Martin
USA, 1977, Farbe, 80 min |
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Regie:
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George
A. Romero |
Produzenten:
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Richard
Rubinstein |
Drehbuch |
George
A. Romero |
Musik: |
Donald
Rubinstein |
Kamera: |
Michael
Gornick |
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John
Amplas |
Martin
Madahas |
Lincoln
Maazel |
Tada
Cuda |
Christine
Forrest |
Christina |
Elyane
Nadeau |
Mrs
Santini |
Martin
opens with a ferocious account of its teenage hero's bloodlust in
a railway compartment, where he slashes a girl's wrist and drinks
her blood in sexual exstasy. Widely helt to be Romero's best and
most disturbing horror film, it centres on a shy and confused 18-year
old "vampire" living with relatives. His elderly cousin
believes he's a "Nosferatu", but Martin is a strictly
modern sexual psycho who uses razor blades and syringes to drain
the blood from his victims.
Ein
Nachtzug ist auf dem Weg in die Industriemetropole Pittsburgh. Es
ist spät, die meisten Fahrgäste schlummern friedlich in
ihren Schlafkabinen. An Bord des Zuges befindet sich auch ein etwa
20 Jahre junger Mann: Martin.
Ausgestattet mit Rasierklingen und einer Spritze gefüllt mit
einschläfernden Drogen dringt er in das Schlafabteil einer
Frau ein, betäubt sie, zieht sie aus, befriedigt sich an ihr,
schneidet ihr schließlich die Pulsadern auf und trinkt ihr
Blut. Anschließend wäscht er sich seelenruhig und richtet
die gesamte Szenerie detailgetreu so her, als hätte sich sein
Opfer selbst zur Ader gelassen, wie es ja so mancher macht, wenn
er aus dem Leben scheiden möchte.
Am folgenden Morgen wird Martin in Pittsburgh am Bahnhof von einem
alten Mann abgeholt, seinem Großcousin Cudar, in dessen Haus
Martin leben und für dessen Geschäft er künftig arbeiten
soll.
Cudar ist davon überzeugt, Martin sei ein über 80 Jahre
alter Vampir, was mit dem Familienfluch zusammenhinge. Er teilt
Martin mit, er werde zunächst seine Seele befreien und ihn
anschließend zerstören.
Überall im Hause befinden sich Kruzifixe und Knoblauch. Martin
beweist zwar dem alten Kauz, dass ihm derlei nicht schadet, doch
Cudar bleibt misstrauisch und lässt dem Jungen wenig Freiheiten
und freie Zeit.
Schließlich gibt Cudar sich sogar dem Wahn hin, ein Exorzismus
werde den Jungen befreien, doch dies bleibt natürlich erfolglos.
Ganz anders verhält sich Martins Cousine Christina, die ebenfalls
in dem Haus lebt. Die lebenslustige junge Frau hat genug vom abergläubischen
Gerede über Flüche und Vampire. Ihr ganzes Leben musste
sie sich das anhöhren, doch so gern würde sie nur ein
Leben führen, wie es Millionen Gleichaltrige tun. Sie sieht
in Martin nur einen kontaktscheuen schüchternen jungen Mann,
der vielleicht etwas weltfremd und verschroben ist, doch auch sie
kann nicht viel ausrichten gegen die Ansichten des griesgrämigen
Familienhäuptlings Cudar.
Martins "Brücke" zur realen Welt ist sein Telefon,
mit dem er häufig in einer lokalen Radio Talkshow anruft um
unter dem Pseudonym "Der Graf" von seinem vampirischen
Teiben zu erzählen. Dort glaubt man ihm zwar kein Wort und
hält ihn für einen Freak, doch die einsamen Seelen draußen
im Radioland höhren ihm gern zu.
Allmählich lebt Martin sich in seine neue Situation ein, doch
der verschlossene Einzelgänger merkt, er wird langsam wieder
unruhig - ein neues Opfer muß her.
Da er im Auftrag Cudars Kunden mit Einkäufen aus dessen Geschäft
beliefert, weiß er um die meisten Gewohnheiten derselben.
So dringt er in das Haus einer Frau ein, deren Mann auf Geschäftsreisen
ist. Als er im Schlafzimmer der Dame steht, stellt er fest, dass
diese dennoch nicht allein ist, sie vergnügt sich nämlich
gerade mit ihrem Lover. Doch es gelingt Martin das Paar auszutricksen,
zwei neue Opfer werden zur Bluspende gebeten.
