Derzeit online

386
Filme
125
Bücher
34
Biographien
50
Hörspiele
Reviews in English

 

 

 

 

 

 

 

Sundown - Rückzug der Vampire   (OT: Sundown - The Vampire In Retreat
AKA: Der Tod im Morgengrauen

USA, 1989, Farbe,104 min
 
Regie: Anthony Hickox
Drehbuch: John Burgess/Anthony Hickox
Produzent: Vestron Pictures
Kamera Levie Isaacks
Musik Richard Stone
 
David Carradine Jozek Mardulak
Morgan Brittany Sarah Harrison
Bruce Campbell Robert Van Helsing
Jim Metzler David Harrison
Maxwell Caulfield Shane
Deborah Foreman Sandy White

Verbissen kämpfen die letzen Vampire um ihr Recht zu saugen.

Nach Sonnenuntergang ist in Purgatory die Hölle los. Die letzten Vampire haben die Fangzähne eingezogen. Ultradunkle Sonnenbrillen gegen das tödliche Tageslicht werden ausgeteilt.

Den Durst stillt künstliches But. Harrison ist der geniale Blut-Ingenieur in dieser Welt von Gaunern, schrägen Vögeln und Untoten - bis eines Tages Besuch von einer Fledermaus kommt...

Purgatory ist ein Nest irgendwo im wildesten Westen zwischen Gran Canyon und dem Death Valley (ich weiß, das ist weit, aber ihr wisst, was ich meine), also irgendwo dort wo sich Fuchs und Vampir "Gute Nacht" sagen.
Moment mal, Vampire?

Genau! In Purgatory "leben" ausschließlich Vampire. Ihr Anführer, Graf Mardulak, brachte die Seinen einst hierher, weil er des Tötens und der Gewalt überdrüssig war, mitten in ein Wüstenkaff, fernab jeder Menschenseele (fraglich nur, warum es ausgerechnet so ein sonniges Plätzchen wie die Wüste sein musste? Warum hat er sich nicht mit der Bande hinter den Polarkreis verzogen, wo ein halbes Jahr lang Nacht ist? Dort ist es eigentlich auch recht einsam...)

Gegen den kleinen Hunger zwischendurch haben sich die Vampire eine Kunstblutfabrik errichtet, Menschenblut ist tabu, so eine der strengen Regeln Mardulaks, doch der Geschmack des synthetischen Gesöffs behagt den meisten Blutsaugern nicht so wirklich. Zudem gibt es Probleme mit der Fabrik, die Anlagen arbeiten nicht wie geplant. So wird der Ingenieur David Harrison, Konstrukteur der Fabrik, nach Purgatory gerufen um die Probleme zu beheben.

Prombt reist dieser samt Ehefrau Sarah und den Töchterchen Gwendolin und Juliet an und wird in des Grafen Villa einquartiert. Natürlich haben die Harrisons keine Ahnung, von was für Wesenheiten sie hier beherbergt werden, aber eigentlich sind ja alle recht nett, wenn auch ein wenig komisch. Es schöpft auch niemand Verdacht, als Sarah beinahe von einer riesigen Fledermaus in ihrem Schlafzimmer attackiert wird. Lediglich Klein-Juliet, die gelegentlich seherische Träume hat, deucht Böses.

David hat in der Fabrik eine unangenehme Begegnung mit seinem Ex-Collegerivalen Shane, der einst eine Affäre mit Sarah hatte und der inzwischen - natürlich - ebenfalls ein Vampir ist, wovon David aber noch nichts ahnt. Und Shane ist sogar ein ganz besonders übler Bursche. Ein arroganter durchtriebener Heißsporn, der keinesfalls eine friedliche Coexistenz mit den Menschen, diesem wimmernden Vampirfutter, eingehen möchte. Stattdessen paktiert er mit dem verräterischen Jefferson, den Mardulak eigentlich für seinen engsten Vertrauten hält. Zusammen lutschen sich die zwei Verschwörer eine Armee von Untoten zusammen, die sie für ihre Revolution gegen Menschenfreund Mardulak zum Einsatz bringen wollen. Der Old School Vampir soll endlich wieder die Fledersau rauslassen dürfen, nieder mit dem Kunstblut, oder so ähnlich.

