Derzeit online

386
Filme
125
Bücher
34
Biographien
50
Hörspiele
Reviews in English

 

 

 

 

 

 

 

Dracula jagt Frankenstein    (OT: Los Monstruos del terror)
AKA: Assignment Terror, Dracula Vs. Frankenstein, El Hombre que vino de Ummo, The Man Who Came from Ummo, Operation Terror

BRD/Italien/Spanien, 1969, Farbe, 83 min
 
Regie Tulio Demicheli, Hugo Fregonese
Drehbuch Jacinto Molina Alvarez
Musik Franco Salina
Kamera Godofredo Pacheco
 
Michael Rennie Dr. Varnoff
Karin Dor Maleva
Craig Hill Kirian
Angel di Pozo Dracula
Paul Naschy Monster/Wehrwolf

Dr. Varnoff, Typ klassischer Mad Scientist, wird von einer außerirdischen Macht geleitet, in deren Auftrag er die Invasion der Aliens, die auf einem sterbenden Planeten leben, auf die Erde vorbereiten soll. Ihm zur Seite stehen die beiden Extraterraner Maleva und Kirian, die jeweils die Identität (und den Körper) zweier vestorbener Erdlinge übernehmen. Der Plan ist, die Menschheit entweder zu versklaven oder auszurotten. Dies soll geschehen durch die Wiedererweckung allerlei grässlicher Monster.

Zunächst jagen unsere Welteroberer einem Kirmesbudenbesitzer das Skelett eines Vampires ab und zerren den Holzpflock aus dem bleichen Gerippe. Zack, da treibt der Blutsauger auch schon wieder sein Unwesen. Desweiteren wird der nimmermüde Werwolf Waldemar Daninsky (natürlich Paulchen ‚Wolferl' Nashy, der unter seinem richtigen Namen Jacinto Molina auch das unglaubliche Drehbuch in angeblich nur anderthalb Tagen verfasst hat) ausgebuddelt, eine altägyptische Mumie, die mittels eines alten Spiegels wiedererweckt wird und schließlich wird noch eine Art Frankensteinmonster, ein künstlicher Mensch, dessen Make up zwar an Boris Karloffs berühmte Maske angelehnt ist, am Ende aber eher an Herman Munster aus der großartigen 60tys Gruselcomedy "The Munsters" erinnert, falls das noch wem ein Begriff ist (bitte nicht mit dem grässlich misslungenen 80'er Jahre Remake der Serie verwechseln) ins Spiel gebracht.

Scheussliche Morde geschehen, Menschen verschwinden. Dies ruft den coolen Inspektor Tobermann, eine Mischung aus Jerry Cotton, James Bond und den Edgar Wallace Scotland Yard Ermittlern, auf den Plan, der zwar eigentlich überhaupt nichts herausbekommt und wie selbstvertändlich von vornherein Werwölfe und Vampire als Täter gar nicht ausschließen mag, ansonsten aber eigentlich eher zufällig in die haarsträubende Rätselauflösung tappt, als er beschließt, dem merkwürdigen Dr. Varnoff, der ein Kloster am Stadtrand erworben hat, etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Im alten Gemäuer wird er von den Monstern überwältigt und gefangengenommen, doch Daninsky, der nicht länger ein Sklave Varnoffs sein möchte, befreit den Ermittler kurz bevor er sich wieder in einen Werwolf verwandelt. Nun überstürzen sich die Ereignisse, Dr. Varnoff verliert die Kontrolle über seine Monster, die sich nun gegenseitig angruseln und sich bekämpfen. Dracula jagt Frankenstein.

Die Welteroberungspläne sind gescheitert, als, ganz wie im Finale eines Bondfilms, die Guten das Hauptquartier der Bösen zur finalen Schlacht um das Schicksal der Menschheit stürmen und das alte Kloster schließlich in die Luft fliegt. In einer der letzen Szenen erkennt der wahnsinnige Varnoff schließlich, die Menschen können nicht besiegt werden, ihre Entschlossenheit und ihre Leidenschaft sind nicht zu brechen. Tja, da müssen sich die Aliens wohl eine andere Welt suchen...

