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Wenn Vampire lieben  (OT: Lubie Nietoperze)

Polen 1985, 80 Min.
 
Regie Grzegorz Warchol
Produzenten  
Kamera Krzysztof Pakulski
Musik Zbigniew Preisner
Drehbuch Grzegorz Warchol, Krystyna Kofta
 
Katarzyna Walter Izabela
Marek Barbasiewicz Rudolf Jung
Wiktor Grotowicz Szulc
Jonasz Kofta  
Tadeusz Skorulski Komissar
Malgorzata Lorentowicz Tante
Elzbieta Panas  

 

Izabela ist eine außergewöhnliche junge Frau. Am Tag arbeitet sie im Kuriositätenladen ihrer Tante, nachts widmet sie sich der Aufzucht von Fledermäusen. Obschon die Männer bei Izabela Schlange stehen, kommt keiner an sie heran. Wer ihr doch zu nahe kommt, segnet das Zeitliche, denn Izabela ist fürwahr eine Femme Fatale - sie ist ein Vampir. Doch sie sehnt sich nach einem gewöhnlichen Leben, will lieben, heiraten und eine Familie haben.

Izabela weist sich in das luxuriöse Klinikum des Professoren Jung ein in der Hoffnung, der berühmte Psychoanalytiker könne ihr helfen, doch auch dort brechen Izabelas vampirische Triebe durch, schon bald gibt es den ersten Toten. Als die herkömmlichen Methoden der Psychoanalyse wie Hypnose oder Beschäftigungstherapie bei Izabela ohne Wirkung bleiben, beschließen die Ärzte drastischere Maßnahmen, doch der schmucke Jung erkennt schließlich seine Liebe zu Izabela und befreit sie. Endlich scheint sie von ihrem Fluch befreit zu sein.

Doch Jahre später zeigen sich bei Izabelas und Rudolfs Tochter altbekannte Tendenzen...


Zugegeben, die Story klingt blöd und sie ist es auch eigentlich, zumal die doch recht dünne Handlung auch nicht sonderlich originell geraten und einstweilen ein wenig zusammengeklaut wirkt, dennoch ist "Lubie Nietoperze", so der Originaltitel, ein ziemlich außergewöhnlicher, abgefahrener und teils faszinierender Film, und das nicht nur, weil der Film aus Polen stammt, zudem aus einer Zeit, als der eiserne Vorhang noch recht stabil war, und somit natürlich einen gewissen Exotenbonus genießt.

Regisseur Grzegorz Warchol inszenierte seine vampirische Vision nicht als nervenzerfetzenden Horrorschocker, nicht mal sonderlich temporeich, stattdessen baut er ganz und gar auf die Kraft seiner Bilder, die manchmal eher an die surrealen "Virgins and Vampires" Filme seines französischen Kollegen Jean Rollin gemahnen denn an Dracula und Co. Doch weiß er auch immer wieder geschickte Schockmomente aufblitzen zu lassen. Zunächst erscheint uns Izabela nur als eine stille junge Frau, doch wir ahnen bereits nach wenigen Minuten etwas von ihrer Doppelexistenz. Im Laufe der Ereignisse steigert sie ihre physische Präsenz und übernimmt immer mehr die Rolle eines düster erotischen Todesengels, wobei die wirklich gute Darstellung der polnischen Schauspielerin Katarzyna Walter ein wenig an Catherine Deneuve als Miriam Blaylock in Tony Scotts Begierde erinnert.

Ständig begegnen einem herrlich skurille Typen wie der Scherzartikellieferant, Izabelas Tante oder auch der Maler im Sanatorium, der Izabelas Vampirismus erkennt. Die Straßen Warschaus inszeniert Warchol als finstere Film Noir Kulisse. Über regennasses Kopfsteinpflaster bläst der Wind alte Zeitungen in einer scheinbaren Schwarzweißwelt. Im krassen Gegensatz dazu steht das noble Sanatorium Jungs, welches in einem herrlichen alten Gotikschloss betrieben wird. Von Ostblock oder sozialistischem Symbolismus gibt es keine Spur, der Film könnte überall und zu jeder Zeit spielen.

Leider ließ sich auch bei intensivster Recherche im Netz nicht allzu viel hintergründiges zu diesem Film ermitteln, zumindest wenn man wie der Rezensent der polnischen Sprache nicht mächtig ist. Hierzulande ist der Film reichlich unbekannt, da er weder in den westdeutschen Kinos gelaufen noch auf Video erschienen ist, allerdings lief "Wenn Vampire lieben" 1988 in den DDR Kinos und wurde sogar einmal im deutschen Fernsehen ausgestrahlt, nämlich am 02.11.1990, also kurz nach der Einheit in der inzwischen in MDR und ORB aufgegangene Sendeanstalt DFF1. Ob in deutsch synchronisierter Fassung oder untertitelt ist leider nicht übermittelt. Diesem Review liegt jedenfalls ein amerikanisches Video zugrunde, welches den polnischen Originalton und englische Untertitel zu bieten hat, sicher nicht jedermanns Tasse Earl Grey, das!

Eigentlich trifft das im allgemeinen auf den gesamten Film zu, der somit ziemlich deutlich polarisiert. Meine zwei "Mitschauer" fanden den Streifen langweilig bis überflüssig, mir hingegen hat er recht gut gefallen, gerade weil es Grzegorz Warchol weder sich selber noch seinem Publikum mit seinem Film leicht macht, er hätte schließlich auch einen eher konventionelleren Vampirfilm fabrizieren können, aber genau das hat er nicht gemacht, und ich finde, dafür gebührt ihm Lob. Ich hätte gern mehr über die Hintergründe gewusst, beispielsweise darüber, wie er seinen Film finanziert hat und ob er ihn seinerzeit irgendeiner Form von Zensur hat aussetzen müssen, doch leider ist dies nicht bekannt.

Fazit: Gruselig geht anders, aber eigentlich haben wir es hier auch gar nicht mit einem "richtigen" Horrorfilm zu tun, stattdessen eher mit einem stimmungsvollem Reigen allerlei Abstrusitäten mit erotischen Einlagen und schrägem Humor. Einmal mehr ein überraschend guter und gelungener Film aus unserem östlichen Nachbarland. Wenn beim nächsten mal noch ein wenig mehr an einer schlüssigen Story gefeilt und das Erzähltempo ein wenig angehoben werden würde, wäre sicher noch ein Punkt mehr drin.



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