Schwingen
der Angst (OT:
Nightwing)
Aka: Alas en la noche
Der
junge Indianer Duran, Stammesdeputy in einem ärmlichen Reservat
irgendwo im tiefsten Südwesten der USA, ist schlecht gelaunt.
Nicht genug, dass seine Freundin, die Krankenschwester Anne Dillon,
in die nächste Großstadt abdampfen will um eine bessere
Ausbildung zu erhalten und er sich mit einem Ölkonzern herumschlagen
muß, der in den heiligen Canyons seines Volkes nach der braunen
Brühe bohren will, da stirbt auch noch sein Freund, der Schamane
Abner, ein mächtiger Priester seines Stammes. Vor seinem Tod
erzählt er Duran noch, er habe einen uralten Kult beschworen.
Er habe "den Kreis geöfnet", nun wird die Welt, wie
man sie kennt, untergehen, dies sei die einzige Chance, wie ihr
Volk überleben könne.
Seltsame
Ereignisse häufen sich. Tote Tiere mit nie gesehenen Bisswunden
und auffälligem Amoniakgeruch werden entdeckt, niemand kann
sich einen Reim auf die Sache machen, da taucht der britische Vampirfledermausexperte
Phillip Payne im Reservat auf und erklärt, die blutsaugenden
Flughunde seien der Grund für die toten Tiere. Schon bald würden
riesige Schwärme über die Dörfer und Städte
der Region herfallen und alles töten, ws ihnen in den Weg kommt,
Außerdem übertrügen die Nager auch noch die Beulenpest.
Durans Freundin Anne hat sich indes mit einer kleinen Gruppe christlicher
Camper (kein Witz) zu einem Ausflug in die Wüste aufgemacht.
Des nachts geschieht entsetzliches: ein gigantischer Schwarm der
bissigen Vampire fallen über die frommen Männer und Frauen
her, nur Anne kann sich retten, doch Auto und Funkgerät sind
zerstört und die Wasservoräte neigen sich dem Ende entgegen.
Glücklicherweise entdecken Payne und Duran sie kurz vor dem
Verdursten während die Wüstensonne gnadenlos auf sie herniederbrennt.
Gemeinsam
rücken sie nun den Fledermäusen zuleibe. Sie finden die
Biester in eine der vielen Höhlen des heiligen Canyons, wo
sie am Tage kopfüber unter der Decke hängen und schlummern
und wahrscheinlich gerade von grässlichen Greueltaten süß
träumen. Es könnte alles so einfach sein, doch wie das
in solchen Filmen halt immer so ist, geht schief, was nur in die
Hose gehen kann und unsere Helden müssen verzweifelt um ihr
Leben kämpfen. Als am Ende dann alles in Schutt und Asche geht
und im Feuer versinkt, scheint sich die Prophezeiung des Schamanen
Abner doch noch erfüllt zu haben, doch wenigstens fallen auch
die saugenden Plagegeister den Flammen zum Opfer.
Klappe zu, Fledermaus tot.

"Schwingen
der Angst" ist ein typisches Kind seiner Zeit. Die ausgehenden
Siebziger waren geprägt von Zukunftsängsten, Umweltverschmutzung
machte erstmals als großes Thema die Runde, Ölknappheit,
Energiekrise, Wettrüsten der Supermächte - all dies schuf
einen Geist esoterischer Endzeitstimmung, der sich natürlich
auch in Hollywood niederschlug. Es gab ganze Serien von Filmen,
in denen die Natur in Form irgendwelcher wildgewordenen mörderischen
Kreaturen zurückschlug um dem Menschen, der Wurzel allen Übels,
seine Grenzen aufzuzeigen, oder aber irgendwelche Naturgeister /
Dämonen / Mächte uralter Kulte in das Leben der Gegenwart
einbrachen um alte Ordnungen wiederherzustellen. Manche dieser Filme
drohten dabei oberlehrerhaft mit dem Zeigefinger, andere waren nur
reißerisch, wenige gelungen (Spielbergs "Weißen
Hai" würde ich da als ein solches Beispiel anführen),
einige spezielle versuchten sich eher esoterisch an indianischer
Mythologie mit viel Hokuspokus und gaukelten gar vor, einen gewissen
Anspruch auf Zivilisationskritik zu erheben, wobei sie vielleicht
sogar die heutige Situation der amerikanischen Ureinwohner gar nicht
mal unauthentisch darstellen, allerdings zumeist nur, um dies dann
letztlich sensationsgeil in der Beschwörung ihrer vermeintlichen
alten Religionen (oder was die Filmemacher dafür hielten bzw.
