Derzeit online

386
Filme
125
Bücher
34
Biographien
50
Hörspiele
Reviews in English

 

 

 

 

 

 

 

Bloody Marie   (OT: Innocent Blood)
AKA: A French Vampire in America

USA 1992, Farbe, 108 min
 
Regie: John Landis
Drehbuch: Michael Wolk
Produzent: Lee Rich, Leslie Belzberg
Kamera  
Musik Ira Newborn
 
Anne Parillaud Marie
Robert Loggia Sal Macelli
Anthony LaPaglia Joe Gennaro
Don Rickles Emmanuel Bergman
David Proval Lenny
Rocco Sisto Gilly
Chazz Palminteri Tony

Am liebsten ißt Marie italienisch - was zu einer ganzen Reihe ungeklärter Todesfälle bei der Mafia führt. Marie ist nämlich die weibliche Antwort auf Dracula, eine Vampirin in Pittsbugh. Als sie auf den "leckeren" Underover-Cop Joe trifft, verliebt sie sich in ihn, anstatt ihn zu verspeisen. Kult-Regisseur John Lnadis ("Blues Brothers", "Glücksritter") schuf mit Marie einen neuen, modernen Vampir-Mythos: "Bloody Marie" ist gruselig, sexy, witzig und spannend - die Zukunft des Vampirsimus ist weiblich.

Marie ist eine unsterbliche Vampirin, die nach ihrem Jahrhunderte währendem Dasein eigentlich nur noch an zwei Dingen Freude hat: Nahrung und Sex. Von beidem hatte sie dummerweise in letzter Zeit nicht all zu viel, denn hier sind ihr (ganz wie bei den lieben Anne Rice Vampiren) zu oft ihre moralischen Grundsätze im Weg. Das heißt für Marie, gebissen wird nur, wer es auch "verdient" hat, sprich Räuber, Mörder, Strauchdiebe (eine recht populistische Sicht der Dinge, wie wir allerdings finden)

Glücklicherweise bahnt sich gerade in der Stadt ein Krieg unter den Mafiaclans an. Also beschließt Marie, in nächster Zeit häufiger "italienisch zu essen". So lutscht sich Madame durch die Reihen der Mobster, und bläst, nachdem sie ihren Blutdurst gestillt hat, den Bedauernswerten stets den Kopf mit einer Schrotflinte weg. Einerseits um die Todesfälle wie Mafiamorde aussehen zu lassen, andererseits um zu verhindern, dass die Fieslinge als Wiedergänger ins untote Dasein zurückkehren könnten. Als ihr aber Sal "The Shark" Macelli, der Big Boss, zwischen die Beisserchen gerät, kann sie ihr Werk nicht ganz vollenden und so läuft der für tot gehaltene Gangster schon bald wieder putzmunter aber merklich verändert durch die Gegend und beschert bei seinem Wiedererwachen der Filmgeschichte ihren wohl glücklosesten Pathologen (ein Frank Oz Cameo in einer großartigen Szene!)

Inzwischen hat sich auch der schnuckelige Cop Joe Gennaro, in den sich Marie heftig verliebt, an die Fersen des untoten Macelli geheftet. Zwar erkennt Joe schnell, mit was für einem Wesen er es bei Marie zu tun hat und bleibt äußerst misstrauisch, kann aber schließlich Maries Verführungskünsten nicht widerstehen. Nach einer gemeinsamen Liebesnacht beschließen die beiden, mit Macelli endlich kurzen Prozess zu machen, was sich aber als nicht so einfach erweist, denn der Vampirmobster hat sich inzwischen einige untote Helfer zusammengelutscht (unter anderem seinen ehemaligen Anwalt, der mit der wohl kürzesten Vampirperformance ever ebenfalls in die Filmgeschichte eingegangen sein dürfte. Just als dieser im Krankenhaus erwacht und sich gerade über die knackige Krankenschwester hermachen will, öffnet die nichtsahnend und unwissend den Vorhang des Krankenzimmers, das Sonnenlicht flutet den Raum und "Draculas Advokat" zerfällt zu Staub, nicht allerdings ohne noch die gesamte Krankenschwesternbelegschaft des Hospitals zum kreischen zu bringen, eine grandiose Hommage an alle "Scream Queens" dieser Welt und insgesamt eine der aberwitzigsten Szenen schwarzen Humors, die man jemals in einem solchen Film sah.)

Marie und Joe entdecken Macelli in einem seiner Stripclubs. Im großen Finale (in der deutschen Fassung allerdings leider auf ein ziemlich unblutiges Format zurechtgestutzt) gelingt es ihnen zunächst, Macellis Helfershelfer auszuschalten. Der große Mann allerdings erweist sich als resitenter als angenommen. Nachdem diesem weder durch den Sturz von einem Hochhaus, durch das Überfahren eines Busses noch durch eine Explosion oder gar durch Verbrennen der Garaus gemacht werden kann, gelingt es schließlich doch noch durch einen simplen Kopfschuß.