Unterdessen ist auch ein Nachkomme des legendären Professor van Helsing, Robert van Helsing, der das Familienerbe mit viel Enthusiasmus, aber wenig Geschick fortführt, in Purgatory eingetroffen. Auch er ist auf der Hatz nach dem Grafen Mardulak, den er für einen üblen Blutsauger hält und den er nun ein für allemal vernichten möchte. Er verliebt sich aber Hals über Kopf in die schöne Dinerkellnerin Sandy, die nur eben auch eine.. na ja, Ihr wisst schon. Doch auch sie findet großen Gefallen an dem jungen Mann, so bahnt sich denn zarte Bande zwischen den beiden an. Als sich Sandy und Van Helsing außerhalb der Stadt treffen, beobachten sie, wie Shane Purgatorys Sheriff erschießt. Ööh, erschießt? Einen Vampir?

Yop, Shane und Jefferson haben sich, und das ist wirklich mal eine originelle Idee, ein teuflisch' Ding ersonnen, nämlich Projektile aus gehärtetem Holz. Man feuere diese in das Herz eines Vampirs, und dahin ist er, als sei er gepfählt worden.

Sandy verspricht van Helsing, ihn zu Mardulak zu bringen, freilich nur um diesen zu warnen vor der drohenden Gefahr. Und die ist groß. Shanes und Jeffersons Meute rückt unaufhaltsam gegen Purgatory vor. Auf der Hauptstrasse stellen sie Mardulaks Anhänger vor die Wahl, entweder sie schlagen sich auf ihre Seite oder sie sterben. Der Kampf der Vampire entbrennt, in dessen Verlauf sich Shane Sarah und Juliet, die er für seine Tochter hält, zurückzuholen versucht. David stellt sich dem ungleichen Gegner.

Als Purgatory den Aufständischen nach hartem Kampf und viel Bang Bang wie im wildesten John Wayne Film fast unterliegt, fordert Mardulak Jefferson in bester "High Noon" Manier zum Duell, Vampir gegen Vampir, möge der bessere gewinnen.

Wer da wohl gewinnt und warum dies...

Doch noch immer stehen die Kunstbluttrinker einer Übermacht gegenüber. Da erscheint David auf dem Dach von Mardulaks Villa, und weil dem Ingenieur ja nichts zu schwör ist, hat er noch einen tollen Trick auf Lager.

Und van Helsing? Nun, der musste inzwischen gezwungenermaßen erkennen, auch Vampire sind nur Menschen, irgendwie halt...


Ja was ist das denn? Wir geben es gern zu, dieser bizarre Vampir-Western-Action-Splatter-Trash-Crossover-Spaß hat uns mehr als überrascht, geradezu überrollt. Warum dieses? Wir verraten es Euch.

Vermutlich war "Sundown" für das Tandem Tarantino/Rodriguez, das knappe 7 Jahre später den legendären From Dusk... inszenierte, ein nicht zu verachtender Einfluß. Klar, Rodriguez' Film war cooler, goriger, mit George Clooney, Harvey Keitel und Juliette Lewis sensationell besetzt und lebte in besonderem Maße unbedingt vom bis heute ungebrochenem Tarantino Bonus, jenem Popstar unter den Filmschaffenden, der uns später noch einmal in dieser Kritik begegnen wird.
Doch Hickox Film ist vor allem eines: aberwitziger. Denn was Hickox und sein CoAutor John Burgess an Albernheiten, Verrücktheiten, durchgeknallten Ideen und genialen Gimmicks in diesen Streifen gepackt haben, geht auf keine Kuhhaut.

Der Film fängt bereits genial an. Beinahe in bester David Lynch Manier sehen wir ein schönes altes amerikanisches Auto eine staubige Wüstenlandstraße entlangfahren, in ihm eine schöne amerikanische Familie, die Sonne strahlt, der Himmel zeigt sein blauestes Blau, die Landschaft wirkt keinesfalls öde sondern kraftvoll in irdenen Farben, das Auto erscheint beinahe bonbonbunt, dazu ertönt eine alte Fünfziger Jahre Schnulze. Sie halten an einer Tankstelle vor der drei Männer, die verdächtig an die Band ZZ Top gemahnen, dicke Sonnenbrillen tragend auf einer Hollywoodschaukel sitzen. Amerikanische Idylle! Doch ähnlich wie bei Lynch ist auch hier das Böse, das Abseitige, nicht weit. Kurz zuvor hat einer unserer drei ZZ Tops einen Fremden mit bloßen Händen geköpft!

