Vlad
der Pfähler (OT:
Vlad Tepes)
AKA:
Vlad The Impaler: The True Life Of Dracula, das Wahre Leben Des
Fürsten Dracula
Rumänien, 1979, Farbe, 136 min |
|
 |
|
Regie:
|
Doru
Nastase |
Produzenten:
|
|
Drehbuch |
Mircea
Mohor |
Musik: |
Tiberiu
Olah |
Kamera: |
Aurel
Kostrakievic |
 |
|
Stefan
Sileanu |
|
Ernest
Maftei |
|
George
Constantin |
|
Emanoil
Petrut |
|
Teofil
Balcu |
|
Alexandru
Repan |
|
Constantin
Barbulesco |
|
Ion
Marinescu |
|

Im
15. Jahrhundert kommt der Fürst Vlad
Tepes an die Macht. Bedrängt durch die Türken im Osten
und die Ungarn im Westen versucht er mit unvorstellbarer Grausamkeit
das zerstrittene Land zu einigen, um gegen die übermächtigen
Feinde zu bestehen. Er führt nur noch eine Strafe ein: Tod
durch den Pfahl. Nach einer Schlacht im Jahre 1461 ließ
der die besiegten Türken zu tausenden pfählen. Bereits
zu Lebzeiten erhielt er den Namen Dracula, Sohn des Teufels.
Unter diesem Namen ist er in die Geschichte eingegangen. Dieser
auf historischen Tatsachen beruhende Film schildert das wahre Leben
des Fürsten Dracula.

Die
Walachei im 15. Jahrhundert. Das Land ist schwach und ausgeblutet,
die Buhjahren - Edelmänner, die einen Rat bilden, aus deren
Mitte der Landesfürst, der sogenannte Woiwode, gewählt
wird - sind korrupt, jeder denkt nur an seinen eigenen Vorteil,
jeder ist sich selbst der nächste. Zu allem Überfluss
lauern bedrohlich die Türken im Osten und die Ungarn von Westen
auf das kleine Reich. Es begibt sich zu jener Zeit, als Vlad
Tepes Dracula die Macht übernimmt und umfangreiche Reformen
einläutet. Er entmachtet die Buhjahren, die sich sogleich gegen
ihn erheben, doch Dracula gelingt es mit List, Tücke und seinem
ihm treu ergebenen Heer den Aufstand niederzuschlagen. Die Rädelsführer
lässt er pfählen, eine Strafe, die er fortan jedem zukommen
lässt, der sich über das Gesetz erhebt.
Im folgenden
entwickelt sich der Dracula zu einem harten und grausamen, aber
gerechten Herrscher, der das Wohl des Landes stets über sein
eigenes stellt, und dem es immer wieder gelingt, sein Land trotz
zahlenmäßiger Unterlegenheit gegen alle Usurpatoren und
Eindringlinge zu verteidigen. Ein Heer von Türken lässt
er zu Tausenden pfählen, um mit den Räubern und Wegelagerern
seines Landes aufzuräumen, lädt er zum großen Festschmaus,
um dann die Türen zu verbarrikadieren und das "Gesindel"
abzufackeln, man kennt ja all die Geschichten um den legendären
Wüterich aus der Walachei, siehe unsere Biografie.
Das derlei Treiben
nicht für alle Zeit so weitergeht (und gerade nicht zu der
Zeit) ist klar, so setzt der türkische Sultan ein Kopfgeld
auf den wilden Woiwoden aus und dieser fällt durch Verrat und
Meuchelmord...

