Andy
Warhol's Dracula
(OT: Blood for Dracula)
AKA: Young Dracula, Andy Warhols Young Dracula, Dracula
Frankreich/Italien
1974, 103 Min. |
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Regie |
Paul Morrissey |
Produzenten |
Andrew Braunsberg |
Kamera |
Luigi
Kuveiller |
Musik |
Claudio
Gizzi |
Drehbuch |
Paul
Morrissey |
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Udo
Kier |
Dracula |
Arno
Juerging |
Anton |
Joe
Dallesandro |
Mario
Balato |
Maxime
de la Falaise |
Gräfin
di Fiori |
Vittoria
de Sica |
Graf
di Fiori |
Milena
Vukotic |
Esmeralda |
Stefani
Casini |
Rubinia |
Dominique
Darel |
Saphira |
Silvia
Dionisio |
Perla |
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this review in English
Graf
Dracula reist umher, auf der Suche nach einer jungfräulichen
Braut. Nach einiger Zeit findet der Graf ein passendes Mädchen
bei einer veramten, adeligen Familie, doch zum finalen Biss steht
ihm der misstrauische Hausdiener im Weg. Es kommt zu einem blutigen
Finale...
Paul
Morrissey schuf mit ANDY WARHOL's DRACULA mit Sicherheit einen der
ungewöhnlichsten Vampirfilme aller Zeiten. Nicht nur die gesellschaftskritischen
Ansätze, sondern auch der ungewölhnliche, schwarze Humor
und die blutigen Effekte machen diesen Film für jeden Horrorfan
hochinteressant.
Die
derer von Dracula sind in große Nöte geraten, denn für
das Fortbestehen ihres vampirischen Daseins wird dringend das Blut
von Jungfrauen benötigt, das Blut sexuell erfahrender Frauen
vertragen diese doch recht merkwürdigen Vampire nicht. Jungfrauen
sind allerdings im Rumänien des frühen 20. Jahrhunderts
rar geworden, so beschließen Graf Dracula, nach dem Ableben
seiner Schwester der letzte seiner Art, und sein Diener Anton gen
Italien zu reisen, denn dort sind die Menschen noch erzkatholisch
und die holde Weiblichkeit keusch erzogen. Denkste!!
Dracula,
der übrigens in diesem Film wieder mal problemlos bei Tageslicht
umherspaziert (klar, nachts drehen ist erheblich teurer) bzw. Im
geschwächten Zustand im Rollstuhl rumbrettert, eigenhändig
Kruzifixe von Wänden entfernt, sich vegetarisch ernährt
und gar Wein trinkt (sic!), wird begeistert von der Familie des
Grafen Di Fiori aufgenommen. Adelig, aber verarmt, sehen sie in
Dracula einen standesgemäßen und steinreichen potentiellen
Ehemann für eine ihrer vier Töchter.
Der
vermeintliche Krösus hat freilich anderes im Sinn, aber man
kennt das ja, wenn die Zeiten eh schon schlecht sind, kommt es meistens
noch faustdick. Sowohl Tochter Saphira wie auch Rubinia beteuern
dem Grafen gegenüber ihre Jungfernschaft, woraufhin sich dieses
gierig über sie hermacht. Da hat er allerdings Pech gehabt,
denn beide treiben es seit geraumer Zeit mit dem knackigen Hausfaktotum
Mario, einem überzeugten Sozialisten, der Dracula gegenüber
gleich mißtrauisch ist. Und so muß der arme gebeutelte
Vampir nach dem Konsum des "unreinen" Blutes erst mal
kotzen, was das Zeug hält. Arg geschwächt bleibt für
ihn nun nur noch die 14jährige Perla als letzte Möglichkeit
für's Nachtmahl, aber auch da kommt Ihm der bolschewistische
Hausmeister wieder zuvor und entjungfert das Mädchen zum eigenen
Schutz, schließlich hat er längst die wahre Identität
Draculas erkannt und jagt ihn nun mit Axt und Holzpflock.
