Bloody
Marie
(OT: Innocent Blood)
AKA: A French
Vampire in America
USA 1992, Farbe, 108 min |
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Regie:
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John
Landis |
Drehbuch:
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Michael
Wolk |
Produzent:
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Lee
Rich, Leslie Belzberg |
Kamera |
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Musik
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Ira
Newborn |
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Anne
Parillaud |
Marie |
Robert
Loggia |
Sal
Macelli |
Anthony
LaPaglia |
Joe
Gennaro |
Don
Rickles |
Emmanuel
Bergman |
David
Proval |
Lenny
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Rocco
Sisto |
Gilly
|
Chazz
Palminteri |
Tony
|
Am
liebsten ißt Marie italienisch - was zu einer ganzen Reihe
ungeklärter Todesfälle bei der Mafia führt. Marie
ist nämlich die weibliche Antwort auf Dracula, eine Vampirin
in Pittsbugh. Als sie auf den "leckeren" Underover-Cop
Joe trifft, verliebt sie sich in ihn, anstatt ihn zu verspeisen.
Kult-Regisseur John Lnadis ("Blues Brothers", "Glücksritter")
schuf mit Marie einen neuen, modernen Vampir-Mythos: "Bloody
Marie" ist gruselig, sexy, witzig und spannend - die Zukunft
des Vampirsimus ist weiblich.
Marie
ist eine unsterbliche Vampirin, die nach ihrem Jahrhunderte währendem
Dasein eigentlich nur noch an zwei Dingen Freude hat: Nahrung und
Sex. Von beidem hatte sie dummerweise in letzter Zeit nicht all
zu viel, denn hier sind ihr (ganz wie bei den lieben Anne Rice Vampiren)
zu oft ihre moralischen Grundsätze im Weg. Das heißt
für Marie, gebissen wird nur, wer es auch "verdient"
hat, sprich Räuber, Mörder, Strauchdiebe (eine recht populistische
Sicht der Dinge, wie wir allerdings finden)
Glücklicherweise
bahnt sich gerade in der Stadt ein Krieg unter den Mafiaclans an.
Also beschließt Marie, in nächster Zeit häufiger
"italienisch zu essen". So lutscht sich Madame durch die
Reihen der Mobster, und bläst, nachdem sie ihren Blutdurst
gestillt hat, den Bedauernswerten stets den Kopf mit einer Schrotflinte
weg. Einerseits um die Todesfälle wie Mafiamorde aussehen zu
lassen, andererseits um zu verhindern, dass die Fieslinge als Wiedergänger
ins untote Dasein zurückkehren könnten. Als ihr aber Sal
"The Shark" Macelli, der Big Boss, zwischen die Beisserchen
gerät, kann sie ihr Werk nicht ganz vollenden und so läuft
der für tot gehaltene Gangster schon bald wieder putzmunter
aber merklich verändert durch die Gegend und beschert bei seinem
Wiedererwachen der Filmgeschichte ihren wohl glücklosesten
Pathologen (ein Frank Oz Cameo in einer großartigen Szene!)
Inzwischen
hat sich auch der schnuckelige Cop Joe Gennaro, in den sich Marie
heftig verliebt, an die Fersen des untoten Macelli geheftet. Zwar
erkennt Joe schnell, mit was für einem Wesen er es bei Marie
zu tun hat und bleibt äußerst misstrauisch, kann aber
schließlich Maries Verführungskünsten nicht widerstehen.
Nach einer gemeinsamen Liebesnacht beschließen die beiden,
mit Macelli endlich kurzen Prozess zu machen, was sich aber als
nicht so einfach erweist, denn der Vampirmobster hat sich inzwischen
einige untote Helfer zusammengelutscht (unter anderem seinen ehemaligen
Anwalt, der mit der wohl kürzesten Vampirperformance ever ebenfalls
in die Filmgeschichte eingegangen sein dürfte. Just als dieser
im Krankenhaus erwacht und sich gerade über die knackige Krankenschwester
hermachen will, öffnet die nichtsahnend und unwissend den Vorhang
des Krankenzimmers, das Sonnenlicht flutet den Raum und "Draculas
Advokat" zerfällt zu Staub, nicht allerdings ohne noch
die gesamte Krankenschwesternbelegschaft des Hospitals zum kreischen
zu bringen, eine grandiose Hommage an alle "Scream Queens"
dieser Welt und insgesamt eine der aberwitzigsten Szenen schwarzen
Humors, die man jemals in einem solchen Film sah.)
Marie
und Joe entdecken Macelli in einem seiner Stripclubs. Im großen
Finale (in der deutschen Fassung allerdings leider auf ein ziemlich
unblutiges Format zurechtgestutzt) gelingt es ihnen zunächst,
Macellis Helfershelfer auszuschalten. Der große Mann allerdings
erweist sich als resitenter als angenommen. Nachdem diesem weder
durch den Sturz von einem Hochhaus, durch das Überfahren eines
Busses noch durch eine Explosion oder gar durch Verbrennen der Garaus
gemacht werden kann, gelingt es schließlich doch noch durch
einen simplen Kopfschuß.
