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Das Zeichen des Vampirs  (OT: Mark of the Vampire)
AKA: Vampires of Prague

USA 1935, SW, 85 min
 
Regie Tod Browning
Drehbuch Guy Endore/Bernard Schubert
Vorlage Tod Browning
Kamera James Wong Howe
 
Lionel Barrymore Prof. Zelen
Elizabeth Allan Irena Borotin
Lionell Atwill Inspektor Neumann
Holmes Herbert Karel Barotin
Jean Hersholt Otto von Zinden
Bela Lugosi Graf Mora
Carol Borland Luna Mora
Donald Meek Dr. Doskill

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Baron Karel ist tot! Offenbar wurde er Opfer eines Vampirs, denn sein Diener findet die Leiche blutleer und mit zwei Bißmalen am Hals. Dennoch bleibt der aus Prag angereiste Inspektor Neumann, der den Todesfall untersucht, skeptisch, weswegen er sich mit dem fachkundigen Professor Zelen kurzschließt. Doch die Vampirtheorie scheint sich zu bestätigen, fängt doch der toto Baron an, in der Schloßkapelle herumzuwandeln. Darüber hinaus erhält seine Tochter Irena des öfteren Besuch von einer unheimlichen jungen Dame. Auch treibt sich nun häufiger ein diabolisch wirkender Mann im Schloss herum. Kein Zweifel, Vampire gehen um.
Letztendlich führt all dies dazu, daß sich Otto von Zinden, ein Freund der Familie Karel, als Mörder des Barons entlarvt. Er hatte ihn vergiftet und auf raffinierte Art und Weise das Blut mit einem Schöpfglas abgezapft. Als Nachlassverwalter Karels wollte er sich das Familienerbe erschleichen. Die Vampire stellen sich, ebenso wie der untote Baron Karel als Schauspieler heraus, die der Inspektor angeheuert hatte, um den Mörder zu entlarven.


Der Schlussgag des Films hat Tod Browning seinerzeit viel Kritik eingebracht, stellte sich letztendlich doch alles nur als Mummenschanz einiger Hokuspokus-Darsteller heraus, weit entfernt vom echten Vampirspuk. Allerdings war eben diese Idee ja gar keine neue, schließlich handelt es sich bei "Mark of the Vampire" ja um ein Remake seines eigenen weitaus legendäreren Stummfilms "London after Midnight", dessen Originalspur noch immer als verschollen gilt und der nur noch in fragmentarischen Fassungen erhältlich ist. Das eine oder andere Element des hier vorliegenden Filmes wirkt dann auch tatsächlich unlogisch, manchmal gar unfreiwillig komisch, wenn etwa Bela Lugosi den Gruselvampir gibt auch wenn er völlig alleine in einem Raum ist, was er ja als Schauspieler gar nicht müsste.

Und überhaupt, Bela Lugosi!
Eigentlich ist der Part des vermeintlichen Vampirgrafen Mora ja eher ein ziemlich kleiner und beschränkt sich auf das gelegentliche allzu theatralisch wirkende Auftauchen des Buhmannes, was teilweise beinahe einer Parodie seiner Draculadarstellung gleichkommt, auch wenn es kaum so gedacht war. Lugosi hat auch nur ganz am Ende des Films einige ganz kurze Dialoge, somit ist die Rolle gemessen an seiner damals noch ungebrochenen Popularität fast ein Witz. Im Originalfilm verkörperte seinerzeit noch der gleichermaßen legendäre Lon Chaney (senior, wohlgemerkt), sowohl den Inspektor wie den Vampir und hatte also eine ungleich anspruchsvollere Rolle.
Dennoch wirkt "Das Zeichen... " durchaus sehr stimmungsvoll, sehr atmosphärisch, ja über weite Strecken gar unheimlicher und gotischer als Brownings berühmter Draculafilm von 1930, was einem gut' Teil Kameramann James Wong Howe zu verdanken ist, der die unheimliche und perfekt ausgeleuchtete Szenerie in gespenstischen schaurig schönen Bildern zu fotografieren verstand. Zudem ist Carol Borland, deren Rolle als Luna Mora zwar auch im wesentlichen nicht umfangreicher ausfiel als Lugosis Part, eine Art Urahnin aller weiblichen Gothics dieser Welt, möglicherweise die Vampirbraut der Filmgeschichte (nein, nicht die schönste, das war zweifelsohne Sharon Tate!)

Das laut Meinung vieler Fans sehr enttäuschend geratene Ende des Films - hierüber kann man zweifellos streiten, wir halten die Idee mit den Schauspielern für nicht mal unoriginell, zweifelsohne aber für unlogisch, denn schließlich gesteht der Mörder seine Tat letztlich unter Hypnose, das Vampirtheater wäre also eigentlich gar nicht vonnöten gewesen - entreißt ihn ohnehin dem Genre des phantastischen Filmes und ordnet ihn dem Krimi unter, konnte aber auch auf der Ebene nicht so recht funktionieren, denn schließlich waren Mitte der dreißiger Jahre knallharte Gangsterstreifen, in denen Tommy-Maschinenpistolen kiloweise Blei ausspieen, in dem Bereich das hippste Ding.

Doch ziehen wir einen Strich und werden versöhnlich:
"Das Zeichen des Vampirs" ist ein sehr stimmungsvoller, eleganter und charmanter Film mit tollen Kulissen und Kostümen, egal welchem Genre man ihn nun zuordnen mag. Wir meinen, auch wenn man hier nicht von einem reinen Horrorfilm reden kann, muss man dennoch von einem Werk typisch klassischer Gothic-Grusel-Stilmittel sprechen. Rein optisch gehört er gar zu den gelungensten der gesamten "Vintage" Vampirgruseler der 30'er und 40'er Jahre.
Ärgerlich ist, das die Produzenten den Film letztlich um über zwanzig Minuten kürzten, die gebräuchliche Fassung ist nämlich nur knappe 60 Minuten lang. So ging leider viel von der unheimlichen Geschichte Moras und Lunars verloren, doch ein Selbstmord aufgrund eines inzestuösen Verhältnisses der beiden, die ja laut Story Vater und Tochter sind, und das daraus resultierende Wiedergängerdasein als Vampir war den Herren der Chefetage Universals eine Spur zu heftig, gerade auch, weil Tod Browning kurz zuvor übel Schiffbruch erlitt mit dem für damalige Verhältnisse ungemein radikalem Film "Freaks". Diese ‚Zensur' kann man aber weder Browning noch den Darstellern ankreiden.
Man sollte den Film letztlich einfach so betrachten, wie er erscheint, nämlich als schönen altmodischen Schauerfilm, der dann einfach Spaß macht. Fordern wir hier die Logik zu sehr, ruinieren wir uns den Genuss. Und das muss ja nicht sein, gelle?



2001 - 2009 by  webmaster@vampire-world.com       Stand: 06.07.2001 Seitenanfang nächste Seite