Draculas
Witwe (OT:
Dracula's Widow)
USA, 1988, Farbe, 82 Minuten |
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Regie |
Christopher
Coppola |
Drehbuch |
Tom Blomquist |
Musik |
Campbell |
Kamera |
Beppe
Maccari |
Produzent
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Stephen
Traxler |
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Sylvia
Kristel |
Vanessa |
Lenny
von Dohlen |
Raymond
Everett |
Josef
Sommer |
Lt.
Lannon |
Marc
Coppola |
Brad |
Rachel
Jones |
Jenny |

Raymond
Everett, ein etwas sonderbarer junger Mann, betreibt in Hollywood
ein klassisches Grusel-Wachsfigurenkabinett. Gerade eben hat er
eine Lieferung mit Antiquitäten aus Rumänien erhalten.
Fünf große Kisten sollten es eigentlich sein, tatsächlich
sind es aber sechs, stellt er staunend fest. 'Nun gut', denkt er,'ist
ja schon spät, da schau ich morgen mal genauer nach'. So macht
er Feierabend, den er mit einem Glas Wein und dem Anschauen von
Murnaus Nosferatu genießt.
Was
Raymond nicht ahnt, in der zusätzlichen Kiste befinden sich
keine Gegenstände, die er seinen "Kerzenmonstern"
in die Hand zu geben gedenkt, sondern ein echtes Monster: Vanessa,
die Gemahlin des Grafen Dracula!! Diese kümmert sich erst mal
um den kleinen Hunger zwischendurch und "vernascht" einen
populären Radio DJ, den sie aus einer Kneipe abschleppt. Anschließend
kehrt sie in Raymonds bizarres Etablissement zurück, als gerade
zwei böse Buben mit Brechstange und Taschenlampe dabei sind,
sich hier ordentlich die Tasche zu füllen. Der eine wird zu
Vanessas Kompott, der zweite, der erkennen muss, mit was für
einem Gegner er es hier zu tun hat, kann eben noch entkommen.
Sodann
macht Vanessa den ahnungslosen Raymond, der gleichermaßen
fasziniert und abgestoßen von der lasziven bösen Frau
ist, zu ihrem Sklaven. Mit einem Biss ist es um seinen Widerstand
geschehen. Doch da gibt es ein Problem: Raymond hat eine Freundin,
die das merkwürdige Verhalten ihres Liebsten nun so gar nicht
mehr nachvollziehen kann. Vanessa zwingt Raymond, seine Beziehung
zu der jungen Dame zu beenden, doch der ist zwischen seinen neuen
vampirischen Trieben und der noch immer in ihm schwelgenden Liebe
hin und her gerissen. So kann es gehen...
Alldieweil
ist auch Detective Lannon, der den Fall des ermordeten DJs bearbeitet,
auf Raymond und sein Kabinett aufmerksam geworden und beginnt, unangenehme
Fragen zu stellen. Schließlich mischt auch noch ein Nachkomme
des legendären Vampirtöters van Helsing mit, der, na was
wohl?, in bester Familientradition sein Leben der Erforschung des
Vampirismus gewidmet hat.
Wird es Lannon und Helsing gelingen, Vanessa zu vernichten und Raymond
aus ihrem Bann zu befreien oder kann Draculas Witwe blutige Rache
am Tod des Herrn der Vampire nehmen ?
:
Der große
dicke Francis Ford war nicht der erste aus seinem legendären
cineastischen Kreativ-Clan, der sich mit der Stoker'schen Schöpfung
auseinandersetzte: vier Jahre vor der filmischen Großtat Bram
Stoker's Dracula inszenierte sein Neffe Christopher den Film
"Draculas Witwe", freilich mit weitaus schmalerem Budget
als jenem, welches der berühmte Oheim für seine Vision
ausgeben durfte. Zwar dürften sich seinerzeit zweifelsohne
mit dem berühmten Familiennamen etliche Türen Hollywoods
für den jungen Chris beinahe wie von selbst für sein Projekt
geöffnet haben, doch konnte dieser die Erwartungshaltung, die
sich bei einem Coppola zwangsläufig ergibt (neben Francis Ford
haben wir da dessen Tochter Sophia, die unlängst die bravouröse
Komödie "Lost in Translation" inszenierte, sich erste
Sporen als Darstellerin im "Paten 3" verdiente und aktuell
wohl auch die Lebensgefährtin des Titans Quentin Tarantino
ist, ferner gehört Superstar Nicolas Cage, der ebenfalls ein
Neffe des Moguls ist, der Sippe an, allerdings verzichtete der ganz
uneigennützig auf den Namen um es aus eigener Überzeugungskraft
zu schaffen, was ihm ja ohne Frage gelungen sein dürfte), weder
in kreativer noch in kommerzieller Hinsicht bedienen.
