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Die Rache des Vampirs  (OT: La Strage dei vampiri )

AKA: Slaughter of the Vampires ,La Strage dei vampiri, Le massace des vampires, Curse of the Blood Ghouls, Curses of the Ghouls

Italien, 1962, s/w, 72 min
Regie Roberto Mauri
Produzent Dino Sant'Ambrogio
Drehbuch Roberto Mauri
Kamera: Ugo Brunelli
Musik Aldo Piga
Walter Brandi Wolfgang
Graziella Granata Louise
Luigi Batzella Dr. Nietzsche (Paolo Solvay)
Dieter Eppler Vampir
Edda Ferronao Carla Foscari
Gena Gimmy
Maretta Procaccini

Ein Paar flieht vor einem aufgebrachten Mob von Fackeln und Mistgabeln schwingenden Simpeln irgendeiner Landbevölkerung. Als die junge Dame strauchelt und stürzt und in die Hände der Rasenden gerät, setzt der Mann, der einsieht, ihr nicht mehr helfen zu können, seine Flucht fort. Die Frau aber wird mit Forken und Holzspießen traktiert. Als sie die Zähne fletscht erkennen wir, warum die Bauernlümmel so missmutig sind: Natürlich ist Madame eine von jenen blutschlürfenden Wiedergängerinnen, die die unangenehme Angewohnheit haben, ganze Landstriche durch kräftiges Nippen am Nacken zu entvölkern. Doch während mit ihr der Prozess extrem kurz gehalten wird, kann ihr Herr und Gebieter seine Kauleiste rechtzeitig in Sicherheit schaffen und eine Droschke chartern, die ihn in rasender Fahrt gerade eben noch vor Sonnenaufgang ins nächstgelegene Schloss bringt. Der Vampir schwört blutige Rache...

Einige Zeit später laden der junge Aristokrat Wolfgang und seine liebreizende Gattin Louise zu einer Housewarming Party (beziehungsweise der Variante einer solchen des [vermutlich] frühen 19. Jahrhunderts, in das man die Handlung eingebettet hat) für das neue Schloss, welches man gerade bezogen hat. Und weil gerade alles so fröhlich ist, schickt Wolfgang einen Lakaien in den Keller um noch Wein zu bringen. Doch dort unten warten nicht nur edle Tropfen vergorenen Traubenmosts auf ihren großen Auftritt, sondern auch noch eine Kreatur, die echt böse ist: Unser Vampir (der im folgenden namenlos bleibt!)
Dieser mischt sich alsbald unter das bunte Feiervolk und legt mit der hübschen Louise eine flotte Sohle aufs Parkett. Louise ist noch ganz verwirrt und irgendwie... walla walla von dem Tanz mit dem Tod (von dem sie aber außer einer dunklen Vorahnung noch keine Kenntnis hat), sie zieht sich beizeiten in ihre Gemächer zurück. Kaum in der Heia und zugedeckt, da schneit auch schon der fremde Tänzer herein und hat erneut eine immense Wirkung auf Louise (ihr wisst schon, walla walla!) Mühelos findet des Untoten Elfenbein sein Ziel am weißen Hals der Üppigen, die am nächsten Morgen entsprechend ausgelaugt ihrem Gatten begegnet.

Als dies eine Weile so weiter läuft, wird ein fachkundiger Arzt zu Rate gezogen, der zunächst eine Art Anämie diagnostiziert, jedoch bald, da des Metaphysischen nicht ganz unkundig, einen neuen Verdacht hegt:
Da geht doch ein Vampir um!!!


Ich würde jetzt mal meinen, den Rest kann sich nun wohl jeder, der schon einmal einen "Gothic" Film vampirischen Schwerpunkts gesehen hat (respektive eine solche Geschichte gelesen hat) wohl selber ausmalen, oder?

