Die
Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen (OT:
The League of Extraordinary Gentlemen)
AKA:
LXG: The League of Extraordinary Gentlemen, LXG

"Elf
Freunde sollt ihr sein" wusste weiland schon der "Wunder-von-Bern-Vollbringer"
Sepp Herberger, doch das war ja bekanntlich erst in den Fünfziger
Jahren des 20. Jahrhunderts.
Im ausgehenden 19. Jahrhundert gibt sich der Secret Service ihrer
Majestät, die bekanntlich zu der Zeit auf den Namen Victoria
hörte, noch mit sieben Helden zufrieden. Die allerdings können
sich sehen lassen, handelt es sich doch um das außergewöhnlichste
Sammelsurium bekannter und bekanntester Haudegen der gesamten Literatur
jener Epoche, als da wären: der Mega-Abenteurer und Scharfschütze
Allan Quatermain, Captain Nemo, Oscar Wildes unsterblicher Dandy
Dorian Gray, der Unsichtbare, Dr. Jekyll respektive Mr. Hulk...ääh
Hyde, Tom Sawyer, der es hier vom Mississippi Flegel zum US Special
Agent gebracht hat und last not least Draculas great Love Wilhelmina
Harker, Witwe des Transylvanienreisenden Jonathan und inzwischen
selber zum Vampir metamorphiert.
Jene
Rasselbande also findet zusammen um, was wohl sonst?, die Welt zu
retten, denn ein Oberschurke namens "Das Phantom" ist
gerade dabei, die Supermächte seiner Zeit gegeneinander aufzuhetzen,
ein globaler Krieg droht! Hierzu bleibt unserer Legion der Superhelden
allerdings lediglich 96 Stunden Zeit. Doch gottlob hat sich der
große Jules Verne allerhand zukunftsträchtiger Gerätschaften
ersonnen, die nun seiner Schöpfung Nemo zur Verfügung
stehen und es unseren Rettern ermöglichen, stets recht rasch
von A nach B zu gelangen und es dort ordentlich scheppern zu lassen.
So
steuert das Unternehmen auf sein unvermeidliches Grande Finale zu,
an dessen Ende der Oberbösewicht...doch Obacht! Ganz so simpel
ist es dann doch nicht! Die Vampireworld wird aber nun den Teufel
tun zu verraten, wer hier tatsächlich den bösen Stiefel
trägt und somit die einzige (na ja, geht so) Überraschung
des gesamten Films vorweg zu nehmen...machen wir nicht!

