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The Last Man on Earth   (OT: L' Ultimo uomo della Terra)
AKA: Night Terror, The Night Creatures, Night People, Vento di Morte, Wind of Death

Italien, USA, 1964, sw, 88 min,

 
Regie: Sidney Salkow
Drehbuch: William Leicester, Richard Matheson, Furio M. Menotti
literarische Vorlage: "I am Legend" von Richard Matheson
Musik: Paul Sawtell, Bert Shefter
Kamera: Franco Delli Colli
 
Robert Morgan Vincent Price
Ruth Collins Franca Bettoia
Virginia Morgan Emma Danieli
Ben Cortman Giacomo Rossi-Stuart
Kathy Morgan Christi Courtland

Robert Morgan ist der letze Mensch auf der Erde, zumindest scheint es so. Eine weltweite Seuche raffte in Windeseile den Rest, oder aber wenigstens den Großteil des menschlichen Lebens dahin. Auch Morgans Familie, seine Frau und seine Tochter, fielen der unheimlichen Epidemie zum Opfer. Zunächst wollte Morgan, ein Wissenschaftler, der an einem Gegenmittel arbeitete, nicht an die beunruhigenden Geschichten glauben, dass die Toten tatsächlich aus ihren Gräbern zurückkämen um die Lebenden zu Ihresgleichen zu machen, doch nachdem seine tote Tochter in einer riesigen Grube mit Tausenden anderer Leichen von Regierungstruppen verbrannt wird, möchte er dieses Schicksal seiner Frau, die nun ebenfalls dahingesiecht ist, ersparen, und begräbt sie außerhalb der Stadt. Noch In der gleichen Nacht steht die nun Untote vor seiner Tür. Jetzt hegt Morgan keinen Zweifel mehr an der Rückkehr der Toten als Vampirzombies...
Drei Jahre ist dies nun her.

Jeden Morgen steht Morgan nun auf, frühstückt vorapokalyptische Konserven, begibt sich an seine CB Funkanlage in der Hoffnung, es könne ihm ja vielleicht doch einmal ein menschliches Wesen antworten - was aber nie geschieht, entsprechend halbherzig wirkt nun auch sein heutiger Versuch, er hat die Hoffnung längst begraben. Dann begibt er sich in seine Garage, füllt den Kraftstofftank seines Stromgenerators auf, kontrolliert, ob alle Zugänge zu seinem Haus entsprechend mit Kruzifixen, Knoblauch und Spiegeln gesichert sind, und macht sich dann an sein eigentliches Tagwerk, dem "Säubern" der Stadt.

Akribisch fährt er die Ruinen der Stadt Block für Block ab und pfählt die tagsüber schlafenden Mutanten mit einem Pflock durch das Herz. Anschließend schafft er die Leichen in die immerschwelende Verbrennungsgrube, in der auch einst seine tote Tochter verschwand. Bevor die Sonne untergegangen ist, muß er wieder zurück in seinem Haus sein, denn die Nacht gehört den Vampiren, die nun blutgierig durch die Straßen ziehen. Morgan ist inzwischen so abgestumpft, dass er durchaus schlafen kann, wenn die Horden der Untoten von außen sein Haus belagern und an Türen und Fenster pochen. Sie werden nicht eindringen, ist sich Morgan sicher.

Eines Tages erspäht der letzte Mann auf Erden eine junge Frau. Kann das wirklich sein?, denkt er, doch tatsächlich, Ruth ist ein menschliches Wesen. Außer sich vor Freude nimmt der Wissenschaftler die junge Frau mit in sein Domizil, stellt aber schon bald fest, auch Ruth ist infiziert. Doch sie führt eine Droge mit sich, die, regelmäßig injiziert, die Symptome der Krankheit unterdrückt. Dumm allerdings, das Serum wirkt nur bei einem verschwindend kleinen Teil aller Infizierten. Von denen aber habe Morgan bei seinen täglichen "Säuberungsaktionen" ebenfalls etliche getötet.

Die "kontrolliert Infizierten", fortan nennen wir sie die "Anderen", sind im Aufbau einer "neuen" Gesellschaft. Morgan, der "Schlächter", ist ihnen dabei ein gewaltiger Dorn im Auge. Er soll sterben! Die inzwischen per Transfusion mit Morgans immunem Blut von der Zombieseuche gänzlich genesene Ruth war eigentlich als Spionin von den "Anderen" zu Morgan entsandt worden, doch nun sieht Ruth die Sache etwas anders als ihre ehemaligen Leidensgenossen. Morgan ist kein Monster und mit seinem immunen Blut besteht durchaus Aussicht auf Heilung aller überlebender Infizierter, doch schon stürmen die schwarzuniformierten Truppen der "Anderen" Morgans Haus. Dieser kann auf das Dach fliehen, wird aber angeschossen.

