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Dracula III: Legacy
AKA: Dracula's Legacy

USA, 2004, Farbe, 99 min
 
Regie: Patrick Lussier
Produzenten: W.K. Borderm, Joel Soisson
Drehbuch Joel Soisson, Patrick Lussier
Musik: Marco Beltrami, Kevin Kliesch, Ceiri Torjussen
Kamera: Douglas Milsome
Jason Scott Lee Father Uffizi
Jason London Luke
Roy Scheider Cardinal Siqueros
Diane Neal Elizabeth Blaine
Alexandra Westcourt Julia Hughes
Rutger Hauer Dracula
Stephen Billington Dracula (flashback)

Dracula 2000, Patrick Lussier, 2000
Dracula II: Ascension, Patrick Lussier, 2003
Dracula III: Legacy, Patrick Lussier, 2004

Wir erinnern uns: in Dracula II: Ascension krallte sich der wiedererweckte Titelschurke die schöne Elisabeth, nagte am Hals des Kung Fu Predigers Uffizi und machte sich auf und davon.
Nun sind gut fünf Jahre ins Kraut geschossen. Uffizi ist inzwischen kein Priester mehr, sondern hat sich ganz der Vampirhatz verschrieben und kämpft nebenher gegen seine eigene Metamorphose zu einem Untoten an. Ihm zur Seite steht der Student Luke, den wir ja auch bereits aus Teil 2 kennen und dessen Ansinnen es ist, die liebreizende Lisbeth vor der ewigen Verdammnis zu bewahren und aus den Klauen des Herren der Überbisse zu retten (was an sich wohl ein recht sinnloses Unterfangen sein dürfte.) So verschlägt es die Vampirjäger nach Rumänien, wo ein apokalyptisch anmutender Bürgerkrieg wütet und ein beklemmendes Klima der Angst herrscht (nur mal so am Rande, Herr Lussier, das Land mit dem Bürgerkrieg hieß früher mal Jugoslawien, nicht Rumänien. Zwar lag auch dieses Land wie Rumänien in Osteuropa, ging aber bereits vor Jahren als Folge des Krieges in eine Reihe kleinerer autonomer Staaten auf, von denen aber gewiss keiner Rumänien heißt. Dort gab es Ende der 1980'er Jahre zwar eine Revolution, die nicht gänzlich unblutig ablief, doch das war eine ganz andere Geschichte!), was nicht nur an den Kämpfen der Freischärler gegen die Regierungstruppen liegt, sondern vor allem an der unguten Aura eines bösen Geistes, welcher im Kriegsgebiet eine furchtbare Schreckensherrschaft errichtet hat. Unserem dynamischen Duo ist klar, endlich sind sie nah an ihrem Ziel, sogar verteufelt nah.

Hinter der Frontlinie gelingt es Uffizi und Luke, eine Gruppe Gefangener zu befreien, die von Menschenhändlern als Futter an die Vampire verhökert werden sollen, doch schon im nächsten Dorf stoßen sie selber auf Draculas Brut. Hier treffen sie auch auf die Kriegsberichterstatterin Julia, die insgeheim die Rebellen unterstützt. Als sich Uffizi und Luke mit jenen verbünden, wird der Stützpunkt der Rebellen angegriffen, das Vampirslayer-Tandem und Julia geraten in die Fänge der Menschenhändler und schließlich auf das Schloss Draculas. Hier begegnet Luke endlich wieder seiner geliebten Elisabeth (leider erweist sich das Wiedersehen ein wenig anders als erhofft) und Uffizi steht seinem Erzfeind wieder Auge in Auge gegenüber. Allerdings, wir erinnern uns, konnte dieser ja bislang jeglichem Versuch, ihm den Garaus zu machen, erfolgreich entgehen, zudem ist Uffizi kein Soldat Gottes mehr. Wird somit das Schicksal unserer Helden für immer besiegelt sein?


Ich würde mal sagen nein, denn der Film lässt eine gar nicht mal unoriginelle Hintertür offen, und ich wage zudem die vorsichtige Prognose, das hier der letzte Vorhang noch nicht gefallen ist, auch wenn anlässlich des zweiten Teils dereinst verkündet worden ist, hier stünde eine Trilogie an. Aber um es mal mit Konrad Adenauer zu sagen, was kümmert mich mein Geschwätz von gestern? Soll heißen, wenn "Legacy", der kostengünstig in Rumänien entstand, sich ordentlich rechnet, warum sollte man dann die Kuh nicht fleißig weiter melken? Beispiele gefällig? Nun, schaut euch doch einfach in der Videothek eures Vertrauens die Horrorecke an, und dann zählt mal die Titel, hinter denen ihr eine Zahl finden werdet (etwa "Hellraiser 39", "Mimic 514", "Halloween 1040" und "Freitag, der 8413."), ist klar? Falls irgendwann mal Teil 8 keinen mehr interessiert, kann man ja immer noch Dracula gegen den Predator, Alien oder Freddy Krueger (oder war es Freddy Quinn?) antreten lassen. Uff....
Doch das soll gar nicht unser Problem sein, viel mehr stellt sich die Frage, wie er denn nun ist, der Film, und die kann tatsächlich gar nicht mal mit einem simplen gut oder schlecht beantwortet werden.