Im
Grande Finale gibt es dann Tote satt und kübelweise Blut. Zunächst
segnet Draculas Diener Anton das Zeitliche, dann ist die Comtessa
an der Reihe, ihr folgt Tochter Esmeralda und schließlich
der Graf selbst, aber nicht ohne zuvor in einer Sequenz, die schwer
an "Monty Pythons Holy Grail" (deutscher Titel "Die
Ritter der Kokosnuß") erinnert, Stück für Stück
mit besagter Axt zerlegt zu werden bevor ihm der Holzpflock ins
Herz gerammt wird. Achtung, tiefschürfende Symbolik: Sie sahen
gerade den Sieg der Arbeiterklasse über den adeligen Blutsauger,
uuaaahh!!!
Der
Rezensent schlägt die Hände über dem Kopf zusammen
und schreit, Mumpitz!!! Aber was für einer!
Dies
ist sicherlich der ungewöhnlichsten Filme einer, die je den
Namen "Dracula" im Titel führten, allerdings nicht
im positiven Sinne, aber da ist ja noch ein weiterer zu lesen, Andy
Warhol nämlich. Sein Zutun an diesem Film allerdings beschränkte
sich auf das Absegnen seines Namens für den Filmtitel, anders
als beim Vorgängerfilm "Andy Warhols Frankenstein",
für den, ebenfalls von Factoryfilmemacher Paul Morrissey inszeniert
und in den Hauptrollen mit Udo Kier und Joe Dallessandro besetzt,
Warhol ja noch als ausführender Produzent tätig war. Lustigerweise
begannen die Dreharbeiten zu "Dracula" just an dem Tag,
als "Frankenstein" abgeschlossen war, der Stab war nahezu
identisch. Nun ja, die Motivation war wohl groß, aber die
Kohle war knapp. Es gibt zudem noch Gerüchte, die besagen,
Co-Regisseur Anthony M. Dawson (= Italo B-Film Heuler Antonio Margheriti
und nicht, wie immer mal wieder gern behauptet wird, Bruno Mattei),
sei in der Hauptsache für die Inszenierung verantwortlich gewesen,
was gut sein könnte, wenn man sich Stil und Machart dieses
Sex- und Brutalococktails (wir wollen hier nicht prüde erscheinen,
ist auch beides eh ziemlich halbgar geraten) genauer anschaut.
Wenn
sich jetzt der eine oder andere, der den Film kennt, denkt, Sex?
Gewalt?, dem sei gesagt, es sind verschieden geschnittene Fassungen
des Films im Umlauf, manche fast gänzlich entschärft.
Ich glaube, jene Version, die im Vertrieb von "Astro-Video"
erhältlich ist, ist im deutschsprachigen Raum noch die Ursprünglichste,
es soll aber auch eine DVD mit dem Directors Cut existieren. Kann
man sich aber meiner Meinung nach getrost sparen, der Film ist einfach
schlecht.
Sicher,
es gibt ein, zwei originelle Ideen, Udo
Kier spielt seine Rolle (übrigens als einziger in diesem
Film) auch ganz überzeugend, hat aber weniger Szenen als der
nackte Hintern von Joe Dallessandro, einem Schönling und Möchtegernschauspieler
aus dem Warhol-Umfeld, was einigermaßen bezeichnend für
den Film ist. Auch wenn sich das alles recht trashig anhören
mag, der Unterhaltungswert dieses Machwerks ist geringer, als es
klingt. Und so "provokant" und "schockierend",
wie der Film vielleicht in den 70ern gewirkt haben mag, ist er natürlich
heute beileibe nicht mehr. Schockierend ist höchstens noch,
wie Morrissey Bram Stokers Motive verwurstete. Falls jetzt dennoch
irgendwer den Film unbedingt sehen muß, empfehlen wir das
Original in englischer Sprache. Hier kann man sich wenigstens noch
über die teils ulkigen Akzente der Darsteller freuen.
Wir
haben übrigens ein ganzes Weilchen diskutiert, ob wir den Film
mit keiner oder doch vielleicht einer Fledermaus bewerten sollten,
haben uns dann doch für eine glatte 0 entschieden, denn alles
weitere wäre eine schiere Überbewertung dieses Knallers
gewesen.
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