Ihm gelingt die Flucht in die Stadt, dichtgefolgt von seinen Häschern und attackiert von den Vampirmutanten. Schließlich bewaffnet er sich in einer ehemaligen Polizeistation bis an die Zähne und liefert sich einen verzweifelten Kampf mit den "Anderen". Als er in einer Kirche zuflucht sucht, bohrt sich ein metallener Speer durch sein Herz. Vor dem Altar bricht er zusammen und röchelt: "Ihr seid Freaks, Mutanten...Ich bin ein Mann, der letzte..." Ruth eilt zu dem Sterbenden, der würgt noch hervor, "Sie hatten Angst...vor mir..."
"Sie haben nicht verstanden," antwortet sie ihm. Morgan stirbt. Ruth dreht sich um und verlässt die Kirche.
Als letzter Mensch der Erde, der nun sie ist, geht sie einer sehr ungewissen Zukunft entgegen...


Sydney Salkows "Last Man on Earth" darf man mit Fug und Recht als einen Klassiker, ja gar als einen Wegbereiter des modernen Horrorfilms bezeichnen.
Dennoch ist der Streifen in Vergessenheit geraten, und ich meine jetzt nicht nur hier in Deutschland, wo er ohnedies nie im Kino lief oder in deutscher Fassung auf Video erhältlich war, sondern sogar auf der anderen Seite des großen Teiches. Wie kommt es, wo doch heutzutage jeder noch so schwachsinnige Sondermüll seine eigene Kultgenmeinde hat und dieser Film immerhin auf dem Roman "I am Legend" des vielgelobten Autors Richard Matheson, der unter dem Pseudonym Logan Swanson sogar für das Original Drehbuch zuständig war (später mehr hierzu), beruht und obwohl der große Vincent Price die Hauptrolle spielt.
Warum also kennt diesen Film heute kaum noch wer?

Nun, das mag zum einen daran liegen, dass "Last Man on Earth" nicht in einem großen Hollywood-Studio entstand, sondern mit Minimalbudget in der italienischen Cinecitta realisiert wurde und somit von den Amis wohl als Eurotrash betrachtet wurde. Tatsächlich waren die beiden einzigen Amerikaner am Set Price und Regiesseur Salkow, der Großteil aus Stab und Cast rekrutierte sich aus Italienern. Die allerdings wissen sehr wohl, wie man mit schmaler Kohle einen fabelhaften Film machen kann, so dürfte z. B. ein Großteil der wirklich gelungenen Atmosphäre dieses Films eher der hervorragenden Kameraarbeit Franco Delicollis denn Salkows Regie zu verdanken sein. Gute Kameraleute gab es im Stiefelland ja sowieso immer, das muß man neidlos anerkennen! Der Löwenanteil der Produktionskosten kam aber aus Amerika, von der Frma AIP um genau zu sein.

Der andere und wahrscheinlich weitaus größere Grund dafür, dass "Last Man on Earth" in der relativen Versenkung verschwand, dürfte in der zweiten Verfilmung von Mathesons Roman liegen, dem noch heute populären 1971er Boxoffice Hit "Omega Mann" von Boris Sagal, welcher sogar in einem "Simpsons"-Halloween Special in Form einer Parodie gewürdigt wurde. Übrigens gab es mal Ende der Neunziger Jahre das Gerücht, der Stoff solle erneut von Ridley Scott mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle verfilmt werden. Dies ist aber bislang nicht geschehen und zumindest Arnie wird, sollte das Projekt denn tatsächlich realisiert werden, mit Sicherheit nicht mit von der Partie sein, denn der hat ja bekanntlich inzwischen einen anderen Job. Sei's drum!

