Sundown
- Rückzug der Vampire
(OT: Sundown - The Vampire In Retreat
AKA: Der Tod im Morgengrauen
USA,
1989, Farbe,104 min |
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Regie:
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Anthony Hickox |
Drehbuch:
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John
Burgess/Anthony Hickox |
Produzent:
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Vestron
Pictures |
Kamera |
Levie
Isaacks |
Musik
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Richard
Stone |
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David
Carradine |
Jozek
Mardulak |
Morgan
Brittany |
Sarah
Harrison |
Bruce
Campbell |
Robert
Van Helsing |
Jim
Metzler |
David
Harrison |
Maxwell
Caulfield |
Shane |
Deborah
Foreman |
Sandy
White |
Verbissen
kämpfen die letzen Vampire um ihr Recht zu saugen.
Nach
Sonnenuntergang ist in Purgatory die Hölle los. Die letzten
Vampire haben die Fangzähne eingezogen. Ultradunkle Sonnenbrillen
gegen das tödliche Tageslicht werden ausgeteilt.
Den
Durst stillt künstliches But. Harrison ist der geniale Blut-Ingenieur
in dieser Welt von Gaunern, schrägen Vögeln und Untoten
- bis eines Tages Besuch von einer Fledermaus kommt...
Purgatory
ist ein Nest irgendwo im wildesten Westen zwischen Gran Canyon und
dem Death Valley (ich weiß, das ist weit, aber ihr wisst,
was ich meine), also irgendwo dort wo sich Fuchs und Vampir "Gute
Nacht" sagen.
Moment mal, Vampire?
Genau!
In Purgatory "leben" ausschließlich Vampire. Ihr
Anführer, Graf Mardulak, brachte die Seinen einst hierher,
weil er des Tötens und der Gewalt überdrüssig war,
mitten in ein Wüstenkaff, fernab jeder Menschenseele (fraglich
nur, warum es ausgerechnet so ein sonniges Plätzchen wie die
Wüste sein musste? Warum hat er sich nicht mit der Bande hinter
den Polarkreis verzogen, wo ein halbes Jahr lang Nacht ist? Dort
ist es eigentlich auch recht einsam...)
Gegen
den kleinen Hunger zwischendurch haben sich die Vampire eine Kunstblutfabrik
errichtet, Menschenblut ist tabu, so eine der strengen Regeln Mardulaks,
doch der Geschmack des synthetischen Gesöffs behagt den meisten
Blutsaugern nicht so wirklich. Zudem gibt es Probleme mit der Fabrik,
die Anlagen arbeiten nicht wie geplant. So wird der Ingenieur David
Harrison, Konstrukteur der Fabrik, nach Purgatory gerufen um die
Probleme zu beheben.
Prombt
reist dieser samt Ehefrau Sarah und den Töchterchen Gwendolin
und Juliet an und wird in des Grafen Villa einquartiert. Natürlich
haben die Harrisons keine Ahnung, von was für Wesenheiten sie
hier beherbergt werden, aber eigentlich sind ja alle recht nett,
wenn auch ein wenig komisch. Es schöpft auch niemand Verdacht,
als Sarah beinahe von einer riesigen Fledermaus in ihrem Schlafzimmer
attackiert wird. Lediglich Klein-Juliet, die gelegentlich seherische
Träume hat, deucht Böses.
David
hat in der Fabrik eine unangenehme Begegnung mit seinem Ex-Collegerivalen
Shane, der einst eine Affäre mit Sarah hatte und der inzwischen
- natürlich - ebenfalls ein Vampir ist, wovon David aber noch
nichts ahnt. Und Shane ist sogar ein ganz besonders übler Bursche.
Ein arroganter durchtriebener Heißsporn, der keinesfalls eine
friedliche Coexistenz mit den Menschen, diesem wimmernden Vampirfutter,
eingehen möchte. Stattdessen paktiert er mit dem verräterischen
Jefferson, den Mardulak eigentlich für seinen engsten Vertrauten
hält. Zusammen lutschen sich die zwei Verschwörer eine
Armee von Untoten zusammen, die sie für ihre Revolution gegen
Menschenfreund Mardulak zum Einsatz bringen wollen. Der Old School
Vampir soll endlich wieder die Fledersau rauslassen dürfen,
nieder mit dem Kunstblut, oder so ähnlich.