Nachdem nun also die bösen Untoten vernichtet sind, beshließen unsere beiden ungleichen Helden, ihrer Liebe eine Chance zu geben. Ob' s funktionieren wird?

Wir wissen es nicht, denn Regiesseur John Landis drehte keine Fortsetzung des Films.

John Landis, was für Filme fallen einem da ein? Natürlich "Kentucky Fried Movie", die "Blues Brothers", "Die Glücksritter", vor allem aber auch (und speziell in diesem Fall) "American Werewolf" von 1981. Seinerzeit gelang Landis das Kunststück, einerseits eine der ganz wenigen wirklich gelungenen Horrorkomödien (ich hasse dieses Wort noch immer) zu inszenieren, andererseits entstaubte er mächtig das Werwolfgenre mit spektakulären Verwandlungstricks (die noch heute, mehr als 20 Jahre später, beängstigend real wirken), pfiffigen Ideen und einer modernen Story, ohne freilich die traditionellen Werwolfelemente zu vernachlässigen. Elf Jahre später versuchte er einen ähnlichen Husarenstreich filmischer Art mit "Innocent Blood", doch sollte ihm leider in diesem Fall nicht ein ähnlich glorreicher Wurf gelingen. Dies hatte verschiedene Ursachen.
Natürlich war Landis etwas spät mit dem Versuch, den Vampirfilm zu erneuern, denn da gab es ja in den Jahren zuvor bereits aufsehenerregende Filme von Visionären wie Kathrin Bigellow (Near Dark) oder George Romero (Martin). Zudem wählte Landis keine sehr clevere Saison für seinen Film, denn der große Vampirrenner des Jahres 1992 war natürlich Coppola's famoser Dracula. Wenn Landis allerdings sogar plante, im Fahrwasser dieses Meisterwerkes zu segeln, täte es der Frische und Originalität seines Films noch zusätzlichen Abbruch, dies möchte ich jetzt aber mal nicht unterstellen. Jedenfalls blieb der Film kommerziell weit hinter den Erwartungen.

Außerdem zieht sich die eigentlich recht dünne Geschichte etwas arg dahin, dies allerdings auf relativ hohem Niveau, z. B. mit originellen Gastauftritten von Landis Kollegen wie dem bereits erwähnten Frank Oz oder Sam Raimi, Dario Argento (als Sanitäter) oder dem legendären Make up- und FX-Spezialisten Tom Savini, sowie mit zwar eigentlich überflüssigen aber reichlich sexyen Nacktszenen (pfui, Macho, Sexist!) mit der tollen Anne Parillaud!!

Es gibt zuhauf großartige, witzige und absurde Einfälle und Szenen in dem Film. Auch die Chemie zwischen der Parillaud und ihrem Partner Anthony LaPaglia (rein optisch die exakte Schnittmenge aus Andy Garcia und Bill Pullmann) stimmt.

Robert Loggias durchgeknallte Performance als böser Mafiavampir ist unbedingt bizzarr und sehenswert und dürfte den Weg für seine spätere Zusammenarbeit mit David Lynch in "Lost Highway" geebnet haben, besser hätten das die Hollywoodvorzeige-Weirdos Dennis Hopper oder Jack Nicholson auch nicht machen können.
Man kann dem Film also durchaus eine ganze Menge Lob aussprechen.

Dennoch will der Funke nicht hundertprozentig überspringen. Das liegt zum einen an der bereits erwähnt dünnen Story, man opferte diese wohl zu Gunsten der gelungenen Einzelszenen, die aber in ihrer Gesamtheit doch nicht mehr als die Summe der einzelnen Teile sind. Leider!

Zudem hat man bei Landis den Eindruck eines Regiesseurs, der zwar seine Souveränität und sein handwerrkliches Können, nicht aber sein Herzblut in jedes seiner Projekte einfließen lässt. Vielleicht denkt er mit zunehmendem Alter eher an Gott Mammon als an die hehre Kunst? Oder wie ließe sich sonst erklären, dass ihm eigentlich schon seit geraumer Zeit kein wirklich guter Film mehr gelungen ist? Man denke da nur an die Dekonstruktion seines selbstgeschaffenen Kultes in Form des völlig uninspirierten, sterbenslangweiligen und absolut überflüssigen Sequels "Blues Brothers 2000"!

So schlecht ist "Bloody Marie" aber bei weitem nicht, deshalb geben wir dem Film eine gute verdiente 3 Fledermauswertung und weisen erneut daraufhin, dass er aber auch Gags und Szenen beinhaltet, die einer 5er Wertung würdig sind. Unterhaltsam ist der Film also allemal und sollte von denjenigen, die ihn noch nicht kennen, mal für einen netten Videoabend ausgecheckt werden.



2001 - 2009 by  webmaster@vampire-world.com       Stand: 08.07.2003 Seitenanfang nächste Seite