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Die Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen  (OT: The League of Extraordinary Gentlemen)

AKA: LXG: The League of Extraordinary Gentlemen, LXG

USA, 2003, Farbe, 110 min


Regie Stephen Norrington
Produzent Don Murphy
Drehbuch James Dale Robinson
Vorlage Comics von Alan Moore, Kevin O'Neill
Kamera Dan Laustsen
Musik Trevor Jones
Sean Connery Allan Quartermain
Shane West Tom Sawyer
Stuart Townsend Dorian Gray
Peta Wilson Mina Harker
Naseeruddin Shah Captain Nemo
Tony Curran Rodney Skinner
Jason Flemyng Dr. Jekyll / Mr. Hyde

"Elf Freunde sollt ihr sein" wusste weiland schon der "Wunder-von-Bern-Vollbringer" Sepp Herberger, doch das war ja bekanntlich erst in den Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert gibt sich der Secret Service ihrer Majestät, die bekanntlich zu der Zeit auf den Namen Victoria hörte, noch mit sieben Helden zufrieden. Die allerdings können sich sehen lassen, handelt es sich doch um das außergewöhnlichste Sammelsurium bekannter und bekanntester Haudegen der gesamten Literatur jener Epoche, als da wären: der Mega-Abenteurer und Scharfschütze Allan Quatermain, Captain Nemo, Oscar Wildes unsterblicher Dandy Dorian Gray, der Unsichtbare, Dr. Jekyll respektive Mr. Hulk...ääh Hyde, Tom Sawyer, der es hier vom Mississippi Flegel zum US Special Agent gebracht hat und last not least Draculas great Love Wilhelmina Harker, Witwe des Transylvanienreisenden Jonathan und inzwischen selber zum Vampir metamorphiert.

Jene Rasselbande also findet zusammen um, was wohl sonst?, die Welt zu retten, denn ein Oberschurke namens "Das Phantom" ist gerade dabei, die Supermächte seiner Zeit gegeneinander aufzuhetzen, ein globaler Krieg droht! Hierzu bleibt unserer Legion der Superhelden allerdings lediglich 96 Stunden Zeit. Doch gottlob hat sich der große Jules Verne allerhand zukunftsträchtiger Gerätschaften ersonnen, die nun seiner Schöpfung Nemo zur Verfügung stehen und es unseren Rettern ermöglichen, stets recht rasch von A nach B zu gelangen und es dort ordentlich scheppern zu lassen.

So steuert das Unternehmen auf sein unvermeidliches Grande Finale zu, an dessen Ende der Oberbösewicht...doch Obacht! Ganz so simpel ist es dann doch nicht! Die Vampireworld wird aber nun den Teufel tun zu verraten, wer hier tatsächlich den bösen Stiefel trägt und somit die einzige (na ja, geht so) Überraschung des gesamten Films vorweg zu nehmen...machen wir nicht!


Moment, da war doch mal was...Sir Sean Connery ist für den britischen Geheimdienst im Auftrag ewiger Jugend und Glückseligkeit unterwegs (oder so ähnlich), sein Boss heißt "M" und ihm stehen so allerhand mächtig abgefahrener Waffen zur Verfügung...hmm...
Dennoch gibt es einen gewaltigen Unterschied: als Connery in jungen Jahren gegen Dr. No, Goldfinger und Blofeld focht, machte dies noch wirklich Spaß! Tja, und jetzt...?

Jetzt ist alles ein wenig anders! Im Grunde könnte an dieser Stelle nun auch nahezu eins zu eins das Review zu Van Helsing stehen, denn es tun sich nicht nur reichlich Gemeinsamkeiten auf, diese sind beinahe schon grandios plakativ. Auch hier haben wir es letztlich mit einem seelenlosen Blockbuster zu tun, auch hier überwiegt der digitale Overkill, man siehe zum Beispiel in beiden Fällen die doofe uninspirierte Pixelgestalt Mr. Hyde, hierbei mag sich nun ein jeder sein eigenes Bild machen, welche mehr saugt. Doch dies scheint eine Gegebenheit der Zeit zu sein. Dem Kinogänger wird indoktriniert, er wolle so etwas haben für seine acht Euro Eintritt plus der zwei Ölfelder für die Plastikschale Nachos und die Schickiflasche Becks im Multiplex. Nun ja...