...das
allerdings dauert 136 mächtig lange Minuten, puuuh....
Nichts gegen eine interessante Geschichtsstunde, im Gegenteil, doch
dieser vermeintliche Historienfilm, Pardon, langweilt nicht immer
ganz gepflegt. Wieder einmal ein Film, der vorgibt, die wahre Geschichte
des Grafen Dracula zu erzählen - siehe hierzu auch Dark
Prince von Joe Chapelle - und hierbei natürlich grandios
scheitert, allerdings, das muss man sagen, schon wesentlich näher
am historischen Original ist als die Amiversion - dafür aber
um eiiiiniges langweiliger geriet.
Regisseur
Nastase, keine Ahnung was der sonst noch so gemacht hat und ob er
noch im Showgeschäft tätig ist, denn das ließ sich
auch bei ausführlicher Recherche im Netz nicht herausfinden,
geht die Tepes-Geschichte freilich von einer völlig anderen
Warte an als sein US Kollege, schließlich entstand sein Film
im Jahre 1979 (andere Quellen sprechen von 1973, wir sind geneigt
ersterem zu glauben) im Rumänien des Nicolae Ceaucescu, dessen
Vorbild der Walachenfürst war und der ihn zum Nationalhelden
Rumäniens (v)erklärte. Bei ihm also stand Vlad Tepes als
historische Figur im Vordergrund des Films. Anders ging Chapelle
den Stoff an, er ließ Tepes quasi als "menschliche Vorform"
des Stoker'schen untoten Wiedergängers auftreten, denn im Gegensatz
zum damaligen Rumänien war / ist natürlich im "westlichen
Kulturkreis" der Graf Dracula wesentlich bekannter als dessen
Vorbild Tepes. So wurde Nastases "Vlad Tepes", wie der
Film schlicht und ergreifend im Original heißt, international
dann auch damit beworben, die wahre Geschichte Draculas zu erzählen,
während im Osten darauf hingewiesen wurde, eben die wahre Geschichte...Ihr
wisst schon, worauf ich hinaus will. Beides ist natürlich Unfug.
In diesem Fall
haben wir es eher mit einem Propagandafilm im Sinne Ceaucescus zu
tun als mit einer historisch korrekten Aufarbeitung der damaligen
Ereignisse um den Woiwoden, der als Pfähler Weltruhm erlangte.
Es ist ebenso wenig erwiesen, dass all die Schand- und Gräueltaten,
die ihm zu Lebzeiten und noch Jahre später von fahrenden Sängern
und Moritatendichtern (das mittelalterliche Pendant zur Bildzeitung,
wenn man so will) angehängt worden sind (wobei die Geschichte
mit den gepfählten Türken schon stimmt, aber andererseits
soll dies für die damalige Zeit auch gar nicht so ungewöhnlich
gewesen sein, damals war man halt nicht zimperlich wenn es um Feinde
ging) tatsächlich von ihm begangen oder veranlasst worden sind,
wie die These, er sei ein harter, aber gerechter Herrscher gewesen,
der nie Ungerechtigkeit walten ließ und stets nur im Sinne
des Landes und zu dessen Wohl handelte und zudem auch noch zum großen
Verteidiger des christlichen Abendlandes gegen die muselmanischen
Eindringlinge geriet. Derlei Absichten dürften Tepes eher fremd
gewesen sein, wahrscheinlicher ist, dass er ein zynischer Machtmensch
gewesen ist und sein Fähnchen mit dem Wind drehte. Doch wie
auch immer, Nastase stellt Tepes als heroischen Staatsführer
dar und lässt zwischen den Zeilen durchscheinen, eigentlich
Ceaucescu zu meinen.
Die Inszenierung
an sich ist eher schwerfällig. Oft gibt es merkwürdige
Schnitte zu sehen. Tepes und seine Reiter ziehen in die Schlacht,
zack, im nächsten Augenblick ist auch schon wieder alles vorbei
und nix ist mit großer Action, mit Schlachtengetümmel
von Eisensteinschen Ausmaßen (obschon es mitunter so wirkt,
als habe sich Nastase vom großen Sergej beeinflussen lassen),
hier darf man auf keinen Fall zu viel erwarten. Wahrscheinlich hat
letztlich die Kohle für teure Massenszenen nicht gereicht,
das Kino hinter dem Checkpoint Charlie war ja nicht kommerziell
ausgerichtet (zumindest nicht offiziell) und die wirtschaftliche
Situation des Staates Rumänien war schon in den Siebzigern
brutal in die Schräglage geraten. Statt dessen sehen wir immer
wieder und wieder Dialoge, es wird über Kriege gesprochen,
über Pfählungen und so weiter und so weiter, aber es will
einfach nichts passieren, was auf Dauer recht ermüdend wirkt.
Punkten kann
der Film dafür oft wieder an den Stellen, wo es unfreiwillig
komisch wird, wo angeklebte Bärte schlecht sitzen und offensichtliche
Perücken auch schon mal verrutschen, das macht dann wieder
Spaß.
Trotzdem, der
Film ist super extrem rar und wenn überhaupt mal, dann zumeist
nur zu horrenden Fantasiepreisen bei den üblichen verdächtigen
virtuellen Auktionshäusern zu haben, und selbst dann prügeln
sich die, die meinen, diesen Film unbedingt haben zu müssen
noch darum. Das ist der Streifen sicher nicht Wert.
Wer weiß,
vielleicht überrascht uns ja mal eines Tages das öffentlich
rechtliche Fernsehen mit einer Ausstrahlung dieses Films, der tatsächlich
nicht viel aufregender ist als eine "Wallenstein" Inszenierung
für den Telekolleg. Sorry.



|