dem Publikum als solche verkaufen wollten) auszubeuten. Öko-Horror,
der aber letztlich doch nur dem Gott Mammon gewidmet ist. Gute Beispiele
hierfür sind "The Manitou" von William Girdler, John
Frankenheimers "Prophecy" oder eben "Schwingen der
Angst", die alle zwischen 1977 und 1979 entstanden sind. Hier
soll es aber um letzteren gehen.
Die
Karriere des Regiesseurs Arthur Hillers, der 1970 für den Überschmalzfetzen
"Love Story" gar einmal für den Oscar nominiert war,
befand sich 1979 bereits mächtig im Taumeln, da wurde ihm das
Drehbuch zu "Nightwing", so der Originaltitel, angeboten.
Die literarische Vorlage hierzu stammte von einem jungen hoffnungsvollen
Autor namens Martin Cruz-Smith, der ja bekanntlich wenige Jahre
später mit dem Roman "Gorki Park" in die Oberliga
der Thrillerautoren aufsteigen durfte, 1979 aber noch recht unbekannt
war. Cruz-Smith lieferte auch das Origibnaldrehbuch, das allerdings
auf Betreiben der Produzenten von den Drehbuchprofis Bud Shrake
und Steve Shagan zunächst mal gewaltig umgeschrieben wurde.
Doch Cruz-Smith akzeptierte und sah seinen Anspruch nicht gefährdet,
allein Hiller kriegt die Geschichte absolut nicht in den Griff.
Seine
Regie ist gelinde gesagt schwach bis grässlich. Der Aufbau
der Story ist lahm und unlogisch. Über weite Strecken zieht
sich der Film wie Kaugummi. Zudem kann sich Hiller absolut nicht
entscheiden, ob er nun ein kritisches Drama (gescheitert), einen
spannungsreichen Horrofilm (gescheitert) oder einfach nur einen
spirituellen Firlefanz (noch am ehesten) inszenieren wollte. Entsprechend
halbgar ist das Ergebnis.
Seine
beiden Hauptdarsteller Nick Mancuso und David Warner lässt
er scheint's machen was sie wollen, und da die beiden ganz offensichtlich
nicht all zu viel Lust auf den Film hatten, wollten sie wohl auch
nicht viel. Dabei können die beiden es doch eigentlich! Egal...
Zum
Schenkelklopfen sind auch die Spezialeffekte: eine Mischung aus
mechanischen Gummifledermäusen und ganz und gar billigen am
Blue Screen entstandenen Einspielungen, die nun wirklich niemanden
erschrecken können.
Atmosphäre,
Spannung oder einfach nur gut erzählte Geschichte? Fehlanzeige.
Umständlich baut Hiller die Geschichte auf und braucht 101
Minuten bis zum großen (geht so) Finale, dabei hätten
insgesamt 15 Minuten völlig gelangt, denn wir wissen ohnehin
am Ende nicht, ob die Vampire den Beschwörungen des alten Schamanen
entsprangen, ob das alles nun Zufall ist oder ob vielleicht irgendeine
Katastrophe der Invasion zugrunde lag. Wollen wir das eigentlich
wissen? Nee, dafür ist der Film eigentlich viel zu langweilig.
Wenigstens
werden gute Bilder der faszinierenden amerikanischen Wüstenlandschaft
gezeigt, aber dafür hätte man sich sicherlich auch irgend
eine Dokumentation im Fernsehen (vielleicht auf einem dritten Programm?)
oder eine der modernen Multimedia-Diashows ansehen können,
mit denen Reiseautoren heutzutage so über die Dörfer tingeln.
Wer einen rasanteren Film über mörderische Fledermäuse
sehen will, der greife zu Louis Morneaus Bats
- Fliegende Teufel von 1999, der immerhin ein solider B-Film
ist.
Hillers Film ist (Achtung, bitte sich Homer Simpsons Stimme vorzustellen)
"Laaaaaangweilig....."


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