Moment,
da war doch mal was...Sir Sean Connery ist für den britischen
Geheimdienst im Auftrag ewiger Jugend und Glückseligkeit unterwegs
(oder so ähnlich), sein Boss heißt "M" und
ihm stehen so allerhand mächtig abgefahrener Waffen zur Verfügung...hmm...
Dennoch gibt es einen gewaltigen Unterschied: als Connery in jungen
Jahren gegen Dr. No, Goldfinger und Blofeld focht, machte dies noch
wirklich Spaß! Tja, und jetzt...?
Jetzt
ist alles ein wenig anders! Im Grunde könnte an dieser Stelle
nun auch nahezu eins zu eins das Review zu Van
Helsing stehen, denn es tun sich nicht nur reichlich Gemeinsamkeiten
auf, diese sind beinahe schon grandios plakativ. Auch hier haben
wir es letztlich mit einem seelenlosen Blockbuster zu tun, auch
hier überwiegt der digitale Overkill, man siehe zum Beispiel
in beiden Fällen die doofe uninspirierte Pixelgestalt Mr. Hyde,
hierbei mag sich nun ein jeder sein eigenes Bild machen, welche
mehr saugt. Doch dies scheint eine Gegebenheit der Zeit zu sein.
Dem Kinogänger wird indoktriniert, er wolle so etwas haben
für seine acht Euro Eintritt plus der zwei Ölfelder für
die Plastikschale Nachos und die Schickiflasche Becks im Multiplex.
Nun ja...
Die
Vampireworld mag sich nun aber nicht zwangsläufig in den allgemeinen
Tenor derer einreihen, die den Film bereits weit vor seinem Erscheinen
niedergeschrieben haben, denn was wurde auf den Film eingeprügelt.
Nemos Rennauto und die Nautilus, das legendäre U-Boot vom Format
eines New Yorker Häuserblocks, das aber scheinbar dennoch mühelos
durch die Kanäle Venedigs manövrieren kann, wurden als
völliger Schwachsinn abgetan, zumal, der Film soll ja 1899
spielen. Gut, sicher ist das Schwachsinn, aber Leute, wir befinden
uns hier in einem Film, in dem Vampire, Unsichtbare und Unsterbliche
mitwirken (und über 70jährige Herren, die wie ein junger
Bruce Lee zuzulangen in der Lage sind), wie unsinnig ist das denn
eigentlich? Nee nee, liebe Kritiker so kann man ein solches Filmmärchen
für Große nicht angehen.
Das
alles ist auch gar nicht das Problem! Dies ergibt sich nämlich
eher aus dem Umstand, das a) die Story doof und abgelutscht ist,
b) sämtliche Dialoge völlig offensichtlich am Reißbrett
entstanden sind, c) einfach die Substanz fehlt und d) der ganze
Film einfach dermaßen nach Kalkül stinkt, dass Kinobesucher
dies auch so sah und lieber doch fern blieb.
Dabei
war die ursprüngliche Idee, die übrigens der britische
Kultcomiczeichner Alan Moore, der auch schon die Vorlage zu "From
Hell" lieferte (dessen filmische Adaption übrigens trotz
Top-Besetzung ähnlich misslang wie im vorliegenden Fall), doch
recht knorke, aber man kann halt nicht einfach ein originelles Comicbuch
nehmen, Summe XY (vermutlich 100 Millionen $ +) hineinblasen und
annehmen, dass dann auch automatisch ein total hipper kultiger und
grandioser Film dabei herauskommt, zumal, wenn man sich nicht einmal
die geringste Mühe gibt, auch nur die Essenz der Vorlage in
den Film zu retten. Die Möglichkeit, die amüsanten literarischen
Zitate einzubauen, so wie es das Comic vorgemacht hat, wurde gänzlich
verschenkt. Wahrscheinlich hat man es dem Publikum nicht zugetraut,
so etwas zu verstehen. Stattdessen wird nicht viel mehr geboten
als Beliebigkeit und Oberflächlichkeit.
Den
Darstellern merkt man ebenfalls an, das hier nicht allzu viel Herzblut
in das Projekt gepumpt wurde. Connery bietet zwar veritable Starpower,
doch wirkt seine Darstellung recht launig und dem Vernehmen nach
hat ja zwischen Regisseur Stephen Norrington (dessen Blade
1 wir auch nicht sonderlich mochten) und dem Action-Urgestein
recht oft die Luft gebrannt. Die anderen Darsteller werden sowieso
fast alle nur zu Stichwortgebern degradiert oder sind sogar klassisch
fehlbesetzt, wie im Falle Peta Wilsons, der Alibidame in der Runde
der außergewöhnlichen Gentlemen (hä??), die als
Vampirette aber so was von unspektakulär rüberkommt, dass
man eher an Langeweile als vor Schreck sterben würde, wenn
sie uns im Dunkel der Nacht auflauerte. Der absolute Brüller
aber ist "Captain Nemo" Naseeruddin Shah mit angeklebtem
Wunderlampengeist-Bart, köstlich, der Typ. Ach, das sollte
gar kein Gag sein? Oh...
Stuart
Townsend, damals der einzige Lichtblick in der verpfuschten Rice
Verfilmung Die Königin
der Verdammten kann sich hier leider auch nicht für größere
Aufgaben empfehlen, das liegt aber weniger an etwaigem mangelnden
Talent des Mimen als an der Tatsache, dass die Rolle einfach nicht
mehr hergibt. Es scheint, als verschleiße Norrington gern
schöne junge Männer, siehe Stephen Dorff in Blade
(huch, der Typ hat ja sogar den gleichen Vornamen!)
Nun
ja, jetzt wurde doch wieder hauptsächlich eingedroschen auf
die extraordinär sanften Kerls, da wollen wir zum Schluss aber
noch etwas kuscheln.
"Gentlemen" ist knapp besser als Van
Helsing. Aber nur knapp. Punkt.



|