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The Legend of Dracula          (OT: Vem var Dracula) 
AKA: Dracula's Transylvania, In Search of Dracula

Schweden / Frankreich / USA, 1975, Farbe, 81 min

Regie Calvin Floyd
Drehbuch Radu Florescu, Yvonne Floyd, Raymond McNally
Kamera: Tony Forsberg
Musik:
Produzent
Christopher Lee Erzähler, Dracula, Vlad Tepes
 
 


Dokumentationen über den Vampirmythos im Allgemeinen und im Besonderen über den berühmtesten Vertreter der blutsaugenden Zunft in Person des Grafen Dracula, jener legendären Romanschöpfung des irisch-britischen Literaten und Theatermannes Bram Stoker, gibt es zahlreiche - einige davon sind recht gelungen, andere sind es weit weniger. Fast alle verbindet, dass sie den Bogen schlagen vom historischen Dracula Vorbild, dem walachischen Fürsten und Woiwoden Vlad Tepes Draculea, einem Kriegsherren aus dem 15. Jahrhundert, der je nach Sichtweise als brutaler Herrscher und barbarischer Schlächter wie Folterknecht gescholten oder als Nationalheld der Rumänen und Verteidiger des christlichen Abendlandes gegen die eindringenden Türken gefeiert wird, zu dem fiktiven Grafen Dracula, dessen Name inzwischen gleichbedeutend mit dem Wort Vampir ist. Die gut gemachten Doku-Streifen zeichnen sich in aller Regel durch Detailgenauigkeit und präzise Recherche der historischen Ereignisse aus. Wenn sie dann noch einigermaßen stimmungsvoll und unterhaltsam dargeboten werden, kann man sie wohl als gelungen betrachten. Doch nur zu oft - gerade bei solcherlei TV-Produktionen - wird reichlich altbekanntes eilig zusammengeschustert, mit ein wenig schauriger Musik unterlegt und schließlich mit Ausschnitten aus alten Filmen "veredelt".

Diese vorliegende Dokumentation aus dem Jahre 1975 verspricht einen Hauch von Exklusivität durch das Mitwirken des wohl neben Bela Lugosi bekanntesten Dracula Darstellers, des Briten Christopher Lee, der ja der Chefbeißer der Hammer Ära war und als solcher kurz zuvor eigentlich sein Cape für immer einzumotten gedachte. Lee gibt uns hier den Host, der durch sie Sendung führt, ist gelegentlich aber auch als fiktiver Dracula zu sehen oder schleicht in grandios putzigen Szenen im langen (Bade)Mantel als Vlad Tepes verkleidet durch alte Gemäuer. Hinzu kommt ein wenig transsilvanische Folklore, die zwar gänzlich anders daher kommt als in den alten Universalfilmen aus dem fernen Amerika, wohl aber letztlich, wenn auch auf andere Art, genau so verklärt und realitätsfremd, und das obwohl am Skript ein Mensch namens Radu Florescu mitwerkelte, ein Name, der doch sehr rumänisch klingt. Vielleicht war er aber auch nur der Alibi-Siebenbürgener, der für das Image engagiert worden ist. Andererseits herrschten natürlich Mitte der 1970'er Jahre in Rumänien bekanntlich noch gänzlich andere politische Verhältnisse, und ein Teil des Films ist ja an Originalschauplätzen in den Karpaten und der Umgebung von Bukarest entstanden, so dass ein Mitwirken landsmännischer Bürger vermutlich vorgeschrieben war. Aber gut, all das ist müßig' Spekulation…

Letztlich weiß "The Legend of Dracula" aber auch nicht mit wirklich neuen Erkenntnissen zu glänzen, will sagen, wer sich ein wenig in der Materie auskennt, wird sicherlich nicht viel hinzulernen. Man muss dem Film aber wie gesagt zu gute halten, dass er inzwischen rund 30 Jahre alt ist und somit einer Zeit entstammt, in der es für westliche Filmteams noch nicht ohne weiteres möglich war, in Osteuropa zu arbeiten. Somit gehörte vorliegendes Filmmaterial sicher zu den ersten "Dracula" Reportagen, die tatsächlich an den Originalschauplätzen des Buches bzw. der historischen Figur entstanden sind. So hatten die Fans im Westen zumindest die Möglichkeit, einmal die Orte, die Stoker geschildert hat (und die er ja selber bekanntlich auch nie besucht hatte, er schrieb sie sich lediglich aus alten Reiseführern und -berichten wie präzisem Landkartenmaterial zusammen) zu sehen. Auch war in jenen Tagen die Geschichte Tepes' außerhalb Rumäniens wohl noch nicht so bekannt. Die Vorstellung, die man sich von Dracula und Transsilvanien machte, entsprach im Prinzip wohl relativ der, die die Hammerfilme vermittelten. Insofern muss man diesem Film vermutlich einen gewissen Verdienst zugestehen.

Hinzufügen sollte ich wohl allerdings noch, meine Wenigkeit durfte den Film in einer englischsprachigen Version im Super 8 Format schauen, ob der Film überhaupt jemals in irgendeiner Form in deutscher Sprache erhältlich war, entzieht sich leider komplett meiner Kenntnis. Sollte nun vielleicht mal irgendjemand von diesem Film eine alte VHS Version, ob nun auf einer Börse oder auch in einem virtuellen Auktionshaus, entdecken, die dann ganz sicher zu einem horrenden Preis gehandelt werden wird, dann denkt lieber zweimal nach, ob euch der Spaß eine ganze Stange Kohle wert ist, denn wie bereits erwähnt, Dokumentationen zu dem Thema gibt es etliche und immer wieder kommen neue hinzu, und ob man die alle haben muss…?


 


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