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The Velvet Vampire
AKA: Cemetery Girls, The Devil Is a Woman, Through the Looking Glass, The Waking Hour

USA, 1971, Farbe, 80 min
 
Regie: Stephanie Rothman
Produzenten: New World Pictures
Drehbuch Maurice Jules/Charles S. Swartz/Stephanie Rothman
Musik: Roger Dollarhide/Clancy B. Grass III
Kamera: Daniel Lacambre
 
Michael Blodgett Lee Ritter
Sherry Miles Susan Ritter
Celeste Yarnall Diane Le Fanu
Paul Prokop Cliff
Gene Shane Carl Stoker
Jerry Danniels Juan

Das jungvermählte Paar Susan und Lee lernt auf einer Vernissage in der Gallerie ihres Freundes Carl Stoker (ja, der heißt so) die aparte Diane LeFanu (ja, die heißt auch so) kennen. Man findet sich sympathisch und besonders Lee fühlt sich zu der schönen rätselhaften Frau hingezogen, so läd Diane unser junges Glück in ihr Haus in der kalifornischen Wüste ein.

Auf dem Weg dorthin mitten in der Pampa haben Lee und Susan die obligatorische Autopanne, doch wenn man denkt, jetzt geht nichts mehr, kommt irgendwo ein Buggy her, denn mit eben einem solchen Gefährt erscheint Diane als Retterin in der Not.
Dianes Haus stellt sich als opulentes Anwesen heraus, ausgestattet mit Swimmingpool und was Reichvolk sonst noch so zum Glücklichsein braucht sowie inklusive eines mexikanisch-indianischen Dieners namens Juan.

Zum Dinner gibt es "Steak Tatar" (rohes Hackfleisch) und allerlei Schlüpfrigkeiten, die der armen Susan mächtig auf den Keks gehen, weshalb sie schmollend beschließt zu Bett zu gehen. Lee folgt ihr und das Paar teibt, was junge Leute in so einer Situation so treiben, nicht ahnend, dass sie von der lüsternen Diane durch einen Spionspiegel beobachtet werden.

Als die beiden eingeschlummert sind und wilde psychedellische Träume haben, wird der Mechaniker, der unter einem Vorwand ins Haus gelockt wurde, von Madam LeFanu zum Nachtmahl vernascht, denn natürlich ist Gnädigste...nun ja, Sie ahnten es ja bereits, oder?
Am nächsten Morgen ist Sightseeing angesagt. Diane führt die beiden zunächst in eine abgelegene stillgelegte Mine, in der Susan von einer Fledermaus attackiert wird. Sie nimmt aber keinen schlimmeren Schaden, so geht es weiter in eine alte Geisterstadt. Während Susan sich in die Sonne legt, versucht Diane Lee zu verführen. Doch plötzlich unterbricht ein Entsetzensschrei das ehebrecherische Tun: eine Klapperschlange hat Susan gebissen! Diane eilt herbei und saugt selbstlos die Wunde aus. Es geht zurück zu Dianes Haus, denn Suse soll sich erst mal ein wenig ausruhen. Ob sie denn lieber nach hause möchte, fragt Lee seine Angetraute, doch die antwortet, nein, es fängt gerade an, ihr echt zu gefallen! Versteh' einer die Frauen...

In der nächsten Nacht schließlich verfällt Lee Diane. Dummerweise werden die beiden aber beim Vollziehen des Aktes von Susan beobachtet. Sie sagt nichts, doch am folgenden Morgen beginnt sie, den Spieß umzudrehen und ihrerseits heftig mit Diane zu flirten. Der in seiner Eitelkeit gekränkte Lee will unbedingt wieder nach hause, doch das defekte Auto ist noch nicht repariert. Als er sich erneut mit Diane vergnügen will, muß er dies mit seinem Leben bezahlen, Diane trinkt sein Blut. Auch Diener Juan und die Freundin des bereits verschiedenen Mechanikers fallen der Vampirlady noch zum Opfer. Als Susan schließlich die Leichen entdeckt, wird auch ihr klar, was los ist. Es gelingt ihr, Diane mit einem Messer zu attackieren und in die Wüste zu fliehen. Sie schlägt sich bis zur nächsten Greyhound Haltestelle durch, doch kurz bevor der Überlandbus gen LA losbraust, erscheint die unheilvolle Diane erneut und besteigt ebenfalls den Bus. Zu spät zur Flucht...

Am Busbahnhof angekommen versucht Susan erneut Diane zu entkommen, leider bleibt diese ihr dicht auf den Fersen, doch als der Schatten eines riesigen Kreuzes auf Diane fällt, hält sie inne. Da erkennt Susan ihre einzige Chance. Ausgestattet mit Kruzifixen von einer Souvenirbude gelingt es ihr und einigen Passanten Diane einzukesseln. Diane stirbt und verbrennt.
Glücklich darüber, dass der Alptraum nun endlich überstanden ist, verbringt sie die folgende Nacht im Hause Carl Stokers.
Doch ist der Alptraum wirklich vorbei?


