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Beiss mich, Liebling
AKA: Bite me, Darling, Love, Vampire Style

BRD, 1970, Farbe, 85 min
 
Regie Helmut Förnbacher
Drehbuch Martin Roda Becher/Helmut Förnbacher/W. H. Riedl
Musik Charly Nissen
Kamera Igor Luther
 
Eva Renzi Sabrina von der Wies
Patrick Jordan Hartlieb von der Wies
Amadeus August Peter Busch
Brigitte Skay Dr. Stein
Ralf Wolter Christian Wagner

Zum erstenmal kann man jetzt die "Arbeitsweise" eines Vampires ganz genau verfolgen. Im Kino. In dem Farbfilm "Beiss mich, Liebling!" Wie er es versteht, steile Hauswände zu überwinden, wie er sich langsam seinem Opfer nähert, wie er zögert und sich vorsichtig umschaut und wie er endlich die fabelhaft entwickelten Eckzähne in den Hals des erkorenen "Blutspenders" schlägt, zeigt Helmut Förnbacher in seinem fröhlichen Farbfilm im Gruseltouch. Förnbacher holt sich seinen "Beißer" in London. Der englische Charakterdarsteller Patrick Jordan spielt in "Beiß mich, Liebling!" den Untoten, der keine Ruhe geben will. Doch seine Nichte Sabrina (Eva Renzi) und ihr Mann Peter Busch (Amadeus August) bringen ihm mit Hilfe eines merkwürdigen Pfarrers (Frederick Pressel) schließlich zum "Ewigen Frieden".

Nicht gerade beruhigend ist die Bemerkung des Pfarrers: "Hoffentlich war er der letzte seines Geschlechts mit dieser unheimlichen Eigenschaft!". Er war nicht der letzte.

Weil der depperte Briefträger Engelmann einem Kinderstreich zum Opfer fällt und sich das Bein bricht, muß der junge charmante Postler Peter Busch Engelmanns Zustellbezirk übernehmen. Fortan liefert Busch nicht nur die Post aus, er beglückt auch noch gleich die gesamte Damenwelt des Münchner Vorortes. Sehr zum Verdruss des Sexualtherapeuten von der Wies allerdings, denn dessen einstmals gutgehende Praxis läuft Dank des potenten Boten nur noch schlecht. Es ist halt niemand mehr sexuell frustriert. Zu allem Überfluss hat sich auch noch Sabrina, die Nichte des Forschers, in den schmucken Busch verguckt und sich in den Kopf gesetzt, ihn zu ehelichen. Von der Wies beschließt den lästigen Störenfried aus dem Weg zu räumen und bereitet mehrere Anschläge auf ihn vor, denen er allerdings meist selber zum Opfer fällt. Schließlich verwechselt er eine vergiftete Karaffe und segnet das Zeitliche. Busch und Sabrina heiraten, der ehemalige Postbeamte übernimmt nun die Praxis, die sich sogleich wieder in eine Goldgrube für das junge Paar verwandelt.

Doch eines Abends weiht Sabrina ihren Mann in das Familiengeheimnis ein. Die von der Wies stammen nämlich ursprünglich aus den Karpaten und in ihrer Ahnenlinie gab es einst Vampire. Natürlich glaubt Busch seiner Frau kein Wort, doch bereits in der gleichen Nacht steht der untote von der Wies in ihrem Schlafzimmer und saugt das Blut Buschs. Dieser merkt davon erst einmal nichts, doch am nächsten Tag fühlt er sich seltsam schlapp und unmotiviert. Die kluge Sabrina erkennt sofort den Ernst der Lage und weiß Rat. Mit allerlei bekannten Hilfsmitteln wie Knoblauch und Kruzifixen sowie der Unterstützung des örtlichen Pfarrers machen sie sich auf die Jagd nach dem Blutsauger und es gelingt ihnen tatsächlich, von der Wies zu pfählen. Ist der Familienfluch nun gebannt? Nein, denn in der letzten Szene, als das junge Paar von der nunmehr zweiten (sicherheitshalber diesmal einer Feuer-) Bestattung des Onkels kommt, sehen wir schließlich die spitzen Eckzähne des vielsagend grinsenden Peter Busch.

Der Werbetext versprach seinerzeit, man könne in "Helmut Förnbacher(s) ... fröhlichen Farbfilm im Gruseltouch" erstmals "die Arbeitsweise eines Vampirs ganz genau verfolgen". Tatsächlich?

Ach Quatsch, dieser Film ist eine völlig unterbelichtete Dummklamotte im typisch deutschen Frühsiebziger Holzhammerhumor-Stil, bei dem die üblichen Klischees hemmungslos verbraten werden ( immer willige "grüne" Witwen, notgeile Direktoren, die ihre Zimmermädchen angrabschen, der obligatorische supertuckige Schwule, etc., etc.), besetzt natürlich mit den üblichen Verdächtigen dieser Zeit für diese Art Film ( Herbert Fux, Ralf Wolter, Barbara Valentin...).

Das ganze bewegt sich ungefähr auf dem Niveau der "Paukerschreck Pepe" Filme, ist nur zusätzlich angereichert mit allerlei Schlüpfrigkeiten und dem gelegentlichen Aufblitzen blanker Brüste. Nichts, was man nicht schon ewig aus Opas Mottenkistenkino kennen würde, keinesfalls gar der anarchistische "Klimbim" Stil, wie jetzt mancher vermuten mag, obschon Förnbacher, damals gerade knapp über 30, eigentlich als hoffnungsvolles Regietalent galt. Nun ja, man hatte sich wohl geirrt. Leider weiß ich auch nicht, ob dieser Foernbacher mit dem Helmut Foernbacher identisch ist, der in Basel ein renommiertes Theater leitet, aber egal, es geht hier um "Beiß mich Liebling!" und diesen Film darf man mit Fug und Recht als Mumpitz bezeichnen.

Die maue kleine Vampirstory übrigens beginnt erst im letzten Drittel des Films, nach dem der Sexualtherapeut den Löffel gereicht hat und als blutdürstiger Untoter zurückkehrt, der Rest ist nichts weiter als zotige aneindergereihte Uraltgags, die man auf eine Länge von 85 Minuten gedehnt hat. Das bißchen Handlung wäre eigentlich in 15 Minuten erzählt gewesen.

Drollig ist allerdings das 70'er Flair, Zeitkollorit pur in Form von Mode, Frisuren und erst Recht des heißen Soundtracks, den Charly Nissen komponierte, echt dufte, hätte man wohl Anno 1970 formuliert. Wem also derlei Dinge genügen oder wer so etwas gar "kultig" findet, der wird hier prima bedient, alle anderen insgesamt lieber Finger weg.
Klar, wir haben bestimmt noch viel miesere Filme auf unserer kleinen feinen Internetpräsenz hier besprochen, keine Frage, dennoch, für eine Fledermaus reicht es nicht, Sorry!



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