Autor / Regisseur Roberto Mauri hat in bester italienischer Exploitation Tradition in den britischen Gewässern der Hammer Flotte gefischt und dabei einen Film zuwege gebracht, der sich hinter den erklärten Vorbildern nicht mal zu verstecken braucht. Dass sich aber Käpt'n Mauri die moderneren, expliziteren Filme der Hammer zum Vorbild nahm, und nicht, wie damals (anno 1962) eigentlich noch übliche Praxis, jene der amerikanischen Universal aus den 1930'er / 40'er Jahren, ist bezeichnend für die Zeitenwende, die sich in eben diesen Jahren im europäischen Kino der Phantastik vollzogen hatte. Man hatte im alten Europa zumindest wieder gleich gezogen mit der Konkurrenz aus der Traumfabrik von jenseits des großen Teiches, was Qualität und auch und gerade den kommerziellen Erfolg anbelangte, ja man zeigte den Yankees sogar noch eine lange Nase, denn während amerikanische (Mainstream)Filme zu der Zeit (zumeist) noch von einer fadenscheinigen, bigotten Prüderie durchdrungen gewesen sind, waren Filme wie "La Strage dei Vampiri" nahezu ein Ausbund an Innovation was Provokation und Erotik anbelangte.

Sicher, aus heutiger Sicht wirken besagte provozierende Elemente fast putzig. Dennoch kann man sich leicht vorstellen, wie "knisternd" der Film auf das damalige Publikum gewirkt haben mag. Zwar war bereits seit seligen Murnau Zeiten und seinem fulminanten Nosferatu klar, dass das ganze Rumgesauge auch sinnbildlich für den Koitus stand und seht, und die Hammer Studios ließen in ihren Produktionen erst recht keinen Zweifel daran, indem sie einen extrem vitalen Christopher Lee, der jedem normal sterblichen Mann in jeglicher Hinsicht überlegen zu sein schien, als Meister der Untoten präsentierten und ihn jeden hübschen Hals jeder noch so behüteten viktorianischen Schönheit bekommen ließen, doch Roberto Mauri setzt hier unbedingt noch einen drauf. Mit seinem Vampirismus geht auf jeden Fall ein enormer sexueller Appetit einher, eine dunkle, unkontrollierbare Leidenschaft, die sich bahn brechen muss. Sein namenloser Vampir ist ein düsterer Verführer, der nur leider völlig überzogen und lächerlich geschminkt dargestellt wird. Zum Glück hat man der guten und, yep!, auch recht ansehnlichen Hauptdarstellerin Graziella Granata (die heißt / hieß wirklich so, oder zumindest nannte sie sich so) nicht gar so ein blödes Make up verpasst und nur dezent am "Leichenlook" gebgastelt, ihr männlicher Kollege, der von Dieter Eppler gespielt wird, kommt aber nicht halb so kraftvoll und charismatisch daher wie Lee und wirkt eher wie ein Popanz. Sollte dies beabsichtigt gewesen sein, so weiß Eppler mit der tragischen Tragweite seiner Figur gar nichts anzufangen. Die Erotik geht also eher von der Granata aus.

Die Szenen hingegen, in denen der beinahe vampirisierte Wolfgang, den Walter Brandi zum Besten gibt, der halbwüchsigen Tochter des Gärtners nachstellt, sind wirklich creepy. Leider ist Roberto Mauri nicht so ein Visionär wie Mario Bava, denn was hätte der aus dem Stoff herausholen können...

Was bleibt, ist ein aus heutiger Sicht ziemlich solider, sorgfältig ausgestatteter Gothic Film, der im Laufe der Jahre nahezu der Vergessenheit zum Opfer gefallen ist, weil er nie zum grandiosen Erfolg geriet. Ich könnte mir aber vorstellen, dass er mit seinen prächtigen Schwarzweißbildern, seiner prallen gotischen Ausstattung und dem atmosphärisch gruftigen Ambiente heute wieder sein Publikum fände. Wohlgemerktt haben wir es hier zwar mit purer Kino Exploitation, nicht aber mit einem billigen Quickie, wie zumeist üblich, zu tun. Man darf hier durchaus das Wort Eleganz anführen, um die Inszenierung im allgemeinen zu beschreiben.

Wer Hammer Filme mag, oder solche des italienischen Kintopps um 1960, ist hier auf jeden Fall richtig, alle anderen können aber ruhig auch mal einen Blick riskieren ohne Gefahr zu laufen, sich schrecklich zu langweilen. Es erwartet euch ein solider Gruselfilm älterer Bauart, der aber seine Untiefen hat, und gerade die hat Käpt'n Mauri ja auch besonders gern angesteuert, während er in fremden Gewässern erfolgreich gewildert hat.



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