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Dracula's Daughter
AKA: Daughter of Dracula

USA, 1936, SW, 71min
 
Regie Lambert Hillyer
Drehbuch Garrett Ford
nach Motiven von Bram Stoker's Dracula
Musik  
Kamera  
 
Dr. Garth Otto Kruger
Gräfin Marya Zaleska Gloria Holden
Dr. Garth Sekretärin Marguerite Churchill
Dr. van Helsing Edward van Sloan
Sandor Irving Pichel

London, Carfax Abbey, die Polizei findet zwei Leichen: Renfield mit gebrochenem Genick und den Grafen Dracula mit einem Pfahl in seinem Herzen. Dr. van Helsing (wieder der großartige Edward van Sloan), der zugibt für Draculas Tod verantwortlich zu sein, wird verhaftet und des Mordes angeklagt. Scotland Yard will van Helsings Geschichte vom mörderischen Vampir Dracula nicht so recht glauben, somit sehen seine Zukunftsaussichten nicht eben rosig aus, Galgen oder Klappsmühle drohen. Van Helsing lässt nach seinem Freund und ehemaligen Studenten Dr. Garth, nun ein angesehener Psychiater, schicken, doch auch der will zunächst nicht so recht an Vampirspuk glauben.
Da wird plötzlich Draculas Leichnam gestohlen.

Zur gleichen Zeit taucht die schöne und mysteröse Gräfin Marya Zaleska in London auf. Was niemand weiß, Gnädigste leidet unter einem furchtbaren Fluch, den sie sozusagen geerbt hat. Sie ist nämlich niemand anderes als, genau, Draculas Tochter. Sie hat seinen Körper gestohlen und verbrannt in der Hoffnung, nun frei und ganz normal unter den Lebenden sein zu können. Leider ein Trugschluß, wie ihr ihr teuflischer Diener Sandor klarmacht. Einmal Vampir, immer Vampir, und so häufen sich schon bald wieder rätselhafte Todesfälle mit seltsam blutleeren Opfern in London. Scotland Yard kommen Zweifel, sollte van Helsing doch nicht ganz unrecht haben?
Dr. Garth macht inzwischen auf einer Party Bekanntschaft mit Gräfin Zaleska. Diese ist fasziniert von dem Psychiater und hofft mit seiner Hilfe vielleicht doch noch von ihrem Vampirdasein befreit werden zu können.

Doch auch Garth kann nicht helfen. Als der auch noch die Liebe der adeligen Vampirdame verschmäht, bricht Zaleskas dämonische Seite wieder durch. Sie entführt Garth hübsche und in ihn verliebte Sekretärin und flieht heimwärts nach Transylvanien. Dort hat die Landbevölkerung erst mal so richtig Spass und feiert, bis plötzlich jemand bemerkt, huch, auf dem Schloss brennt ja Licht, so'n Mist, die Vampire sind wieder da!

Doch der heldenhafte Dr. Garth hat sich bereits aufgemacht, die Seine zu befreien und Lady Dracula und ihrem Diener zu zeigen, wo der Hammer hängt. Doch dummerweise ist das gar nicht so einfach, stellt ihn die Zaleska doch vor die Wahl: das Leben der schönen Sekretärin gegen das eigene, er soll Zaleskas Gefährte im Untot sein. Garth sieht keinen anderen Weg und willigt schließlich ein, da durchbohrt ein hölzerner Pfeil das Herz der Blutgräfin, abgefeuert vom eifersüchtigen Sandor, der sich betrogen sieht, weil Zaleska ihm die Unsterblichkeit an ihrer Seite versprach. Bevor er auch Dr. Garth erpfeilen kann, knallt plötzlich ein Schuß durch die Nacht und Sandor bricht tödlich getroffen zusammen. Dr. van Helsing hat sich mit dem Scotland Yard Chef ebenfalls nach Transylvanien begeben und war mal wieder im letzten Moment zur Stelle. Jetzt ist die Familie Dracula aber endgültig in den ewigen Jagdgründen, oder?


