Derzeit online

386
Filme
125
Bücher
34
Biographien
50
Hörspiele
Reviews in English

 

 

 

 

 

 

 

Martin

USA, 1977, Farbe, 80 min
 
Regie: George A. Romero
Produzenten: Richard Rubinstein
Drehbuch George A. Romero
Musik: Donald Rubinstein
Kamera: Michael Gornick
 
John Amplas Martin Madahas
Lincoln Maazel Tada Cuda
Christine Forrest Christina
Elyane Nadeau Mrs Santini

Martin opens with a ferocious account of its teenage hero's bloodlust in a railway compartment, where he slashes a girl's wrist and drinks her blood in sexual exstasy. Widely helt to be Romero's best and most disturbing horror film, it centres on a shy and confused 18-year old "vampire" living with relatives. His elderly cousin believes he's a "Nosferatu", but Martin is a strictly modern sexual psycho who uses razor blades and syringes to drain the blood from his victims.

Ein Nachtzug ist auf dem Weg in die Industriemetropole Pittsburgh. Es ist spät, die meisten Fahrgäste schlummern friedlich in ihren Schlafkabinen. An Bord des Zuges befindet sich auch ein etwa 20 Jahre junger Mann: Martin.
Ausgestattet mit Rasierklingen und einer Spritze gefüllt mit einschläfernden Drogen dringt er in das Schlafabteil einer Frau ein, betäubt sie, zieht sie aus, befriedigt sich an ihr, schneidet ihr schließlich die Pulsadern auf und trinkt ihr Blut. Anschließend wäscht er sich seelenruhig und richtet die gesamte Szenerie detailgetreu so her, als hätte sich sein Opfer selbst zur Ader gelassen, wie es ja so mancher macht, wenn er aus dem Leben scheiden möchte.
Am folgenden Morgen wird Martin in Pittsburgh am Bahnhof von einem alten Mann abgeholt, seinem Großcousin Cudar, in dessen Haus Martin leben und für dessen Geschäft er künftig arbeiten soll.
Cudar ist davon überzeugt, Martin sei ein über 80 Jahre alter Vampir, was mit dem Familienfluch zusammenhinge. Er teilt Martin mit, er werde zunächst seine Seele befreien und ihn anschließend zerstören.
Überall im Hause befinden sich Kruzifixe und Knoblauch. Martin beweist zwar dem alten Kauz, dass ihm derlei nicht schadet, doch Cudar bleibt misstrauisch und lässt dem Jungen wenig Freiheiten und freie Zeit.
Schließlich gibt Cudar sich sogar dem Wahn hin, ein Exorzismus werde den Jungen befreien, doch dies bleibt natürlich erfolglos.
Ganz anders verhält sich Martins Cousine Christina, die ebenfalls in dem Haus lebt. Die lebenslustige junge Frau hat genug vom abergläubischen Gerede über Flüche und Vampire. Ihr ganzes Leben musste sie sich das anhöhren, doch so gern würde sie nur ein Leben führen, wie es Millionen Gleichaltrige tun. Sie sieht in Martin nur einen kontaktscheuen schüchternen jungen Mann, der vielleicht etwas weltfremd und verschroben ist, doch auch sie kann nicht viel ausrichten gegen die Ansichten des griesgrämigen Familienhäuptlings Cudar.
Martins "Brücke" zur realen Welt ist sein Telefon, mit dem er häufig in einer lokalen Radio Talkshow anruft um unter dem Pseudonym "Der Graf" von seinem vampirischen Teiben zu erzählen. Dort glaubt man ihm zwar kein Wort und hält ihn für einen Freak, doch die einsamen Seelen draußen im Radioland höhren ihm gern zu.
Allmählich lebt Martin sich in seine neue Situation ein, doch der verschlossene Einzelgänger merkt, er wird langsam wieder unruhig - ein neues Opfer muß her.
Da er im Auftrag Cudars Kunden mit Einkäufen aus dessen Geschäft beliefert, weiß er um die meisten Gewohnheiten derselben. So dringt er in das Haus einer Frau ein, deren Mann auf Geschäftsreisen ist. Als er im Schlafzimmer der Dame steht, stellt er fest, dass diese dennoch nicht allein ist, sie vergnügt sich nämlich gerade mit ihrem Lover. Doch es gelingt Martin das Paar auszutricksen, zwei neue Opfer werden zur Bluspende gebeten.
Martin beginnt eine Beziehung mit einer Kundin, einer älteren Frau, die ihn schließlich sogar verführt. Sie genießt ihre immer häufiger stattfindenden Treffen mit Martin, doch letztlich kann auch Martin die einsame Frau nicht aus ihrer Lethargie reißen. Eines Tages nimmt sie sich das Leben indem sie sich in der Badewanne die Pulsadern durchsäbelt. Martin ist keinesfalls schockiert, er denkt sich lediglich, vielleicht ist es besser so, er sollte wohl ohnehin keine Freunde haben. Cudar jedoch ist überzeugt, Martin habe die Frau getötet und ihr Blut getrunken. Für ihn ist das Maß voll, so zieht er die Konsequenzen. Als Martin am nächsten Morgen aufwacht, steht der alte Mann mit Hammer und Holzpflock vor seinem Bett...