Wow! Helter Skelter in der Wüste! Death Valley 69! Turn, Turn, Turn!
Das Zweitwerk der Exploitationfilmerin Stephanie Rothman steckt voller amerikanischer Mythen, Traumata, Ängste, Drogenvisionen, Hippiephantasien und Beschwörungen des naiven, guten Amerika wie des amerikanischen Alptraumes, ist gleichzeitig auch ein Statement der klugen Filmemacherin, doch davon später mehr, und konnte letztlich wohl in der Form tatsächlich nur in Kalifornien um das Jahr 1970 rum entstehen.

Wie weiland die Mitglieder der mörderischen Manson Family brettert unsere Femme Fatale in einem Strandbuggy durch die kalifornische Wüste auf der Suche nach Sex und Blut. Sie ist eine klare Vertreterin der freien Liebe, nimmt sich, was sie will, doch sie bringt auch den Tod. Love and Death statt Love and Peace. Und das wußten die rechtschaffenen Bürger des freiesten aller Länder ja schon immer, diesen Hippies und ihren Idealen und ihrer Musik und ihren Drogen ist nicht zu trauen, siehe eben Charles Manson. Ja ja, das Hippietum hatte seine Unschuld verloren...

Rothman, seinerzeit tätig für Roger Cormans Produktionsfirma New World Pictures, hatte mit ihrem ersten Film "The Student Nurses", ebenfalls ein eher trashiges Low Budget Movie, überraschend viel Geld eingespielt, was damals noch ungewöhnlicher war als heute, so das Corman sie damit beauftragte, einen Vampirfilm zu drehen. Stephanie Rothman überzeugte die Geldgeber recht schnell von ihrer Vorstellung des weiblichen Vampirs, insgeheim hoffte man bei New World wahrscheinlich, ein wenig auf der Euro-Vampyros Lesbos-Welle mitsurfen zu können, und so wurde der Film fälschlicherweise auch in diese Schublade gesteckt, doch damit tut man Rothman unrecht.
Diane LeFanu ist als Figur gänzlich anders angelegt als beispielsweise die Gräfin Korody in Francos Vampyros Lesbos , denn sie ist zwar Verführerin, doch eigentlich keine Aggressorin, denn sie wird von ihren Opfern erwählt, nicht anders herum. Ist dies aber erst mal geschenen, so gibt es keine Rettung mehr, weshalb sie auch Susan nicht entkommen lassen kann. Der Kreis muß sich schließen! Als Diane schließlich Susan in den Greyhoundbus folgt und die Sitzbank hinter ihr besetzt, gelang Rothman hiermit eine wirklich schaurige Szene: Die LeFanu wirkt beängstigend wie einst Max Schreck als Graf Orlock, ihre physische Präsenz strahlt puren Horror aus (dies ist auch die stärkste Szene für Hauptdarstellerin Celleste Yarnall, die ihren Job wirklich gut macht.)

Rothman drehte insgesamt, ungewöhnlich genug, einen Exploitation Film aus weiblicher Sicht. Klar, Sex und Gewalt waren unerlässlich, schließlich gehörte dies bei New World mit zum "guten Ton", doch Rothman inszenierte ihre Sexszenen nicht gewalttätig sondern sinnlich, außerdem sind neben nackten Damen auch nackte Kerle zu sehen. Leider konnte sich Frau Rothman mit ihren feministischen Ideen nicht lange durchsetzen, sie drehte nur noch wenige Filme für New World, schließlich war nach "Working Girls" Mitte der Siebzieger Schluß. Desillusioniert zog sie sich vom Regiefach zurück und arbeitet bis heute mit mäßigem Erfolg als Drehbuchautorin.
Doch mit "The Velvet Vampire" hat sie zumindest einen sehr ungewöhnlichen und vielschichtigen Vampirfilm gedreht, der, wie bereits geschildert, viel tiefer geht und darüber hinaus wirklich schöne und starke Bilder zu genialer psychedellischer Musik, die sich von spielerischer Zärtlichkeit über bedrohliche Nervosität bis hin zu apokalyptischen Kaskaden steigert und immer den richtigen Ton trifft. Ein weiterer Pluspunkt dieses gelungenen Films.

Klar, die eigentliche Story ist hauchdünn, das kann man nicht anders sagen, und klar auch gibt es immer wieder Momente, in denen man dem Film das absolut schmale Budget, dem Vernehmen nach hat er seinerzeit nicht mal 170.000 $ gekostet, mehr als ansieht, wenn z. B. die Kulissen-Styroporgrabsteine im Wind wackeln, doch das schadet nicht wirklich seinem Charme.
Für die schwache Story aber, die zudem auch noch einige Holprigkeiten bereithält und völlig unnötige Figuren wie Juan oder den Mechaniker beinhaltet, müssen wir leider einen Punkt abziehen, da hätte sich das Autorentrio Rothman, Maurice Jules und Charles Swartz auch bei wenig Kohle ruhig etwas mehr Mühe geben dürfen. Eine Geschichte, eine Handlung also, ist ja nicht eben das unwesentlichste Element eines Films.

Dennoch, wir empfehlen unbedingt, diese relativ vergessene Perle des feministischen Trashfilms wiederzuentdecken. Bekäme der Film vielleicht die Aufmerksamkeit, die er verdient hat, wer weiß, vielleicht ließe sich Frau Rothman ja doch noch mal zu einer Regiearbeit überreden. Und wenn das Ergebnis so gut wäre wie in vorliegendem Fall hätte da bestimmt niemand was dagegen.

 




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