Demon
under Glass
Man möchte
wirklich niemandem wünschen in Los Angeles leben zu müssen,
denn schenkt man der amerikanischen Filmindustrie Glauben, ist dieser
Ort eine wirklich sehr gefährliche Stadt. Warum, Erdbeben?
Flutwellen? Gewaltige Feuerbrünste? Das war früher! Heutzutage
lümmelt sich in jeder finsteren Ecke der Stadt der Engel ein
Serienmörder und lauert sadistisch lüstern auf seine Opfer.
So auch in diesem Film.
Ein brutaler
Dirnenmörder treibt diesmal sein Unwesen, der seine Opfer brutal
zurichtet und blutleer zurücklässt, weshalb ihn die Spaßvögel
von der sensationserfahrenen LA Presse "Vlad" tauften.
Das Unheimliche an der Geschichte: "Vlad" hinterlässt
niemlas forensisch verwertbare Spuren, weshalb ihm also im Sinne
der Überführung eine Falle gestellt werden muss. Hierzu
muss die hübsche und gleichermaßen toughe Polizistin
Gwen Taylor als Lockvogel herhalten und macht undercover die Prostituierte,
die ihre Freier in spe in ein abgesichertes Hotelzimmer führt,
wo sie gestellt werden. So weit, so gähn.
Doch der Killer
geht den Cops tatsächlich ins Netz, und genau an dieser Stelle
fängt der Film an interessant zu werden, denn der Bursche entpuppt
sich als ein äußerst zäher und mag unseren rechtschaffenen
Ordnungshütern nicht einfach mal eben so ins Netz gehen. Da
taucht eine Special Forces Einheit auf (mit weißen Kreuzen
auf der Brust, ts ts!) und es gelingt schließlich doch noch,
"Vlad" dingfest zu machen. Er wird in einen ausbruchsicheren
Stahlsarg gestopft und in ein Hochsicherheitskrankenhaus gebracht.
Offenbar wussten verschwörerische Kräfte, die im Hintergrund
insistierten, bereits länger um "Vlads" wahre Identitat,
der - natürlich - ein Vampir ist, nur haben sie leider vergessen,
den "einfachen" Cops ihre Erkenntnisse mitzuteilen, was
die Taylor doch etwas erzürnt. Zwar ahnt sie noch nicht, wer
ihr da beinahe gefährlich nahe gekommmen ist, doch sie merkt,
irgendetwas stimmt hier aber gar nicht!
Im Krankenhaus/Versuchslabor
wird der junge begabte Arzt Dr. Joseph MacKay von seinem Chef Dr.
Bassett auf seine neue Aufgabe eingeschworen: nämlich den Vampir
untersuchen, ihn "erforschen." MacKay ist hin und her
gerissen. Als er schließlich davon überzeugt ist, es
tatsächlich mit eine Vampir zu tun zu haben, findet er sich
in einem moralischen Dilemma gefangen. Einerseits ist ihm die historische
Bedeutung seiner Aufgabe klar und auch, was dies für seine
Karriere bedeutet, andererseits erweist sich der Vampir, der auf
den Namen Simon Molinar hört, als intelligenter, sensibler,
humoriger, ja fast sympathischer Gesprächspartner, der so gar
nicht in das Schema vom Dämon und Massenmörder passen
mag. Eine Täuschung?
Dr. Bassett,
der Leiter des so genannten "Delphi Projektes" hegt hingegen
schon wieder ganz andere Pläne mit Simon, während Officer
Taylor allmählich klar sieht, was hier eigentlich gespielt
wird. Zudem fühlt sich sich magnetisch zu dem Vampir hingezogen,
seit dieser sie leidenschaftlich küsste.
Die Fäden
laufen zusammen und einem unausweichlichem Finale entgegen. Doch
wer ist am Ende Täter und wer Opfer? Und wer ist wirklich das
Monster?
Du, lieber Leser
dieser Zeilen, bist ein großer Fan solch "moderner"
Vampirfilme wie Blade, Underworld
oder Van Helsing und schaust mit Begeisterung
auch so tolle Streifen wie "Scream", "Alien vs. Predator"
oder "Resident Evil"? Dann kannst Du an dieser Stelle
direkt weiterklicken und bei den oben verlinkten Sachen weiterlesen,
denn Du wirst diesen Film mit Sicherheit nicht mögen. Vermutlich
wird Dir das Tempo dieses Films als viel zu lahm erscheinen, und
damit hast Du sogar nicht mal unrecht, denn ein wenig mehr Rasanz
hätte gerade im Mittelteil gewiss nicht geschadet, denn da
zieht sich "Demon under Glass", ein hervorragender Titel
übrigens, wie der Reviewer findet, auch schon mal ganz schön
und hinterlässt den Eindruck, insgesamt ein wenig zu lang geraten
zu sein.
