoch ist die Spannung knisternd und der Film äußerst
verstörend.
Drei
Männer sitzen in einem Raum: Ein namenloser Protokollführer,
der Psychologe Prof. Dr. Ernst Schultze und der Kaufmann Fritz
Haarmann. Schultze soll ein psychologisches Gutachten über
Haarmann erstellen, denn dieser ist der berüchtigtste deutsche
Serienmörder des 20. Jahrhunderts, im Volksmund bekannt geworden
als "Vampir von Hannover". Sogar ein populärer Schlager
wurde später nach ihm gedichtet (....warte, warte nur ein Weilchen,
dann kommt Haarmann auch zu Dir mit dem Hacke-, Hackebeilchen.)
Haarmann ist angeklagt, 24 junge Männer ermordet, ihnen im
Blutrausch die Kehle durchgebissen und ihr Fleisch teilweise verzehrt
zu haben (letzteres konnte allerdings nie bewiesen werden).
Dem
Film liegen die Original Vernehmungsprotokolle von 1924 zugrunde,
Haarmanns Geständnisse, sein Spotten über all dies, aber
auch seine Angst, als sein Ende durch das Fallbeil naht.
Daß
dieser Film von so nachhaltiger Wirkung ist, liegt hauptsächlich
an der eindringlichen Darstellung seiner zwei Protagonisten Jürgen
Hentsch (glänzte zuletzt als Heinrich Mann in Breloers TV-Dreiteiler
über die Familie Mann) als Psychologe Schultze und - vor allem
- Götz George als Haarmann, der hier wohl DIE Vorstelung seiner
Karriere gab. Wie er herablassend von Puppenjungs spricht, ausführlich
schildert, wie er seine Opfer zerlegt hat, und die Knochen nachher
in die Leine warf, das Pendeln seines Zustands zwischen Naivität
und absoluter Schulduneinsichtigkeit, die Darstellung des Hin- und
Hergerissenseins eines schizophrenen Charakters, das muß man
gesehen haben und die Gänsehaut ist garantierter als bei dem
haarsträubendsten Splatter-Movie.
Natürlich
ist der "Totmacher" kein klassischer Vampirfilm, nicht
mal ein Horrorfilm. Dennoch, die Figur des Massenmörders Haarmann
taucht in jedem Horror- oder Vampirlexikon auf, und der Film gibt
uns die Möglichkeit, uns über den tatsächlichen Sachverhalt
zu informieren und uns eine eigene Meinung über den Menschen
Haarmann zu bilden. Außerdem handelt es sich hierbei um einen
wirklich außergewöhnlichen, einen atmosphärisch
unheimlich dichten, bedrückenden und hochspannenden Film zu
einem düsteren Kapitel Kriminalgeschichte. Extratipp!!
Der
Regisseur Ulli Lommel bediente sich übrigens bereits 1973,
wenn auch aus einer völlig anderen Sichtweise unter dem Titel
"Die Zärtlichkeit der Wölfe"
des Haarmann-Stoffes. Ebenfalls empfehlenswert.
|