Die Vampireworld mag sich nun aber nicht zwangsläufig in den allgemeinen Tenor derer einreihen, die den Film bereits weit vor seinem Erscheinen niedergeschrieben haben, denn was wurde auf den Film eingeprügelt. Nemos Rennauto und die Nautilus, das legendäre U-Boot vom Format eines New Yorker Häuserblocks, das aber scheinbar dennoch mühelos durch die Kanäle Venedigs manövrieren kann, wurden als völliger Schwachsinn abgetan, zumal, der Film soll ja 1899 spielen. Gut, sicher ist das Schwachsinn, aber Leute, wir befinden uns hier in einem Film, in dem Vampire, Unsichtbare und Unsterbliche mitwirken (und über 70jährige Herren, die wie ein junger Bruce Lee zuzulangen in der Lage sind), wie unsinnig ist das denn eigentlich? Nee nee, liebe Kritiker so kann man ein solches Filmmärchen für Große nicht angehen.

Das alles ist auch gar nicht das Problem! Dies ergibt sich nämlich eher aus dem Umstand, das a) die Story doof und abgelutscht ist, b) sämtliche Dialoge völlig offensichtlich am Reißbrett entstanden sind, c) einfach die Substanz fehlt und d) der ganze Film einfach dermaßen nach Kalkül stinkt, dass Kinobesucher dies auch so sah und lieber doch fern blieb.

Dabei war die ursprüngliche Idee, die übrigens der britische Kultcomiczeichner Alan Moore, der auch schon die Vorlage zu "From Hell" lieferte (dessen filmische Adaption übrigens trotz Top-Besetzung ähnlich misslang wie im vorliegenden Fall), doch recht knorke, aber man kann halt nicht einfach ein originelles Comicbuch nehmen, Summe XY (vermutlich 100 Millionen $ +) hineinblasen und annehmen, dass dann auch automatisch ein total hipper kultiger und grandioser Film dabei herauskommt, zumal, wenn man sich nicht einmal die geringste Mühe gibt, auch nur die Essenz der Vorlage in den Film zu retten. Die Möglichkeit, die amüsanten literarischen Zitate einzubauen, so wie es das Comic vorgemacht hat, wurde gänzlich verschenkt. Wahrscheinlich hat man es dem Publikum nicht zugetraut, so etwas zu verstehen. Stattdessen wird nicht viel mehr geboten als Beliebigkeit und Oberflächlichkeit.

Den Darstellern merkt man ebenfalls an, das hier nicht allzu viel Herzblut in das Projekt gepumpt wurde. Connery bietet zwar veritable Starpower, doch wirkt seine Darstellung recht launig und dem Vernehmen nach hat ja zwischen Regisseur Stephen Norrington (dessen Blade 1 wir auch nicht sonderlich mochten) und dem Action-Urgestein recht oft die Luft gebrannt. Die anderen Darsteller werden sowieso fast alle nur zu Stichwortgebern degradiert oder sind sogar klassisch fehlbesetzt, wie im Falle Peta Wilsons, der Alibidame in der Runde der außergewöhnlichen Gentlemen (hä??), die als Vampirette aber so was von unspektakulär rüberkommt, dass man eher an Langeweile als vor Schreck sterben würde, wenn sie uns im Dunkel der Nacht auflauerte. Der absolute Brüller aber ist "Captain Nemo" Naseeruddin Shah mit angeklebtem Wunderlampengeist-Bart, köstlich, der Typ. Ach, das sollte gar kein Gag sein? Oh...

Stuart Townsend, damals der einzige Lichtblick in der verpfuschten Rice Verfilmung Die Königin der Verdammten kann sich hier leider auch nicht für größere Aufgaben empfehlen, das liegt aber weniger an etwaigem mangelnden Talent des Mimen als an der Tatsache, dass die Rolle einfach nicht mehr hergibt. Es scheint, als verschleiße Norrington gern schöne junge Männer, siehe Stephen Dorff in Blade (huch, der Typ hat ja sogar den gleichen Vornamen!)

Nun ja, jetzt wurde doch wieder hauptsächlich eingedroschen auf die extraordinär sanften Kerls, da wollen wir zum Schluss aber noch etwas kuscheln.
"Gentlemen" ist knapp besser als Van Helsing. Aber nur knapp. Punkt.

       



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