Der
letzte Vampir (OT: The Last Vampyre)
AKA: Sherlock
Holmes: The last Vampyre, Sherlock Holmes - The Vampire of Lamberley
GB
1987, Farbe, 87 min |
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Regie:
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Tim
Sullivan |
literarische
Vorlage |
Arthur
Canan Doyle |
Kamera:
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Musik |
Patrick
Gowers |
Produzenten |
Granada/WGBH
Boston |
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Jeremy
Brett |
Sherlock
Holmes |
Edward
Hardwicke |
Dr.John
Watson |
Roy
Marsden |
John
Stockton |
Keith
Barron |
Rob
Ferguson |
Yolanda
Vasquez |
Carlotta |
Maurice
Denham |
Rev.
Merridew |

Im
Örtchen Lamberley unweit von Sussex geht die Angst um, mysteriöse
Todesfälle ereignen sich. Gutsbesitzer Fergusons Baby stirbt
urplötzlich, der Schmied, ein Bär von einem Mann, spuckt
Blut und bricht auf offener Strasse tot zusammen und eine seltsame
Grippewelle sucht das Dorf heim und rafft seine Bewohner dahin.
Die abergläubischen Landleute halten all dies für das
Werk John Stocktons, dessen Vorfahren vor 100 Jahren von der Dorfbevölkerung
ermordet wurden, weil sie die Adeligen für Vampire hielten.
Verbrannt im riesigen Familiensitz, der ebenfalls bis auf die Grundmauern
ein Raub der Flammen wurde. Nun fürchtet man, Stockton wäre
selber ein Vampir und zurück in Lamberley um seine Familie
zu rächen.
Der
besorgte Reverend Merridew sucht die berühmten Detektive Holmes
und Watson in London auf und bittet sie, sich des Falles anzunehmen.
Dem Logiker Holmes ist sofort klar, es muß eine rationale
Erklärung hinter all dem stehen, er und Watson beschließen,
diesen "Vampir" eingehender unter die Lupe zu nehmen.
Stockton erweist sich bald als gebildeter und kultivierter Mann,
aber auch als äußerst rätselhafte Persönlichkeit.
Als Schriftsteller und Anthropologe lebte er einige Zeit in den
Urwäldern Südamerikas mit Indianern und mag dort so manch'
für das viktorianische England unbekannte Geheimnis von ihnen
gelernt haben. Ein würdiger Gegenspieler für den Superdetektiv,
der schon bald eine unheimliche Begegnung mit dem Tod persönlich
zu haben scheint. Doch so schnell lässt sich ein Sherlock Holmes
nicht abschrecken. Stockton indes gerät in einen furchtbaren
Streit mit Ferguson, denn dessen peruanische Frau Carlotta und sein
gehbehinderter Sohn Jack scheinen immer tiefer in den Bann des "Vampirs"
zu geraten. In sturmtosender Nacht verunglückt Stockton bei
einer halsbrecherischen Fahrt tödlich.
Doch
die unheimlichen Vorfälle reißen mit dem Tod Stocktons
nicht ab, im Gegenteil, immer neue Opfer mit Bissmalen am Halse
tauchen auf, auch Carlotta und ihre Zofe Dolores sind unter ihnen.
Schließlich erkennt Holmes, wer tatsächlich hinter den
Vampirattacken steckt als es zum letzten Akt des Dramas in der Stocktonschen
Ruine kommt...

"Sherlock
Holmes - The Lamberley Vampyre", so der Originaltitel, ist
eines von fünf Serienspecials der zwar hierzulande nicht gerade
bekannten, doch dafür in England und den USA um so populäreren
und vielgelobten Reihe "The Adventures of Sherlock Holmes".
Normalerweise waren die Episoden für ein bewährtes 50
Minuten TV-Format konzipiert, jene besagten 5 Specials, alle auf
Originalmotiven Conan
Doyles basierend, wurden aber in 100 bis 120 Minutenlänge
als Spielfilme gedreht. Neben dem hier besprochenen "Letzen
Vampir" existieren noch "Der Hund von Baskerville"
(die wohl berühmteste Sherlock Holmes Geschichte überhaupt),
"Das Zeichen der Vier", "König der Erpresser"
und schließlich "Der begehrte Junggeselle", in dem
der legendäre Jeremy Brett zum letzten mal den Meisterdetektiv
gab, er starb 1995 an Herzversagen nach langer Krankheit, die ihn
bereits in den letzten beiden großen Holmesfilmen "Vampir"
und "Junggeselle", beide 1989 entstanden, sichtlich gezeichnet
hatte. Bei den Dreharbeiten zum "Junggesellen" erlitt
der Mime, der übrigens in früherern Jahren auch sehr erfolgreich
den "Dracula" in Hamilton Deanes Bühnenfassung spielte,
mehrere Schwächeanfälle. Auch wenn er vor der Kamera noch
sehr agil wirkte, schien er doch optisch schon sehr gezeichnet.
Am
"letzte Vampir" schieden und scheiden sich noch die Geister
der Holmes Nerds, denn einerseits gilt die Geschichte als eine der
schwächeren im Gesamtwerk und inhaltlich nicht unbedingt ausreichend
für einen fast zweistündigen Film, andererseits wird häufig
bemängelt, das von der literarischen Vorlage nicht viel geblieben
sei und einfach erfundene Personen in die Handlung eingebaut wurden.
Macht
mir nix, ich finde den Film dennoch recht gelungen. Insgesamt wirkt
die Inszenierung düster, gotisch, viktorianisch-dekadent, besitzt
spukhafte unheimliche Atmosphäre, teilweise hammeresk
sozusagen, und genau das passt hervorragend zu dem eigentlich doch
auch recht dunklen Charakter Holmes, der hier nicht, wie in den
meisten früheren Filmen üblich, im karierten Lodenmantel
mit Deerstalkermütze und Lupe in der Hand (prinzipiell ist
das ohnehin eine überzeichnete Karikatur der Figur) umherläuft
und ständig was von "Kombiniere..." faselt. Somit
ist Bretts kühle und leicht arrogante Darstellung auch recht
nahe am Doylesschen Original. Edward Hardwicke ist sowieso der Dr.
Watson per excellence, nie sah man einen besseren solchen.
Dennoch
bleibt, so mancher würde ein leider' einfügen, ein
etwas trutschiger und behäbiger Eindruck des Films, bin beinahe
geneigt zu sagen, ein typisch britischer, ein Rest "Haus am
Eaton Place" oder "Der Doktor und das liebe Vieh",
falls das noch jemand kennt.
Fast könnte man es auch als altmodisch bezeichnen.
Das
mag man oder auch nicht, aber, kombiniere, es wird ja wohl auch
niemand einen Haudrupp Action Heuler oder einen Splatterschocker
erwarten wenn Holmes draufsteht.
Als Fan des 19. Jahrhunderts findet es der Rezensent klasse, da
wir aber um Objektivität bemüht sind, ziehen wir hier
etwas vom Gesamtergebnis ab und werten unterm Strich mit 3 (richtig
guten) Fledermäusen.


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