Wie bei Lynch geht es jetzt aber keineswegs weiter. Hickox Film ist die reinste Achterbahnfahrt. Ständig tun sich neue Abgründe, unerwartete Wendungen oder Steigungen auf. Er baut so viele Handlungsfäden in den Film ein, das man manchmal fast den Überblick verliert, er selbst leider auch, denn manches wird gar nicht zu Ende erzählt, was einer der Schwachpunkte des Films ist.

Derer gibt es durchaus noch einige mehr. Dialoge sind des Duos Hickox/Burgess Stärke nicht, so gerieten ihnen manch solche auch einfach dermaßen dämlich, dass sie schon wieder zum Brüllen sind. Auch einige der Darsteller, speziell Jim Metzler, der den David spielt und Morgan Brittany, scheinbar ein Joan Collins Klon in 30 Jahre jünger, agieren sichtlich angestrengt und eigentlich einfach nur schlecht. Das mag aber auch daran liegen, dass ihre Szenen und Dialoge (da haben wir es wieder) zu den schlechtesten des ganzen Filmes gehören.

Über die meisten anderen Darsteller kann man absolut nicht meckern. Da haben wir einmal als Mardulak den großen David Carradine, ein König der B-Filme, unsterblich geworden als Caine in der legendären Serie "Kung Fu", die weiland in den Siebzigern einer DER Starßenfeger war, und nicht zuletzt ältester Sohn von John Carradine, der ja nun wirklich jedem Vampirfilmfan ein Begriff sein sollte. Außerdem wird Carradine, so prophezeie ich mal, demnächst ein Riesencomeback haben, dank einem Film, der einerseits eine Menge mit Kung Fu zu tun hat und andererseits wiederum mit der - wir haben es ja schon angekündigt - Tarantino-Connection: er spielt in dessen neuester Produktion "Kill Bill" den Titelschurken, der von Kung Fu Amazone Uma Thurmann zur Strecke gebracht werden soll. So kommt eines zum anderen.

Wir haben ferner Bruce Campbell, wer das ist sollte ebenfalls jeder wissen, der sich für abgefahrene Filme interessiert, ich sag nur mal so "Evil Dead", in einer kleinen aber feinen Performance als van Helsing. Maxwell Caufield, hier der arrogante Shane, ist ein ehemaliger Teenieschwarm, bekannt geworden durch, hihi, "Grease2", in dem sich ebenfalls seinerzeit eine gewisse Michelle Pfeiffer erste Sporen verdiente, doch bei ihr hat es irgendwie besser mit der großen Karriere geklappt. Egal, Caufield macht seine Sache richtig gut und überzeugt als Bösewicht. In einer Nebenrolle sehen wir noch Dana Ashbrook, der ebenfalls in Hickox "Waxwork" (wird demnächst auch irgendwann noch mal hier besprochen) mitwirkte und später von Lynch den schauspielerischen Ritterschlag im brillanten "Twin Peaks" erhielt, doch schade schade, auch bei ihm wurde es leider nichts mit der ganz großen Karriere. Ebenfalls eine alte Bekannte aus Hickox "Waxwork" ist Deborah Foreman, die hier auch in einer leider nicht ganz großen Rolle die Sandy spielen darf.
Man könnte also beinahe sagen, Filmfraks können bei "Sundown" "Actorspotting" betreiben, wenn man so will.

Ansonsten werden einem Dinge wie die bereits erwähnten Holzkugeln nur so um die Ohren gehauen, Vampire werden mit Regenschirmen gepfählt, Neu Vampire machen sich Gedanken darüber, ob sie nun noch poppen können, die vielen Westernelemente inklusive des sehr gelungenen Soundtracks, das sind Momente schierer Genialität.
Das absolut größte an diesem Film ist, das die Macher es zu keiner Sekunde ernst meinen. Das Augenzwinkern klimpert einem herzerfrischend aus jeder Szene entgegen, das macht diesen Film echt groß und das bügelt auch die erwähnten Schwächen wieder aus und macht die eine oder andere Regieunzulänglichkeit vergessen.
Gelegentlich erkennt man auch das sparsame Budget recht deutlich, aber was soll's, dafür macht "Sundown" halt einen Heidenspaß!

Bleibt noch zu erwähnen, das der Film recht rar ist. Auf DVD ist er bislang in Deutschland nie erschienen, auf VHS wird er derzeit nicht mehr aufgelegt. Solltet Ihr ihn also mal zu einem halbwegs annehmbaren Preis wo erspähen, schlagt zu - es lohnt sich unbedingt!



2001 - 2009 by  webmaster@vampire-world.com       Stand: 20.09.2003 Seitenanfang nächste Seite