Holen wir zunächst ein wenig weiter aus: der erste Film, Dracula 2000, seinerzeit noch als poppiger Blockbuster konzeptiert, der mit freundlicher Unterstützung von den "Virgin Megastores" mit viel Tamtam in die Lichtspielhäuser gebracht wurde und sich anschickte, den alten Mythos ins 21. Jahrhundert zu beamen, dabei mit Gerard Butler, Jerri Ryan und Johnny Lee Miller Darsteller an Bord hatte, die vorrangig ein junges Publikum ködern sollten, floppte finanziell einigermaßen und künstlerisch zur Gänze. Lussiers Regiearbeit war wirr und uninspiriert, Butler bekam die Rolle des Untoten nicht in den Griff und wirkte uncharismatisch, nach einer Vielzahl sinnlos aneinander gereihter Verfolgungsjagden und Kämpfe versuchte man uns die Figur Dracula als Wiedergänger Judas Ischariots zu verkaufen, den Verräter Jesu, dem es versagt ist zu sterben und der sich für alle Zeiten am Blut der Lebenden laben muss (um das selbige an seinen Händen zu sühnen), doch was die Verantwortlichen wohl für einen Wahnsinnsgag hielten, kam beim Großteil des Publikums nicht sonderlich an. So verbrannte am Ende des Films der Titelschurke aus nicht nachvollziehbaren Gründen an einem Neonkreuz hängend in der Morgensonne von New Orleans.

In der Fortsetzung Ascension, in der nicht eine Figur aus dem Vorgängerfilm auftritt und der klugerweise gleich als "Direct to DVD Premiere" auf den Markt geworfen wurde, werden die verkohlten Überreste Draculas in die Pathologie gebracht, den jungen Studenten und Assistenzärzten (unter ihnen Luke und Elisabeth) wird von einem unbekannten "Wohltäter" ein äußerst lukratives Angebot bezüglich des Leichnams gemacht, so wird dieser gestohlen und an einem vermeintlich sicheren Ort mit Blut zu neuem Leben erweckt, und siehe da, plötzlich ist Dracula nicht mehr Gerard Butler, sondern wird vom relativ unbekannten Stephen Billington gegeben, was damit erklärt wird, dass der Fürst der Finsternis offensichtlich nach jeder neuen Inkarnation auch ein neues Äußeres hat. Das geht auch okay, Billington machte im Rahmen seiner Möglichkeiten (den Großteil des Films ist seine Figur an ein Gestell gekettet) einen passablen Eindruck, Lussier inszenierte diesmal weitaus gekonnter und verpasste dem Film mit seiner düsteren Atmosphäre auch eine wesentlich erwachsenere Aura als es beim knallebunten Vorgänger der Fall war. Zudem brachte die Figur des kickboxenden und schwertschwingenden Uffizi eine gewisse Coolness mit, die der erste Teil einfach nicht aufbieten konnte. Die Judas-Theorie spielte keine ganz große Rolle mehr und insgesamt versprach die Geschichte doch noch ganz interessant zu werden.

In "Legacy" nun soll der Kreis geschlossen werden, die vermeintliche Auflösung aber ist relativ simpel gehalten und es tun sich abermals logische Ungereimtheiten auf, die dem Fluss der Geschichte (der nun doch wieder hauchdünnen Geschichte, wie ich hinzufügen möchte) in seiner Gesamtheit nicht gerecht werden. Judas findet gar keine Erwähnung mehr, stattdessen wird Dracula, der nun plötzlich vom alten B-Film Recken Rutger Hauer verkörpert wird, als uralte Dämonengestalt geschildert, welche schon im alten Ägypten mitgemischt haben soll, also in weitaus vorchristlicher Zeit. Dennoch soll er plötzlich sterblich sein, wenn ihm von einem Mann Gottes seine Sünden vergeben werden, was ja nun auch ein ziemlicher Schwachsinn ist und sich völlig gegen die Ideen des ersten Teils richtet. Die Dialoge sind einmal mehr ziemlich sinnfrei gehalten und sollen wohl eine gewisse Ironie zum Ausdruck bringen, tatsächlich aber werden hier nur uralte Actionfilm-Klischees aus der Mottenkiste der 80'er Jahre aufgewärmt, aber das scheint ja derzeit schwer hipp zu sein. Die Regiearbeit ist ebenfalls deutlich weniger sorgfältig ausgefallen als im zweiten Teil, das mag aber auch an Budget und Zeitplan gelegen haben. Unterm Strich ist der Film ein wenig enttäuschend gemessen am Vorgänger Ascension, aber immer noch deutlich besser als Dracula 2000. Mit zunehmender Länge kann er manches mal auch noch halbwegs überzeugen und das Ende (wohlgemerkt das Ende, nicht das Finale bzw. der Showdown, wenn man so will) ist ja auch noch einigermaßen gelungen und weckt in seiner Art Erinnerungen an manch einen besseren Jess Franco Film.

Was den Streifen aber letztlich einigermaßen passabel erscheinen lässt, ist hauptsächlich die finstere Stimmung, die endzeitliche Atmosphäre, die der Film gekonnt zu verbreiten weiß. Vielleicht wäre es klüger gewesen, wenn Lussier die Handlung in ein ungenanntes osteuropäisches Land verlegt hätte als darauf zu bestehen, dass in Rumänien ein furchtbarer Bürgerkrieg tobt, doch das Szenario des verwüsteten Landes, die Aura der ständigen Bedrohung, verpassen "Legacy" eine kühle, unheimliche Sphäre, ein Kolorit, das an die guten alten Romero-Filme erinnert.
Dennoch, eigentlich hatte man irgendwie mehr erwartet.

I

       


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