Graf
Dracula beißt jetzt auch in Oberbayern
AKA: Dracula blows his cool / Dracula sucks in search of juicy victims
D, 1979, Farbe, 90 min |
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Regie:
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Carl
Schenkel (Carlo Ombra) |
Drehbuch:
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Grunbach
& Rosenthal |
Produzent:
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Lisa-Barthonia
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Kamera |
Heinz
Hölscher |
Musik
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Gerhard
Heinz |
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Gianni
Garko |
Stan/Graf
Stanislaus |
Betty
Verges |
Graefin
Olivia |
Bea
Fiedler |
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Giacomo
Rizzo |
Mario |
Ralf
Wolter |
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Linda
Grandier |
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Stan,
ein junger Fotograf und Abkömmling einer alten Adelsfamilie,
plant mit Hilfe einiger verrückter Freunde aus dem Stammsitz
seiner blaublütigen Sippe, einem veritablen Schloß, welches
aber zu bewirtschaften Unsummen verschlingt, eine Discothek für
die oberbayrische Dorfjugend zu machen. Sofort wittern die Moralwächter
des streng katholischen Weilers den Sittenverfall und befürchten
Sodom und Gommorha, zumal Stans Models vorzugsweise recht dürftig
bekleidet durch den Freistaat hüpfen. Trotz aller Schwierigkeiten
wird die Eröffnung des Lokals ein voller Erfolg. Was allerdings
keiner ahnt, in dem alten Gemäuer gehen zwei Vorfahren Stans
um, nämlich Graf Stanislaus und seine Gattin, zwei untote Vampire.
Leider werden diese aber nicht so recht ernst genommen. Stattdessen
beschließt Stan, aus der Situation so richtig Kapital zu schlagen
und eröffnet in dem Schloß einen Hotelbetrieb. Die Touristen
kommen in Scharen um sich von den Vampiren anknabbern zu lassen,
der Rubel rollt ordentlich.
Doch
dem Grafen und seiner Gattin, die zunächst von der Situation
recht angetan waren, schließlich gibt es ja ständig frisches
Blut, wird es allmählich zu bunt ständig den Tourischreck
geben zu müssen, schließlich ist man ja ein ernstzunehmendes
Monster, von edlem Geblüt gar, und nicht ein billiger Animateur
im Robinson Club. Als die beiden letztlich entnervt die Flucht ergreifen,
schwant Stan bereits der Untergang seines florierenden Unternehmens,
doch die umsichtigen Vorfahren haben bereits für adäquaten
Ersatz gesorgt...

Na
klar, Sie ahnten es bereits, wir haben es einmal mehr mit einer
Vampirfilmparodie zu tun (puuh, da bin ich ja mal haarscharf an
dem garstigen Wort Horrorkomödie vorbeigeschrammt), die bereits
durch ihren Titel gewisse Assoziationen weckt. Nein, wir meinen
jetzt nicht die Erwähnung der Stokerschen Schöpfung, vielmehr
bezog sich der Hinweis auf besagten Landstrich, in dem ja in ganz
ähnlich angelegten Filmen schon ganz andere Wesen ihr Unwesen
und es sonst auch reichlich trieben.
Hach,
sind wir schlüpfrig, aber genau das trifft den Kern dieses
Films. Man stelle sich die Schnittmenge des Humors aus Klimbim (aber
weniger anarchisch), Nonstop Nonsens (aber ohne gespielten Witz)
und solch filmischen Meisterwerken wie "Sunshine Reggae auf
Ibiza" gepaart mit den "Tollen Tanten" und "Lass
jucken, Kumpel" vor, dann kann man sich so in etwa ein Bild
von diesem Softsex-Klamauk machen. Der eine wird nun begeistert
"Kult!!!" schreien, der andere schlägt die Hände
über dem Kopf zusammen.
Die
Wahrheit liegt wie immer irgendwo in der Mitte, denn einige der
"Gags" verursachen körperliche Schmerzen, andere
sind so alt und abgeschmackt, da sagt man besser gar nichts zu,
mitunter ist aber auch durchaus mal ein Grinsen drin.
Das
bei den Darstellern wieder die Riege der üblichen Verdächtigen
mit von der Partie ist, ist logisch. Wer erinnert sich nicht gern
an so große Namen wie Bea Fiedler, Ellen Umlauf und Dan van
Husen? Und was wäre eine derartige Produktion ohne den unvermeidlichen
Ralf Wolter? Fraglich eigentlich nur, wo Olivia Pascal, Karl Dall
und vor allem Herbert Fux damals steckten, aber wahrscheinlich drehten
die gerade auf Ibiza und konnten diesmal nicht dabei sein...
Interessant
ist es auch, einmal einen genaueren Blick auf den Regiesseurs dieses
Spektakels zu werfen. Laut Covertext soll hier ein gewisser Carlo
Ombra in der Verantwortung stehen, doch sollte es bei diesem Namen
nicht gleich klingeln, so ist das gar nicht schlimm, denn es handelt
sich natürlich um ein Pseudonym, hinter dem sich am Ende niemand
anders als Carl Schenkel verbirgt, der später große und
vielgelobte Kinohits wie "Abwärts" mit Götz
George und Hannes Jaennicke und "Knight Moves" mit Highlander
Christopher Lambert fabrizierte. Nun ja, Anno 1979 wehte noch ein
anderer Wind im deutschen Film, wo man Ergüsse wie diesen auch
noch am ehesten im Bahnhofskinomillieu sah, aus heutiger Sicht wirken
die Nacktszenen allerdings schon beinahe putzig, man sieht ja heuer
weitaus gewagteres im Nachtprogramm der meisten Privatsender.
"Dracula
in Oberbayern" ist nicht so grottig und zotig wie beispielsweise
Helmut Förnbachers Beiß
mich Liebling, dafür aber auch nicht so lustig wie Freddy
Francis Gebissen wird nur nachts,
um jetzt mal zwei vergleichbare Streifen zu listen. Sicher gibt
es schlimmere Filme als diesen teilweise noch ganz unterhaltsamen
Oberbayern-Ulk, andererseits wird auch kein noch so doofes Klischee
gemieden, was mitunter doch etwas nervt.
Wer
Tiefgang, Atmosphäre, gepflegten Grusel oder ähnliches
erwartet, ist hier natürlich völlig falsch. Wer aber Filme
mag, die in Oberbayern spielen, ähem, wird wahrscheinlich seinen
Spass an Schenkels (passt ja irgendwie der Name) Film haben.



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