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Demon under Glass

USA, 2002, Farbe, 111 min


Regie: Jon Cunningham
Drehbuch: Jon Cunningham, Deborah Warner
Produzent
Musik: Gottfried Neumeister
Kamera: Michael Dean, Morgan Susser
Jason Carter Simon Molinar
Garett Maggart Dr. Joseph McKay
Jack Donner Dr. William Bassett
Denise Alessandria Hurd Det. Gwen Taylor
Ray Proscia Benjamin Yarmall
Harrison Young James Conroy
Kira Reed Chloe Martin

Man möchte wirklich niemandem wünschen in Los Angeles leben zu müssen, denn schenkt man der amerikanischen Filmindustrie Glauben, ist dieser Ort eine wirklich sehr gefährliche Stadt. Warum, Erdbeben? Flutwellen? Gewaltige Feuerbrünste? Das war früher! Heutzutage lümmelt sich in jeder finsteren Ecke der Stadt der Engel ein Serienmörder und lauert sadistisch lüstern auf seine Opfer. So auch in diesem Film.

Ein brutaler Dirnenmörder treibt diesmal sein Unwesen, der seine Opfer brutal zurichtet und blutleer zurücklässt, weshalb ihn die Spaßvögel von der sensationserfahrenen LA Presse "Vlad" tauften. Das Unheimliche an der Geschichte: "Vlad" hinterlässt niemlas forensisch verwertbare Spuren, weshalb ihm also im Sinne der Überführung eine Falle gestellt werden muss. Hierzu muss die hübsche und gleichermaßen toughe Polizistin Gwen Taylor als Lockvogel herhalten und macht undercover die Prostituierte, die ihre Freier in spe in ein abgesichertes Hotelzimmer führt, wo sie gestellt werden. So weit, so gähn.

Doch der Killer geht den Cops tatsächlich ins Netz, und genau an dieser Stelle fängt der Film an interessant zu werden, denn der Bursche entpuppt sich als ein äußerst zäher und mag unseren rechtschaffenen Ordnungshütern nicht einfach mal eben so ins Netz gehen. Da taucht eine Special Forces Einheit auf (mit weißen Kreuzen auf der Brust, ts ts!) und es gelingt schließlich doch noch, "Vlad" dingfest zu machen. Er wird in einen ausbruchsicheren Stahlsarg gestopft und in ein Hochsicherheitskrankenhaus gebracht. Offenbar wussten verschwörerische Kräfte, die im Hintergrund insistierten, bereits länger um "Vlads" wahre Identitat, der - natürlich - ein Vampir ist, nur haben sie leider vergessen, den "einfachen" Cops ihre Erkenntnisse mitzuteilen, was die Taylor doch etwas erzürnt. Zwar ahnt sie noch nicht, wer ihr da beinahe gefährlich nahe gekommmen ist, doch sie merkt, irgendetwas stimmt hier aber gar nicht!

Im Krankenhaus/Versuchslabor wird der junge begabte Arzt Dr. Joseph MacKay von seinem Chef Dr. Bassett auf seine neue Aufgabe eingeschworen: nämlich den Vampir untersuchen, ihn "erforschen." MacKay ist hin und her gerissen. Als er schließlich davon überzeugt ist, es tatsächlich mit eine Vampir zu tun zu haben, findet er sich in einem moralischen Dilemma gefangen. Einerseits ist ihm die historische Bedeutung seiner Aufgabe klar und auch, was dies für seine Karriere bedeutet, andererseits erweist sich der Vampir, der auf den Namen Simon Molinar hört, als intelligenter, sensibler, humoriger, ja fast sympathischer Gesprächspartner, der so gar nicht in das Schema vom Dämon und Massenmörder passen mag. Eine Täuschung?

Dr. Bassett, der Leiter des so genannten "Delphi Projektes" hegt hingegen schon wieder ganz andere Pläne mit Simon, während Officer Taylor allmählich klar sieht, was hier eigentlich gespielt wird. Zudem fühlt sich sich magnetisch zu dem Vampir hingezogen, seit dieser sie leidenschaftlich küsste.

Die Fäden laufen zusammen und einem unausweichlichem Finale entgegen. Doch wer ist am Ende Täter und wer Opfer? Und wer ist wirklich das Monster?


Du, lieber Leser dieser Zeilen, bist ein großer Fan solch "moderner" Vampirfilme wie Blade, Underworld oder Van Helsing und schaust mit Begeisterung auch so tolle Streifen wie "Scream", "Alien vs. Predator" oder "Resident Evil"? Dann kannst Du an dieser Stelle direkt weiterklicken und bei den oben verlinkten Sachen weiterlesen, denn Du wirst diesen Film mit Sicherheit nicht mögen. Vermutlich wird Dir das Tempo dieses Films als viel zu lahm erscheinen, und damit hast Du sogar nicht mal unrecht, denn ein wenig mehr Rasanz hätte gerade im Mittelteil gewiss nicht geschadet, denn da zieht sich "Demon under Glass", ein hervorragender Titel übrigens, wie der Reviewer findet, auch schon mal ganz schön und hinterlässt den Eindruck, insgesamt ein wenig zu lang geraten zu sein.