Unterdessen
ist auch ein Nachkomme des legendären Professor van Helsing,
Robert van Helsing, der das Familienerbe mit viel Enthusiasmus,
aber wenig Geschick fortführt, in Purgatory eingetroffen. Auch
er ist auf der Hatz nach dem Grafen Mardulak, den er für einen
üblen Blutsauger hält und den er nun ein für allemal
vernichten möchte. Er verliebt sich aber Hals über Kopf
in die schöne Dinerkellnerin Sandy, die nur eben auch eine..
na ja, Ihr wisst schon. Doch auch sie findet großen Gefallen
an dem jungen Mann, so bahnt sich denn zarte Bande zwischen den
beiden an. Als sich Sandy und Van Helsing außerhalb der Stadt
treffen, beobachten sie, wie Shane Purgatorys Sheriff erschießt.
Ööh, erschießt? Einen Vampir?
Yop,
Shane und Jefferson haben sich, und das ist wirklich mal eine originelle
Idee, ein teuflisch' Ding ersonnen, nämlich Projektile aus
gehärtetem Holz. Man feuere diese in das Herz eines Vampirs,
und dahin ist er, als sei er gepfählt worden.
Sandy
verspricht van Helsing, ihn zu Mardulak zu bringen, freilich nur
um diesen zu warnen vor der drohenden Gefahr. Und die ist groß.
Shanes und Jeffersons Meute rückt unaufhaltsam gegen Purgatory
vor. Auf der Hauptstrasse stellen sie Mardulaks Anhänger vor
die Wahl, entweder sie schlagen sich auf ihre Seite oder sie sterben.
Der Kampf der Vampire entbrennt, in dessen Verlauf sich Shane Sarah
und Juliet, die er für seine Tochter hält, zurückzuholen
versucht. David stellt sich dem ungleichen Gegner.
Als
Purgatory den Aufständischen nach hartem Kampf und viel Bang
Bang wie im wildesten John Wayne Film fast unterliegt, fordert Mardulak
Jefferson in bester "High Noon" Manier zum Duell, Vampir
gegen Vampir, möge der bessere gewinnen.
Wer
da wohl gewinnt und warum dies...
Doch
noch immer stehen die Kunstbluttrinker einer Übermacht gegenüber.
Da erscheint David auf dem Dach von Mardulaks Villa, und weil dem
Ingenieur ja nichts zu schwör ist, hat er noch einen tollen
Trick auf Lager.
Und
van Helsing? Nun, der musste inzwischen gezwungenermaßen erkennen,
auch Vampire sind nur Menschen, irgendwie halt...
Ja
was ist das denn? Wir geben es gern zu, dieser bizarre Vampir-Western-Action-Splatter-Trash-Crossover-Spaß
hat uns mehr als überrascht, geradezu überrollt. Warum
dieses? Wir verraten es Euch.
Vermutlich
war "Sundown" für das Tandem Tarantino/Rodriguez,
das knappe 7 Jahre später den legendären From
Dusk... inszenierte, ein nicht zu verachtender Einfluß.
Klar, Rodriguez' Film war cooler, goriger, mit George Clooney, Harvey
Keitel und Juliette Lewis sensationell besetzt und lebte in besonderem
Maße unbedingt vom bis heute ungebrochenem Tarantino Bonus,
jenem Popstar unter den Filmschaffenden, der uns später noch
einmal in dieser Kritik begegnen wird.
Doch Hickox Film ist vor allem eines: aberwitziger. Denn was Hickox
und sein CoAutor John Burgess an Albernheiten, Verrücktheiten,
durchgeknallten Ideen und genialen Gimmicks in diesen Streifen gepackt
haben, geht auf keine Kuhhaut.
Der
Film fängt bereits genial an. Beinahe in bester David Lynch
Manier sehen wir ein schönes altes amerikanisches Auto eine
staubige Wüstenlandstraße entlangfahren, in ihm eine
schöne amerikanische Familie, die Sonne strahlt, der Himmel
zeigt sein blauestes Blau, die Landschaft wirkt keinesfalls öde
sondern kraftvoll in irdenen Farben, das Auto erscheint beinahe
bonbonbunt, dazu ertönt eine alte Fünfziger Jahre Schnulze.
Sie halten an einer Tankstelle vor der drei Männer, die verdächtig
an die Band ZZ Top gemahnen, dicke Sonnenbrillen tragend auf einer
Hollywoodschaukel sitzen. Amerikanische Idylle! Doch ähnlich
wie bei Lynch ist auch hier das Böse, das Abseitige, nicht
weit. Kurz zuvor hat einer unserer drei ZZ Tops einen Fremden mit
bloßen Händen geköpft!
