Der
Todesengel (OT:
The hand of night)
AKA: The Beast of Maoocco, La Mano de la Noche

Paul
Carver, ein Architekt aus England, der unlängst Frau und Tochter
bei einem Autounfall verloren hat, reist nach Marokko. Während
des unruhigen Fluges plagen ihn seltsame Alpträume. Er sieht
sich selbst einer Hochzeit in einer maurischen Begräbnisstätte
beiwohnen, bei der sich die Braut in ein Skelett verwandelt. Als
er schweißgebadet erwacht, stellt er fest, das sein ihm unbekannter
Sitznachbar ebenfalls Teil seines Traumes war. Dieser, er stellt
sich als Archäologe Otto Gunther vor, ist fasziniert von Carvers
Geschichte und lädt den Architekten in sein Haus ein.
Als Carver in
Marokko eintrifft und einen alten Freund besuchen will, stellt sich
heraus, das auch dieser gerade eben verstorben ist. Carver, der
sich immer tiefer in quälendem Selbstmitleid verfängt
und dem Alkohol zuspricht, glaubt in sich einen Boten des Todes
zu erkennen, den "Freund Hein" aber selber nicht holen
will um ihn zu quälen. Agonie und Sinnlosigkeit bestimmen sein
Leben, so meint er.
Einem inneren
Instinkt folgend sucht Carver Gunthers Haus auf. Dort ist gerade
eine kleine Feier im Gange, denn Gunthers Assistent Leclerc hat
soeben eine historische Grabanlage von unschätzbarem Wert entdeckt.
Carver wird freundlich aufgenommen, dennoch fühlt er sich nicht
wohl. Als die schöne Marisa erscheint (die kein Spiegelbild
hat), folgt Carver ihr durch dunkle Straßen in einen Palast
wie aus 1001 Nacht, wo sich wundersame Dinge ereignen. Scheinbar
will ihn die orientalische Schönheit verführen, doch als
sie einen seltsamen Ring an Carvers Finger entdeckt, den er im Haus
des Archäologen an sich nahm, nehmen die Dinge einen andren
Verlauf: Carver verliert das Bewußtsein und erwacht am nächsten
Tag in der Wüste, wo ihn zufällig Gunther und dessen Ziehtochter
Chantal entdecken, die sich auf dem Weg zu den Grabfunden befinden.
Der Palast stellt sich als halbverfallene Ruine heraus, der von
den abergläubischen Einheimischen gemieden wird. Gunther berichtet
Carver von der Legende eines Vampirs, der dort umgehen soll, doch
der Architekt scheint der schönen Marisa bereits verfallen
zu sein. Chantal, die sich in einer Art Hassliebe Carver zugetan
fühlt, versucht diesen von der dunklen Seite, die sein Leben
bestimmt, abzubringen, doch sie wird entführt vom finsteren
Omar, einem Diener der schönen Vampirin, der sie in die Wüste
schleppt, wo sie sterben soll. Nun muss sich Paul Carver entscheiden.
Wird er Marisa in die Dunkelheit folgen oder wird er Seite an Seite
mit Gunther Chantal befreien und das Böse bekämpfen?