Dennoch muss man den Film definitiv als einen der gelungeneren und gerade von der Ausgangssituation betrachtet wohl unbedingt als einen der interessantesten Genrebeiträge der letzten Jahre bezeichnen. Mir ist nicht wirklich ein anderer Film bekannt, in der ein Vampir tatsächlich gefangen wird und in einem Versuchslabor quasi unter die Lupe (Demon under Glass) genommen wird. Es wird zwar immer wieder mit dieser "Was wäre wenn..." Variante gespielt, zum Beispiel macht sich ja Anne Rices Lestat ab und an mal seine Gedanken zu diesem Punkt und Dracula 2: Ascension von Patrick Lussier spielt ansatzweise ein wenig mit der Idee des Vampirs als Versuchskaninchen (und bietet Dir, lieber Blade Fan, falls Du das hier noch liest, die für Dich vermutlich interessantere Variante dieser Idee), ansonsten ist dieses interessante Thema ja eher selten bis gar nicht zur Geltung gekommen.

Und was fördern unsere Vampirforscher zutage? Simon, der Vampir dieses Films, benötigt weder Nahrung noch Sauerstoff, sein Körper funktioniert nicht nach den chemischen und elektrophysischen Maßstäben eines Menschen, tatsächlich sind solche Prozesse fast gar nicht ersichtlich, folglich ist der Proband tot, oder besser gesagt untot. Dafür verfügt er über unglaubliche körperliche Kraft und außergewöhnliche Reflexe und seine Reißzähne scheinen so ähnlich zu funktionieren wie eine männliche Erektion. Die klassischen Gegenmittel wie Kreuze und Knoblauch haben keine Wirkung, auch hat Simon ein Spiegelbild wie einen Schatten. Lediglich Sonnenlicht erweist sich erfolgreiche Waffe gegen den vermeintlichen Unhold, der einem im Laufe des Filmes eigentlich immer sympathischer wird.

Darsteller Jason Carter macht auch einen durchaus soliden Job mit seiner Interpretation des beinahe 2000 Jahre alten Wesens. Sein Vampir ist stets charismatisch und verführerisch, er kann aber auch ein netter Kerl sein, doch der gefährliche Killer lauert permanent unter der Oberfläche. Carter weiß seine sehr komplexe Rolle jederzeit zu meistern. Serienjunkies kennen ihn übrigens vielleicht aus "Babylon 5", dies nur so am Rande. Ähnliches gilt für den Darsteller des Dr. MacKay, Garrett Maggart, der hierzulande der kleinen Gemeinde der "Sentinel" Fans als "Blair Sandburg" noch bestens bekannt sein dürfte. Er spielt den zerrissenen jungen Arzt beinahe noch besser als Carter seinen Part und ist die absolue Überraschung des Films. Mit seinem Talent empfielt er sich unbedingt für weitere Aufgaben im anspruchsvolleren Sektor. Vielleicht haben wir es hier ja mit einem kommenden "Independent-Superstar" zu tun, wer weiß? Denise Allessandria Hurd, die Officer Taylor spielt, empfielt sich ebenfalls bestens für kommendes und hat den wohl klassischsten Background des gesamten Casts, denn sie ist anerkannte Shakespeare Mimin. Zudem ist sie eine jener Frauen, die zwar nicht auf klassische, aber dafür auf rätselhafte Weise sehr schön sind. Ach ja...
Letztlich sollte man noch Jack Donner erwähnen, der den Dr. Bassett spielt. Meiner Meinung nach gibt er den Leiter des "Delphi" Experimentes recht routiniert, wirkt aber ein klein wenig zu alt für die Rolle. Das aber ist nur meine Meinung.

Was jetzt noch unbedingt für den Film spricht, ist seine Low Budget Ästhetik, die kombiniert mir dem Regiestil Jon Cunninghams doch häufiger an das Frühwerk David Cronenbergs gemahnt, oder auch ein wenig an George Romero in den Siebzigern. Ähnlich ansprechend bekam es ja Danny Boyle mit 28 Days later hin, nur dass dem etwa zehn mal so viel Geld zur Verfügung gestanden haben wird, würde ich mal vermuten.

Um es jetzt mal auf einen Punkt zu bringen: Die Vorgeschichte mit dem Serienmörder ist reichlich abgschmackt und hätte sicherlich sorgfältiger durchdacht werden können. Das Erzähltempo hätte zudem ein gutes Stück angezogen werden können und vielleicht hätte das Kürzen um so manche Stelle dem Film eher gut getan als geschadet, denn mitunter macht sich annähernd doch etwas Langeweile breit. Ist aber nicht so schlimm, denn unterm Strich bleibt ein interessanter Psychothriller mit Vampir (dafür mit nicht ganz so hohem Thrillfaktor) und in ganz gut!!!



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