Ferdy
Mayne
Ferdy Mayne
war nie ein ausgesprochener Horrorschauspieler, dennoch machte ihn
vor allem eine Rolle weltberühmt und für uns zumindest
so interessant, dass wir ihm nun endlich auch einen verdienten festen
Platz in unserer Biografien-Rubrik vermachen, denn tatsächlich
ist es gar nicht mal so einfach, in den Untiefen des Netzes besonders
viel informatives über ihn zusammenzutragen, ihn, der in Roman
Polanskis Meisterwerk Tanz
der Vampire den Oberbeißer Graf von Krolock so vortrefflich
verkörperte. So gut letztlich, dass der Autor dieser Zeilen
sich sogar mal so weit aus dem Fenster lehnt zu behaupten, Christopher
Lee habe sich in seiner wohl besten Darstellung seiner Paraderolle
als Dracula, nämlich der im Film Die
Herren Dracula, maßgeblich von Maynes Performance in Polanskis
Streifen beeinflussen lassen, wobei ich damit nicht gesagt haben
möchte, der eine sei ein besserer Schauspieler als der andere
oder Lee habe etwa Anschauungsunterricht für die Rolle, die
er doch so oft verkörpert hatte, benötigt, er hatte zuvor
nur nie die Möglichkeit gehabt, auch mal die parodistischen,
komödiantischen Möglichkeiten, die eine Figur wie Dracula
bieten kann, auszuloten und zu interpretieren. Vielleicht drängt
sich besagter Eindruck aber auch nur auf, weil beide Darsteller
sich in den jeweiligen Filmen durchaus ähnlich sehen und vom
gleichen Schlag zu sein scheinen, halt die gleiche Generation, groß,
aristokratisch, elegant und auch als Schauspieler haben die beiden
einen vergleichbaren Stil. Sei's drum!
Mayne erblickte
am 11. März 1916 im schönen Mainz unter dem Namen Ferdinand
Phillip Mayer-Horckel das Licht der Welt. Sein Vater, ein Richter,
war ein deutscher Jude, seine Mutter, die Gesangslehrerin war, eine
Halbengländerin. Die Familie war ziemlich wohlhabend. Als die
Nazis in Deutschland die Macht übernahmen, wurde Ferdinand
als Jugendlicher zu seiner Tante Lee Hutchinson, einer bekannten
freigeistigen Fotografin und Bildhauerin, nach England geschickt,
um einer etwaigen Verfolgung durch die neuen Machthaber zu entgehen.
Tatsächlich landeten Ferdinands Eltern auch kurzzeitig im Vernichtungslager
Buchenwald, wurden aber wegen ihrer guten Verbindungen nach England
wieder entlassen und konnten dorthin auswandern.
Maynes
Filmkarriere begann in den 1940'er Jahren in England, wo er eine
Vielzahl an kleineren Rollen in B-Filmen spielte. Insgesamt brachte
er es in seiner gesamten Karriere auf über 150 Film und TV
Auftritte, doch auch auf der Bühne und sogar in Musicals spielte
und sang Ferdy Mayne, eine weitere Parallele zu Chris Lee, der ja
auch ausgebildeter Sänger war. Obschon er in hochkarätigen
Produktionen wie "Unser Mann in Havanna", "Agenten
sterben einsam" (ausgerechnet als Nazisoldat) oder "Evita
Peron" mitwirkte, blieb er doch eher ein Star aus der zweiten
Reihe. Seine Sternstunde bedeutete wie gesagt sein Auftritt im Tanz
der Vampire. Fortan war Mayne häufiger in Horror-Produktionen
zu sehen, in folgenden Vampirfilmen trat er noch auf: 1970 in Roy
Ward Bakers Gruft
der Vampire , wo er allerdings die Seiten wechselte und als
Mediziner die Vampire jagte, im Jahr darauf in Freddy Francis eher
klamaukigem Gebissen wird nur nachts, in dem er den Dracula gab,
1982 spielte er schon sichtlich gealtert einen vampirischen Charakter
in Norman Thaddeus Vanes mauem The Horror Star, der allerdfings
nicht unbedingt eine Zier für seine Karriere war, und letztmalig
stellte er 1986 einen Vampir in der deutsch tschechisch österreichischen
TV Serie "Frankensteins Tante" dar, die wir euch ebenfalls
in bälde in der Vampireworld vorstellen werden.
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Ferdy Mayne
war von 1950 bis 1976 mit der Schauspielerin Deirdre de Payer verheiratet,
aus der Verbindung ging eine Tochter hervor, Belinda Mayne, die
ebenfalls Schauspielerin wurde und mehrfach an der Seite ihres Vaters
drehte. Nach seiner Scheidung verließ Mayne England in Richtung
Hollywood und änderte seinen Künstlernamen in Ferdinand
Mayne. Ganz große Rollen warteten hier allerdings nicht mehr
auf ihn. Als er in den 1990'er Jahren von der Parkinson Krankheit
heimgesucht wurde, ging er zurück nach England. Ferdinand Mayne
verstarb am 30. Januar 1998 an den Folgen seines Leidens, seine
letzte Rolle hatte er 1995 in dem Billig-Thriller "Mauer des
Schweigens" gespielt, danach war es ihm nicht mehr möglich
zu arbeiten.
Auch wenn die
späteren Karrierejahre Maynes eher von Flops und filmischen
Billigheimern geprägt waren, so blieb er doch auch in diesen
Produktionen ein fabelhafter Schauspieler, der stets Präsenz
und Eleganz ausstrahlte und hundertprozentigen Einsatz gab, auch
im bereits fortgeschrittenen Alter. Seinen festen Platz in der Filmgeschichte
aber eroberte er sich als der vermutlich zweitberühmteste aller
Filmvampire, seine Exzellenz Graf von Krolock.
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