Sechs Jahre nach dem überaus erfolgreichen Klassiker Dracula von Tod Browning wagte Universal die Fortsetzung und, da lehnen wir uns jetzt mal weit aus dem Fenster, übertraf das Original sogar noch!

Klar, Dracula war auf seine Art schöner, allein Karl Freunds Kameraarbeit war schon sensationell, dennoch ist "Dracula's Daughter" der ungewöhnlichsten Universalklassiker einer und war dramaturgisch wie psychologisch seiner Zeit weit voraus. Garret Fords Drehbuch hatte eine andere Qualität als das meiste, das Universal zu der Zeit verfilmte und bat Möglichkeiten, die Regiesseur Lambert Hillyer, zuvor hauptsächlich bekannt als Inszenierer, sagen wir mal kostengünstiger Westernproduktionen, leider nicht immer zu nutzen wusste, weshalb der Film knapp an einer Fünf Fledermaus Wertung vorbeischrammen muß. Vielleicht hätte man einem Visionär wie James Whale ("Frankenstein", "Frankensteins Braut") die Regie übertragen sollen.

Zwei Beispiele: Die Figur des Dr. Jeffrey Garth, ein gefeierter Psychiater, wird von Darsteller Otto Kruger als arroganter Egoman angelegt und wirkt absolut unglaubwürdig. Niemand würde einen solchen Arzt mit seinen Problemen konsultieren und Superwissenschaftler van Helsing würde ein derart eitles Wesen nicht zum Freund haben wollen und als ernstzunehmenden Forscher schätzen. Hillyer lässt Kruger gewähren oder begünstigt sein Spiel noch.

Sandor, der Diener Marya Zaleskas, wird von Irving Pichel im engen Rahmen, den ihm Hillyer bietet, kongenial (mit zu viel Make up, wohl ein Zeichen seiner Zeit) gespielt, doch böte die Figur beinahe mephistophelische Züge. Dummerweise wird Hillyers Sandor auf einen reinen Igor reduziert, wenn Ihr versteht.
Was aber dennoch den Film vor allem so wundervoll macht, ist die tolle Darstellung der Gräfin Zaleska von der absolut großen Aktrice Gloria Holden. Zu keiner Zeit übertreibt sie ihr Schauspiel, wie seinerzeit eigentlich noch üblich (Stummfilm war noch nicht lange her), sondern bietet eine moderne 1a Vorstellung, man führe sich nur die Szene vor Augen, als sie am Klavier sitzt und denkt, sie sei nun endlich Draculas Schatten entflohen. Großes Kino!!! Man merkt der Gräfin Zaleska die innere Zerrissenheit zu jeder Sekunde an.

Sicher ist Gloria Holden keine klassische Schönheit wie Greta Garbo oder Fay Wray, um zwei Kolleginnen unterschiedlichster Coleur ihrer Zeit als Exempel anzuführen, doch ihre Präsenz lässt gewaltig knistern und versprüht kühle Erotik, ebenfalls ein Novum für die Dreissiger Jahre im prüden Amerika. Nicht zuletzt ist der Film dank etlicher Anspielungen auch ein Klassiker in Lesbenkreisen.

Wer klassischen Grusel liebt (wie wir), für den ist "Dracula's Daughter", über den übrigens Queen Vampire Mom Anne Rice sagte, er sei ihr beim Verfassen von Interview mit einem Vampir eine maßgebliche Inspiration gewesen, ein Muß! Allenfalls das abrupte Ende, in den Universal Filmen ist das allerdings meistens so, stört ein wenig, doch man muß sich halt vor Augen halten, dass der Film beinahe 70 Jahre alt ist.

Unseres Wissens ist "Dracula's Daughter" allerdings niemals in Deutschland erschienen, es gibt also keine deutsche Fassung. Somit werden es Leute, die der englischen Sprache nicht mächtig sind, schwer haben. Sollten wir uns diesbezüglich täuschen, so lasst uns das bitte wissen. Danke.

       



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