Merkwürdiges
Stück Film, das! Wobei die Ausgangssituation ja eigentlich
recht originell ist. Orientalische Vampire hatten wir noch nicht
allzu häufig, zudem bietet die Eröffnungsszene, die ja
die bizarre Traumsequenz Carvers im Flieger zeigt, durchaus eine
gewisse Extravaganz, die auch recht neugierig auf mehr macht. Doch
leider kann der Film nicht halten, was der vielversprechende Beginn
offenbart und der Spannungsbogen knickt immer tiefer ein. Warum
das?
Zum einen ist
das Drehbuch von Bruce Stewart ziemlich dröge, denn Vampir
hin oder her, diese Vampirdame (Alizia Gur, dem Vampireworld-Team
gänzlich unbekannt) ist zwar hübsch anzuschauen, benimmt
sich aber eigentlich reichlich unvampirisch (bestenfalls ist ein
Sukkubus-Motiv nachvollziehbar), und die ganze Geschichte entpuppt
sich eigentlich eher als schnarchige Geistergeschichte, die gänzlich
blutleer inszeniert worden ist (kein Witz, hier ist tatsächlich
kein Tropfen Blut zu sehen, nur Plastikskelette und putziges Billig-Make-up
von einem "Vampir" [oder was für eine Kreatur das
sein soll], der im Sonnenlicht vergeht.)
Die exotische
nordafrikanische Kulisse verliert auch sehr bald ihren Reiz, denn
dies allein reicht bei weitem nicht aus, den Film zu tragen, eine
Eigenschaft übrigens, die die Darsteller schon gar nicht auf
ihrem Haben Konto verbuchen können. William Sylvester, besonders
aufmerksame Besucher unserer Seite erinnern sich daran, von ihm
bereits im Film Die Gruft
der toten Frauen sanft in den Schlummer gemimt worden zu sein,
ist völlig uncharismatisch und nervt auf Dauer sogar richtiggehend
als sperriger Melancholiker, die unglamouröse Diane Clare kann
sich in ihrer Darstellung der eigentlich resoluten Chantal nicht
richtig zwischen verspieltem Kleinmädchencharme, Zicke und
"Scream Queen" entscheiden, Edward Underdown ist als "Guter"
Gunther beinahe überflüssig, Alizia Gur ist wie gesagt
wenigstens recht ansehnlich, verbreitet aber keinerlei vampirisches
Flair und hätte hierfür auch ohnehin viel zu wenig Szenen.
Dem Film sieht
man darüber hinaus auch zu nahezu jedem Zeitpunkt an, das eigentlich
nie genug Geld da war. Da nächtens drehen bekanntlich um einiges
kostspieliger ist als am Tage, wurde auch hier nach dem Prinzip
der "amerikanischen Nacht" gedreht, einer bestimmten Filtertechnik,
die (meistens nicht besonders überzeugend) die Illusion von
Dunkelheit vermittelt, obschon in der hellichten Mittagssonne gekurbelt
wurde. Dummerweise aber scheint man hier immer mal wieder vergessen
zu haben, den Filter vor die Linse zu schrauben, so das sich gelegentlich
Szenen einschleichen, die eigentlich nachts spielen sollen, tatsächlich
aber das helle Tageslicht der nördlichen Sahara einfingen.
Zum Umschneiden oder gar nachdrehen reichten dann wohl die Mittel
nicht mehr, oder aber man hat ganz in guter alter Ed
Wood Art gedacht, egal, das merkt eh keine Sau - ätsch,
doch!
So ganz überzeugt
können dann auch die Produzenten Harry Field und Lionel Hoare
nicht vom fertigen Werk ihres Regisseurs Frederic Goode gewesen
sein, denn außerordentlich beworben haben sie den Film nicht,
weswegen er auch recht bald wieder in Vergessenheit geriet. In Deutschland
lief "The Hand of Night" ohnehin nie im Kino oder erfuhr
einen Release auf Video oder DVD. Einzig der Minderheitensender
Tele 5 strahlte den Film 2003 einmal im Samstagnachtprogramm aus,
dies war die offizielle Deutschlandpremiere. Wer damals nicht gerade
seinen Videorecorder programmiert hat (so fern Tele 5 in Eurer Gegend
überhaupt zu empfangen ist, was bei weitem nicht bundesweit
der Fall ist), hat also eher ganz schlechte Karten mal an das Teil
heranzukommen, es sei denn man zahlt unverschämte Importpreise
in USA oder UK.
Muss man aber gar nicht, denn, wie bereits gesagt, eigentlich ist
der Film eher doof.
Einen Punkt gibt es für den ungewöhnlichen Anfang, mehr
ist leider nicht!


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