Der
Großstadtvampir (OT:
Vampire)
USA, 1979, Farbe, 97 min |
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Regie:
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E.W. Swackhamer |
Produzenten:
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MTM
Enterprises |
Drehbuch |
Steven
Bochco / Michael Kozoll |
Musik: |
Fred
Karlin |
Kamera: |
Dennis
Dalzell |
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Jason
Miller |
John
Rawlins |
Richard
Lynch |
Anton
Voytek |
E.G.
Marshall |
Harry
Kilcoyne |
Kathryn
Harrold |
Leslie
Rawlins |
Barrie
Youngfellow |
Andrea
Parker |
Auf
einer Party lernt der erfolgreiche San Franciscoer Architekt und
Kunstliebhaber John Rawlins, der gerade mit dem Bau einer Kathedrale
beschäftigt ist, den europäisch stämmigen Krösus
Anton Voytek kennen. Voytek versucht Rawlins für ein einzigartiges
Projekt zu gewinnen: das Gelände, auf dem Rawlins Kathedrale
entstehen soll, gehörte einst Voyteks Familie, doch der Familiensitz
wurde zerstört. In den verschütteten katakombenartigen
Kellern sollen aber noch Kunstschätze von unschätzbaren
Werten zu finden sein, verschollene Gemälde von alten Meistern,
antike Gegenstände - alles, was das Sammlerherz begehrt. Rawlins
willigt in die Grabungen ein, und tatsächlich kommen unvorstellbar
wertvolle Artefakte zutage. Dummerweise gelten die meisten davon
als gestohlen, zudem wird auch noch eine Leiche entdeckt, und zwar
die eines Priesters und ehemaligen Cops.
Dies
ruft den ehemaligen Partner des Toten, den pensionierten Detective
Harry Killcoyne auf den Plan, der die Umstände um das Verschwinden
des Priesters nie aufklären konnte. Voytek wird verhaftet,
kommt aber gegen Kaution wieder auf freien Fuß. Weil er sich
von Rawlins verraten fühlt, schwört er blutige Rache an
ihm. Und die nimmt er auch.
Als
Rawlins eines Abends nicht daheim ist, verführt Voytek desen
Frau Leslie, trinkt ihr Blut (hat etwa jemand daran gezweifelt,
dass er der Vampir ist?) und tötet sie auf bestialische Weise.
John
Rawlins kostet der Verlust beinahe den Verstand. Wie ein Besessener
heftet er sich an Voyteks Fersen, bricht sogar in eine seiner Wohnungen
ein und entdeckt in einem Versteck einen Sarg. Nun erkennt auch
er langsam, wer sein Gegner ist. Da diesem der Mord an Rawlins Gattin
nicht nachzuweisen ist, verhaftet die Polizei den geschassten Architekten
(wegen Einbruchs), schließlich landet er sogar im Tollhaus,
weil er ständig was von Vampiren faselt...
Als
Voytek ihn dort besucht (wie dies weiland Charles Maturins Melmoth
der Wanderer, quasi der irische Faust, mit seinen bedauernswerten
Opfer tat) und endgültig abrechnen will, kommt in letzter Sekunde
Ex-Cop Killcoyne dazwischen, der den Witwer seit Tagen beschattet
hat. Killcoyne nimmt Rawlins in seine Wohnung auf und schlägt
ihm vor, den Vampir gemeinsam zur Strecke zu bringen. In detektivischer
Kleinarbeit spüren die beiden Männer die verschiedenen
Verstecke Voyteks auf und machen sie mittels Kruzifixe und Weihwasser
für den Vampir unbrauchbar (auch das haben wir doch schon mal
irgendwo gelesen / gesehen, oder nicht? Wie war das noch 1897, als
van Helsing, Harker und ihren Gefährten Draculas Spur durch
London verfolgten?)
Da
entführt der Vampir Killcoynes junge attraktive Nachbarin Andrea
und droht, ihr das gleiche Schicksal wie Rawlins Frau zuteil werden
zu lassen, wenn die Vampirjäger nicht von ihrem Tun ablassen.
Doch unsere beiden Gents sind natürlich Ehrenmänner, die
niemals mit Terroristen verhandeln, so machen sie sich auf den Weg
zu Voyteks Familiengruft, dem einzigen Ort, der ihm als Versteck
noch bleibt, bereit, die letzte Schlacht zu schlagen. Doch schon
rückt (mal wieder) der Sonnenuntergang bedrohlich näher...
Zunächst
eine gute und eine schlechte Nachricht: Regisseur Swackhammers Film
ist gar nicht mal schlecht und sogar durchaus sehenswert, leider
aber ist "Der Großstadtvampir" hierzulande nur äußerst
schwierig erhältlich, handelt es hierbei doch um ein amerikanisches
TV Movie, welches im Fahrwasser des 1979'er Dracula
von John Badham entstand und bei uns nie auf Video (geschweige denn
auf DVD) erschienen ist. Dafür aber fand Film einige Ausstrahlungen
im hiesigen Kabelfernsehen, vornehmlich auf den Recyclingkanälen
RTL 2 (hier als deutsche Premiere Anno 1993), Kabel 1 und meines
Wissens letztmalig Anfang laufenden Jahres auf Tele 5. Wer ihn also
bei einer dieser Gelegenheiten nicht getaped hat, hat eher schlechte
Karten in den Besitz dieses Filmes zu kommen, es sei denn, er bestellt
für viel Geld das amerikanische Original VHS im NTSC Format
bei Amazon.com oder Konsorten.