Nachdem
nun also die bösen Untoten vernichtet sind, beshließen
unsere beiden ungleichen Helden, ihrer Liebe eine Chance zu geben.
Ob' s funktionieren wird?
Wir
wissen es nicht, denn Regiesseur John Landis drehte keine Fortsetzung
des Films.
John
Landis, was für Filme fallen einem da ein? Natürlich "Kentucky
Fried Movie", die "Blues Brothers", "Die Glücksritter",
vor allem aber auch (und speziell in diesem Fall) "American
Werewolf" von 1981. Seinerzeit gelang Landis das Kunststück,
einerseits eine der ganz wenigen wirklich gelungenen Horrorkomödien
(ich hasse dieses Wort noch immer) zu inszenieren, andererseits
entstaubte er mächtig das Werwolfgenre mit spektakulären
Verwandlungstricks (die noch heute, mehr als 20 Jahre später,
beängstigend real wirken), pfiffigen Ideen und einer modernen
Story, ohne freilich die traditionellen Werwolfelemente zu vernachlässigen.
Elf Jahre später versuchte er einen ähnlichen Husarenstreich
filmischer Art mit "Innocent Blood", doch sollte ihm leider
in diesem Fall nicht ein ähnlich glorreicher Wurf gelingen.
Dies hatte verschiedene Ursachen.
Natürlich war Landis etwas spät mit dem Versuch, den Vampirfilm
zu erneuern, denn da gab es ja in den Jahren zuvor bereits aufsehenerregende
Filme von Visionären wie Kathrin Bigellow (Near
Dark) oder George Romero (Martin).
Zudem wählte Landis keine sehr clevere Saison für seinen
Film, denn der große Vampirrenner des Jahres 1992 war natürlich
Coppola's famoser Dracula.
Wenn Landis allerdings sogar plante, im Fahrwasser dieses Meisterwerkes
zu segeln, täte es der Frische und Originalität seines
Films noch zusätzlichen Abbruch, dies möchte ich jetzt
aber mal nicht unterstellen. Jedenfalls blieb der Film kommerziell
weit hinter den Erwartungen.
Außerdem
zieht sich die eigentlich recht dünne Geschichte etwas arg
dahin, dies allerdings auf relativ hohem Niveau, z. B. mit originellen
Gastauftritten von Landis Kollegen wie dem bereits erwähnten
Frank Oz oder Sam Raimi, Dario Argento (als Sanitäter) oder
dem legendären Make up- und FX-Spezialisten Tom Savini, sowie
mit zwar eigentlich überflüssigen aber reichlich sexyen
Nacktszenen (pfui, Macho, Sexist!) mit der tollen Anne Parillaud!!
Es
gibt zuhauf großartige, witzige und absurde Einfälle
und Szenen in dem Film. Auch die Chemie zwischen der Parillaud und
ihrem Partner Anthony LaPaglia (rein optisch die exakte Schnittmenge
aus Andy Garcia und Bill Pullmann) stimmt.
Robert
Loggias durchgeknallte Performance als böser Mafiavampir ist
unbedingt bizzarr und sehenswert und dürfte den Weg für
seine spätere Zusammenarbeit mit David Lynch in "Lost
Highway" geebnet haben, besser hätten das die Hollywoodvorzeige-Weirdos
Dennis Hopper oder Jack Nicholson auch nicht machen können.
Man kann dem Film also durchaus eine ganze Menge Lob aussprechen.
Dennoch
will der Funke nicht hundertprozentig überspringen. Das liegt
zum einen an der bereits erwähnt dünnen Story, man opferte
diese wohl zu Gunsten der gelungenen Einzelszenen, die aber in ihrer
Gesamtheit doch nicht mehr als die Summe der einzelnen Teile sind.
Leider!
Zudem
hat man bei Landis den Eindruck eines Regiesseurs, der zwar seine
Souveränität und sein handwerrkliches Können, nicht
aber sein Herzblut in jedes seiner Projekte einfließen lässt.
Vielleicht denkt er mit zunehmendem Alter eher an Gott Mammon als
an die hehre Kunst? Oder wie ließe sich sonst erklären,
dass ihm eigentlich schon seit geraumer Zeit kein wirklich guter
Film mehr gelungen ist? Man denke da nur an die Dekonstruktion seines
selbstgeschaffenen Kultes in Form des völlig uninspirierten,
sterbenslangweiligen und absolut überflüssigen Sequels
"Blues Brothers 2000"!
So
schlecht ist "Bloody Marie" aber bei weitem nicht, deshalb
geben wir dem Film eine gute verdiente 3 Fledermauswertung und weisen
erneut daraufhin, dass er aber auch Gags und Szenen beinhaltet,
die einer 5er Wertung würdig sind. Unterhaltsam ist der Film
also allemal und sollte von denjenigen, die ihn noch nicht kennen,
mal für einen netten Videoabend ausgecheckt werden.
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