Dennoch muss
man den Film definitiv als einen der gelungeneren und gerade von
der Ausgangssituation betrachtet wohl unbedingt als einen der interessantesten
Genrebeiträge der letzten Jahre bezeichnen. Mir ist nicht wirklich
ein anderer Film bekannt, in der ein Vampir tatsächlich gefangen
wird und in einem Versuchslabor quasi unter die Lupe (Demon under
Glass) genommen wird. Es wird zwar immer wieder mit dieser "Was
wäre wenn..." Variante gespielt, zum Beispiel macht sich
ja Anne
Rices Lestat ab und an mal seine Gedanken zu diesem Punkt und
Dracula 2: Ascension von Patrick
Lussier spielt ansatzweise ein wenig mit der Idee des Vampirs als
Versuchskaninchen (und bietet Dir, lieber Blade Fan, falls Du das
hier noch liest, die für Dich vermutlich interessantere Variante
dieser Idee), ansonsten ist dieses interessante Thema ja eher selten
bis gar nicht zur Geltung gekommen.
Und was fördern
unsere Vampirforscher zutage? Simon, der Vampir dieses Films, benötigt
weder Nahrung noch Sauerstoff, sein Körper funktioniert nicht
nach den chemischen und elektrophysischen Maßstäben eines
Menschen, tatsächlich sind solche Prozesse fast gar nicht ersichtlich,
folglich ist der Proband tot, oder besser gesagt untot. Dafür
verfügt er über unglaubliche körperliche Kraft und
außergewöhnliche Reflexe und seine Reißzähne
scheinen so ähnlich zu funktionieren wie eine männliche
Erektion. Die klassischen Gegenmittel wie Kreuze und Knoblauch haben
keine Wirkung, auch hat Simon ein Spiegelbild wie einen Schatten.
Lediglich Sonnenlicht erweist sich erfolgreiche Waffe gegen den
vermeintlichen Unhold, der einem im Laufe des Filmes eigentlich
immer sympathischer wird.
Darsteller Jason
Carter macht auch einen durchaus soliden Job mit seiner Interpretation
des beinahe 2000 Jahre alten Wesens. Sein Vampir ist stets charismatisch
und verführerisch, er kann aber auch ein netter Kerl sein,
doch der gefährliche Killer lauert permanent unter der Oberfläche.
Carter weiß seine sehr komplexe Rolle jederzeit zu meistern.
Serienjunkies kennen ihn übrigens vielleicht aus "Babylon
5", dies nur so am Rande. Ähnliches gilt für den
Darsteller des Dr. MacKay, Garrett Maggart, der hierzulande der
kleinen Gemeinde der "Sentinel" Fans als "Blair Sandburg"
noch bestens bekannt sein dürfte. Er spielt den zerrissenen
jungen Arzt beinahe noch besser als Carter seinen Part und ist die
absolue Überraschung des Films. Mit seinem Talent empfielt
er sich unbedingt für weitere Aufgaben im anspruchsvolleren
Sektor. Vielleicht haben wir es hier ja mit einem kommenden "Independent-Superstar"
zu tun, wer weiß? Denise Allessandria Hurd, die Officer Taylor
spielt, empfielt sich ebenfalls bestens für kommendes und hat
den wohl klassischsten Background des gesamten Casts, denn sie ist
anerkannte Shakespeare Mimin. Zudem ist sie eine jener Frauen, die
zwar nicht auf klassische, aber dafür auf rätselhafte
Weise sehr schön sind. Ach ja...
Letztlich sollte man noch Jack Donner erwähnen, der den Dr.
Bassett spielt. Meiner Meinung nach gibt er den Leiter des "Delphi"
Experimentes recht routiniert, wirkt aber ein klein wenig zu alt
für die Rolle. Das aber ist nur meine Meinung.
Was jetzt noch
unbedingt für den Film spricht, ist seine Low Budget Ästhetik,
die kombiniert mir dem Regiestil Jon Cunninghams doch häufiger
an das Frühwerk David Cronenbergs gemahnt, oder auch ein wenig
an George Romero in den Siebzigern. Ähnlich ansprechend bekam
es ja Danny Boyle mit 28 Days later hin,
nur dass dem etwa zehn mal so viel Geld zur Verfügung gestanden
haben wird, würde ich mal vermuten.
Um es jetzt
mal auf einen Punkt zu bringen: Die Vorgeschichte mit dem Serienmörder
ist reichlich abgschmackt und hätte sicherlich sorgfältiger
durchdacht werden können. Das Erzähltempo hätte zudem
ein gutes Stück angezogen werden können und vielleicht
hätte das Kürzen um so manche Stelle dem Film eher gut
getan als geschadet, denn mitunter macht sich annähernd doch
etwas Langeweile breit. Ist aber nicht so schlimm, denn unterm Strich
bleibt ein interessanter Psychothriller mit Vampir (dafür mit
nicht ganz so hohem Thrillfaktor) und in ganz gut!!!
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