Beim Schauen dieser spanisch / deutsch / italienischen Co-Produktion fällt einem mehr als einmal die Kinnlade herunter und man findet zunächst eigentlich gar keine Worte um dieses schräge Filmchen zu beschreiben. Handlung, Dialoge, Ausstattung, Make up, Bauten, das ist alles so was von grottenschlecht, man fasst es nicht. Da werden Menschen an Kopfhörer angeschlossen, es funkt, es zischt, eine merkwürdige Maschine macht Geräusche wie "Knorz-Dip, Knorz-Dip", ein paar bunte Lichter flackern auf und natürlich wabert etwas Trockeneis durch die Szenerie, und schon sind die armen Leute willenlose Geschöpfe der Aliens. Das Labor des fiesen Wissenschaftlers trifft jedes Klischee, überall stehen merkwürdige Reagenzgläser und Kolben, in denen rätselhafte bunte Flüssigkeiten brodeln und qualmen, und wirkt wie eine Mischung aus der Hexenküche Rumpelstielzchens in einem tschechischen Märchenfilm und der Kommandobrücke des legendären Raumkreuzers Orion mit seinen Bügeleisen- und Pappbecherapparaturen.

Wenn in den Schlussszenen die Monster miteinander in den unterirdischen Katakomben des Klosters kämpfen, wackelt jedes mal die Pappmachekulisse bedrohlich, wenn sie berührt oder angestoßen wird. Das Blut sieht aus wie Zentiskonfitüre (das tut es allerdings in spanischen Horrorfilmen fast immer), Ed Wood lässt grüßen.

Überhaupt, diese bekloppte Handlung, die Nashy da um seinen nächsten Werwolfwaldieinsatz konstruiert hat, ist so...ach, man ringt ja wirklich um Worte, man fragt sich, welches Publikum sollte eigentlich mit diesem Streifen in die Kinos gelockt werden? Vermutlich ein solches, das gern einmal eine Europa Gruselhörspielcassette auf der großen Leinwand gesehen hätte, denn nämlich genau daran, etwa das Format H.G. Francis und Konsorten, erinnert "Dracula jagt Frankenstein" in seiner Naivität. Warum zum Beispiel erobern die Aliens die Erde nicht einfach mit ihrer uns weit überlegenen Technologie anstatt sich all die Mühe mit den Monstern zu geben? Eine von vielen offenen Fragen des Films...

Doch andererseits macht all das den Film auch unglaublich liebenswert, denn was zum Beispiel bei vielen (den meisten gar?) Filmen seiner Preisklasse in die Hose geht, weil trotz des Dilettantismus oft auch eine große Portion Zynismus mit im Spiel ist, kommt hier irgendwie sympathisch rüber. Der Film wirkt irgendwie durchgeknallt, fast als habe man sich auch nicht wirklich ernstgenommen, soll man aber doch durchaus getan haben, was ebenfalls wieder an einen anderen durchgedrehten Filmchaffenden dieser Zeit erinnert, nämlich Al Adamson, dessen Filme oft eine ähnliche Stimmung zwischen ungläubigem Staunen, Kopfschütteln und unfreiwilliger Komik hinterließen. Von ähnlichem Kaliber mussten der in den Credits nicht erwähnte Hugo Fregonese, der zunächst die Regie übernahm, sich aber mit Crew und Produzenten überwarf und den Stab weiterreichte an Tulio Demicheli, der schließlich für die Endfassung verantwortlich ist, sein.

"Dracula jagt Frankenstein" ist wirklich abgefahrenste Unterhaltung, glaubt uns. Am besten man schaut sich den Film an einem unbeschwerten Abend mit ein paar Freunden, einem Eimer Popcorn / Chips / Nachos oder was Mensch gern so nascht und einigen Buddeln Bier an, das wäre der geeignete Rahmen für diesen trashigen SciFi Horror Quatsch, der in dieser Form eigentlich zwangsläufig mit dem Nashy Paul in Verbindung gebracht werden muß (wir lieben ihn doch alle, unser Zottelchen!)

Unter all den zweifelhaften "Kultfilmen" aus den 50'er / 60'er / 70'er Jahren die so häufig mit der hohlen Phrase "So schlecht, das ist schon wieder genial" ausgezeichnet werden, bildet Demichelis (und Fregoneses) Film eine löbliche Ausnahme: hier stimmt es nämlich. Ein Monument der Trivialästhetik, wenn man so will.

Vom künstlerischen und filmischen Ansatz betrachtet dürfte der Film eigentlich maximum einen Punkt bekommen, wegen der unglaublichen Naivität und dem keinesfalls zu verachtenden Unterhaltungswert gibt es zwei Extrapunkte. Ein Bonus auch einfach, wir geben es zu, weil wir diesen herrlich doofen Film mögen.

Übrigens, haltet mal Ausschau, denn von Zeit zu Zeit wird er immer mal wieder gern im Nachtprogramm eines Privatsenders gezeigt. Vielleicht liegt ja bald mal wieder eine Wiederholung an.



2001 - 2009 by  webmaster@vampire-world.com       Stand: 30.05.2003 Seitenanfang nächste Seite