Die Price / Salkow Version jedenfalls hält sich am ehesten an das literarische Original (zugegeben, der Rezensent hat es noch immer nicht geschafft, das Buch zu lesen, es steht aber auf der Liste der Vorsätze für das nächste Jahr!), was ja bereits die Mitarbeit Mathesons beweist, auch wenn der seinen Namen letztlich von dem Projekt zurückzog.
Das kam so: Ursprünglich hatte die britische Firma Hammer reges Interesse an der Verfilmung des Romans bekundet und bat den Meister um ein Drehbuch. Dieser sagte zu, lieferte aber ein Skript, das den finanziellen Rahmen Hammers um ein vielfaches überstiegen hätte. Zudem hoben der Königin Jugend- und Moralwächter sogleich drohend die Zeigefinger, Mathesons Drehbuch lieferte so viel Sprengstoff, dass der Film so nie in einem britischen Kino seiner Zeit hätte laufen dürfen. Hammer verlor das Interesse und verkaufte das Drehbuch, das schließlich bei AIP landete. Dort ließ man es zunächst erst einmal von William Leicester in ein neues Format umschreiben. Dies wiederum passte Matheson ganz und gar nicht, er wollte seine Story zurückziehen, hatte aber bei Vertragslage keine Chance, er war schließlich gut entlohnt worden. Es gelang ihm aber zumindest, den Verzicht seiner Namensnennung in den Filmcredits zu erwirken. Allerdings hätte der Schriftsteller mit der Umsetzung seines Romans eigentlich recht zufrieden sein können, denn ein schlechter Film ist "The Last Man on Earth" ganz gewiß nicht geworden.


Ok, zugegeben, es gibt einige Holprigkeiten in der Story, sehr interessant ist zum Beispiel, wie viele Dinge in der postapokalyptischen Welt noch funktionieren, ohne das sie jemand warten oder bedienen würde, oder das erstaunliche Phänomen nahezu unbegrenzt haltbaren Knoblauchs, drei Jahre und länger bleiben die Knollen mit dem starken Geruch hier haltbar, toll was?

Auch muß man sagen, dass Vincent Price leider eine Fehlbesetzung für die Hauptrolle ist. Nicht das wir ihn nicht mögen würden, im Gegenteil, wir freuen uns sogar, ihn mal gänzlich gegen seinen Typ besetzt zu sehen, aber genau das ist das Problem. Herr Price ist fabelhaft in seinem theatralischen Spiel als Hauptakteur der Edgar Allan Poe Filme aus der Corman-Schmiede oder den Doktor Phibes Streifen, aber den Vampir-killenden Endzeitactionhelden nimmt man ihm so gar nicht ab. Auch wirkt er seltsam gefasst, beinahe ungerührt als Weib und Töchterlein der Seuche anheim fallen. Sorry, Vince, dies war leider nicht die Meisterleistung Deiner Karriere! Allerdings ist uns auch ein schwacher Vincent Price allemal lieber als der reaktionäre Schusswaffenfanatiker Charlton Heston, der ja nicht nur den "Omega Mann" gibt, sondern im wahren Leben auch den Oberheini der amerikanischen National Rifle Asociation. Depp!!! Doch das ist ein anderes Thema.

"The Last Man on Earth" ist ohne Frage ein bemerkenswerter und sehr kraftvoller Film. Man darf den Film, der für das Jahr 1964 nicht nur ungemein innovativ war sondern auch und vor allem ungewohnt drastisch und finster (Amerika ist entvölkert, ALLE sterben, sogar Kinder, kein Happy End, etc.), wohl als Urmutter aller modernen Zombiefilme bezeichnen. Angefangen bei Romeros famosem Meisterwerk "Night of the living Dead", der vier Jahre nach dem "Last Man" entstand und vielfache Parallelen aufweist, besonders im Gebahren der Zombies und bei den Belagerungsszenen scheint Romero gut hingeschaut zu haben, über die italienischen Metzelfilmchen von Lucio Fulci und Konsorten bis hin zu Danny Boyles 28 Days later, alle haben sich bei diesem Film bedient. Gut, man gibt sich eine Menge Mühe uns verstehen zu geben, das es sich bei dem lichtscheuen Gesindel, welches um Morgans Haus geistert, um Vampire handelt (Knoblauch, Kruzifixe, Spiegel, Holzpfähle, halt der übliche Kram, den man mit den Blutsaugern in Verbindung bringt), Vampire waren in den Sechzigern gerade Dank Hammer schwer en Vogue und als Monster lange etabliert, die leichenfressenden Zombies, die dann später an Glockenseilen hängen und allerlei lustigen Unfug in Riesensupermärkten treiben sollten, die erfand eben Herr Romero erst vier Jahre später.
Macht nix, "Last Man" ist trotzdem ein Klassiker, auch wenn wir wegen besagter Mängel etwas von der Gesamtpunktwertung abziehen müssen.
Dennoch, falls Ihr den Film mal irgendwo zwischen die Finger bekommt, schlagt zu, es lohnt sich!




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