Dabei ist gar nicht nachvollziehbar, warum der Streifen nie in die
teutonischen Videotheken Einzug hielt, wenn dies gerade in den 80'ern
doch wirklich jedem auch nur ansatzweise verramschbaren Schwachsinn
wiederfuhr. Nun ja...
Beim "Großstadtvampir"
böte sich zumindest die Möglichkeit, neben dem immergrünen
Vampirthema auch aus den gar nicht mal so unpopulären Darstellern
Kapital zu schlagen. Schließlich wirken hier (mehr oder minder)
altgediente Recken wie E.G Marshall als knarziger Polizeirentner
Killcoyne oder der seinerzeit vielfach als mysteriöser Buhmann
gebuchte Richard Lynch in der Rolle des Dracula-Ersatzsaugers Voytek
mit, vor allem aber Jason "The Exorcist" Miller, der ja
heutzutage leider auch eher ein Kandidat für die bekannte Rubrik
der Illustrierten "Stern" mit Namen "Was macht eigentlich...?"
(Ihr wisst schon, ist immer auf der letzten Seite in Nannens Blatt)
geworden ist. Das letzte mal, das der gute Mann auffiel, war in
der lahmen Fortsetzung "Exorzist 3" von 1994. Offenkundig
war der Teufelsaustreiberfilm gleichermaßen Segen wie Fluch
für den markant ausschauenden Mimen, der aber dennoch durchaus
was von seinem Beruf versteht und auch im vorliegenden Film eine
gute Figur macht.
Wegen der Darsteller kann man also schon mal nicht mosern.
Auch Swackhammers
Regiearbeit bietet im Grunde keinen Anlass zur Klage. Man könnte
hier Schlagworte wie "routiniert" oder "souverän"
anwenden und würde es damit sogar ganz gut treffen (aber wir
sind ja keine Phrasenschweine, höhö), sollte aber in dem
Fall auch eine gewisse Tendenz zur Schwerfälligkeit nicht verhehlen.
Aber insgesamt ist die Inszenierung recht ordentlich geraten. Löblich
hierbei ist insbesondere der Crossover aus stimmungsvoller düsterer
Atmosphäre und 70'er Style Detektivgeschichte, wie sie eben
so nur im Chefland aller Dinge (hulp!) entstehen konnte.
Nicht ganz astrein
ist vielleicht die Story als solche, wobei man hier streiten könnte,
ob eventuell versucht worden ist, die Motive derromantischen
/ viktorianischen Epoche und der berühmten Vorbilder / Einflüsse
wie "Melmoth" und Dracula zu zitieren und in die Gegenwart
zu hieven, was schließlich auch nicht ganz neu wäre,
denn hier haben sich bereits seit Friedrich Wilhelm Murnau auf filmischer
Ebene etliche verdient gemacht (Name Dropping sparen wir uns jetzt
einfach mal), oder ob einfach dreist zusammengeklaut worden ist.
Ich weiß es nicht, neige aber jetzt einfach mal dazu, ersteres
zu glauben, und muss dennoch eine etwas abgestandene Geschichte
kritisieren. Raffinierte Wendungen oder geschickte Haken im Fortlauf
der Handlung sind folglich eher nicht zu erwarten, allerdings überrascht
doch mitunter die Drastigkeit der laufenden Ereignisse (Rawlins
Frau wird brutal ermordet, Rawlins landet in der Klappse, der Vampir
ist wirklich absolut böse im Geiste eines Serienkillers a la
Jack The Ripper und nicht irgendwie auch melancholisch, wie das
vielleicht oft ein Dracula ist) gerade weil wir es hier mit einem
Fernsehspiel zu tun haben, was eigentlich gleichbedeutend ist mit
einem familienkompatiblen Handlungsablauf, der hier nicht bedient
wird. Da muss man schon sagen: Respekt, das gefällt. Auch ist
der Film nicht spannungsarm. So kann man auch schon mal über
das eine oder andere logische Loch hinweg sehen, das sich doch gelegentlich
auftut.
Fassen wir also
zusammen: Über weite Strecken geht der Film gerade für
sein Medium völlig ok, unterhält ordentlich und erschreckt
manchmal fast, bietet zwar nicht allzu viel neues, dafür aber
souveräne Darsteller und eine Spannungsschraube, die mal mehr,
mal weniger straff angezogen wird. Krimi- wie Horrorfans kommen
gleichermaßen auf ihre Kosten, wenn sie nicht zu viel erwarten.
Sollte der Film mal wieder irgendwo völlig versteckt im Nachtprogramm
eines Kleinstsenders auftauchen, so lohnt das lange Aufbleiben und
/ oder das Programmieren des Videos. Wegelagererpreise für
einen Amiimport hingegen sind nicht notwendig.
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