"Draculas
Witwe" ist einer jener seltsamen Filme, die in vielerlei Hinsicht
weder Fleisch noch Fisch sind. Coppola konnte sich offenbar nicht
entscheiden, was für einen Film er eigentlich drehen wollte.
Für einen echten Horrorthriller fehlt es doch oftmals an Thrill
und vor allem an Atmosphäre, für eine Komödie ist
er nicht lustig genug (auf der unfreiwilligen Ebene allerdings schon,
doch dazu später), für einen Trashfilm ist er wieder zu
überfrachtet, und für eine Hommage an die alten Klassiker,
die manch ein Kritiker ausmachen wollte, ist er einfach, nun ja,
nicht gut genug! Leider lässt sich nicht nachvollziehen, ob
genau dieser ratlose Eindruck hinterlassen werden sollte, denn schließlich
stammt der Film aus den späten 80'ern, einer Zeit also, in
der man sehr wohl mit cineastischen Crossovers experimentierte,
oder ob das nun am Unvermögen des Stabs gelegen haben mag,
wozu ich leider eher tendieren würde.
Ein einschlägig
bekannter Nachname macht zwangsläufig noch keinen guten Film
aus, man halte sich hierzu nur das Beispiel Lamberto Bavas, dem
Sohn des genialen Mario
Bava, vor Augen, wobei der Stoff, aus dem "Draculas Witwe"
gewebt ist, durchaus gute Ansätze hat. Das klassische Gruselambiente
des Wachsfigurenkabinetts bietet ja schon eine Vielzahl von Möglichkeiten,
die hier allerdings nicht ausgeschöpft wurden. Auch die Figur
des Raymond Everetts, die ein wenig in die Nähe der Performance
des jungen Anthony Perkins in "Psycho" gelegt wurde, hätte
wohl noch einiges mehr zu bieten gehabt (siehe hierzu den anverwandten
Nicholas Cage in Vampire's Kiss),
wobei dies in dem speziellen Fall auch am Darsteller Lenny von Dohlen
liegt, der sein Spiel aber so was von dermaßen übertreibt,
das man ihm kein allzu großes Talent zusprechen kann. Der
Mann ist bestimmt ein Schönling, wobei ich nicht weiß,
ob man das als Kompliment auffassen sollte, aber sein Schauspiel
führt doch oft zu unbeabsichtigten Heiterkeitsausbrüchen
beim Publikum.
Es ergeben sich
Szenen, wo man beinahe versucht ist, die Texte der Schauspieler
komplett neu zu gestalten, denn das könnte grandiose Lacher
erzeugen. Folgendes wäre vorstellbar:
Freundin: Raymond, mach die Tür auf, ich möchte zu dir.
Raymond: Ja, gleich, aber zunächst muss ich erst noch ziemlich
psychopathisch durch die Glasscheibe schauen.
...und das will ihm so gar nicht überzeugend gelingen.
Sylvia Kristel,
natürlich für immer untrennbar mit der Rolle der "Emmanuelle"
in den Soft-Erotik-Gassenhauern gleichen Namens aus den 70'ern verbunden,
bemüht sich zwar auch redlich, hier irgendwie lasziv, dominant
sexy und charismatisch rüberzukommen, doch irgendwie kann sie
nur die Wirkung einer Prostituierten oder Ex-Pornodarstellerin erzeugen.
Liegt das nun
alles am Regisseur?
Ja und Nein. Ich denke, Christopher Coppola hat hier einfach relativ
frei inszeniert, den Schauspielern viel Raum gelassen, im Rahmen
ihrer Auslegungen der jeweiligen Rollen zu agieren, denn ein einheitlicher
Stil ist nicht unbedingt nachvollziehbar. Sein gewichtiger Onkel
geht einen Film bekanntlich gänzlich anders an. Grundsätzlich
lässt sich sagen, Christophers Regiearbeit ist nicht eben Oscarverdächtig.
Ziehen wir ein Fazit: die Story des Films ist grundsätzlich
nicht schlecht, die Riege der Darsteller ist es schon, die Regiearbeit
ebenfalls. Allerdings bekommt Coppola die Stimmungen des Films ganz
brauchbar hin, somit rettet ihn dies vor einer kompletten Nullrunde.
Davon abgesehen unterhält der Film gerade aufgrund seiner zahlreichen
Fehler doch teilweise ungemein.
Dennoch, der Film bleibt 'ne Gurke!

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