"Martin" ist George A. Romeros, dem berühmten Schöpfer der legendären Zombie-Trilogie ("Night of the living Dead", "Dawn of the Dead" und "Day of the Dead"), Beitrag zum Thema Vampir und Vampirismus, und er ist sehr erstaunlich ausgefallen.
Es lässt sich vermuten, das Martin keinesfalls ein echter Vampir ist, sondern nur ein verstörter junger Mann, den letztlich das Gerede seiner abergläubischen Familie zu dieser besonderen Form der Nekrophilie getrieben hat. Martin betäubt seine Opfer, vergeht sich an ihnen und trinkt deren Blut. Er plant seine Taten kaltblütig, bereitet sie intelligent, sorgfältig und analytisch vor, dennoch scheint er ein völlig naiver Mensch zu sein. In Schwarzweiß-Flashbacks sehen wir ihn immer wieder als gefürchteten Vampir durch eine andere Epoche wandern. Das Volk zittert vor ihm, die Frauen geben sich ihm willenlos hin. Nur die Wunschfantasie eines Durchgeknallten oder tatsäschliche Erinnerungen?
In einer anderen Szene erzählt Martin seiner Cousine Christina, er sei ja schon über 80 Jahre alt. Nur das stoische Wiedergeben indoktrinierter Antworten oder ist doch mehr dran? Romero lässt uns im Ungewissen.
Letztlich ist es auch völlig egal, ob Martin tatsächlich ein Vampir ist, genau so wie es in den Zombiefilmen egal ist, wo die Zombies eigentlich herkommen. Sie sind halt da! Martin ebenfalls. Er trinkt Blut. Für Martin ist das völlig normal. Und Martin scheint ansonsten auch irgendwie der einzig normale Mensch zu sein in einer Welt, die völlig am Rad dreht, in der sich Wahn und Lethargie die Hand geben. Somit ist Romeros Film eine Parabel auf den menschlichen Stumpfsinn gewürzt mit dem grimmigen Humor des Meisters. Das Grauen erwächst nicht aus irgendwelchen finsterern okulten Mächten, es entsteht mitten in unserer ach so aufgeklärten Zivilisation. Das Martin dann am Ende wie ein Filmvampir sterben muß, macht die Sache endgültig zur Groteske.
Vergleiche zu Robert Biermanns rund 10 Jahre später entstandenem ähnlich angelegten Vampires Kiss , in dem Nicolas Cage die vielleicht beste Performance seiner Karriere gab, drängen sich zwangsläufig ebenfalls auf, einzig "Martin" ist viel besser!
"Martin" ist ein kluger Film, deprimierend und unterhaltsam zugleich und von einer Poesie, die man einem Mann wie Romero so fast gar nicht zugetraut hätte. Vieles an diesem Film erinnert an den Stil des kanadischen Regiesseurs David Cronenberg ("Rabid", "Videodrome", "Crash"), der nun leider schon beinahe genau so lange wie Romero keinen vernüntigen Film mehr zustande bekommen hat, denn das was die beiden Herren in den letzten Jahren so runterkurbelten war, wenn überhaupt noch, meistens nur Matinstreammist. Das allerdings steht ja jetzt nicht zur Debatte.
Romereo selber bezeichnete "Martin" oft als seinen besten und liebsten Film. Ein anderer alter Bekannter namens Guillermo del Toro, der Regiesseur der Filme Cronos und Blade 2 bezeichnete den Film gar als "den größten Vampirfilm, der je gedreht wurde" und betonte immer wieder, wie sehr der Film sein eigenes Werk beeinflusst hätte.
Zweifellos ist "Martin" als moderner Klassiker des Genres einzuordnen, dem Publikum hingegen, sowohl hüben wie drüben des großen Teiches, war der Film wohl zu unblutig, vermutlich hatte man ob Romeros Ruf Skandale und neuerliche Blutorgien erwartet, so floppte Martin gnadenlos und kam in Deutschland nie in die Lichtspielhäuser, was wohl auch der Grund dafür sein dürfte, dass der Film nur in einer grottigen deutsch synchronisierten Fassung existiert.
Romerofans kaufen aber ohnehin nur die englische Fassung.




2001 - 2009 by  webmaster@vampire-world.com       Stand: 11.10.2003 Seitenanfang nächste Seite