Martin beginnt eine Beziehung mit einer Kundin, einer älteren
Frau, die ihn schließlich sogar verführt. Sie genießt
ihre immer häufiger stattfindenden Treffen mit Martin, doch
letztlich kann auch Martin die einsame Frau nicht aus ihrer Lethargie
reißen. Eines Tages nimmt sie sich das Leben indem sie sich
in der Badewanne die Pulsadern durchsäbelt. Martin ist keinesfalls
schockiert, er denkt sich lediglich, vielleicht ist es besser so,
er sollte wohl ohnehin keine Freunde haben. Cudar jedoch ist überzeugt,
Martin habe die Frau getötet und ihr Blut getrunken. Für
ihn ist das Maß voll, so zieht er die Konsequenzen. Als Martin
am nächsten Morgen aufwacht, steht der alte Mann mit Hammer
und Holzpflock vor seinem Bett...
"Martin" ist George A. Romeros, dem berühmten Schöpfer
der legendären Zombie-Trilogie ("Night
of the living Dead", "Dawn
of the Dead" und "Day of
the Dead"), Beitrag zum Thema Vampir und Vampirismus, und
er ist sehr erstaunlich ausgefallen.
Es lässt sich vermuten, das Martin keinesfalls ein echter Vampir
ist, sondern nur ein verstörter junger Mann, den letztlich
das Gerede seiner abergläubischen Familie zu dieser besonderen
Form der Nekrophilie getrieben hat. Martin betäubt seine Opfer,
vergeht sich an ihnen und trinkt deren Blut. Er plant seine Taten
kaltblütig, bereitet sie intelligent, sorgfältig und analytisch
vor, dennoch scheint er ein völlig naiver Mensch zu sein. In
Schwarzweiß-Flashbacks sehen wir ihn immer wieder als gefürchteten
Vampir durch eine andere Epoche wandern. Das Volk zittert vor ihm,
die Frauen geben sich ihm willenlos hin. Nur die Wunschfantasie
eines Durchgeknallten oder tatsäschliche Erinnerungen?
In einer anderen Szene erzählt Martin seiner Cousine Christina,
er sei ja schon über 80 Jahre alt. Nur das stoische Wiedergeben
indoktrinierter Antworten oder ist doch mehr dran? Romero lässt
uns im Ungewissen.
Letztlich ist es auch völlig egal, ob Martin tatsächlich
ein Vampir ist, genau so wie es in den Zombiefilmen egal ist, wo
die Zombies eigentlich herkommen. Sie sind halt da! Martin ebenfalls.
Er trinkt Blut. Für Martin ist das völlig normal. Und
Martin scheint ansonsten auch irgendwie der einzig normale Mensch
zu sein in einer Welt, die völlig am Rad dreht, in der sich
Wahn und Lethargie die Hand geben. Somit ist Romeros Film eine Parabel
auf den menschlichen Stumpfsinn gewürzt mit dem grimmigen Humor
des Meisters. Das Grauen erwächst nicht aus irgendwelchen finsterern
okulten Mächten, es entsteht mitten in unserer ach so aufgeklärten
Zivilisation. Das Martin dann am Ende wie ein Filmvampir sterben
muß, macht die Sache endgültig zur Groteske.
Vergleiche zu Robert Biermanns rund 10 Jahre später entstandenem
ähnlich angelegten Vampires Kiss
, in dem Nicolas Cage die vielleicht beste Performance seiner Karriere
gab, drängen sich zwangsläufig ebenfalls auf, einzig "Martin"
ist viel besser!
"Martin" ist ein kluger Film, deprimierend und unterhaltsam
zugleich und von einer Poesie, die man einem Mann wie Romero so
fast gar nicht zugetraut hätte. Vieles an diesem Film erinnert
an den Stil des kanadischen Regiesseurs David Cronenberg ("Rabid",
"Videodrome", "Crash"), der nun leider schon
beinahe genau so lange wie Romero keinen vernüntigen Film mehr
zustande bekommen hat, denn das was die beiden Herren in den letzten
Jahren so runterkurbelten war, wenn überhaupt noch, meistens
nur Matinstreammist. Das allerdings steht ja jetzt nicht zur Debatte.
Romereo selber bezeichnete "Martin" oft als seinen besten
und liebsten Film. Ein anderer alter Bekannter namens Guillermo
del Toro, der Regiesseur der Filme Cronos
und Blade 2 bezeichnete den Film gar als
"den größten Vampirfilm, der je gedreht wurde"
und betonte immer wieder, wie sehr der Film sein eigenes Werk beeinflusst
hätte.
Zweifellos ist "Martin" als moderner Klassiker des Genres
einzuordnen, dem Publikum hingegen, sowohl hüben wie drüben
des großen Teiches, war der Film wohl zu unblutig, vermutlich
hatte man ob Romeros Ruf Skandale und neuerliche Blutorgien erwartet,
so floppte Martin gnadenlos und kam in Deutschland nie in die Lichtspielhäuser,
was wohl auch der Grund dafür sein dürfte, dass der Film
nur in einer grottigen deutsch synchronisierten Fassung existiert.
Romerofans kaufen aber ohnehin nur die englische Fassung.
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