Wie
bei Lynch geht es jetzt aber keineswegs weiter. Hickox Film ist
die reinste Achterbahnfahrt. Ständig tun sich neue Abgründe,
unerwartete Wendungen oder Steigungen auf. Er baut so viele Handlungsfäden
in den Film ein, das man manchmal fast den Überblick verliert,
er selbst leider auch, denn manches wird gar nicht zu Ende erzählt,
was einer der Schwachpunkte des Films ist.
Derer
gibt es durchaus noch einige mehr. Dialoge sind des Duos Hickox/Burgess
Stärke nicht, so gerieten ihnen manch solche auch einfach dermaßen
dämlich, dass sie schon wieder zum Brüllen sind. Auch
einige der Darsteller, speziell Jim Metzler, der den David spielt
und Morgan Brittany, scheinbar ein Joan Collins Klon in 30 Jahre
jünger, agieren sichtlich angestrengt und eigentlich einfach
nur schlecht. Das mag aber auch daran liegen, dass ihre Szenen und
Dialoge (da haben wir es wieder) zu den schlechtesten des ganzen
Filmes gehören.
Über
die meisten anderen Darsteller kann man absolut nicht meckern. Da
haben wir einmal als Mardulak den großen David Carradine,
ein König der B-Filme, unsterblich geworden als Caine in der
legendären Serie "Kung Fu", die weiland in den Siebzigern
einer DER Starßenfeger war, und nicht zuletzt ältester
Sohn von John Carradine, der ja nun wirklich jedem Vampirfilmfan
ein Begriff sein sollte. Außerdem wird Carradine, so prophezeie
ich mal, demnächst ein Riesencomeback haben, dank einem Film,
der einerseits eine Menge mit Kung Fu zu tun hat und andererseits
wiederum mit der - wir haben es ja schon angekündigt - Tarantino-Connection:
er spielt in dessen neuester Produktion "Kill Bill" den
Titelschurken, der von Kung Fu Amazone Uma Thurmann zur Strecke
gebracht werden soll. So kommt eines zum anderen.
Wir
haben ferner Bruce Campbell, wer das ist sollte ebenfalls jeder
wissen, der sich für abgefahrene Filme interessiert, ich sag
nur mal so "Evil Dead", in einer kleinen aber feinen Performance
als van Helsing. Maxwell Caufield, hier der arrogante Shane, ist
ein ehemaliger Teenieschwarm, bekannt geworden durch, hihi, "Grease2",
in dem sich ebenfalls seinerzeit eine gewisse Michelle Pfeiffer
erste Sporen verdiente, doch bei ihr hat es irgendwie besser mit
der großen Karriere geklappt. Egal, Caufield macht seine Sache
richtig gut und überzeugt als Bösewicht. In einer Nebenrolle
sehen wir noch Dana Ashbrook, der ebenfalls in Hickox "Waxwork"
(wird demnächst auch irgendwann noch mal hier besprochen) mitwirkte
und später von Lynch den schauspielerischen Ritterschlag im
brillanten "Twin Peaks" erhielt, doch schade schade, auch
bei ihm wurde es leider nichts mit der ganz großen Karriere.
Ebenfalls eine alte Bekannte aus Hickox "Waxwork" ist
Deborah Foreman, die hier auch in einer leider nicht ganz großen
Rolle die Sandy spielen darf.
Man könnte also beinahe sagen, Filmfraks können bei "Sundown"
"Actorspotting" betreiben, wenn man so will.
Ansonsten
werden einem Dinge wie die bereits erwähnten Holzkugeln nur
so um die Ohren gehauen, Vampire werden mit Regenschirmen gepfählt,
Neu Vampire machen sich Gedanken darüber, ob sie nun noch poppen
können, die vielen Westernelemente inklusive des sehr gelungenen
Soundtracks, das sind Momente schierer Genialität.
Das absolut größte an diesem Film ist, das die Macher
es zu keiner Sekunde ernst meinen. Das Augenzwinkern klimpert einem
herzerfrischend aus jeder Szene entgegen, das macht diesen Film
echt groß und das bügelt auch die erwähnten Schwächen
wieder aus und macht die eine oder andere Regieunzulänglichkeit
vergessen.
Gelegentlich erkennt man auch das sparsame Budget recht deutlich,
aber was soll's, dafür macht "Sundown" halt einen
Heidenspaß!
Bleibt
noch zu erwähnen, das der Film recht rar ist. Auf DVD ist er
bislang in Deutschland nie erschienen, auf VHS wird er derzeit nicht
mehr aufgelegt. Solltet Ihr ihn also mal zu einem halbwegs annehmbaren
Preis wo erspähen, schlagt zu - es lohnt sich unbedingt!
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